MV-Wahlumfrage: SPD deutlich vorn, Grüne mit Verlusten
15. Juli 2021Der Trend für die SPD zeigt nach oben: Die Sozialdemokraten kommen nach einer infratest-dimap-Umfrage im Auftrag von NDR, „Schweriner Volkszeitung“ und „Ostsee-Zeitung“ auf 27 Prozent. Das sind vier Punkte mehr als bei der vergangenen Erhebung im Mai.
Die SPD geht mit Rückenwind in den bevorstehenden Wahlkampf. Sie bleibt stärkste Kraft, gefolgt von der CDU, die auf 23 Prozent kommt. Das sind zwei Punkte mehr als bei der Erhebung im Mai. Die AfD verliert erneut, kommt auf 16 Prozent. Die Linke landet aktuell bei 12 Prozent. Nach zehn Jahren ohne Landtagsfraktion wäre die FDP wieder im Parlament vertreten – mit 7 Prozent. Auf das gleiche Ergebnis kämen auch die Grünen. Im Vergleich zur Umfrage vom Mai fahren sie nach der Debatte um ihre Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock die größten Verluste ein – die Wählergunst hat sich halbiert. Die Grünen wären dennoch im Landtag vertreten. Erstmals käme dann nach der Wahl im Herbst ein Sechs-Parteien-Parlament zusammen.
Fortsetzung der Großen Koaliton denkbar
Bleibt es bei der Stimmenverteilung, hätten SPD und CDU zusammen eine Mehrheit und könnten ihre Koalition fortsetzen. Im Vergleich zur Wahl 2016 würde die SPD zwar fast vier Punkte verlieren, das Minus würde aber durch den Gewinn der CDU, der ebenfalls bei vier Punkten liegt, ausgeglichen. Eine Rot-rot-grüne-Koalition wäre nach dem aktuellen Stand nicht möglich. Unterm Strich zeichnet sich keine Wechselstimmung ab: Eine deutliche Mehrheit – 62 Prozent – ist zufrieden mit der Arbeit der rot-schwarzen Koalition – das sind elf Punkte mehr als noch im Mai.
Zustimmungswerte der Ministerpräsidentin steigen
Deutlich besser in der Wählergunst schneidet auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ab: Die SPD-Spitzenkandidatin hat ihren Vorsprung vor den Herausforderern wieder ausgebaut: 67 Prozent sind mit Schwesigs Arbeit zufrieden, das sind zehn Punkte mehr als bei der Umfrage vom Mai. Das Stimmungstief aus dem Corona-Lockdown hat Schwesig ausgebügelt. Auf Platz zwei folgt die Linken-Kandidatin Simone Oldenburg: 26 Prozent geben ihr eine gute Note. 21 Prozent sind mit dem CDU-Bewerber Michael Sack zufrieden. Sein Problem nach mehr als zwei Monaten Vorwahlkampf: Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten kennt ihn nicht und traut sich deshalb kein Urteil über ihn zu. Die CDU-Kampagne für den Schwesig-Herausforderer hat offenbar noch nicht gezündet. Abgeschlagen sind die Spitzenkandidaten von AfD, FDP und Grünen – sie sind jeweils mehr als Dreiviertel aller Wähler und Wählerinnen unbekannt.
Mecklenburg-Vorpommerns Bürger vertrauen der Regierungskoalition
Die guten Wähler-Werte für die aktuelle Regierungskoalition in Schwerin spiegeln sich bei den Vertrauenswerten für die Parteien wider. SPD und CDU liegen dort vorn: 29 Prozent trauen den Sozialdemokraten zu, die Herausforderungen beispielsweise in der Bildungspolitik oder im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit am besten anzupacken, 24 Prozent sind es für die CDU. Mit deutlichem Abstand landen die anderen Parteien auf den Plätzen.
Politikwissenschaftler: Schwesig ist „absolute Trumpfkarte“
Der Rostocker Politikwissenschaftler Wolfgang Munow führt die guten Werte für SPD und CDU vor allem auf die Lockerungen der Corona-Maßnahmen zurück. „Der Lockdown ist beendet und schon ist man ein bisschen zufriedener“, sagte Munow im Gespräch mit NDR MV Live. Außerdem habe die CDU auf Bundesebene ihren Streit um die Kanzlerkandidatur beendet, die SPD fahre „ohnehin in ruhigem Fahrwasser“. Einen Unterschied zwischen SPD und CDU hebt der Politikwissenschaftler hervor: Während die Amtsinhaberin Schwesig „die absolute Trumpfkarte“ für die Partei sei, sie fahre „fantastische“ Zustimmungswerte ein, habe die CDU dagegen mit ihrem Kandidaten Michael Sack ein „Problem“. Der Herausforderer müsse dringend bekannter werden – „da muss Herr Sack sich noch was überlegen, wie er Wahlkampf betreiben möchte“, sagte Munow.
Erhebungs-Grundlagen des MV-Trends Juli 2021
„Die Vorwahlerhebungen von Infratest Dimap sind keine Prognosen“, betont Nico Siegel von infratest dimap im Gespräch mit dem NDR, „sie messen das aktuelle Stimmungsbild“. Bis zur Wahl im Herbst werde sich noch einiges bewegen, sonst würde auch der Wahlkampf der Parteien nicht funktionieren. Insgesamt wurden 1.159 Personen befragt, davon 756 per Telefon und 403 online. Die Umfrage ist repräsentativ, das heißt, sie soll alle Bevölkerungsgruppen abbilden in einer zufallsbasierten Stichprobe. Als Mindestgröße bei solchen Umfragen gelten rund 1.000 Befragte. Entscheidend sei, so Siegel, dass jeder Wahlberechtigte die Chance hat, kontaktiert zu werden. Im Anschluss an die Befragung werden die Rohdaten gewichtet: zunächst soziodemografisch, denn es gibt in Deutschland mehr Männer als Frauen, mehr Ältere als Jüngere. Im Anschluss werde die Sonntagsfrage adjustiert, so Siegel.