Corona-Tests in Alten- und Pflegeheimen begonnen

8. Mai 2020 Aus Von mvp-web
Die landesweiten Corona-Tests in Alten- und Pflegeheimen in Mecklenburg-Vorpommern sind nicht unumstritten.

In Mecklenburg-Vorpommern haben flächendeckende Corona-Tests in Alten- und Pflegeheimen des Landes begonnen. Damit werde erstmals in Deutschland ein Testschwerpunkt auf Bewohner und Beschäftigte in der stationären Pflege sowie in Einrichtungen der Tages- und Kurzzeitpflege gelegt, sagte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Freitag.

40.000 Personen sollen untersucht werden

Gerade in Pflegeeinrichtungen sei die Ansteckungsgefahr hoch, sagte Glawe. Zudem lebten dort viele Risikopatienten. Mit Hilfe der Tests sollen mögliche Virusausbreitungen frühzeitig erkannt und eingedämmt werden. Gestartet wurde das Projekt in Rostock, Grimmen und Ribnitz-Damgarten, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Alles in allem sollen rund 25.000 ältere und pflegebedürftige Menschen sowie rund 15.000 Beschäftigte untersucht werden.

Über die richtige Coronavirus-Teststrategie gibt es Streit. Eigentlich sollen nur Personen mit Symptomen oder Kontakt zu Infizierten getestet werden. Rostock geht einen anderen – umstrittenen – Weg. mehr

Centogene mit Durchführung beauftragt

Alle Abstrichtests beruhen auf Freiwilligkeit, sagte Glawe. Nach Angaben des Landesbeauftragten für Datenschutz, Heinz Müller, werden die Datenschutzrechte der Beteiligten gewahrt, weshalb er keine Einwände habe. Bewohner und Personal sollen zunächst innerhalb von zwei Wochen zwei Mal getestet werden. Das Personal soll anschließend ein weiteres Mal getestet werden, um Einflüsse wie beispielsweise Urlaub oder Krankheit besser erfassen zu können. Das Projekt mit einem Volumen von 3,5 Millionen Euro wird von der Rostocker Centogene AG durchgeführt.

Zweifel an Nutzen des Projekts

Der Chef des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Unimedizin Rostock, Andreas Podbielski, sieht die Tests als überflüssig an. Da es in Mecklenburg-Vorpommern kaum Infektionsfälle gebe, sei davon auszugehen, dass dies auch bei den älteren Menschen in den Heimen so sein werde. “Wo soll der Erreger herkommen? Es wird viel Geld dafür ausgegeben, um etwas bestätigt zu bekommen, was wir schon wissen.” Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten wäre es sinnvoller gewesen, repräsentativ Altenheime auszusuchen und dort dann regelmäßig zu untersuchen, so Podbielski.

Stand: 08.05.2020 16:07 Uhr  – NDR 1 Radio MV