Hoteliers klagen über fehlende Testmöglichkeiten
30. Mai 2021Wenige Tage vor der Öffnung des Tourismus für Gäste aus anderen Bundesländern monieren Hoteliers in Mecklenburg-Vorpommern, dass eine Testinfrastruktur fehle.
Die Landesregierung hat es beschlossen: Von Freitag an dürfen Gäste aus anderen Bundesländern wieder Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern machen. Bedingung: Die Besucher müssen sich alle drei Tage testen lassen und das Ergebnis im Hotel, der Pension oder auf dem Campingplatz vorlegen. Das bereitet den Touristikern Sorge, denn ihrer Ansicht nach gibt es nicht genügend Testmöglichkeiten.
Dehoga rechnet mit 500.000 Tests pro Woche
Nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Dehoga-Chef Lars Schwarz müsste die bestehende Kapazität verdreifacht werden – auf 500.000 Tests pro Woche. Dass das die bestehenden rund 400 Testzentren nicht schaffen könnten, sei klar. Auch die von Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) angekündigte Hilfe durch bis zu 100 Touristinformationen, die zu Testzentren werden sollen, werde nicht ausreichen.
In der Region Waren/Müritz fehlen bis zu 150 Testzentren
In der Müritzregion gibt es derzeit nur ein einziges Testzentrum, das auch am Wochenende geöffnet hat. Nach Angaben des Betreibers schafft es an einem Tag rund 200 Testungen. Erwartet werden aber allein in dieser Region am Wochenende 20.000 bis 30.000 Gäste – rechnerisch fehlen also 100 bis 150 Testzentren
Landkreis sucht Lösung
Der Landkreis will nun offenbar versuchen, den Ausbau der Testinfrastruktur voranzutreiben. 70 bis 80 Zentren könnten bis zum kommenden Wochenende errichtet werden. Ob das reicht, ist unklar. In der Region hoffen viele Betreiber darauf, dass sich kurzfristig an den Corona-Regeln etwas ändert und die Politik beispielsweise die Testabstände verlängert. Auch ein Blick nach Fischland-Darß-Zingst bestätigt den Eindruck: Auf der gesamten Halbinsel gibt es lediglich sieben Zentren. Nach eigenen Angaben will die Kurverwaltung betreute Selbsttests organisieren.
Zwei Drittel der Unterkünfte für den Sommer gebucht
Nach Angaben des Landestourismusverbandes sind trotz der lange Zeit unklaren Aussichten für den Neustart aktuell bereits zwei Drittel der Unterkünfte im Nordosten für den Sommer gebucht. Im Vorjahr hatte eine außerordentlich gute Haupt- und Nachsaison die Verluste aus dem Frühjahr zum Teil kompensieren können. Allerdings waren die Zwangsschließungen damals deutlich kürzer.
Ruhiges Urlaubswochenende
Derweil ist das erste Urlaubswochenende im Nordosten eher ruhig verlaufen. Bislang dürfen nur Mecklenburger und Vorpommern in den Urlaubsorten übernachten. Trotz des sonnigen Wetters waren die Strände und Seen im Land eher leer. Der Kurdirektor der Kaiserbäder auf Usedom, Thomas Heilmann, sagte NDR 1 Radio MV, dass Einheimische in Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck normalerweise gerade einmal 6,1 Prozent der Gästezahl ausmachten, dementsprechend lohne es sich nicht wirklich für die Hoteliers, jetzt schon zu öffnen. Das zeigt auch eine Umfrage des Tourismusverbandes: Lediglich 30 bis 40 Prozent der Beherbungsbetriebe im Land haben überhaupt geöffnet. Vor allem Ferienwohnungsbesitzer und Pensionsbetreiber nutzen die Chance und vermieteten schon.
Vorgezogene Öffnung kam für viele zu schnell
Die großen Häuser wie die auf Rügen, in Warnemünde oder in Boltenhagen bleiben aber noch zu. Zum einen gibt es wirtschaftliche Gründen, denn nur mit einheimischen Gästen lohne es sich nicht, hieß es. Zum anderen kam die vorgezogene Öffnung für die meisten zu spontan. Martin Schröter vom Postel in Wolgast sagte, dass er von einer Öffnung Mitte Juni ausgegangen sei, derzeit hat er sein Haus deswegen dem Helmholtz-Institut für eine Antikörperstudie zur Verfügung gestellt und konnte also gar keine Gäste empfangen. Dehoga-Chef Schwarz erklärte außerdem, dass es sehr schwer sei, in dieser kurzen Zeit – den Hoteliers blieben ja nur zwei Tage – überhaupt die Lieferketten wieder hochzufahren und das gesamte Personal an Bord zu holen. Betriebe, die an diesem Wochenende öffneten, beklagen sich über eine geringe Nachfrage: Antje Enke vom Solarbootverleih Abenteuer Flusslandschaft erzählte beispielsweise, dass sie keine einzige Buchung für ihre Hausboote habe. Nach Angaben des Tourismusverbands Vorpommern hat auch die Innengastronomie zu kämpfen. Wegen der Testpflicht würde das Angebot von den Gästen eher verhalten angenommen werden.