Gesundheitswirtschaft will Zeichen aus Rostock senden

3. Juni 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 03.06.2021 05:00 Uhr

Internationale Vertreter beraten in Rostock über Strategien und Herausforderung der Gesundheitswirtschaft. Ein Erfahrungsbericht Israels bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie soll auch Lösungen für Deutschland bieten.

von Max Fuhrmann, NDR 1 Radio MV

Auf der diesjährigen Branchenkonferenz, die vorrangig digital stattfindet, stehen die Lehren aus der Corona-Pandemie im Mittelpunkt. Dazu gibt es zusammengeschaltet aus einer Art virtuellem Studio in Rostock verschiedene Vorträge, Workshops, Seminare und Gesprächsrunden. Mehrere Vertreter aus Israel werden auf der Konferenz Frage und Antwort stehen. Israel gilt als vorbildliches Beispiel für die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie, so ein Sprecher der Konferenz. Wie der Tagungspräsident und Greifswalder Medizinprofessor Marek Zygmunt sagte, kann Deutschland viel von den Erfahrungen Israels im Umgang mit der Pandemie lernen. Dazu werden unter anderem Redebeiträge des Botschafters Israels in Deutschland, Jeremy Nissim Issacharoff und des Präsidenten der Israelischen Medizinischen Gesellschaft, Zion Hagay, erwartet.

“Risiko und Wettbewerb” in Israel

Konferenzteilnehmer Professor Shlomo Shpiro, Leiter des Europainstituts an der Bar-Ilan Universität in der Nähe von Tel Aviv, fasst die Gründe für den Vorsprung Israels bei den Impfungen vor allem in zwei Schlagworten zusammen: “Risiko und Wettbewerb”. Israel sei das Risiko eingegangen, sich bereits früh auf konkrete Impfstoffe festzulegen und in großen Mengen zu bestellen. Außerdem befanden sich die vier staatlichen Krankenversicherungen in einer Art Wettbewerb, wer am schnellsten die meisten Menschen impfen könne. Laut Shpiro die wichtigste Devise: Die Impfung musste an den Mann und an die Frau gebracht werden, egal wo sie sind. Eine Impfpflicht gibt es aber ebenso wie in Deutschland nicht. Aufgrund der Erfahrungen aus den unzähligen Konflikten in der Region gebe es allerdings in der Bevölkerung ein breites Verständnis für staatliche Maßnahmen und Empfehlungen. Das sei ohne Frage das Erfolgsrezept, betont Shpiro.

Impfen, impfen, impfen

Dabei gab es keine Einschränkung der Impfungen auf Impfzentren. Auch in Arztpraxen, Einkaufszentren, Restaurants, Bahnhöfen und vielen anderen Orten des Alltags wurde geimpft. Impfteams waren generalstabsmäßig im ganzen Land unterwegs. Selbst abgelegene Orte mit nur wenigen Einwohnern wurden dabei besucht. Das würde sich jetzt auszahlen, so Sphiro. Auch technisch sei vieles möglich, “die Technologie ist da und sie funktioniert gut”, sagt er und meint damit unter anderem Apps für Mobiltelefone. Interessanterweise habe sich trotzdem kaum eine Einwohnerin und kaum ein Einwohner für eine Nachverfolgungs-App entschieden, berichtet er.

Bald deutsch-israelisches Start-up?

Die mehr als einhundert Rednerinnen und Redner auf der 16. Branchenkonferenz der Gesundheitswirtschaft in Rostock werden an den zwei Tagen nicht nur in einen theoretischen Austausch treten. Am Ende sollen auch konkrete Ergebnisse stehen. Mecklenburg-Vorpommern will beispielsweise vom Know-How Israels profitieren. Auf der Konferenz soll hierfür ein sogenanntes Paper of Interest zwischen Israel und dem Bundesland unterschrieben werden. Mögliche Start-ups könnten demnach schon bald folgen. An den beiden Konferenztagen werden auch viele weitere Themen besprochen. Zum Beispiel neue Gesundheitstechnologien, regionale Forschung, europäische Zusammenarbeit bei Krankendatenbanken oder wie künstliche Intelligenz die Branche verändern könnte. Dabei geht es auch um die Herausforderungen der Gesundheitswirtschaft durch Klimawandel und Ökologie.