Lauterbach erwartet keinen Lockdown im Herbst
13. Juli 2021In Israel ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen auf den höchsten Stand seit März gestiegen. Gesundheitsminister Spahn will mit „kreativen Impfaktionen“ Unentschlossene erreichen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- RKI: 646 Neuinfektionen, Inzidenz steigt auf 6,5
- Impfaktion für Kinder ab 12 in Niedersachsen
- Spahn plädiert für „kreative Impfaktionen“
- Sachsen kippt Maskenpflicht beim Shoppen
- Wirtschaftsminister besorgt über nachlassende Corona-Disziplin
- Schottland hebt mehrere Maßnahmen auf
Lucha: „Berufsspezifische Impfpflicht kann diskutiert werden“
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha schließt eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen und Einschränkungen für Nicht-Geimpfte nicht aus, sollte sich das Impftempo nicht beschleunigen. „Eine berufsspezifische Impfpflicht kann diskutiert werden“, sagte der Grünen-Politiker. So sei die Impfquote von Assistenzkräften und Angelernten in stationären Pflegeeinrichtungen derzeit relativ gering. Man versuche derzeit mit den Trägern die Impfquote zu erhöhen. Grundsätzlich wolle man die Menschen noch motivieren, sich impfen zu lassen, sagte Lucha. Aber sollte die Motivationsarbeit in den kommenden Wochen nicht weiterführen, werden man Diskussionen führen müssen, dass es „Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nur für Geimpfte gibt“.
Bayern: Impfungen in Fast-Food-Ketten und Jugendzentren
Bayern will die nachlassende Impfbereitschaft mit „niederschwelligen Angeboten“ vor Ort erhöhen. Vor allem die 16- bis 30-Jährigen nähmen die Pandemie offenbar nicht mehr so ernst, sagte Ministerpräsident Markus Söder. „Ein Teil glaubt, das Ganze ist vorbei.“ Er schlägt Impfaktionen in Fast-Food-Restaurants, auf Wochenmärkten, in Einkaufs-Malls oder in Jugendzentren vor. Gespräche mit Fast-Food-Ketten, Sportverbänden und Jugendorganisationen würden bereits geführt. Auch „Drive-in“-Impfen wolle die Landesregierung ermöglichen. Söder sprach sich aber erneut gegen eine Impfpflicht aus. Sie wäre „jetzt kontraproduktiv“.
Sachsens Impfzentren ohne Terminvergabe
Die Corona-Impfzentren in Sachsen arbeiten von diesem Mittwoch an komplett ohne Terminvergabe. „Sie können einfach ins Impfzentrum gehen und werden geimpft“, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping nach der Kabinettssitzung. Bislang galt die Regelung, dass man sich ab 14 Uhr in den Impfzentren ohne Termin impfen lassen konnte. Sachsen war zuletzt das einzige Bundesland, das die 50-Prozent-Quote bei den Erstgeimpften noch nicht erreicht hatte. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) haben 49,9 der Bürger mindestens die erste Impfung erhalten, 40 Prozent sind vollständig geimpft.
J&J und AstraZeneca prüfen Impfstoff-Modifikation
Johnson & Johnson und AstraZeneca prüfen einem Zeitungsbericht zufolge eine Modifikation ihrer Covid-Impfstoffe. Sie wollen so herausfinden, ob dadurch das Risiko seltener Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung verringert oder sogar beseitigt werden kann, berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. An den Bemühungen seien auch externe Wissenschaftler sowie der Entwicklungspartner von AstraZeneca, die Universität Oxford, beteiligt. Bei den beiden Pharma-Konzernen war zunächst keine Stellungnahme zu dem Bericht erhältlich.
Grünes Licht für EU-Gelder aus Corona-Hilfsfonds
Deutschland wird bald die ersten Gelder aus dem EU-Hilfsfonds gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise erhalten. Heute stimmten die Finanzminister der Mitgliedstaaten in Brüssel den vorgelegten Aufbauplänen von zwölf Ländern zu. Neben Deutschland sind darunter auch Frankreich, Spanien und Italien. Die zwölf Länder erhielten „in den kommenden Wochen“ eine Anzahlung von 13 Prozent der ihnen zugesagten Summen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Dafür müssten noch einige administrative Formalitäten erledigt werden. Die Zustimmung zu den Plänen werde „Vertrauen in die Märkte, in die Länder stärken“ und den Beginn von Investitionen und Reformen erlauben, sagte der Italiener weiter.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten im vergangenen Jahr den beispiellosen Corona-Hilfsfonds im Gesamtumfang von 672 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Deutschland stehen aus dem Topf bis zu 25,6 Milliarden Euro an Zuschüssen zu, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Die Bundesregierung will 90 Prozent dieser Gelder für den Klimaschutz und die Digitalisierung verwenden.
Berlin eröffnet erstes Drive-In-Impfzentrum bei Ikea
Auf einem Ikea-Parkplatz eröffnet am Samstag das erste Drive-In-Impfzentrum Berlins. Sowohl Autofahrer als auch Fußgänger können sich ohne Termin neben dem Einrichtungshaus im Stadtteil Lichtenberg gegen das Coronavirus impfen lassen, wie das Bezirksamt mitteilte. Die Aktion soll insgesamt sechs Wochen dauern. Geimpft werde montags bis samstags von jeweils 11 Uhr bis 21 Uhr. Verimpft werden demnach die Impfstoffe der Hersteller Johnson & Johnson und Moderna. Eine freie Wahl des Wirkstoffs sei allerdings nicht „zu jeder Zeit garantiert“. Berlinerinnen und Berliner können das Impfzentrum sowohl für ihre Erst- als auch ihre Zweitimpfung aufsuchen. Insgesamt sollen so in den kommenden sechs Wochen bis zu 2000 Dosen verabreicht werden.
Mit einem ähnlichen Angebot will auch der Bezirk Neukölln die Impfbereitschaft hochhalten. Nach Angaben eines Sprechers soll einmal pro Woche ein Impfmobil am Hermannplatz bereitstehen. Bis zu 200 Impfdosen könnten so an einem Tag verimpft werden. Der Bezirk wolle die Aktion zunächst für zwei bis drei Wochen testen.
Tanzverbot für Griechenland-Touristen
Die griechische Regierung hat eine weitreichende Impflicht und neue Auflagen für den Freizeitbereich angekündigt, von denen auch Touristen betroffen sind. So dürfen in geschlossenen Räume von Kinos, Theatern und Gastro dürfen künftig nur noch Geimpfte Platz nehmen. Außerdem gilt bis mindestens Ende August landesweit ein Tanzverbot. In Außenbereichen hingegen dürfen weiterhin alle Gäste empfangen werden, allerdings bei verringerter Kapazität. Außerdem kündigte Georgiadis den „Sommer der Sitzenden“ an. Damit ist gemeint, dass die Menschen nicht eng aneinander gedrängt in Bars stehen oder gar tanzen dürfen. Stattdessen müssen alle Platz nehmen. Den Betrieben drohen bei Zuwiderhandlung bis zu 10.000 Euro Strafe und bis zu sechs Wochen Zwangsschließung.
Zudem müssen sich in den kommenden Wochen alle Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitssektor verpflichtend impfen lassen – andernfalls werden sie ohne Gehalt von ihrer Arbeit freigestellt. Man habe auf einen ruhigen Sommer gehofft, doch in den vergangenen zwei Wochen habe sich das Bild stark geändert, begründete Wirtschaftsminister Adonis Georgiadis die Maßnahmen.
Die griechische Gesundheitsbehörde hatte nach einer Phase sehr niedriger Fallzahlen zuletzt täglich rund 2000 Neuinfektionen für die rund 11 Millionen Einwohner des Landes gemeldet. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, Griechenland hätte die Kontrolle über die Pandemie verloren“, sagte Georgiadis.
Weltgrößter Impfstoffhersteller will Sputnik V produzieren
Russland hat mit dem weltgrößten Impfstoffhersteller in Indien ein Abkommen über die Herstellung von mehr als 300 Millionen Dosen Sputnik V pro Jahr geschlossen. Die ersten Dosen sollten dort im September produziert werden, teilte der staatliche Direktinvestmentfonds Russlands RDIF mit. Der weltgrößte Impfstoffhersteller Serum Institute stellt bereits AstraZeneca-Impfstoff her.
Das Serum Institute solle die Sputnik-V-Dosen zunächst vorwiegend für den indischen Markt produzieren, sagte RDIF-Chef Kirill Dmitrijew bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Moskau. Er hoffe allerdings aber auch darauf, dass ein Teil der Dosen exportiert werden könne. In Indien ist Sputnik V zugelassen. Russland wartet zurzeit auf eine vorläufige Zulassung des Vakzins durch die Weltgesundheitsorganisation und durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA).
Russland: Zahl der Corona-Toten auf neuem Rekordhoch
In Russland ist die Zahl der täglich verzeichneten Corona-Todesfälle auf ein erneutes Rekordhoch gestiegen. Wie die Behörden mitteilten, wurden binnen 24 Stunden 780 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Es ist bereits das sechste Mal seit Anfang Juli, dass in Russland eine neue Rekordzahl bei den Corona-Toten verzeichnet wurde.
Manche Experten sagen jedoch, die offiziellen Angaben zu den Corona-Todesfällen seien zu niedrig – da beispielsweise nur solche Toten gezählt würden, bei denen sich das Coronavirus als primäre Todesursache nachweisen lasse. Derzeit breitet sich in Russland die hochansteckende Delta-Variante des Virus in rasantem Tempo aus. Am Dienstag wurden 24.702 neue Infektionsfälle erfasst. Das bewegte sich in etwa auf dem Stand der Vortage. Seit Beginn der Pandemie gab es in Russland laut den amtlichen Statistiken insgesamt mehr als 5,8 Millionen Infektions- und knapp 144.500 Todesfälle.
Hälfte der Mitarbeiter infiziert: Impfzentrum in Malaysia geschlossen
In Malaysia haben die Behörden ein Impfzentrum geschlossen, nachdem fast die Hälfte der 450 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Im Ideal Convention Centre (IDCC) in Shah Alam in der Industrieregion Selangor seien 204 Angestellte mit dem Virus infiziert, teilte Wissenschaftsminister Khairy Jamaluddin mit. „Hoffentlich wird unser Impfprogramm dadurch nicht beeinträchtigt“, so der Politiker, der in dem südostasiatischen Land für die Impfkampagne verantwortlich ist.
Ob die Belegschaft sich bei der Arbeit oder anderswo angesteckt hat, sei unklar, hieß es. In dem Zentrum würden bis zu 6000 Vakzindosen am Tag gespritzt, so die Zeitung „The Star“. Die Behörden hoffen, das IDCC in den nächsten Tagen mit anderen Mitarbeitern wieder öffnen zu können.
Malaysia kämpft gegen seine bisher schwerste Corona-Welle. Bisher zeigt ein strikter Lockdown, der im Mai angeordnet wurde, noch keine Wirkung. Am Dienstag meldeten die Behörden 11.000 Neuinfektionen – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Fast 7000 dieser Fälle wurden in Selangor und der Hauptstadt Kuala Lumpur verzeichnet. Insgesamt stieg in dem Land mit knapp 32 Millionen Einwohnern die Zahl der bestätigten Infektionen auf 855.000. Mehr als 6300 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben.
Spahn: „Es gibt keine Ausreden mehr“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Bevölkerung angesichts einer guten Versorgungslage mit Corona-Impfstoffen dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen. Es gebe zudem ausreichend Termine bei Ärzten und in Impfzentren. „Es gibt keine Ausreden mehr“, sagte Spahn in einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler.
„Impfen Sie sich auch, um unsere Kinder und Jugendlichen zu schützen“, sagte Spahn weiter. Nachdem die jungen Menschen in den letzten Monaten auf viel verzichtet hätten, müssten die Erwachsenen nun auch Rücksicht auf sie nehmen.
Auch Bundeskanzlerin Merkel appellierte an die Menschen in Deutschland, sich impfen zu lassen. „Die zentrale Frage ist, wie viele Menschen lassen sich impfen“, so Merkel mit Blick auf die wieder steigenden Infektionszahlen. „Je mehr geimpft sind, umso freier werden wir wieder sein“, betonte die Kanzlerin. Mit dem Impfen könne dann auch eine höhere Inzidenz besser bewältigt werden.
„Die Pandemie hat uns allen gezeigt, dass wir wechselseitig verwundbar sind und wir alle aufeinander angewiesen sind“, sagte Merkel. Alle, die noch unsicher seien, mahnte sie: „Eine Impfung schützt nicht nur Sie, sondern auch immer jemanden, der Ihnen nahesteht, den Sie lieben.“
Eine Impfpflicht werde es nicht geben, so Merkel. Dadurch würde man in der Bevölkerung kein Vertrauen gewinnen. Stattdessen gehe die Bundesregierung weiter den Weg, für das Impfen zu werben.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in der EU voll geimpft
In der EU sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Erwachsenen vollständig gegen Covid-19 geimpft. Das teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit. Zugleich ermunterte die Politikerin noch einmal alle Impfskeptiker, sich immunisieren zu lassen. Um sicher vor Virusvarianten zu sein und eine neue Infektionswelle zu vermeiden, sei es wichtig, sich impfen zu lassen, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.
„Gangnam Style“ gilt in Seoul als potenzielle Corona-Gefahr
Vom Mega-Hit „Gangnam Style“ des Rappers Psy gehen Corona-Gefahren aus – so sehen es jedenfalls Behörden in Südkorea. Neue Regeln zum Infektionsschutz in der Hauptstadt Seoul verbieten es Fitnessstudios, beim Gruppentraining Musik mit einem Tempo von mehr als 120 Schlägen pro Minute zu spielen. „Gangnam Style“ hat 132 Schläge pro Minute.
Mit den Regeln wollen die Behörden verhindern, dass die Besucherinnen und Besucher von Fitnessstudios zu heftig atmen und schwitzen, wodurch sie im Falle einer Corona-Infektion das Virus weiterverbreiten könnten.
Kreuzfahrtschiff-Crews werden in Hamburg geimpft
Die Besatzungen von Kreuzfahrtschiffen können sich während der Liegezeit im Hamburger Hafen gegen das Coronavirus impfen lassen. Das teilte der Branchenverband Clia mit. „Den Anfang machen die Hanseaticnature von Hapag Lloyd Cruises und die Aidamar von Aida Cruises, wo insgesamt mehrere hundert Crew- Mitglieder geimpft werden“, heißt es in der Mitteilung. Die Impfungen übernimmt demnach ein mobiles Impfteam des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Nach monatelanger Corona-Zwangspause war die Kreuzfahrtsaison in Deutschland an Pfingsten gestartet, zunächst nur ab Kiel, später auch ab Hamburg, wo Kreuzfahrten erst seit Mitte Juni wieder erlaubt sind. Passagiere und Besatzungen müssen sich an strenge Hygiene- und Sicherheitsregeln halten. Auch werden die Schiffe geringer als üblich ausgelastet. Corona-Tests sind Pflicht.
STIKO sieht baldige Auffrischimpfungen skeptisch
In der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird eine baldige Impfauffrischung gegen das Coronavirus skeptisch gesehen. Es müsse zunächst geschaut werden, ob unter Geimpften Infektionen auftreten, sagte der Infektionsimmunologe Christian Bogdan dem BR. „Und das kann man in der Kürze der Zeit noch gar nicht wissen.“ Denn es werde erst seit Anfang des Jahres geimpft, so das STIKO-Mitglied. „Niemand kann sich heute hinstellen und sagen, wie weit eine zweifache Immunisierung Schutz bietet“, sagte Bogdan.
Impfzentrum für Reisende am Stuttgarter Flughafen
Am Stuttgarter Flughafen eröffnet ein Impfzentrum für Reisende. Menschen mit Flugtickets oder anderen Buchungsnachweisen können sich zu einem beliebigen Zeitpunkt vor ihrem Start ohne Voranmeldung im Messezentrum direkt neben dem Flughafen immunisieren lassen, wie die baden-württembergische Landesregierung mitteilte. Auch Impfungen unmittelbar vor Abflug seien spontan möglich.
Fast eine Million neue Impfanmeldungen in Frankreich
Nach einer Brandrede von Präsident Emmanuel Macron zur Corona-Pandemie haben sich in Frankreich so viele Menschen zu Impfungen angemeldet wie noch nie an einem Tag. Eine App zur zentralen Erfassung von Impfanmeldung verzeichnete etwa 926.000 Anmeldungen zu einer Corona-Impfung, wie amitgeteilt wurde. 65 Prozent der Anmeldungen seien von Personen gekommen, die unter 35 Jahre alt seien.
Macron zuvor angeordnet, dass sich alle Beschäftigten in der Pflege bis zum 15. September gegen das Coronavirus impfen lassen müssen. Er kündigte in einer Fernsehansprache außerdem Corona-Pässe an, mit denen Restaurants, Einkaufszentren und andere öffentliche Einrichtungen besucht werden können.
Bisher sind rund 40 Prozent der französischen Bevölkerung vollständig geimpft. Impfstoffe stehen für alle ab zwölf Jahren weithin zur Verfügung.
Deutschland: 43 Prozent der Bevölkerung voll geimpft
In Deutschland sind inzwischen 43 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden zuletzt 448.345 Impfdosen verabreicht. Damit haben nun rund 35,8 Millionen beide Impfungen erhalten; 48,8 Millionen (58,7 Prozent) sind mindestens einmal geimpft. Unter den Bundesländern liegt Bremen mit einem Anteil von 67,8 Prozent mindestens einmal geimpfter Menschen weiter an erster Stelle; bei den vollständig Geimpften liegt das Saarland mit 47,2 Prozent vorn. Nur Sachsen hat die 50-Prozent-Marke bei den Erstgeimpften bislang nicht erreicht (49,9). Brandenburg ist bei den vollständig Geimpften mit 39,2 Prozent unverändert das Schlusslicht.
Russland meldet Höchstwert an Todesfällen
Innerhalb eines Tages wurden in Russland 780 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona-Ansteckung verzeichnet. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Zudem wurden landesweit 24.702 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden registriert, wie die Behörden mitteilten.
Israel: Neuinfektionen auf höchstem Stand seit März
Die Zahl der neuen Corona-Fälle ist in Israel auf den höchsten Stand seit Ende März gestiegen. 730 neue Fälle seien binnen 24 Stunden gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Bei 1,3 Prozent der mehr als 55.000 Getesteten fiel das Ergebnis demnach positiv aus. Die Zahl der Schwerkranken blieb bei 45, es gab auch keine neuen Todesfälle.
Die meisten der neuen Fälle stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen und auch zweifach Geimpfte. Immungeschwächten wird in dem Land inzwischen bereits eine dritte Impfdosis verabreicht.
USA: „Booster“-Dosis für vollständig Geimpfte unnötig
Das US-Gesundheitsministerium hält eine Corona-Auffrischimpfung bei vollständig Geimpften weiterhin nicht für nötig. Vertreter des Ministeriums trafen mit dem US-Pharmakonzern Pfizer, um Informationen über die neuesten vorläufigen Daten zu der Impfung zu erhalten. Auch wolle man mit dem Unternehmen im Gespräch bleiben, ob und wann künftig eine dritte Auffrischimpfung nötig ist, sagte ein Sprecher.
Pfizer und sein deutscher Partner BioNTech hatten zuvor angekündigt, vor dem Hintergrund der hochansteckenden Delta-Variante bei den Zulassungsbehörden in den USA und Europa innerhalb der kommenden Wochen die Genehmigung einer dritten Dosis als „Booster“-Impfung zu beantragen.
Spahn mahnt „kreative Impfaktionen“ an
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat mehr Anstrengungen zum Voranbringen der Impfkampagne angemahnt. „Egal ob auf dem Markt- oder Sportplatz, vor Kirchen, Moscheen oder im Drive-In: Wichtig sind jetzt kreative Impfaktionen vor Ort, um Unentschlossene zu erreichen“, schrieb Spahn bei Twitter. Nach seinen Angaben wurden in Deutschland mittlerweile 82,4 Millionen Impfungen verabreicht. 48,8 Millionen Menschen oder 58,7 Prozent sind demnach mindestens einmal geimpft, 35,8 Millionen oder 43 Prozent haben die Zweitimpfung.
Malaysia meldet Höchstwert an Neuinfektionen
In Malaysia sind binnen eines Tages 11.079 neue Corona-Fälle registriert worden. Dies ist der höchste Anstieg innerhalb eines Tages seit Beginn der Pandemie. Der bisherige Höchstwert war mit 9353 Neuansteckungen am 10. Juli erreicht worden.
Immunologe befürwortet Impfungen von Kindern
Der Göttinger Immunologe Jürgen Wienands hält Impfungen gegen Covid-19 auch bei Kindern für sinnvoll. Das gelte auch für jüngere Kinder, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Wenn Kinder in die Schule gehen, dann sollten sie geimpft werden. Und das, obwohl sie meist nicht sehr stark unter Covid-Symptomen leiden.“
Kinder würden in Deutschland schon nach wenigen Wochen oder gar als Säugling gegen verschiedene Krankheiten geimpft und dann weiter bis zur Pubertät. Mit etwa vier Jahren sei beim Menschen das Immunsystem bereits voll entwickelt und könne als erwachsen bezeichnet werden. „Warum also spreche ich einem 15-Jährigen ab, dass er biologisch und auch immunologisch erwachsen ist?“, so Wienands. Es könne nicht sein, dass 15-Jährige von einigen Impfärzten nach Hause geschickt würden, während sie andernorts problemlos eine Impfung erhielten. Hier sei dringend eine übergreifende Regelung nötig, die auf medizinischen Fakten beruhe.
Buyx: Lockerungen in England sind „hochriskant“
Die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx hat die Aufhebung der Corona-Auflagen in England trotz sehr hoher Infektionszahlen als „hochriskantes Experiment“ bezeichnet. „Wir sollten ein Stück zurückhaltender sein“, sagte sie im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD ZDF. In Deutschland seien nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung voll geimpft, man dürfe nicht im Sommer eine große Infektionswelle aufbauen, wie dies nun in England geschehe. Buyx kritisierte zudem, man dürfe nicht riskieren, dass Kinder und Jugendliche in großem Maßstab infiziert würden.
Je mehr Menschen geimpft seien, desto weniger Aussagekraft habe die Inzidenz, sagte Alena Buyx im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Aber in England steige – trotz guter Impfquoten – auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen. „Wir sollten da ein Stückchen zurückhaltender sein und nicht den guten Sommer dazu nutzen, wieder eine große Welle aufzubauen.“ Bild: picture alliance/dpa
SPD-Generalsekretär Klingbeil lehnt Impfpflicht ab
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat sich deutlich gegen eine Impfpflicht ausgesprochen. „Ich halte eine Impfpflicht in Deutschland für falsch, aber wir müssen die Impfbereitschaft erhöhen“, sagte er den Sendern RTL und ntv. Man müsse nun kreative Wege finden, um die Menschen zu erreichen und zu überzeugen, dass Impfen der Weg aus der Krise sei. Als Beispiel nannte er den Einsatz von mobilen Impfteams und ein Angebot von Impfungen an Urlaubsorten.
Mit Blick auf den Beginn des neuen Schuljahres nach den Sommerferien forderte er, am Präsenzunterricht festzuhalten. „Das heißt aber: Wir müssen nochmal gesondert mit Lehrerinnen und Lehrern über das Impfen sprechen und Schülerinnen und Schülern ein Impfangebot machen“, so Klingbeil. Auch mit der Ständigen Impfkommission (STIKO) müsse man nochmal diskutieren, dass sie ihre Empfehlung überarbeite. „Wir brauchen ein Impfangebot für junge Menschen.“
Kinderarzt: Politik in der Verantwortung bei Impfungen
Der Verbandsvorsitzende der Kinder- und Jugendärzte in Schleswig-Holstein hat gefordert, dass die Politik die Verantwortung übernehmen müsse, wenn alle Kinder ab zwölf Jahren geimpft werden sollen. „Wenn die Politik immer sagt, die Kinder sollen geimpft werden, dann sollen die Politiker auch klar sagen: ‚Wir übernehmen die Verantwortung“, sagte Ralf van Heek dem NDR. Bislang gilt nur eine einschränkte Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Impfungen von Kindern und Jugendlichen. Für eine Abkehr von der STIKO-Empfehlung müsse die Politik die Verantwortung und Haftung übernehmen, sagte van Heek. „Das kann man nicht auf uns abladen.“
Ifo-Umfrage: Weiter Existenzängste in mehreren Branchen
Trotz der wirtschaftlichen Erholung sind die Folgen der Corona-Krise für die Veranstaltungs- und Tourismusbranche sowie das Gastgewerbe längst nicht überwunden: In der Veranstaltungsbranche fürchteten im Juni nach wie vor 70 Prozent der Betriebe um ihre Existenz, bei den Reisebüros waren es mit 68 Prozent kaum weniger, wie das Münchner Ifo-Institut berichtete. Angst vor der Pleite dominiert demnach auch im Gastgewerbe: Jeweils mehr als die Hälfte der Gastwirte und Hoteliers fürchten, den Betrieb aufgeben zu müssen.
Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen zieht an
Der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport hat eine weitere Geschäftserholung nach dem Corona-Lockdown gemeldet. Der beginnende Aufwärtstrend bei den Fluggastzahlen habe sich im Juni trotz der nach wie vor deutlichen Auswirkungen der Pandemie fortgesetzt. Etwa 1,78 Millionen Passagiere am Flughafen Frankfurt entsprächen einem Zuwachs von fast 200 Prozent gegenüber Juni 2020. Kumuliert über das erste Halbjahr 2021 lag das Fluggastaufkommen bei etwa 6,5 Millionen Passagieren. Das entspricht einem Minus von 46,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 und 80,7 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Ethikrat-Vorsitzende: Impfpflicht für Lehrkräfte unnötig
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hält eine verpflichtende Corona-Impfung für Lehrpersonal und Erzieherinnen und Erzieher für nicht notwendig. Die Impfraten in diesen Berufsgruppen seien besser als in vielen Nachbarländern, sagte sie im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Buyx sagte, aus ihrer Sicht brauche es vielmehr eine gute Kommunikation und niedrigschwellige Impfangebote. Besorgt zeigte sie sich darüber, dass weiterhin kein Impfstoff für die Altersgruppe unter zwölf Jahren zugelassen ist: „Da muss jetzt unbedingt etwas passieren.“ Man könne weder das Virus in dieser Gruppe unkontrolliert lassen noch zusehen, wenn Schulen wieder schließen müssten.
Maas für transatlantische Kooperation gegen Corona
Außenminister Heiko Maas hat sich vor seinem USA-Besuch für eine enge transatlantische Zusammenarbeit als wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie starkgemacht. „Die transatlantischen Wirtschaftsstrukturen, die gemeinsame Innovationskraft bei der Impfstoffentwicklung – all das trägt entscheidend zu greifbaren Fortschritten im Kampf gegen die Pandemie bei“, teilte Maas mit. „Wir müssen jede Chance nutzen, die sich bietet, um die Pandemie einzudämmen“, erklärte er.
Ohne weltweite Solidarität bei der Impfstoffverteilung werde Delta „nicht die letzte Variante gewesen sein, die wir besiegen müssen“, so Maas. Während seines US-Besuch wird er auch ein Werk des US-Pharmaunternehmens Pfizer besuchen, wo der Corona-Impfstoff der Mainzer Firma BioNTech hergestellt wird.
Söder fordert dezentrale Impfangebote
Im Kampf gegen das Coronavirus hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine ungebremste Impfkampagne angemahnt. „Nichts anderes als Impfen hilft“, sagte der CSU-Chef im Deutschlandfunk. Dabei müssten nun vordringlich die jüngeren Menschen zwischen zwölf und 30 Jahren erreicht werden, nachdem die über 60-Jährigen in weiten Teilen geimpft seien. Ihnen müssten niederschwellige Angebote vor Ort gemacht werden – „sozusagen Impfen to go oder Drive-In-Impfen.“
Eine Abkehr von der Inzidenz als Leitwert für Corona-Maßnahmen lehnte Söder derweil ab. „Ohne Inzidenz wird es nicht gehen“, denn die Inzidenz sei ein juristisch und auch medizinisch nachvollziehbarer Begriff. Allerdings könne mit den Impffortschritten der Inzidenzwert sicher höher sein, bis Maßnahmen ergriffen werden. Zudem müssten auch andere Werte wie die Krankenhausbelegungen einbezogen werden. Das müsse man nun alles kombinieren und bis zum Herbst ein Konzept vorlegen.
Südkorea: Mehr als 1000 Neuinfektionen
Südkorea hat 1150 Corona-Neuansteckungen binnen eines Tages gemeldet. Damit wurden in dem Land nun den siebten Tag in Folge mehr als 1000 tägliche Neuinfektionen registriert, wie Daten der zuständigen Behörden zeigen. Es ist damit der bisher schlimmste Corona-Ausbruch im Land, ausgelöst durch die ansteckende Delta-Variante des Virus‘.
Künftig mehr Daten zu Corona-Patienten in Kliniken
Gesundheitsminister Jens Spahn will die Kliniken verpflichten, mehr Daten über behandelte Corona-Patientinnen und -Patienten mitzuteilen. Eine entsprechende Verordnung ist in Kraft getreten. Unter anderem sollen so Rückschlüsse gewonnen werden, wie gut Geimpfte etwa vor schweren Covid-19-Verläufen geschützt sind.
NRW baut AstraZeneca-Bestände ab
Nordrhein-Westfalen baut seine Lagerbestände des kaum noch nachgefragten Corona-Impfstoffs von AstraZeneca ab. Es sei geplant, die Reserve im Landeslager bis zum Monatsende zunächst um bis zu 20.000 auf dann gut 900.000 Dosen zu verkleinern, teilte das Gesundheitsministerium der Nachrichtenagentur dpa mit. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die Lagerbestände mitsamt Verfallsdaten erfassen zu lassen, damit keine Impfstoffe weggeworfen werden müssen. Etwaige Überbestände sollen gespendet werden.
Großbritannien: Johnson hält an Lockerungen fest
Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Bevölkerung in England trotz des Wegfalls fast aller Corona-Beschränkungen in einer Woche zur Vorsicht aufgerufen. Johnson bestätigte die Öffnungspläne ab dem 19. Juli. „Wir denken, jetzt ist der Zeitpunkt, um voranzuschreiten. Aber es ist wichtig, das wir dies mit Vorsicht tun“, sagte Johnson. „Die Pandemie ist nicht vorbei.“ Daher rufe er alle auf, an andere zu denken und die Risiken abzuwägen.
Forscher fordert mehr Freiräume für Jugend
Der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann hat im zweiten Pandemie-Sommer mehr Freiräume für junge Leute gefordert – auch nachts. „Das ist sehr, sehr einfallslos, was viele Städte und Kommunen da bisher auf die Reihe bekommen haben“, sagte Hurrelmann der Nachrichtenagentur dpa. Noch deutlich mehr als andere Altersgruppen seien Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 22 Jahren am Ende ihrer Geduld. „Das ist eine Lebensphase, in der man raus muss, in der man sich erproben muss, Räume erobern.“
Hurrelmann regte an, Plätze für Aktivitäten freizugeben und vorher die Anwohnerinnen und Anwohner zu informieren. „Da lässt sich ja dann sagen: Nehmt Rücksicht auf die Jugend, sie hat auch Rücksicht auf euch genommen. Und darum geben wir hier jetzt mal für ein paar Tage eine Sondergenehmigung.“ Viele fühlten sich immer noch eingesperrt und hätten das Gefühl, gar nicht richtig leben zu können. „Die Disziplin der jungen Leute ist nach wie vor hoch, aber nicht mehr so hoch wie noch vor sechs Monaten“, sagte Hurrelmann.
Olympisches Dorf in Tokio eröffnet
Zehn Tage vor Beginn der Olympischen Spiele hat das Athletendorf in Tokio geöffnet. Der normalerweise fröhliche Countdown-Beginn wurde überschattet von der andauernden Sorge vieler Menschen im Gastgeberland vor einer Ausbreitung des Coronavirus durch das Mega-Sportspektakel. Zuvor war der nunmehr vierte Notstand in der Olympia-Stadt in Kraft getreten und wird bis vorläufig zum 22. August – also bis nach Ende der Spiele – andauern.
Immer mehr Delegationen sind bereits in Japan angekommen, bis Ende dieser Woche werden es voraussichtlich mehr als 2200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sein. Es wurden bereits zwei Mitglieder des Teams aus Uganda, ein serbischer Athlet und ein Mitglied der israelischen Delegation positiv auf das Virus getestet.
Eingang zum Olympischen Dorf in Tokio: Etwa 18.000 Athletinnen und Athleten sowie Offizielle werden im Olympischen Dorf in der Bucht von Tokio wohnen. Für alle gilt: stets mindestens zwei Meter Abstand halten – auch beim Essen – und Maskenpflicht außerhalb des eigenen Zimmers. Kontakte zur einheimischen Bevölkerung sind genauso untersagt wie touristische Ausflüge. Bild: AFP
SPD-Politiker will Abkehr vom Inzidenzwert
Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Fechner, will eine Abkehr vom Inzidenzwert in der Corona-Politik im Infektionsschutzgesetz verankern. „Wir sagen seit Monaten, dass der Inzidenzwert als alleiniges Kriterium für die Verhängung oder Aufhebung von Corona-Schutzmaßnahmen nicht ausreicht“, sagte Fechner der „Welt“. Eine entsprechende Änderung müsse noch vor Ende der Legislaturperiode vorgenommen werden, um neben dem Inzidenzwert weitere Kriterien für Coronaeinschränkungen zu berücksichtigen, forderte der SPD-Politiker.
Altmaier besorgt über nachlassende Corona-Disziplin
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat zur Vorsicht bei künftigen Lockerungsschritten gemahnt. Ein weiterer Lockdown „wäre das Schlechteste überhaupt und muss auf jeden Fall vermieden werden“, sagt der CDU-Politiker der „Augsburger Allgemeinen“. Deshalb sehe er mit Sorge, dass die Disziplin nachlasse, in geschlossenen Räumen Masken zu tragen und dass der Abstand bei vielen Veranstaltungen schon wieder sehr gering werde. „Ich glaube, dass wir alle gut beraten sind, die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.“
FDP-Chef gegen Lockdown auch bei steigenden Inzidenzen
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat sich auch im Falle steigender Infektionszahlen gegen einen weiteren Lockdown ausgesprochen. „Mit der FDP in der Regierung wird es mehr Rücksicht auf Freiheitsrechte geben“, sagte Lindner der „Bild“. Er fordert stattdessen eine „politische Garantie für Geimpfte“, dass diese sich „im Herbst frei bewegen können“. Es sei genug Zeit, um „Hygienekonzepte und Logistik aufzubauen, so dass auch Menschen ohne Impfschutz so wenige Einschränkungen wie möglich befürchten müssen“, sagte der FDP-Chef.
Divi-Präsident empfiehlt Beibehaltung der AHA-Regeln
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, ist verhalten optimistisch, was die Verhinderung einer möglichen schweren vierten Corona-Welle in Deutschland angeht. „Sollten die Infektionsraten sprunghaft ansteigen und ungebremst anwachsen, werden wir auch wieder eine deutliche Zunahme an schwer kranken Patienten erleben, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Denn wir dürfen eben nicht vergessen: 40 Millionen Menschen in Deutschland sind eben noch nicht geimpft“, sagte Marx der Zeitung „Rheinische Post“. Er empfehle deshalb, die so genannten AHA-Regeln weiter zu beachten. „Vollständig impfen, Abstand, testen, Maske tragen. Diese Maßnahmen schützen uns alle. Wir haben es wirklich selbst in der Hand, ob und wie sich eine vierte Welle entwickeln kann.“
„Wir haben es wirklich selbst in der Hand, ob und wie sich eine vierte Welle entwickeln kann“, sagte der Divi-Präsident Gernot Marx der „Rheinischen Post“. Die so genannten AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) bieten nach Ansicht des Mediziners einen wichtigen Schutz. Bild: dpa
Ärztekammer fordert intensivere Impfkampagne
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat eine intensivere Corona-Impfkampagne gefordert. „Ich vermisse den TV-Spot zum Impfen vor der Tagesschau. Und dann müssen wir direkt vor Ort informieren, und zwar genau da, wo die Impfbereitschaft bisher gering ist. Wir müssen auf die Menschen zugehen“, sagte Reinhardt der „Rheinischen Post“. Man müsse nicht nur Sportvereine, sondern auch Kulturvereine und Glaubenseinrichtungen für die Impfkampagne mit ins Boot holen. „Statt zu verordnen, müssen wir vor Ort sein.“
Die Frage, inwieweit die erhöhten Inzidenzwerte zu einer Belastung des Gesundheitssystems führen werden, hänge maßgeblich von der Impfquote ab, sagte Reinhardt. „Ich finde, jeder Erwachsene steht in der Verantwortung, durch seine Impfung dazu beizutragen, das Infektionsgeschehen niedrig zu halten – auch zum Schutz der Kinder. Sie sind bisher die großen Verlierer der Pandemie.“
Lehrerverband fordert Plan für Wechselunterricht
Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat Bund und Länder mit Blick auf die Delta-Variante aufgefordert, sich auf eine erneute Phase des Wechselunterrichts an den Schulen im Herbst vorzubereiten. „Das Szenario eins, von dem wir alle hoffen, dass es Wirklichkeit wird, heißt vollständiger Präsenzunterricht mit einer Sicherheitsphase von mehreren Wochen, wo weiterhin erhöhte Gesundheitsschutzmaßnahmen gelten“, sagte DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es werde aber nicht ausreichen, um eine vierte Welle zu verhindern, weil sich die Delta-Variante auch außerhalb der Schulen durch Kontakte ungeimpfter Jugendlicher untereinander verbreiten werde. Deshalb dürfe auch eine „erneute Phase des Wechselunterrichts“, bei der Vorbereitung auf das nächste Schuljahr nicht fehlen.
DKG-Chef warnt für Alarmismus
Der Vorstandvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hat vor Alarmismus um eine mögliche vierte Corona-Welle gewarnt. „Den Begriff Vierte Welle sehe ich kritisch. Das sorgt bei den Bürgern nur für die Angst, dass mit steigenden Fallzahlen die Intensivstationen wieder mit Covid-Patienten volllaufen“, sagte Gaß der „Bild“. Dank der Impfungen werde das aber nicht der Fall sein.
Gaß erwartet steigende Infektionszahlen im Herbst, „eine Gefahr für das Gesundheitssystem ist das aber nicht“. Infektionen, schwere Erkrankungen und Todesfälle hätten sich zunehmend entkoppelt. „Wir erwarten bei gleicher Inzidenz viel weniger Corona-Patienten in den Kliniken“, so Gaß.
Irak: Viele Tote bei Feuer auf Covid-Station
Bei einem Feuer in einer Coronavirus-Abteilung eines Krankenhauses im Irak sind nach Angaben aus medizinischen Kreisen mindestens 50 Menschen getötet worden. Die Opfer hätten schwere Verbrennungen erlitten, hieß es. Dutzende seien verletzt worden.
Auf der Krankenhausstation in Nassirja hätten sich 70 Betten befunden. Die Brandursache sei ein Kurzschluss gewesen. Aus Gesundheitsbehördenkreisen verlautete, das Feuer sei bei der Explosion eines Sauerstoffzylinders ausgebrochen. Zum Zeitpunkt des Feuers hätten sich mindestens 63 Patienten in der Abteilung befunden, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde der Provinz Dhi Kar, Ammar al-Samili, örtlichen Medien.
Lauterbach lehnt Impfpflicht für Lehrer und Erzieher ab
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach lehnt eine vom Ethikrat Wolfram Henn ins Spiel gebrachte Impfpflicht für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte ab. „Eine Impfung gegen Covid-19 muss die freiwillige Entscheidung jedes Einzelnen sein. Hier muss und wird die Politik zu ihrem Wort stehen. Das gilt auch für Lehrer und Erzieher“, sagt Lauterbach der Zeitung „Rheinische Post“.
Frankreich: Impfpflicht für Pflegepersonal
In Frankreich müssen sich auf Anweisung von Präsident Emmanuel Macron alle Beschäftigten in der Pflege bis zum 15. September gegen das Coronavirus impfen lassen. „Das Land ist mit einem starken Wiederaufflammen der Epidemie konfrontiert, die unser ganzes Staatsgebiet betrifft“, sagte Macron. Er warnte vor einer neuen Welle möglicher Krankenhauseinweisungen im August und erklärte: „Die Gleichung ist einfach: Je mehr wir impfen, desto weniger Raum lassen wir diesem Virus, um zu zirkulieren.“ Der Präsident kündigte zudem an, dass nun ein medizinischer Notstand gelten werde; ein solcher erleichtert es den Behörden, neue Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie zu verhängen.
USA: Warnung vor Nervenkrankheit bei J&J-Impfung
Die US-Aufsichtsbehörde FDA geht bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson gegen das Coronavirus von einem kleinen Risiko einer Nervenkrankheit aus. Die FDA gab eine Warnung wegen des potenziell gefährlichen Guillain-Barré-Syndroms heraus. Die Behörde und die US-Gesundheitsbehörde CDC überprüften Berichte von rund 100 Personen, die nach der Impfung mit Johnson & Johnson die Immunsystemkrankheit bekamen. Eine Person sei gestorben, teilte die FDA mit. Bei der Krankheit können Muskelschwäche und Lähmung auftreten. Diese ist meist vorübergehend. Der FDA zufolge ist es nicht ganz klar, dass der Impfstoff die Krankheit ausgelöst hat.
Erneuter Anstieg: Inzidenz bei 6,5
Seit einer Woche steigt die Sieben-Tage-Inzidenz jeden Tag an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Morgen liegt sie nun bei 6,5. Genau eine Woche zuvor betrug der Wert von Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen 4,9.
Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut binnen eines Tages 646 Neuinfektionen. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte das RKI 440 Ansteckungen gemeldet.
Deutschlandweit wurden den Angaben zufolge binnen 24 Stunden 26 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 31 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.737.135 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2.