Hotels und Gaststätten: Personalmangel und dickes Umsatz-Minus

Hotels und Gaststätten: Personalmangel und dickes Umsatz-Minus

12. August 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 12.08.2021 17:17 Uhr

Wegen des langen Lockdowns fehlen dem Hotel- und Gaststättengewerbe in Mecklenburg-Vorpommern Mitarbeiter. Vor allem auf dem Ausbildungsmarkt ist die Lage kritisch. Die Betriebe im Gastgewerbe meldeten im Juli einen deutlichen Umsatzrückgang.

Der Personalmagel gefährde die Existenz vieler Betriebe im Gastgewerbe in Land, sagte Dehoga-Präsident Lars Schwarz NDR 1 Radio MV. Allein für Juli meldeten die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern einen Umsatzrückgang in Höhe von elf Prozent im Vergleich zu 2019. Das geht aus der neuesten Blitzumfrage des Hotel und Gaststättenverbandes im Land hervor. 30 Prozent – also jeder Dritte, der teilnahm – sieht sich aktuell in Existenznot, weil Mitarbeiter fehlen. Viele, auch langjährige Mitarbeiter hätten während des Lockdowns in der Corona-Pandemie Beschäftigung in anderen Branchen wie dem Einzelhandel oder in Nachbar-Bundesländern wie Schleswig-Holstein gefunden. Der Bedarf sei nun noch einmal größer als in den Hochsaison-Zeiten der Vorjahre, so Dehoga-Präsident Schwarz. Die Agentur für Arbeit meldet aktuell fast 2100 freie Stellen im Gastgewerbe, zum Vergleich: vor Corona 2019 waren es 1700. Und wahrschenlich sind es noch sehr viel mehr, denn längst nicht alle Betriebe melden dem Arbeitsamt die freien Stellen.

Gesucht: Köche, Servicepersonal, Barkeeper

Es fehlt an allem: Egal, ob Barkeeper, Empfangspersonal, Köche oder Servicemitarbeiter – wer derzeit online oder in Zeitungen nach Stellen etwa auf der Insel Usedom sucht, hat die freie Wahl. Mit Willkommensprämien von 600 Euro werben Unternehmen oder bieten übertarifliche Bezahlung. Der Mangel zeigt sich auch im Kleinen – so klagt etwa das Steigenberger Grand Hotel in Heringsdorf darüber, dass in diesem Jahr im Gastro-Bereich keine Azubi-Stellen besetzt worden seien. Üblicherweise habe man zehn bis zwölf neue Auszubildende pro Saison.

Deutlich weniger Auszubildende

Ein ähnliches Bild zeigen deutschlandweite Statistiken: So sank die Zahl der Ausbildungsverträge bei Tourismuskaufleuten um fast zwei Drittel (-61,1 Prozent), wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Dahinter in der Negativ-Rangliste kamen Hotelfachmänner- und -frauen (-31 Prozent) und Köche (-19,8 Prozent). Insgesamt wurden im Jahr 2020 im Bereich Industrie und Handel, zu dem auch das Gastgewerbe gehört, 36.000 Ausbildungsverträge weniger geschlossen.

Weniger Pendler aus Polen

Ebenso fehlen Pendler aus dem Ausland: So kamen nach Angaben des Usedomer Dehoga-Chefs Krister Hennige vor der Pandemie täglich etwa 4.000 Menschen aus Polen über die Grenze, um auf dem deutschen Teil der Insel zu arbeiten – mittlerweile habe sich die Zahl aber halbiert.

Unternehmerverband will Personal aus der Ukraine holen

Der Unternehmerverband Vorpommern will jetzt in einem Brief Ministerpäsidentin Manuela Schwesig (SPD) auffordern, zu handeln. Der Verband möchte Personal aus der Ukraine holen – dies sei etwa in Polen möglich, in Deutschland aber nicht.

Dehoga in Sorge

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga appellierte zudem an die Politik, dafür zu sorgen, dass es auf dem Ausbildungsmarkt bei einer kurzen “Corona-Delle” bleibe. “Der Rückgang bei den Ausbildungsverträgen erfüllt uns mit Besorgnis”, sagte Dehoga-Geschäftsführerin Sandra Warden. Die Bundesregierung müsse in den nächsten Wochen die Grundlagen für die dauerhafte Öffnung der Betriebe schaffen.

Gewerkschaft will über Zukunftsplan verhandeln

Die Gewerkschaft NGG befürchtet eine Abwanderungswelle von Fachkräften. “Die Krise im Hotel- und Gaststättengewerbe dauert länger an als befürchtet”, sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. “Wenn es für Hotelangestellte und Köche keine klare Perspektive gibt, könnten schon in den nächsten Monaten weitere Zehntausende Beschäftigte das Gastgewerbe verlassen.” Schon jetzt hätten viele Hotels und Gaststätten nicht genügend Personal, um die Gäste in der laufenden Sommersaison zu bewirten. Die Arbeitgeber sollten gemeinsam mit der NGG über einen Zukunftsplan für die Branche verhandeln und ihren Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen leisten, forderte Zeitler.