Virologe Streeck rechnet nicht mit baldiger Herdenimmunität
29. Mai 2021Ab dem 5. Juni darf die Innengastronomie in den Niederlanden wieder öffnen – auch Irland kündigt Lockerungen für Anfang Juni an. Das RKI hat binnen 24 Stunden 5426 Neuinfektionen verzeichnet. Alle Entwicklungen im Live Blog.
- Rumänien beginnt mit Impfungen von Kindern ab 12
- Niederlande und Irland wollen Auflagen lockern
- Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 37,5
- Lambrecht warnt vor Generationenkonflikt
- Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 37,5
- Impfangebot für vorerkrankte Kinder bis Schuljahresbeginn geplant
SPD macht Spahn wegen Teststellen Vorwürfe
Nach den Ermittlungen wegen Betrugsverdacht bei Corona-Teststellen wirft die SPD Gesundheitsminister Spahn Managementversagen vor. Spahn will jetzt prüfen, ob die Kontrollmechanismen verschärft werden müssen.
Tschechien lässt geimpfte Deutsche wieder einreisen
Tschechien lässt Urlauber aus Deutschland, die gegen Corona geimpft sind, von Dienstag an wieder ins Land – auch ohne vollständigen Schutz. Voraussetzung ist, dass die erste Spritze mindestens drei Wochen zurückliegt. Dies geht aus einer neuen Verordnung des Gesundheitsministeriums hervor.
Der Impfnachweis muss in englischer Sprache vorliegen. Zudem muss die Einreise online angemeldet werden. Die neuen Regeln gelten auch für Touristen aus Kroatien, Ungarn, Polen, Österreich, der Slowakei und Slowenien. Für Ungeimpfte bleibt die Einreise ohne triftigen Grund untersagt, mit Ausnahme des sogenannten kleinen Grenzverkehrs.
Geringe Impfbereitschaft in Flüchtlingsheimen
In Flüchtlingsunterkünften in Deutschland zeichnet sich eine relativ geringe Impfbereitschaft ab. Die Corona-Impfquoten in den Einrichtungen bewegen sich aktuell zwischen 33 und 60 Prozent, wie ein Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Bundesländern ergab.
Die mobilen Impfteams stießen auf recht große Skepsis, erklärten die zuständigen Landesministerien. Um Sprachbarrieren und kulturelle Hürden zu überwinden, werden die Impfteams vielerorts von Sozialarbeitern und Dolmetscherinnen unterstützt.
In Weiden ist die Inzidenz am niedrigsten
Die Stadt Weiden in der Oberpfalz bleibt vorerst die deutsche Region mit der niedrigsten Corona-Inzidenz. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag dort heute nach Angaben des Robert Koch-Institutes erneut nur bei 2,3 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Das war der deutschlandweite Bestwert.
Allerdings liegt auch der bundesweite Corona-Hotspot nach wie vor in Bayern: Den höchsten Wert in ganz Deutschland wies weiterhin die schwäbische Stadt Memmingen mit 117,9 aus.
Rumänien beginnt mit Impfungen von Kindern ab 12
Das EU-Land Rumänien hat noch vor der offiziellen Zustimmung aus Brüssel mit der Impfung von Kindern im Alter von 12 bis 15 Jahren begonnen. In Bukarest wurden dazu in einem öffentlichen Park zwei mobile Impfstationen eingerichtet, wie das Online-Nachrichtenportal „hotnews.ro“ berichtete.
Dort wird der Impfstoff von Biontech-Pfizer gespritzt. Die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten müssen ihr Einverständnis erklären. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Freitag grünes Licht für die EU-Zulassung des Biontech-Präparats für Kinder von 12 bis 15 Jahren gegeben. Die formale Zustimmung der EU-Kommission steht eigentlich noch aus.
HDE drängt auf bundesweite Öffnungen von Geschäften
Angesichts der sinkenden Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) eine flächendeckende Öffnung der Geschäfte. „Die Politik braucht jetzt einen klaren Plan, wir dürfen uns nicht im Klein-Klein verlieren“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth dem „Handelsblatt“.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einer geringen Infektionsgefahr beim Einkauf seien zudem klar. Deshalb müssten die Einzelhändler „in ganz Deutschland ohne Test- und Terminpflicht wieder öffnen können“, forderte Genth.
Niederlande und Irland wollen Auflagen lockern
Angesichts sinkender Infektionen mit dem Coronavirus werden die Corona-Beschränkungen in immer mehr europäischen Ländern gelockert.
Das „Ende des Lockdowns“ verkündete der niederländische Regierungschef Mark Rutte. Ab dem 5. Juni würden die Innengastronomie, Museen und Kinos wieder geöffnet, kündigte er an. Bereits seit Ende April ist in den Niederlanden die Außengastronomie wieder geöffnet, auch eine umstrittene Ausgangssperre wurde damals aufgehoben. Im Mai traten in dem Land weitere Lockerungen in Kraft. Unter anderem durften Zoos wieder öffnen und Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Noch bis zum 7. Juni müssen sich die Betreiber von Pubs, Bars und Restaurants in Irland gedulden. Dann dürfen sie ihre Außenbereiche wieder öffnen, sagte Premierminister Micheal Martin. Knapp einen Monat später, am 5. Juli, soll auch die Innengastronomie wiederöffnen dürfen.
Metropole Guangzhou riegelt Stadtviertel ab
Wegen neuer Corona-Fälle haben die Behörden in der südchinesischen Millionenmetropole Guangzhou ein ganzes Stadtviertel abgeriegelt. Die Bewohner wurden aufgefordert zuhause zu bleiben, um auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet zu werden. Guangzhou meldete in dieser Woche 20 Neuinfektionen.
Erste Verfahren wegen gefälschter Impfpässe laufen
Die ersten gefälschten Impfpässe sind in Deutschland aufgetaucht. Mehrere Verfahren laufen bereits. Zahlen für ganz Deutschland gibt es nicht, doch laut BKA ist die Tendenz steigend.
Fast alle Länder kehren zu Präsenzunterricht zurück
Angesichts sinkender Corona-Ansteckungszahlen kehren nahezu alle Bundesländer ab Montag zum Präsenzunterricht zurück – zumindest in den Grundschulen. Das geht aus einer Umfrage des „Handelsblatt“ unter den Kultusministerien der Länder hervor. Eine Ausnahme machen demnach nur Berlin und Rheinland-Pfalz – obwohl die Infektionszahlen dort nicht überdurchschnittlich hoch sind. In der Hauptstadt soll der aktuelle Wechselunterricht noch bis zu den Sommerferien ab 24. Juni andauern. Auch Rheinland-Pfalz will erst in drei Wochen zum normalem Unterricht zurückkehren.
Der Bundeselternrat kritisierte die unterschiedlichen Regelungen. „Es ist wie seit Ausbruch der Pandemie: Jedes Bundesland macht, was es will“, sagte die Vorsitzende, Sabrina Wetzel. „Wir fordern auch bei den Öffnungen eine einheitliche Linie.“ Für Eltern seien die unterschiedlichen Regelungen nicht nachvollziehbar.
Hessen etwa bietet schon seit dem 12. Mai regulären Unterricht für die ersten sechs Klassen ab einer Inzidenz von unter 100 an. In Schleswig-Holstein gilt das seit 17. Mai für alle Schulen in Regionen mit Inzidenzwerten von unter 50. Mecklenburg-Vorpommern – das die bundesweite niedrigste Inzidenz aufweist – hat seit Pfingsten wieder Vollzeitunterricht. Einige Länder lassen sich der Umfrage zufolge zumindest bei den weiterführenden Schulen noch ein wenig länger Zeit, um vom Wechselunterricht wieder in den Normalmodus zurückzukehren.
Mehr als 100 Jugendherbergen wieder geöffnet
In Deutschland haben rund 130 der mehr als 430 Jugendherbergen wieder geöffnet. „Wir gehen aber davon aus, dass es schon in der kommenden Woche rund 200 sein werden und sich diese Entwicklung sukzessive fortsetzt“, teilte ein Sprecher des Deutschen Jugendherbergswerks mit. Aktuell sei die Nachfrage vor allem für die anstehende Ferienzeit sehr hoch, besonders durch Familien.
08:10 Uhr
China meldet 16 Corona-Infektionen
China hat nach Angaben der Nachrichtenagentur ap 16 neue Corona-Infektionen gemeldet. Zwei der Neuinfektionen hätten im Inland stattgefunden, in der Provinz Guangdong im Süden des Landes, teilte die Nationale Gesundheitskommission mit. Die anderen Fälle seien wahrscheinlich aus dem Ausland eingeschleppt worden. China hat zuletzt praktisch keine Neuinfektionen mehr gemeldet. Insgesamt registrierten die Behörden offiziell 91.061 Corona-Infektionen seit Beginn der Pandemie. 4.636 Menschen starben an dem Virus.
Vietnam entdeckt Hybrid-Variante des Corona-Virus
In Vietnam ist eine Hybrid-Variante der indischen und der britische Mutante des Coronavirus entdeckt worden. Der vietnamesische Gesundheitsminister Nguyen Thanh Long sagte, die Mischung beider Varianten verbreite sich schnell über die Luft. Man habe eine Gen-Sequenzierung bei den neu registrierten Corona-Fällen durchgeführt und den Hybrid dabei gefunden, zitiert die Online-Zeitung VnExpress. In Vietnam hatten sich seit Ende April in 31 der 63 Städte und Provinzen fast 3600 Menschen angesteckt, das sind mehr als die Hälfte aller registrierten Infektionen landesweit.
5426 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 37,5
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 5426 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zum Vergleich: Vor genau einer Woche hatte der Wert bei 7082 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit bundesweit 37,5 an (Vortag: 39,8; Vorwoche: 66,8).
An Feiertagen wie Pfingstmontag suchen weniger Menschen einen Arzt auf, wodurch auch weniger Proben genommen werden und es weniger Laboruntersuchungen gibt. Daher werden weniger Neuinfektionen gemeldet.
Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 163 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 170 Tote gewesen. Die Gesamtzahl der Todesfälle stieg dadurch auf 88.350. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Freitagabend bei 0,72.
Virologe Streeck rechnet nicht mit baldiger Herdenimmunität
Der Virologe Hendrik Streeck rechnet in Deutschland nicht mit einer Herdenimmunität gegen das Coronavirus bis Herbst. „Ich bin skeptisch. Wir haben es ja nicht mit Impfstoffen zu tun, die vollständig vor einer Infektion schützen“, sagte Streeck. Auch Geimpfte mit hoher Antikörperreaktion könnten sich mit dem Virus infizieren und es an andere weitergeben – „nur seltener“. Zudem müssten für eine Herdenimmunität theoretisch auch Kinder geimpft werden, sagte Streeck.
Das Robert Koch-Institut schreibt dazu, dass die in Deutschland verwendeten Impfstoffe Infektionen in „erheblichem Maße verhindern“ und das „Risiko einer Virusübertragung stark vermindern“. Streeck wies zudem darauf hin, dass die Immunantwort mit der Zeit nachlassen dürfte. „Wie stark der Effekt ist, wird man erst im Herbst bemessen können.“
Impfangebot an vorerkrankte Kinder bis Schuljahresbeginn
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat sich dafür ausgesprochen, Kindern und Jugendlichen mit Vorerkrankungen spätestens nach dem Ende der Sommerferien ein Corona-Impfangebot zu machen. „Das Ziel sollte sein, dass die Impfungen für diese Gruppe bis zum Beginn des neuen Schuljahres angeboten werden können“, sagte Karliczek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Scheuer: Einreisen Geimpfter aus Nicht-EU-Staaten erlauben
Verkehrsminister Andreas Scheuer hat sich dafür ausgesprochen, Einreisen für geimpfte Menschen aus Nicht-EU-Staaten grundsätzlich zu erlauben. „Wir brauchen Reisefreiheit für Geimpfte – und zwar schnellstmöglich. Ich denke da eher an Tage als an Wochen“, sagte Scheuer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Das Ziel sei ein koordiniertes Vorgehen auf europäischer Ebene, das aber nicht zu lange dauern dürfe.
Derzeit sind Einreisen nur aus bestimmten Drittstaaten erlaubt. Seit Kurzem steht es den EU-Mitgliedsstaaten aber frei, Einreisen auf Basis von Impfnachweisen zu ermöglichen. In Deutschland ist noch unklar, wie damit umgegangen werden soll. „Deutschland ist Exportnation mit engen wirtschaftlichen Verflechtungen in alle Welt. Wir sind auf internationale Geschäftsreisen angewiesen“, betonte Scheuer.
Lambrecht warnt vor Generationenkonflikt
Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht hat vor einem Generationenkonflikt bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen gewarnt. „Es ist wichtig, dass in der Frage der Impfungen die Generationen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, sagte Lambrecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für gesunde Kinder und Jugendliche bestehe nur ein geringes Risiko, schwer an Corona zu erkranken, betonte Lambrecht. „Anders ist es bei Älteren, die bei weitem noch nicht alle geimpft werden konnten.“ Auch dies müsse bei der Frage der Impfstoffverteilung berücksichtigt werden. Sie bedauere, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn „hier unrealistische Erwartungen geweckt hat“.
Lambrecht stellte sich hinter die Entscheidung, die Impfung vom 7. Juni an für alle freizugeben – auch für Kinder ab zwölf Jahren. Ärzte könnten dann am besten beurteilen, für wen eine Impfung am dringlichsten sei. „Das gilt selbstverständlich auch für Kinder und Jugendliche, wenn sie besondere gesundheitliche Risiken haben.“