WHO stuft sie als „Variante unter Beobachtung“ einKommt jetzt Lambda? Neue Corona-Mutation aus Südamerika breitet sich aus

WHO stuft sie als „Variante unter Beobachtung“ einKommt jetzt Lambda? Neue Corona-Mutation aus Südamerika breitet sich aus

6. Juli 2021 Aus Von mvp-web

Erst tauchte sie in Peru auf, mittlerweile gibt es in über 20 Ländern Nachweise: Eine neue Corona-Variante breitet sich offenbar aus. Auch in Europa steht Lambda im Verdacht, für einen ersten Ausbruch verantwortlich zu sein. FOCUS Online erklärt, was wir bisher über die Mutation wissen.

Seit gut einem Jahr verbreitet sie sich vor allem in Lateinamerika – nun ist die Lambda-Variante des Coronavirus auch in Europa angekommen. Berichten spanischer Medien zufolge steht die Mutation C.37 im Verdacht, einen Corona-Ausbruch mit 80 Infektionen in Kantabrien, einer Region an der Nordküste des Landes, verursacht zu haben. FOCUS Online gibt einen Überblick, was bislang über die neue Corona-Variante bekannt ist.

WHO führt Lambda als „Variante unter Beobachtung“

Die Variante des ursprünglichen Coronavirus wurde erstmals im August 2020 in Peru identifiziert. Seither breitet sie sich dort offenbar aus. Denn seit April 2021 werden 82 Prozent aller analysierten Corona-Fälle Lambda zugeordnet. In Argentinien und Chile machte die Variante in den vergangenen Monaten rund ein Drittel der untersuchten Fälle aus.

Weltweit soll die Variante mittlerweile in 24 Ländern nachgewiesen sein, wie „Cov-Lineages“ berichtet. Unter den „global report investigating novel coronavirus haplotypes“ verfolgt dieses Portal die Verbreitung der Corona-Varianten auf der Welt. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, an dem unter anderem Wissenschaftler der Universitäten Edinburgh und Oxford beteiligt sind.

Seit Mitte Juni steht Lambda nun auch unter besonderer Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Aufgrund ihrer Mutationen könnte die Virus-Variante möglicherweise ansteckender sein oder vom menschlichen Immunsystem schlechter bekämpft werden, erklärte die Genfer UN-Behörde. Belastbare Studien und gesicherte Erkenntnisse dazu lägen jedoch bislang noch nicht vor.

Jairo Méndez-Rico, Experte für Viruserkrankungen bei der WHO, sagte der „Deutschen Welle“: „Bisher gibt es keine Hinweise auf ein aggressiveres Verhalten der Lambda-Variante. Obwohl die Möglichkeit einer höheren Ansteckungsrate besteht, haben wir noch nicht ausreichend belastbare Studien, um sie mit Gamma oder Delta vergleichen zu können.“

Wie entstehen Mutationen? Animationen zeigen, wann Varianten gefährlich werden

Rasante Verbreitung in Peru

Sorgen bereitet internationalen Experten vor allem die Geschwindigkeit, mit der sich Lambda verbreitet. „Im Dezember hatten wir gerade einmal 200 Lambda-Infektionen, Ende März war es schon die Hälfte aller Proben in Lima und jetzt, drei Monate später, sind wir landesweit bei über 80 Prozent“, erklärte der peruanische Mikrobiologe Pablo Tsukayama ebenfalls der „Deutschen Welle“.

Lambda sei in kürzester Zeit zur dominanten Variante in Peru aufgestiegen. Die Variante hätte rasant alle weiteren Mutation verdrängt. Auch gegen die Gamma-Mutation P.1, welche vor allem in Brasilien verbreitet ist, habe sie sich durchgesetzt. Als Begründung dafür nennt der Mikrobiologe die ohnehin schlechten Bedingungen im Land. Peru gilt mit seinen 187.000 Toten als das Land mit der höchsten Sterblichkeitsrate der Welt. Das lokale Gesundheitssystem geriet während der Corona-Pandemie an seine Belastungsgrenzen. Schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie zu wenig Impfstoff hatten ihr Übriges getan.

Lambda-Variante hierzulande noch nicht unter Beobachtung

Generell werden Corona-Varianten von der WHO in zwei Kategorien eingeteilt: Varianten unter Beobachtung („variants of interest“), die zu gehäuften Fällen führen oder in mehreren Ländern auftreten. Dazu gehört Lambda. Großbritannien zog am 23. Juni nach und stufte Lambda ebenfalls als solche ein.

WHO-Übersicht der Variants of Interest

WHO WHO-Übersicht der „Variants of Interest“

Eine Stufe höher stehen die besorgniserregenden Varianten („variants of concern“). Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer bekämpfbar oder führen zu schwereren Erkrankungen. Darunter fällt derzeit etwa die Delta-Variante, wegen der die geplante Corona-Öffnung in Großbritannien verschoben worden ist.

Auch in Deutschland stuft das Robert-Koch-Institut Delta als solche ein. Die Lambda-Mutation gilt hierzulande allerdings noch nicht als Variante unter Beobachtung, wie aus dem aktuellen „Bericht zu Virusvarianten von Sars-Cov-2 in Deutschland“ hervorgeht.

Sieben Mutationen am Spike-Protein

Die bekannten Sars-CoV-2-Varianten unterscheiden sich grundsätzlich durch Mutationen in ihren Spike-Proteinen. Das sind die Teile des Erregers, die es ihm ermöglichen, in menschliche Zellen einzudringen. Nach einer neuen Studie, welche bislang im Pre-Print auf der Plattform „medrXiv“ erschienen ist – also noch nicht von unabhängigen Spezialisten begutachtet und geprüft worden ist – soll Lambda sieben einzigartige Mutationen an diesem Spike-Protein aufweisen.

Hierfür hatten chilenische Wissenschaftler Blutproben von Mitarbeitern des Gesundheitswesens untersucht. Demnach soll Lambda unter anderem eine Mutation namens L452Q aufweisen. Diese ähnele der L452R-Mutation, die etwa in der Delta- und Epsilon-Variante vorkommt. Da bei diesen Varianten angenommen wird, sie seien widerstandsfähriger gegen Impfungen, besteht dieser Verdacht auch bei Lambda.

Neue Studie: Impfung könnte auch gegen Lambda wirken

Auf die Frage hin, wie gefährlich die Mutation sei, verwies WHO-Experte Méndez-Rico bei der „Deutschen Welle“ jedoch trotzdem auf die Impfung. „Alle von uns zugelassenen Impfstoffe gegen die weltweit zirkulierenden Corona-Varianten sind generell effektiv und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie dies bei Lambda weniger wären.“

Eine weitere neue Studie könnte diese Annahme bestärken: US-Forscher hatten untersucht, wie gut die derzeit zugelassenen Vakzine gegen eine Covid-19-Erkrankung schützen. Dabei betrachteten sie auch C.37. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Viren mit der Mutation zwar weniger anfällig für die neutralisierenden Antikörper waren. Allerdings war die Neutralisation der Viren im Ergebnis nur geringfügig reduziert. „Die Ergebnisse legen nahe, dass die derzeit eingesetzten Impfstoffe weiterhin gegen die Lambda-Variante schützen und die Therapie mit monoklonalen Antikörpern wirksam bleibt“, lautete daher das Résumé der Studienautoren um Mikrobiologe Nathaniel Landau von der New York University Grossman School of Medicine.

Die Forscher verwiesen außerdem darauf, dass die monoklonalen Antikörper im Mittel RGN-CoV-2-Cocktail des Herstellers Regeneron wirksam gegen die Mutation sein könnten. Die Studie wurde bislang auf dem Pre-Print-Server „bioRxiv“ veröffentlicht.

Fazit zur Lambda-Variante: Vor allem in Südamerika breitet sie sich stark aus. Gesicherte Erkenntnisse über ihre Eigenschaften und ihre Gefährlichkeit gibt es bisher jedoch nicht. Ob sich die Variante auch in Europa verbreiten wird und was das für das Infektionsgeschehen auch hierzulande bedeuten könnte, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unklar.