Europa versinkt im Corona-Chaos – Deutschland macht die Ausnahme – Neuinfektionen: 7334; Gesamt: 348.557 – Neue Todesfälle: 24; Gesamt: 9734

16. Oktober 2020 Aus Von mvp-web
Alle wichtigen Zahlen, Daten und Fakten zur Covid-19-Pandemie: In den Monaten der Krise hat sich die Corona-Pandemie auch zu einem Informationsdschungel entwickelt. FOCUS Online will Ihnen Orientierung geben – und zeigt Ihnen jeden Tag die wichtigsten, aktuellen Trends zu Covid-19.

16. Oktober, 12:55 Uhr: Corona-Trends für Deutschland

  • Neuinfektionen: 7334; Gesamt: 348.557
  • Neue Todesfälle: 24; Gesamt: 9734

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) meldeten die Gesundheitsministerien der Bundesländer bis zum Freitagmorgen insgesamt 7334 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2, 24 Personen sind im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Damit haben die aktuellen Zahlen die nächste Tausendermarke gesprengt. Gestern noch meldete das RKI mehr als 6000 Neuinfektionen in 24 Stunden. Nun sind es knapp 700 mehr (Stand: 16.10.2020, 00:00 Uhr, online aktualisiert um 08:00 Uhr).

Beachtenswert ist auch: Bei den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten zeichnet sich ein deutlicher Anstieg ab. Laut RKI-Lagebericht wurden am Donnerstag 655 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 329 davon wurden beatmet.

Eine Woche zuvor (8.10.) hatte der Wert noch bei 487 (239 beatmet) gelegen, in der Woche davor (1.10.) bei 362 (193 beatmet). Rund 8700 Intensivbetten sind in Deutschland derzeit jedoch noch frei. Dennoch gab der wissenschaftliche Leiter Christian Karagiannidis des DIVI-Intensivregisters bereits zu bedenken: Es sei wichtig, die Intensivbetten nicht nur insgesamt zu betrachten, sondern zu unterscheiden zwischen „High Care“- und „Low Care“-Betten, die je nach Schwere einer Krankheit benötigt würden.

Der R-Wert ist im Vergleich zum Vortag (1,04) leicht gestiegen und lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 1,08. Auch das weniger Schwankungen ausgesetzte 7-Tage-R ist im Vergleich zum Mittwoch (1,16) gestiegen und liegt bei 1,22. Insofern bleiben die Werte besorgniserregend: Ziel ist stets, den R-Wert unter 1 zu halten, um eine starke Zunahme der Neuinfektionen zu vermeiden und die Pandemie kontrollieren zu können.

So unterschiedlich infizieren sich die Länder Europas

Nun ist es in Deutschland klar: Die zweite Welle hat begonnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel benennt die stark steigenden Infektionszahlen so und auch Experten, die den Begriff lange nicht verwenden wollten, sprechen davon. Letztlich existiert keine klare Definition für den Begriff.

Der Blick auf die Neuinfektionskurve allerdings verdeutlicht: Deutschland befindet sich in der Phase des exponentiellen Wachstums – wie andere europäische Länder schon länger. Und doch unterscheiden sich die Entwicklungen stark.

Deutschland sticht hervor

Den dritten Tag in Folge sind die Neuinfektionen hierzulande sehr stark gestiegen. Allerdings leuchtet die Bundesrepublik auf der Karte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer noch vorwiegend in Gelb- und Orangetönen neben seinen europäischen Nachbarn. Tiefrot etwa zeigen sich Frankreich, Österreich, Schweiz, Belgien und die Niederlande.

Die Karte zeigt die 7-Tages-Inzidenzen pro 100.000 Einwohner. Je dunkler die Farbe ist, desto höher liegt die Zahl. Orange färbt sich die Region, wenn die Inzidenz die 50 überschreitet, dunkelrot, sobald sie die 100 knackt.

Die Karte zeigt die 7-Tages-Inzidenzen pro 100.000 Einwohner. Je dunkler die Farbe ist, desto höher liegt die Zahl. Orange färbt sich die Region, wenn die Inzidenz die 50 überschreitet, dunkelrot, sobald sie die 100 knackt. Daten: Esri, Maxar, Earthstar Geographics, CNES/Airbus DS, USDA, USGS, AeroGRID, IGN, and the GIS User Community | WHO-EURO | WHO | Esri, HERE, Garmin, FAO, NOAA, USGS

Auch die Johns-Hopkins-Universität führt Spanien, Großbritannien, Frankreich und die Niederlande als europäische Länder unter den zehn aktuell am meisten betroffenen Ländern (nach 7-Tages-Durchschnitt der täglichen Neuinfektionen).

Risikogebiete umrahmen Deutschland

Ab Samstag ist daher keines der neun Nachbarländer Deutschlands mehr ohne Corona-Risikogebiet. Zuletzt hinzugekommen sind die Niederlande und fast ganz Frankreich. Erstmals stuft die Bundesregierung auch wieder Regionen in Italien und Polen von Samstag an als Corona-Risikogebiete ein.

Außerdem werden dann Malta und die Slowakei komplett sowie einzelne Regionen in neun weiteren EU-Ländern auf die Risikoliste gesetzt, wie das Robert Koch-Institut am Donnerstag auf seiner Internetseite mitteilte.

Dazu zählen acht Kantone der Schweiz, darunter der an Deutschland grenzende Kanton Zürich, erstmals Gebiete in Schweden und Finnland sowie weitere Regionen in Großbritannien, Irland, Kroatien, Portugal, Slowenien und Ungarn.

Spitzenwert in Frankreich: Mehr als 30.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden

In Frankreich werden Korsika und die am Anfang der Corona-Pandemie besonders stark betroffene Grenzregion Grand Est als letzte Regionen des europäischen Teils Frankreichs auf die Risikoliste gesetzt. Von den fünf Übersee-Departements ist dann nur noch die Insel Mayotte vor Afrika im Indischen Ozean „risikofrei“, hinzu kommen einige autonome Überseegebiete.

Ursache dafür sind Rekordzahlen: In Frankreich wurden binnen 24 Stunden erstmals mehr als 30.000 neue Corona-Infektionen registriert. Die Gesundheitsbehörde meldete am Donnerstagabend 30.621 neu erfasste Infektionen. Damit gab es einen neuen Spitzenwert innerhalb eines Tages seit Beginn der großflächigen Corona-Testung in Frankreich. Zudem habe es gut 1200 neue Fällen gegeben, die in Krankenhäuser gebracht werden mussten, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Todesfälle stieg auf 33.125. In Frankreich leben rund 67 Millionen Menschen.

Die Corona-Lage in Frankreich verschlechtert sich seit Wochen. Die Regierung hatte am Mittwoch die Wiedereinführung des Gesundheitsnotstands von diesem Samstag an angekündigt. In mehreren französischen Städten, darunter in Paris, gelten ab Samstag zudem von 21 Uhr abends bis 6 Uhr morgens Ausgangssperren. Außerdem sind private Feiern wie etwa Hochzeiten in Festsälen oder anderen öffentlichen Orten landesweit nicht mehr erlaubt. Zur Überwachung der Ausgangssperren in den Metropolen sollen rund 12.000 Polizisten eingesetzt werden.

Die Niederlande befinden sich schon im „Teil-Lockdown“

In den Niederlanden wird nun auch Zeeland an der Nordsee als letzte Provinz zum Risikogebiet. Ministerpräsident Mark Rutte hatte bereits am Dienstag wegen der drastisch gestiegenen Zahlen einen „Teil-Lockdown“ angekündigt. Kneipen, Cafés und Restaurants werden geschlossen, und der Verkauf von Alkohol ab 20 Uhr verboten. Außerdem dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen und sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen nutzen.

Polen kreist Deutschland ein

Vom Musterknaben zum Sorgenkind: Mit schnellen und restriktiven Maßnahmen kam Polen wie auch andere Länder des ehemaligen Ostblocks recht glimpflich durch die erste Corona-Welle. Nun allerdings zeigt sich ein anderes Bild: Die Neuinfektionen schießen seit einigen Wochen in die Höhe. Als Grund gilt Sorglosigkeit, die sich einstellte. Zudem war die Wirtschaft arg belastet, die Akzeptanz für Einschränkungen bröckelte.

Mit der Aufnahme von fünf polnischen Regionen einschließlich der Metropolen Danzig und Krakau wird Deutschland ab Samstag von Risikogebieten eingekreist sein. Die polnischen Grenzgebiete bleiben allerdings – anders als die französischen – noch verschont.

Jetzt trifft es Italien doch wieder

Es ist zwar kein Nachbarland, aber nach Spanien das zweitbeliebteste Urlaubsland der Deutschen. Lange Zeit sah es so aus, als ob Italien nach den heftigen Ausbrüchen im Frühjahr stabil durch die kalte Jahreszeit käme. Es leuchtet auch noch nicht so tiefrot auf der WHO-Karte wie einige Nachbarländer Deutschlands.

Die zweite Corona-Wellte erwischt das Land nun zwar relativ spät, aber doch. Von Samstag an aber stehen zumindest wieder Teile auf der Risikoliste. Zwei beliebte Touristenziele sind betroffen: Das süditalienische Kampanien mit Neapel, der Amalfiküste und den Inseln Capri und Ischia sowie die nordwestliche Küstenregion Ligurien um Genua.