++ Häuser und Teil der Burg in Erftstadt eingestürzt ++
16. Juli 2021Bundespräsident Steinmeier dringt im Kampf gegen den Klimawandel auf verstärkte Maßnahmen. Im schwer von den Fluten getroffenen Erftstadt sind Häuser eingestürzt, mehrere Menschen starben. Die Ereignisse im Liveblog.
- Keine kritischen Risse an Steinbachtalsperre entdeckt
- DFB und DFL richten Hilfsfonds ein
- Steinmeier mahnt mehr Klimaschutz an
- Zahl der Todesopfer steigt, viele Menschen vermisst
- Häuser in Erftstadt eingestürzt
- Massive Einschränkungen im Bahnverkehr
- Straßen rund ums Ahrtal gesperrt
- Bundesregierung kündigt Finanzhilfen an
- Ministerpräsidentin Dreyer ruft zu schnellem Handeln auf
Kanzlerin informiert sich per Videoschalte
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in einer Videokonferenz von der Koordinierungsgruppe des nordrhein-westfälischen Innenministeriums über die aktuelle Lage im Katastrophengebiet informieren lassen. Laut Mitteilung einer Sprecherin der Bundesregierung waren auch Ministerpräsident Armin Laschet und Innenminister Herbert Reul (beide CDU) beim Gespräch dabei. Merkel sicherte dabei kurz- und langfristige Unterstützung durch den Bund für die betroffenen Menschen in den Hochwassergebieten zu.
Bundespräsident Steinmeier besucht Erftstadt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt morgen in den von der Unwetterkatastrophe besonders getroffenen Rhein-Erft-Kreis. Nach Angaben der NRW-Staatskanzlei besucht das Staatsoberhaupt am Mittag zusammen mit Ministerpräsident Armin Laschet Erftstadt, wo zahlreiche Häuser und Autos weggespült worden waren. Steinmeier will sich in der Feuerwehrleitzentrale ein Bild von der aktuellen Lage machen und mit Rettungskräften sprechen.
NRW-Finanzverwaltung setzt Katastrophenerlass in Kraft
Nordrhein-Westfalens Finanzverwaltung hat zur Entlastung der vom Unwetter betroffenen Bürger einen Katastrophenerlass in Kraft gesetzt. Laut Mitteilung sind mit dem Erlass über 30 steuerliche Unterstützungsmaßnahmen möglich. So können die Wirtschaft und Privatpersonen Sonderabschreibungsmöglichkeiten für den Wiederaufbau nutzen. Auch die Wiederbeschaffung von Hausrat und Kleidung und die Beseitigung von Schäden am selbst genutzten Wohneigentum kann als außergewöhnliche Belastung steuerlich berücksichtigt werden.
Auch sollen die Finanzämter den betroffenen Steuerzahlern mit Stundungen von Steuern und geminderten Vorauszahlungen entgegenkommen. „Mit den Maßnahmen aus dem Katastrophenerlass können wir schnell und unbürokratisch dort helfen, wo Hilfe dringend benötigt wird. Die unmittelbare Unterstützung für betroffene Bürgerinnen und Bürger steht für uns an erster Stelle“, so Finanzminister Lutz Lienenkämper.
Umweltministerin Spiegel kündigt schnelle Hilfe an
Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Anne Spiegel hat im SWR2-Tagesgespräch angekündigt, sich sehr schnell mit den von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Kommunen zusammenzusetzen. Dabei solle es sowohl um die Beseitigung der Schäden, als auch um Vorsorgemaßnahmen gegen künftige Starkregenereignisse und für den Klimaschutz gehen. In diesen Bereichen sei eine Menge möglich, sagte Spiegel.
„Wir können über eine Planung von Neubaugebieten, über planerische Aspekte, klimaschutzgerechtes Bauen und Ähnliches Vorsorge treffen.“ Wichtig sei aber auch, zu betonen, dass die Katastrophe, die das Land heimgesucht habe, alle Dimensionen sprenge. „Und da greifen auch alle Präventions- und Vorsorgemaßnahmen nicht mehr.“ Zunächst gehe es aber darum, die akute Katastrophe zu bewältigen. Spiegel erinnerte an die vielen Helferinnen und Helfer, die unermüdlich im Einsatz seien. Noch immer würden viele Menschen vermisst und die Zahl der Opfer steige.
Trauerbeflaggung für Opfer der Unwetterkatastrophe
Zum Gedenken an die Opfer der Unwetterkatastrophe werden die Fahnen an zahlreichen Gebäuden in Nordrhein-Westfalen bis Montag auf Halbmast wehen. NRW-Innenminister Herbert Reul ordnete für alle Dienstgebäude des Landes, der Gemeinden und Gemeindeverbände Trauerbeflaggung an, wie das Innenministerium mitteilte.
Tausende Menschen in den Niederlanden fliehen vor Hochwasser
Wegen des Hochwassers haben in den Niederlanden Tausende Menschen ihre Häuser im Süden des Landes verlassen und sich in Sicherheit gebracht. Unter anderem ist die Stadt Venlo mit rund 100.000 Einwohnern von Überschwemmungen betroffen. Am Abend sollte ein Großteil der Stadt evakuiert werden, teilte die Verwaltung mit. Zuvor hatten Familien in der Stadt Meerssen und deren Umgebung wegen eines Deichbruchs ihre Häuser verlassen müssen.
Notfalldienste warnten, die Wassermassen drohten mehrere Dörfer zu überschwemmen. Ministerpräsident Mark Rutte erklärte das Hochwasser in der Provinz Limburg im Süden des Landes zu einer nationalen Katastrophe. Hunderte Feuerwehrleute und Soldaten versuchten, Deiche zu verstärken und Einwohner wegzubringen.
In der Gemeinde Valkenburg, die in der Nähe der deutschen und belgischen Grenze liegt, wurde das Stadtzentrum überflutet. Etliche Pflegeheime mussten geräumt werden, mindestens eine Brücke wurde zerstört.
Weiterhin über 100.000 Menschen ohne Strom
Im Westen Deutschlands sind nach dem verheerenden Unwetter noch rund 102.000 Menschen ohne Strom. Das Unwetter und die daraus entstandenen Überflutungen sorgten weiterhin für Ausfälle in der Stromversorgung in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, teilte der zum Eon-Konzern gehörende Energieversorger Westenergie mit. Westenergie betonte, es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Stromversorgung wiederherzustellen. Etwa zehn Umspannanlagen des Verteilnetzbetreibers Westnetz seien derzeit aber noch von den Überschwemmungen direkt betroffen.
Einzelne Anlagen seien nach wie vor schwer erreichbar, in anderen stehe immer noch das Wasser. Bevor sie wieder in Betrieb genommen werden könnten, müssten sie geprüft und gereinigt werden. Bei größeren Schäden an den Umspannanlagen werde daran gearbeitet, die Stromversorgung über Umschaltungen aus anderen Anlagen oder durch Notstromaggregate wieder herzustellen. In der Spitze lag die Zahl der nicht mit Strom versorgten Menschen laut Westenergie sogar bei 200.000. Doch sei es durch die Wiedereinschaltung von Anlagen, Umleitungen und Notstromaggregate mittlerweile gelungen, in zahlreichen Fällen die Stromversorgung wieder herzustellen.
Baerbock zu Gesprächen ins Hochwassergebiet gereist
Nach dem Abbruch ihres Urlaubs wegen der schweren Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ins Krisengebiet gereist. Wie eine Sprecherin mitteilte, will sich Baerbock vor Ort über die Lage der Menschen im Krisengebiet informieren. Dabei verzichte sie bewusst auf Pressebegleitung oder öffentliche Auftritte, erklärte die Sprecherin.
Aus Parteikreisen hieß es, die Lage im Katastrophengebiet sei zu ernst, um sie für Wahlkampfauftritte zu nutzen. Zunächst hatte der „Spiegel“ über die Reise der Grünen-Chefin berichtet. Den Angaben zufolge traf Baerbock in Mainz ein, wo sie sich mit der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Anne Spiegel persönlich ausgetauscht haben soll. Für morgen sind weitere Termine in Nordrhein-Westfalen angesetzt. Angaben zu möglichen Gesprächspartnern machte die Sprecherin zunächst nicht.
Lage in Kordel weiter kritisch
Im rheinland-pfälzischen Kordel ist die Situation nach wie vor kritisch. Das Technische Hilfswerk ist noch dabei, zu prüfen, welche Straßen möglicherweise unterspült worden sein könnten. Der Strom ist aus Sicherheitsgründen zum Teil noch abgeschaltet.
Kreis nimmt Angaben zu Todesopfer in Erftstadt zurück
Die Verwaltung des Rhein-Erft-Kreises hat Angaben zu bislang einem bekannten Todesopfer im besonders betroffenen Erftstadt zurückgenommen. Der vermeldete Todesfall sei wohl fälschlicherweise mit dem Hochwasser in Verbindung gebracht worden, wie ein Sprecher des Kreises sagte.
Extremwetter: Wie sich Städte wappnen können
Mehr Frühwarnsysteme, besseres Katastrophen-Management und das Konzept der „Schwammstadt“: Wie sich Menschen und Städte gegen Extremwetter wappnen können, erklärt Hydrologe Bruno Merz im tagesschau.de-Interview.
Belgien ruft Staatstrauertag für Dienstag aus
Wegen der verheerenden Unwetter im Osten Belgiens wird am Dienstag ein Staatstrauertag begangen. Das kündigte Ministerpräsident Alexander De Croo auf Twitter an. Er schrieb, es sei „ein Tag zum Gedenken an die zahlreichen verlorenen Menschenleben. Aber auch als Dank für die gelebte Solidarität, Nähe und Verbundenheit.“ Auch in Belgien hatten Starkregen und Überschwemmungen Todesopfer gefordert und massive Schäden angerichtet.
Steinbachtalsperre: Drohne findet keine kritischen Risse
Die Lage an der Steinbachtalsperre ist nach Auskunft des Kreises Euskirchen stabil, „aber nicht unkritisch“. Bei der Überprüfung des Dammes mit einer Drohne seien keine kritischen Risse gefunden worden, so eine Kreissprecherin. Nach wie vor sei das Grundabflussrohr der Talsperre verstopft. Um Druck aus der Anlage zu nehmen, werde weiterhin das Wasser mit Hochleistungspumpen aus der Talsperre geholt.
Mehrere Orte unterhalb der Steinbachtalsperre waren in den vergangenen Tagen wegen der Gefahr eines Durchbrechens der Staumauer evakuiert worden. Der Kreis Euskirchen appelliert an die Bewohner, noch nicht in die Häuser zurückzukehren.
Bonner Bürger bieten Unterkünfte an
Nach einem Aufruf der Stadt Bonn, Menschen aus Hochwassergebieten eine Unterkunft anzubieten, sind bei der Verwaltung Hilfsangebote für mehr als 1000 Betroffene eingegangen. Viele Privatpersonen wollten bis zu drei Menschen aufnehmen, und Hotels stellten bis zu 50 Doppelzimmer zur Verfügung, teilte die Stadt mit. „Wir sind überwältigt von der Vielfalt und der Fülle der Angebote. Weitere brauchen wir im Moment nicht mehr“, erklärte Oberbürgermeisterin Katja Dörner.
Ein Todesopfer im Rhein-Erft-Kreis bestätigt
Der Verwaltung des vom Hochwasser stark betroffenen Rhein-Erft-Kreises ist bislang ein Todesopfer bekannt. Dies sei von der Stadt Erftstadt gemeldet worden, berichtete eine Sprecherin. Es sei aber zu befürchten, dass es noch weitere Opfer gebe. So sei unklar, ob es alle Autofahrer noch rechtzeitig aus ihren Wagen schafften, als sie auf der B265 von Wassermassen überrascht wurden.
Merkel nimmt an Videokonferenz des Krisenstabs teil
Nach der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Nachmittag an einer Videokonferenz des Landeskrisenstabs Rheinland-Pfalz teilgenommen. Sie habe sich im Gespräch mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Vertretern der Einsatzkräfte über die aktuelle Lage in den Katastrophengebieten und den Stand der Rettungsarbeiten informiert, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Die Bundeskanzlerin sicherte demnach den betroffenen Menschen in Rheinland-Pfalz die „kurz- ebenso wie langfristige Unterstützung des Bundes“ zu. Merkel sei mit der Landesregierung auch im Gespräch über einen „baldigen Besuch im Katastrophengebiet“.
Rheinland-Pfalz richtet Spendenkonto ein
Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat ein Spendenkonto für Betroffene eingerichtet. „Aktuell erreichen uns zahlreiche Anfragen, wie die von der Unwetter-Katastrophe in Rheinland-Pfalz betroffenen Menschen unterstützt werden können. Das zeigt, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung wirklich groß ist“, teilten Landesinnenmister Roger Lewentz und Landesfinanzministerin Doris Ahnen mit. Das Konto ausschließlich für die in Rheinland-Pfalz Betroffenen wurde vom Landesinnenministerium bei der Sparkasse Mainz eingerichtet. Gespendet werden kann unter dem Kennwort „Katastrophenhilfe Hochwasser“.
Deichbruch in den Niederlanden – Häuser evakuiert
In der niederländischen Stadt Meerssen und ihrer Umgebung müssen Familien wegen eines Deichbruchs ihre Häuser verlassen. Notfalldienste warnten, die Wassermassen drohten mehrere Dörfer zu überschwemmen. Menschen sollten sich umgehend in Sicherheit bringen. Ministerpräsident Mark Rutte erklärte das Hochwasser in der Provinz Limburg im Süden des Landes zu einer nationalen Katastrophe.
Mindestens 362 Verletzte im Kreis Ahrweiler
Im Kreis Ahrweiler sind mindestens 362 Menschen verletzt worden. Diese Zahl könne sich aber noch weiter erhöhen, teilte die Polizei in Koblenz mit. Dies gelte auch für die Zahl der Todesopfer. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, die vom Hochwasser betroffenen Ortschaften nicht aufzusuchen, sondern weiträumig zu umfahren, damit Platz für die Rettungskräfte ist.
BBK-Chef fordert Investitionen
Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, hat massive Investitionen in die Krisenvorsorge gefordert. „Durch Corona und die jüngsten Unwetter ist in sehr kurzer Zeit sehr klar geworden, dass Fragen der akuten Krisenvorsorge mit der gleichen Priorität behandelt werden müssen wie der Kampf gegen den Klimawandel“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. „Das Problem des Klimawandels können wir allein ohnehin nicht lösen. Und so lange wir keine Lösungen haben, müssen wir mit voller Kraft in Bevölkerungsschutz, Resilienz und Krisenvorsorge investieren.“ Man könne „nicht warten, bis wir klimapolitisch erfolgreich sind“.
Der dpa sagte Schuster zudem, die Katastrophe zeige, dass die geplanten Reformen bei der Bewältigung länderübergreifender Krisen nicht warten können. „Wir kommen mit der bereits beschlossenen Neuausrichtung im Bevölkerungsschutz genau dahin, wo wir hin müssen.“ Allerdings müsse die Geschwindigkeit bei der Umsetzung dieser Pläne erhöht werden. Die Innenministerkonferenz hatte sich im vergangenen Juni darauf geeinigt, beim BBK ein gemeinsames Bund-Länder-Kompetenzzentrum einzurichten. Dort sollten dann im Krisenfall alle an der Bewältigung einer akuten Krise beteiligten Akteure zusammenkommen.
Fridays for Future kündigt Klimastreiks an
Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future hat angesichts des Hochwassers Streiks in mehr als 40 Orten angekündigt. „Das Ausmaß der Zerstörung macht sprachlos“, schrieb die Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf Twitter. Die Streiks am Freitag fänden auch in Solidarität mit denen statt, „die so viel verloren haben“.
DFB und DFL richten Hilfsfonds ein
Der Deutsche Fußball-Bund und der Bundesliga-Verband DFL richten einen drei Millionen Euro schweren Hilfsfonds für die Opfer der Flutkatastrophe ein. Wie schon nach dem Hochwasser im Jahr 2013 wolle man gemeinsam einen finanziellen Beitrag zur Flutopferhilfe leisten, teilen der DFB und der Verband der 36 Clubs der 1. Bundesliga und 2. Bundesliga mit.
„Dies wird das menschliche Leid nicht mildern können. Wir hoffen aber, damit gemeinsam wenigstens an einigen Stellen unterstützen zu können. Solidarität in dieser Krisensituation halten wir für selbstverständlich“, heißt es in einer Erklärung. Darüber hinaus habe der DFB auch den europäischen Fußballverband UEFA kontaktiert, der ebenfalls Unterstützung zugesagt habe.
FDP macht Wahlkampf-Pause
Wegen der Unwetterkatastrophe macht die FDP eine Pause im Bundestagswahlkampf. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Einsatzkräften. Jetzt stehen nicht parteipolitische Unterschiede im Zentrum, sondern gemeinsame Solidarität und rasche Nothilfe“, schrieb Parteichef Christian Lindner am Freitag auf Twitter. „Aus Anteilnahme und Respekt wird die Bundes-FDP deshalb jetzt ihren Wahlkampf einige Tage aussetzen.“
Gasversorger: Lage im Kreis Ahrweiler nach Hochwasser dramatisch
Der Versorger Energienetze Mittelrhein hat die Situation nach der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz als dramatisch bezeichnet. „Die Gasleitung ist komplett gerissen. Wirklich zerstört“, sagte Unternehmenssprecher Marcelo Peerenboom. Mehrere Kilometer Leitung müssten komplett neu gebaut werden. „Das wird leider Wochen oder Monate dauern, bis dort wieder Gasversorgung ist. Das heißt für die Bürger: kaltes Wasser, und wenn die Heizperiode kommt, auch kalte Wohnung.“
Das Unternehmen denke darüber nach, wie den Menschen geholfen werden könne. Derzeit komme der Versorger jedoch nicht einmal an alle Schadensstellen heran. „Eine Gasregelstation zum Beispiel liegt komplett unter Wasser“, sagte Peerenboom. „Da müssen wir warten, bis Monteure an die Anlagen kommen.“ Dann könne man sich ein komplettes Bild von der Lage machen. „Bis dahin können Sie nur schätzen.“
Zur Stromversorgung im Kreis Ahrweiler hatte das Unternehmen Westnetz von erheblichen Beschädigungen an den Verteilungsanlagen durch Starkregen und Überschwemmungen gesprochen. Zahlreiche Städte und Ortsgemeinden seien von Stromausfällen betroffen. „Die Arbeiten und Erreichbarkeit der Stromanlagen werden zum Teil durch überflutete Straßen erschwert“, hieß es in einer Mitteilung. Eine Aussage zur Wiederaufnahme der kompletten Versorgung sei vorerst nicht möglich.
Hilfsangebote für Menschen in betroffenen Regionen
Nach den verheerenden Unwettern ist die Situation in einigen Orten im Südwesten sehr dramatisch. Viele Menschen wollen den Betroffenen und den Einsatzkräften gerne helfen. Wie das am besten geht und welche Anlaufstellen es für die jeweiligen Bundesländer gibt, haben die Kolleginnen und Kollegen vom SWR und WDR zusammengetragen.
Macron bietet Hochwassergebieten Unterstützung an
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angesichts der verheerenden Unwetter in Deutschland und weiteren Ländern Hilfe angeboten. „Frankreich ist während dieses Unglücks solidarisch“, schrieb er auf Twitter. Unterstützung habe man bereits nach Belgien geschickt. Seine Gedanken seien bei den Opfern in Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, schrieb Macron.
Versicherungskammer zu Unwettern: Mögliches Spitzenjahr
Die Versicherungskammer fürchtet in diesem Jahr nach den teuren Unwettern des Jahres 2019 erneut sehr hohe Schäden durch die Unbilden der Natur. „Das Jahr 2021 droht bereits zur Jahresmitte wieder zu einem der schadenintensivsten Jahre zu werden“, sagte eine Sprecherin. „Wir gehen davon aus, dass wir mit der aktuellen Unwetterserie das drittgrößte Ereignis seit 1984 erleben.“
Die Versicherungskammer ist den Sparkassen verbunden und der größte öffentliche Versicherer Deutschlands. Das Unternehmen ist vor allem in der Gebäudeversicherung in Bayern und der Pfalz stark vertreten. Im Sommer 1984 hatte es in München und Umgebung einen Hagelsturm gegeben, der wegen der großen Schäden in die Annalen der Versicherungen eingegangen ist. 2019 hatte ein Pfingstunwetter mit dem Hagelsturm „Jörn“ in Oberbayern viele Dächer und Fassaden beschädigt und Autos verbeult. Bis Ende Juni war die Versicherungskammer bereits von Unwetterschäden in Höhe von bis zu 155 Millionen Euro ausgegangen. Diese Summe könnte sich noch erhöhen.
Zahl der Toten in Belgien steigt auf mindestens 23
In Belgien steigt die Zahl der Toten in Zusammenhang mit den schweren Unwettern weiter. Wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf den Gouverneur der Provinz Lüttich berichtet, kamen mindestens 23 Menschen in Wallonien ums Leben. Bislang seien in der Provinz Lüttich nur sechs von 20 dort gefundenen Leichen identifiziert worden. Es gebe immer noch Menschen, die seit 36 Stunden ohne Essen und Trinken auf Dächern ausharrten. Nach Informationen des öffentlich rechtlichen Sender RTBF wurden in der Provinz Lüttich zudem noch 13 Menschen vermisst.
Mindestens 63 Tote in Rheinland-Pfalz
Die Hochwasserkatastrophe an Ahr und Mosel in Rheinland-Pfalz hat mindestens 63 Menschen das Leben gekostet. Die Zahl werde vermutlich noch steigen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Eine nicht genau bekannte Zahl von Menschen wird noch vermisst. Allein in der Verbandsgemeinde Adenau (Kreis Ahrweiler) waren dies etwa 30 Bewohner. „Das Leid nimmt auch gar kein Ende“, sagte Dreyer bei einem Besuch der Berufsfeuerwehr in Trier. Die Zahl der Toten steige weiter. Überall gehe jetzt das Wasser zurück, daher würden nun Menschen gefunden, die bei der Katastrophe ertrunken seien. „Und da könnte man eigentlich nur noch weinen. Das ist ein Horror.“
Hochwasser-Betroffene von Trier-Ehrang sollen nur kurz in ihre Häuser
Trotz abfließenden Wassers sollen die Bewohner von Trier-Ehrang noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Noch könne nicht abschließend beurteilt werden, ob alle von Flutschäden betroffenen Häuser im Ortskern standsicher seien, teilte die Stadt Trier mit. Dies solle zunächst von Statik-Experten geprüft werden. Dennoch: Bürgern werde das kurzfristige Begehen von Wohnungen ermöglicht, um wichtige persönliche Dinge wie Handys oder Geldbeutel herauszuholen.
„Wer nicht unbedingt in sein Haus muss, sollte warten, bis die Lage gesichert ist und die Straßen wieder begehbar sind“, sagte Baudezernent Andreas Ludwig. Die Polizei sei mit Einsatzkräften vor Ort und achte verstärkt darauf, dass sich nicht Unbefugte Zugang in offen stehende Häuser verschafften. Wegen akuter Gefahr werde davor gewarnt, mit Sicherungskästen oder anderen elektrischen Geräten in den Häusern zu hantieren. Die Stadtwerke arbeiteten daran, die Stromversorgung im Stadtteil nach und nach wieder herzustellen. „Die Lage bleibt angespannt“, hieß es. Noch stünden Teile des Ortsteils unter Wasser.
Laschet: Staudämme „stabil und unbeschädigt“
Die Staumauern und Dämme der Talsperren in Nordrhein-Westfalen haben der Belastung durch den extremen Regen der vergangen Tage Stand gehalten. „Die Staudämme der Talsperren in Nordrhein-Westfalen sind, mit Ausnahme der Steinbachtalsperre, stabil und unbeschädigt“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet. An der Steinbachtalsperre im Kreis Euskirchen droht ein Durchbrechen des Staudamms. Mehrere Ortschaften im Bereich des Sees sind deshalb evakuiert worden.
Auch die Situation an der Rurtalsperre in der Eifel entspanne sich leicht, sagte Laschet. In der Nacht zu Freitag war die Rurtalsperre übergelaufen. Der Anstieg des Hochwassers der Rur fiel weniger extrem aus, als zunächst befürchtet. Im Jülich konnten deshalb Menschen in ihre Wohnungen zurück. Das Hochwasser sie vor allem ein Problem der kleinen Flüsse, sagte Laschet. „Der Rhein ist Hochwasser gewöhnt.“ In den Städten am Rhein gebe es Schutzvorkehrungen für steigende Wasserstände. Die großen Schäden seien an den Nebenflüssen entstanden, die große Wassermassen aufnehmen mussten.
Energie- und Wasserwirtschaft fordert Rückbau versiegelter Flächen
Der Spitzenverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert angesichts der Hochwasserkatastrophe, die Betonierung der Innenstädte drastisch zu reduzieren. „Insgesamt sind heute deutlich zu viele Flächen versiegelt, hier müssen durch eine integrierte städtebauliche Planung wieder mehr Versickerungsflächen entstehen“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.
Außerdem müsse die Fähigkeit geschaffen werden, Wasser zu speichern, etwa durch die Begrünung von Fassaden und Dächern. „Extremwetterlagen nehmen durch den Klimawandel zu – die aktuellen Hochwasser-Ereignisse, aber auch die langen Trockenperioden in den Vorjahren belegen das. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Trinkwasserversorgung“, fügte Weyand hinzu.
Städtetag: Bund muss beim Klimaschutz mutigere Entscheidungen treffen
Der Deutsche Städtetag hat den Bund angesichts der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands aufgefordert, beim Klimaschutz mutigere Entscheidungen zu treffen. Städtetagspräsident Burkhard Jung sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen das Ziel der Klimaneutralität so schnell wie möglich erreichen, um den Schäden durch Extremwetter-Katastrophen besser begegnen zu können.“
Die Unwetter und ihre Folgen seien eine Katastrophe, sagte der Leipziger Oberbürgermeister. „Uns allen geht nahe, dass viele Menschen ihr Leben verloren haben und es immer noch Vermisste gibt.“ Das ganze Land und ganz besonders die betroffenen Städte, Gemeinden und Regionen seien schockiert über die dramatischen Folgen der Naturgewalt. Es sei gut, dass der Bund und die betroffenen Länder Hilfe zugesagt hätten. „Die Menschen, die ihre Wohnungen, ihre Existenzen und ihr Hab und Gut verloren haben, werden diese Hilfe dringend brauchen.“
Schulze fordert stärkeren Ausbau erneuerbarer Energien
Bundesumweltministerin Svenja Schulze fordert größere Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Anpassungen an die Klimaveränderungen müssten weiter vorangetrieben werden, sagt die SPD-Politikerin. „Wir haben mehr Trockenheit, wir haben mehr Starkregen als früher, die Ereignisse häufen sich.“ Daher müsse mehr für den Klimaschutz getan werden. „Wir brauchen mehr erneuerbare Energien.“
Evakuierung von Swisttal abgeschlossen
Die Evakuierung von etwa 2000 Menschen in Swisttal im Süden von Nordrhein-Westfalen ist abgeschlossen. Das teilte der Rhein-Sieg-Kreis mit. Die Gefahr von Hochwasser durch ein Durchbrechen der Staumauer der Steinbachtalsperre bestehe weiterhin. Im Ortsteil Odendorf seien zwei Seniorenheime evakuiert worden. Mehr als 80 Bewohnerinnen und Bewohner seien in andere Heime oder in Krankenhäuser gebracht worden. Zurzeit werde die Verlegung der rund 2000 betroffenen Menschen aus den Betreuungsstationen in andere Einrichtungen organisiert, in denen ein längerere Aufenthalt möglich ist.
Bundesregierung: „Der Klimawandel ist da und er ist spürbar“
Nicht jedes Wetterereignis ist nach Aussage der Bundesregierung im Klimawandel begründet, gleichwohl seien dessen Auswirkungen offensichtlich. „Der Klimawandel ist da, und er ist spürbar bei uns und in anderen Teilen der Welt“, sagte Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz. Sie wies darauf hin, dass „nicht jedes einzelne Wetter“ direkt auf den Klimawandel zurückzuführen sei. Richtig sei aber, dass die Erderhitzung grundsätzlich zu einer Zunahme sogenannter Extremwetterlagen führe. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte, dass Deutschland sowohl eine gute Strategie zur Anpassung an den Klimawandel als auch guten Katastrophenschutz brauche. Das Thema Klimaschutz nannte der Sprecher eine staatliche Daueraufgabe, die „an der ein oder anderen Stelle engagierter als bisher“ bewältigt werden müsse.
Reul: Drei Häuser und Teil der Burg in Erftstadt eingestürzt
Im besonders schwer von der Unwetterkatastrophe betroffenen Erftstadt-Blessem sind nach aktuellem Stand drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg eingestürzt. „Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht“, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. Im bisher durchforsteten östlichen Teil des Ortes gebe es keine Todesopfer, alle dort lebenden Menschen seien in Sicherheit. „Aber das ist noch nicht die ganze Stadt.“ Die Lage in Erftstadt sei „wegen der Dynamik“ zurzeit „ganz besonders kritisch“ und noch sehr unübersichtlich.
Polizei Köln: Rund 60 Menschen weiterhin vermisst
Im Raum Euskirchen sucht die Polizei weiterhin nach 40 vermissten Menschen. Im Raum Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis werden ebenfalls noch 19 Menschen vermisst, wie die Polizei Köln mitteilte. Bei der Hotline für vermisste Personen des Rhein-Sieg-Kreises seien mehr als 300 Nachfragen eingegangen. Viele der Anrufe seien auf das zusammengebrochene Mobilfunknetz zurückzuführen. Am Morgen hatte die Polizei Köln von 24 Toten im Kreis Euskirchen und sechs Toten im Rhein-Sieg-Kreis berichtet. Noch immer seien nicht alle der Leichen geborgen, hieß es in der Mitteilung. Die Überprüfung der Vermisstenmeldungen laufe.
Lage in Schuld nach Feuerwehrangaben stabil
Nach dem Unwetter ist die Lage in der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Schuld nach Angaben der Feuerwehr mittlerweile stabil. Der Ort war von der Flut sehr stark betroffen, mehrere Häuser stürzten ein. Tote gab es glücklicherweise jedoch nicht, so die Feuerwehr.
Laschet: Höhe der Schäden durch Hochwasser noch nicht abzusehen
Die Höhe der Schäden durch das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen ist Ministerpräsident Armin Laschet zufolge noch nicht abzusehen. Eine Sichtung der Schäden sei erst möglich, wenn die Fluten abgeflossen seien, sagte Laschet. Unter anderem die Infrastruktur des Landes sei schwer getroffen. Betroffenen Bürgern sagt Laschet rasche Hilfe zu. Vor allem die Menschen, die nun auf der Straße stünden, bräuchten Unterstützung.
23 Städte und Landkreise seien in Nordrhein-Westfalen von Überflutungen betroffen, sagte der CDU-Chef. Mindestens 43 Menschen hätten in den Fluten ihr Leben verloren. „Es steht zu befürchten, dass es noch mehr werden.“
Reporter: Teile von A1-Standstreifen brechen ab
In der Nähe der Ortschaft Erftstadt-Blessem sind laut einem dpa-Reporter Teile der gesperrten Autobahn 1 in den Fluss Erft gestürzt. Nach seinen Angaben brachen schätzungsweise mehr als 40 Meter des Standstreifens in mehreren Stücken mit einem Knacken ab und fielen in den Fluss. Auf den Abschnitten hätten sich keine Fahrzeuge befunden.
Regierung entscheidet kommende Woche über Hilfe
Die Bundesregierung will in der kommenden Woche über Aufbauhilfen für Bürger und Kommunen in den Überschwemmungsgebieten entscheiden. Eine schnelle Lösung sei wichtig, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Freitag. Deshalb solle das Thema am Mittwoch im Kabinett aufgerufen werden. Zur Höhe möglicher Hilfen machte er keine Angaben.
Klöckner fordert rasche Hilfe für Bauern und Winzer
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert schnelle Hilfen für die Landwirte und Winzer in den westdeutschen Hochwasser-Gebieten. „Hier bedarf es jetzt unkonventioneller Hilfen und unbürokratischer Organisation, zum Beispiel die schnelle Genehmigung des Einsatzes von Hubschraubern, um den Pilzbefall in den Griff zu bekommen“, sagte die CDU-Politikerin. „Den einzelnen Weingütern ist die Schädlingsbekämpfung selbst gar nicht mehr möglich. Straßen sind weitgehend unbefahrbar. Hier geht es um Stunden. Deshalb sind wir mit dem zuständigen Landesministerium in Kontakt.“
Strecken auf A1 und A61 gesperrt
Wegen überschwemmter Fahrbahnen sind mehrere Abschnitte auf der Autobahn 1 und der Autobahn 61 gesperrt. Betroffen sei etwa die Strecke zwischen der Anschlussstelle Wermelskirchen und dem Autobahnkreuz Leverkusen, teilte die Autobahn GmbH Rheinland auf Twitter mit. Das Kreuz Leverkusen sei voll gesperrt.
Umweltbundesamt dringt auf mehr Klimaschutz
Auch das Umweltbundesamt (UBA) dringt auf mehr Klimaschutz. „Wer zurzeit im Westen des Landes aus dem Fenster schaut, sieht die dramatischen Folgen des Klimawandels“, sagt UBA-Präsident Dirk Messner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die beste Vorsorge ist konsequenter Klimaschutz.“ Mit dem Klimaschutzpaket „Fit for 55“ habe die EU-Kommission die richtige Richtung eingeschlagen und mache Klimaschutz zum europäischen Zukunftsprojekt. Jetzt gehe es darum, einen Konsens unter den Mitgliedsstaaten herzustellen.
DWD prognostiziert abnehmende Unwettergefahr
Die Unwettergefahr in Deutschland nimmt nach einer Prognose des Deutschen Wetterdiensts (DWD) dank Hoch „Dana“ am Wochenende allmählich ab. Das Sturmtief „Bernd“ werde allerdings noch am Freitag und teils auch am Samstag Teile des Landes mit Schauern, Gewittern und örtlichen Unwettern im Griff haben.
Demnach soll in den von Hochwasser betroffenen Regionen „allmählich Entspannung“ einziehen. Nur im Südwesten könne es tagsüber erneut Starkregen mit Niederschlagsmengen um 20 Liter pro Quadratmeter und örtlich auch etwas darüber gaben. Am Wochenende mache sich aber Hoch „Dana“ mit Schwerpunkt über den britischen Inseln langsam bemerkbar und bringe von Nordwesten her „zögerlich Wetterbesserung“ ins Landesinnere.
Steinmeier: Kampf gegen Klimawandel entschieden aufnehmen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält nach der Unwetterkatastrophe verstärkte Maßnahmen zum Klimaschutz für dringend geboten. „Nur wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel entschieden aufnehmen, werden wir Extremwetterlagen, wie wir sie jetzt erleben, in Grenzen halten können“, sagte er.
Den Betroffenen der Unwetter und den Angehörigen der Opfer sprach er sein Mitgefühl aus. Die Tragödie mache ihn fassungslos. Steinmeier mahnte zudem eine langfristige Unterstützung an. Vielleicht würden die Bilder der Flut schon in einigen Tagen nicht mehr die Nachrichten beherrschen. Doch gerade dann seien die Menschen auf fortgesetzte Unterstützung angewiesen – „enttäuschen wir ihre Hoffnung nicht“.
Dreyer: Nun 60 Todesopfer in Rheinland-Pfalz
Die Zahl der Todesopfer bei der Hochwasserkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz ist auf mindestens 60 gestiegen. Dies teilte Ministerpräsidentin Malu Dreyer nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Mainz mit.
Es könne noch keine Entwarnung gegeben werden, so Dreyer. „Das Leid nimmt heute so dramatisch zu.“ Es sei „eine nationale Katastrophe“. Die Landesregierung richtet nun eine Stabstelle Wiederaufbau ein. Die Einschätzung sei inzwischen, dass die Schäden so dramatisch seien, dass man noch lange Zeit mit dem Thema zu tun haben werde.
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Aufräumarbeiten und Suche nach Vermissten in Rheinland-Pfalz
Seehofer plant Vor-Ort-Besuch
Um sich einen eigenen Eindruck von der Lage im Katastrophengebiet zu verschaffen, will Bundesinnenminister Seehofer demnächst in die betroffenen Regionen reisen. „Es wird ein Vor-Ort-Besuch geplant. Details dazu werden derzeit abgestimmt“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Militärischer Katastrophenalarm ausgelöst
Das Verteidigungsministerium hat einen militärischen Katastrophenalarm ausgelöst. Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer habe die Entscheidung getroffen, sagte ein Sprecher. „Das bedeutet, dass die Entscheidungsinstanzen weit nach vorn, nämlich genau dorthin verrückt werden, wo sie gebraucht werden. Als Beispiel kann jetzt eine Verbandsführerin vor Ort entscheiden, ob der Bergepanzer, ob der militärische Lkw, ob das Stromaggregat bereitgestellt wird, wenn es denn verfügbar wird“, sagte der Offizier. „Ich denke, bei solchen Lagen ist Dezentralität ganz wichtig und auch für den Erfolg der Maßnahmen ganz ausschlaggebend.“
Schulze: Anpassung an Klimawandel gesetzlich verankern
Bundesumweltministerin Svenja Schulze schlägt gesetzliche Änderungen als Konsequenz der Unwetterkatastrophe vor. Die Anpassung an den Klimawandel müsse als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern auch gesetzlich verankert werden, sagt ein Sprecher der SPD-Politikerin. Zwar gebe es immer wieder Hilfsprogramme für die Kommunen. Sie bräuchten dafür aber eine verlässliche Finanzgrundlage. Die bestehende Anpassungsstrategie müsse immer wieder angepasst werden.
Jugendlicher im Hochwasser aus Gully gerettet
In Baden-Württemberg ist nach Feuerwehrangaben ein Jugendlicher in einen offenen Gully gesogen worden. Dies sei auf einer vom Wasser gefluteten Straße in Inzlingen im Kreis Lörrach passiert. Der Vater des Jungen und ein benachbarter Feuerwehrmann hätten den 17-Jährigen in der lebensgefährlichen Lage festhalten können. Weitere Einsatzkräfte hätten geholfen, den Teenager zu retten. Er habe einen Schock erlitten, sei aber nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus wieder von dort entlassen worden.
Seehofer: Wahlkampf neu ausrichten
Bundesinnenminister Horst Seehofer fordert eine Neuausrichtung für den Wahlkampf. Er hoffe, „dass diese furchtbaren Überschwemmungen dazu führen, dass sich der Wahlkampf mit unseren echten Zukunftsaufgaben beschäftigt“, sagte der CSU-Politiker dem „Spiegel“. Mit Blick auf die Debatten um Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fügte er hinzu: „Ich wünsche mir ja schon seit Wochen, dass wir nicht nur über Details in Lebensläufen oder abgeschriebene Sätze in Büchern diskutieren, sondern über die riesigen Zukunftsherausforderungen, vor denen unser Land steht.“
Luxemburger Flughafen geht der Sprit aus
Dem Flughafen Luxemburg droht der Sprit auszugehen. Die Pipeline, die den Airport mit Kerosin versorgt, sei unterbrochen, teilte die Regierung mit. Die insgesamt mehr als 5000 Kilometer lange Leitung, das wichtigste derartige Leitungssystem der NATO, funktioniere vermutlich auf deutscher Seite bei Echternacherbrück nicht mehr. Wahrscheinlich sei ein Ventil defekt. Experten zufolge hänge dieser Schaden vermutlich mit den Überschwemmungen zusammen, die auch die luxemburgische Stadt Echternach schwer trafen.
Rheinland-Pfalz: Leichte Entspannung in Sicht
In Rheinland-Pfalz ist eine leichte Entspannung der Hochwasserlage in Sicht. Das Landesamt für Umwelt meldete in seinem Frühwarnsystem bis Samstagmorgen (7.00 Uhr) für fast das ganze Bundesland eine geringe Hochwassergefährdung. Nur im Norden des Landes könne es in Teilen der Eifel bei kleinen und mittleren Flüssen rund um Prüm sowie zwischen Andernach und Mayen zu vereinzelten Überflutungen kommen. Eine hohe Hochwassergefährdung besteht demnach nur noch für den Bereich rund um Altenahr: Hier könnten noch Grundstücke und Keller überflutet werden.
Erftstadt: „Weiterhin Lebensgefahr“
In Erftstadt-Blessem dauert die Rettung von Menschen an. Am Morgen hätten sich noch etwa 15 Personen in ihren Häusern befunden, sagte ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises. In der Nacht und am Morgen seien 55 Personen in Sicherheit gebracht worden.
In dem Ort waren mehrere Häuser abgerutscht und eingestürzt. Nach Angaben der Bezirksregierung Köln gab es Todesopfer. Der Sprecher des Kreises warnte davor, in Wohnungen und Häuser zurückzukehren. „Wir beobachten, dass jetzt zum Teil Bürgerinnen und Bürger versuchen, wieder in ihre Häuser zu kommen.“ Dafür sei es definitiv zu früh. „Es besteht weiterhin Lebensgefahr.“
Mehr als 100 Tote – steigende Zahlen befürchtet
Insgesamt haben die Hochwasser mehr als 100 Todesopfer gefordert – und zahlreiche Menschen werden noch vermisst.
Auch Teile Baden-Württembergs betroffen
Auch in Baden-Württemberg verschärft sich die Hochwasserlage, wie der SWR berichtet. Mehrere Orte seien nicht mehr passierbar.
Im Landkreis Lörrach kam es nach Gewittern und starken Regenfällen in der Nacht zu Überschwemmungen und einem Erdrutsch. Die Stadt Lörrach rief den Notstand aus, um unkompliziert Hilfe leisten zu können. Seit dem Morgen bestehe jedoch keine Gefahr mehr für Menschen und Sachwerte, erklärte der Lörracher Kreisbrandmeister Christoph Glaisner und ergänzte: „Von Verhältnissen wie in Rheinland-Pfalz sind wir meilenweit entfernt.“
Lage an Steinbachtalsperre weiter angespannt
Die Situation an der Steinbachtalsperre im Kreis Euskirchen bleibt weiter angespannt. „Die Lage ist stabil, aber nicht unkritisch“, teilte der Kreis mit. Der Pegelstand habe sich über Nacht bis zum Einsetzen des Regens um etwa zwei Zentimeter abgesenkt und danach gehalten werden können. Der Grundablass der Steinbachtalsperre sei aber weiterhin nicht in Funktion. Ein Überlaufrohr werde freigepumpt, um weiteres Wasser abzulassen. Die Evakuierung der gefährdeten Gebiete sei vollständig abgeschlossen. „Wie lange die Situation anhält, lässt sich zur Zeit nicht sagen.“
Diebstahlversuche in in Stolberg und Eschweiler
Bei dem Versuch, Geschäfte in den vom Hochwasser stark betroffenen Städten Eschweiler und Stolberg in NRW zu bestehlen, sind fünf Menschen vorläufig festgenommen worden. In allen Fällen schrieben Beamte eine Anzeige wegen Diebstahls, sagte ein Polizeisprecher. Betroffen waren ein Juweliergeschäft, ein Supermarkt und eine Apotheke. In allen Läden war der Eingangsbereich jeweils durch die Hochwasserlage beschädigt, sagte der Polizeisprecher. Beamte nahmen die Personalien der Personen auf, die daraufhin wieder entlassen wurden.
Erste Aufräumarbeiten in Kordel – Lage „weiter kritisch“
In Kordel im Landkreis Trier-Saarburg sind erste Aufräumarbeiten angelaufen. Auch wenn die Pegel sinken: Die Lage sei nach wie vor kritisch, sagte der Sprecher der Kreisverwaltung. Noch gebe es Bereiche in dem Ort mit 2000 Einwohnern, die nicht erreichbar seien. Auch wegen Hangrutschgefahr sollten Menschen die Gemeinde meiden.
Nun 14 Todesopfer in Belgien
Die Zahl der Todesopfer ist auch in Belgien weiter gestiegen. Über Nacht fanden die Einsatzkräfte in der Wallonischen Region weitere Tote – somit forderte das Unwetter bisher mindestens 14 Menschenleben, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete.
Bevertalsperre: Anwohner können zurück
Die Anwohner von Hückeswagen im Bergischen Land können nach den starken Regenfällen wieder zurück in ihre Wohnungen. Die Evakuierung der Häuser, die durch einen drohenden Dammbruch des Beverteiches gefährdet waren, ist aufgehoben, wie die Stadt mitteilte. Das betreffe rund 800 Menschen. Der Damm sei standsicher und auch der Überlauf aus der Bevertalsperre habe deutlich reduziert werden können.
Zwölf Tote in Wohnheim für Menschen mit Behinderung
In Sinzig sind bei der Flutwelle der Ahr in einem Haus der Lebenshilfe laut SWR zwölf Menschen gestorben. Nach Angaben des Vereins und der Feuerwehr lief das Erdgeschoss des Gebäudes so schnell und mit solcher Wucht voll, dass die Bewohner kaum eine Chance gehabt hätten. Die Flutwelle habe sie mehr oder weniger im Schlaf überrascht. Betreuer hatten noch versucht, sie in Sicherheit zu bringen.
Spahn dankt für europäische Solidarität
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat den europäischen Partnern für die Solidarität mit den Flutopfern gedankt. Seine Kollegen aus Portugal und Slowenien hätten ihre Anteilnahme bekundet, sagte er nach einem Treffen mit beiden Gesundheitsministern in Ljubljana. „Es ist wichtig für die Menschen vor Ort zu wissen, dass sie in schweren Zeiten nicht alleine sind. Es ist auch gut zu wissen, dass Europa zusammensteht.“
Merkel: „Wird alles getan, um Vermisste zu finden“
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich erschüttert von den Berichten aus den Flutgebieten. „Ich trauere um die, die in dieser Katastrophe ihr Leben verloren haben“, sagte sie. „Noch wissen wir die Zahl nicht, aber es werden viele sein.“ Den Angehörigen gelte ihre tief empfundene Anteilnahme. Es werde alles getan, um auch die, die vermisst seien, zu finden, sagte Merkel. „Und ich möchte den Helfern von ganzem Herzen für ihren Einsatz danken, von dem wir wissen, dass er zum Teil sehr, sehr gefährlich ist.“
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Bundeskanzlerin Merkel sichert den Flutopfern Hilfen zu
Weil warnt vor weiteren Unwetterkatastrophen
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat angesichts des Klimawandels vor weiteren Unwetterkatastrophen gewarnt. „Da soll man sich nichts vormachen, wir sind mitten im Klimawandel und was da gerade passiert, ist ein schlimmes Beispiel dafür“, sagte der SPD–Politiker in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. „Und ich fürchte, es wird nicht das letzte Beispiel sein.“
DLRG schickt Hunderte Helfer
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) unterstützt die Hochwassergebiete mit rund 840 ehrenamtlichen Helfern. Unter diesen seien auch auf strömende Gewässer, Wildwasser und Hochwasser spezialisierte Strömungsretter, wie die DLRG mitteilte. Diese und die anderen Helfer würden Bewohner in Sicherheit bringen, in Not geratene Menschen retten und Deiche vor den Wassermassen verteidigen.
Die Lage vor Ort sei „wahrlich dramatisch“, erklärte DLRG-Präsident Achim Haag. Für den Verband sei es „eine der größten Herausforderungen in seiner Geschichte“.
Zahl der Vermissten weiter unklar
Die Zahl der vermissten Menschen nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz ist weiterhin unklar. „Das Handynetz ist zum großen Teil noch nicht funktionsfähig“, sagte der Koblenzer Polizeisprecher Ulrich Sopart. Es sei auch davon auszugehen, dass eine Reihe von Menschen mehrfach vermisst gemeldet wurden. Genau lasse sich das noch nicht sagen.
Er befürchte, die Zahl der Todesopfer werde sich noch erhöhen, so Sopart. Noch immer würden Menschen gerettet. Schwerpunkte der Einsätze seien die Orte Schuld, Insul und Ahrbrück. Für Menschen, die ihre Wohnungen und Häuser verloren haben, seien Unterkünfte eingerichtet worden. Wie viele Menschen durch das verheerende Unwetter obdachlos geworden sind, lasse sich noch nicht abschätzen.
Polizeigewerkschaft verurteilt Katastrophentourismus
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in NRW hat das Verhalten von Schaulustigen verurteilt, die während der Hochwasser-Katastrophe Rettungseinsätze und Zerstörungen filmen und fotografieren. „Das ist ein absolutes No-Go. Das geht überhaupt nicht“, sagte ihr Landesvorsitzender Erich Rettinghaus der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.
„Man sieht schon Bilder von Rettungskräften bei Aufräumarbeiten, die von Schaulustigen auf der anderen Straßenseite gefilmt werden. Das darf nicht sein und muss unterbunden und geächtet werden“, so Rettinghaus weiter. „Ich vermute, dass solches Verhalten in den nächsten Tagen aber leider noch öfters zu beobachten sein wird.“
Zahl der Todesopfer in NRW auf 43 gestiegen
Die Zahl der Todesopfer in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43 gestiegen. Das teilte das NRW-Innenministerium der dpa auf Anfrage mit. Bislang war die Zahl auf mindestens 30 beziffert worden.
Ausblick auf die Wetterlage
Es könne noch weiter regnen, sagt Wolfgang Rossi von der ARD-Wetterredaktion – punktuell und in Form von Schauern und Gewittern. Das werde die Überschwemmungssituation aber nicht groß verschärfen.
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Wolfgang Rossi, HR: Es kann noch regnen, aber es wird die Situation nicht groß verschärfen.“
Menschen in Jülich können in ihre Häuser zurück
Die Menschen in Jülich im Kreis Düren können wieder in ihre Häuser zurück. Die Evakuierung wegen des befürchteten Hochwassers sei aufgehoben worden, teilte die Stadt mit. Nach Rücksprache mit dem Wasserverband Eifel-Rur und dem Kreis Düren sei nicht mehr mit zusätzlichen größeren Wassermengen zu rechnen. Die Hotline zum Hochwasser werde in Kürze abgeschaltet.
NATO bekundet Solidarität mit betroffenen Staaten
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Solidarität des Militärbündnisses mit den vom Hochwasser betroffenen Ländern bekundet. „Unsere Gedanken sind bei all denen, die ihre Liebsten und ihr Zuhause in den verheerenden Fluten verloren haben“, schrieb er zudem auf Twitter.
Trinkwasserversorgung in Stolberg weiter kritisch
In der schwer vom Hochwasser getroffenen Stadt Stolberg bei Aachen ist die Trinkwasserversorgung weiter kritisch. Sie sei zurzeit eingeschränkt, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Bürgerinnen und Bürger sollten Trinkwasser vor dem Gebrauch abkochen. Zur Sicherstellung der Versorgung seien in allen Ortsteilen Trinkwasserbehälter aufgestellt worden, wo sich die Betroffenen bedienen könnten.
Dreyer: „Lage weiterhin extrem angespannt“
In Rheinland-Pfalz ist nach Aussage von Ministerpräsidentin Malu Dreyer keine Entwarnung in Sicht. „Die Lage ist weiterhin extrem angespannt in unserem Bundesland. Das Leid nimmt auch gar kein Ende“, sagte sie beim Besuch der Leitstelle der Berufsfeuerwehr in Trier. Die Zahl der Toten steige weiter. Vor gut einer Stunde habe die amtliche Zahl bei 52 gelegen. „Aber sie ist auch möglicherweise schon wieder gestiegen.“
Überall gehe jetzt das Wasser zurück, daher würden nun Menschen gefunden, die bei der Katastrophe ertrunken seien. „Und da könnte man eigentlich nur noch weinen. Das ist ein Horror. Das ist alles ganz, ganz schlimm, wenn Existenzen berührt sind. Wenn Häuser kaputt sind, wenn Straßen aussehen, wie wir das gesehen haben – aber dass Menschen sterben bei dieser Katastrophe, das ist wirklich ganz furchtbar“, sagte Dreyer.
Haus & Grund fordert staatlichen Hilfsfonds
Angesichts der schweren Unwetterfolgen fordert der Eigentümerverband Haus & Grund die schnelle Einrichtung eines staatlichen Hilfsfonds. „Viele Menschen haben ihr Zuhause verloren. Ganze Familien stehen vor dem Nichts. Ihnen muss schnell und unbürokratisch vom Staat geholfen werden“, sagte Verbandspräsident Kai Warnecke.
Zwölf Todesopfer in Belgien
Auch Teile Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande wurden von den Unwettern erfasst. In Belgien stieg die Zahl der Todesopfer laut Medienberichten auf zwölf. Der wallonische Regierungschef Elio Di Rupo sagte, er befürchte, dass es noch mehr Tote gebe. „Gestern Abend waren noch Hunderte Menschen in ihren Häusern eingeschlossen.“
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Auch Belgien, Luxemburg und Niederlande stark von Regenfällen und Hochwasser betroffen
Kramp-Karrenbauer: Katastrophenhilfe „oberste Priorität“
Die Bundeswehr soll der Hilfe nach der Unwetterkatastrophe nun Vorrang vor anderen Aufgaben geben. „Jetzt kommt es darauf an, geeignetes Material aus der ganzen Republik bereit zu stellen. Hierzu habe ich bereits angeordnet, dass alle anderen Aufträge, die nicht unmittelbar mit den Auslandseinsätzen verbunden sind, hintangestellt werden“, teilte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit. Die „oberste Priorität“ liege jetzt bei der Katastrophenhilfe in den betroffenen Städten und Kommunen.
Baden-Württemberg schickt Hunderte Helfer
Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die Hochwassergebiete in Rheinland-Pfalz mit rund 600 Einsatzkräften von Sanitätsdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Derzeit seien hundert Krankenwagen, 15 Hochwasserzüge der Feuerwehr und ein Polizeihelikopter mit Höhenrettern im Einsatz, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit.
„Große Schäden“ in Kommunen an der Rur befürchtet
Der für den Betrieb der Rurtalsperre zuständige Wasserverband Eifel-Rur (WVER) hat seine Gefahreneinschätzung für die an der Rur gelegenen Kommunen verschärft. Es sei an der Rur mit „sehr hohen Wasserständen“ zu rechnen, wodurch „große Schäden“ in den an der Rur liegenden Kommunen durch Hochwasser entstehen könnten, teilte er mit.
Den Angaben des Wasserverbands zufolge erhöhten sich die Zuläufe zu den Talsperren in der Nacht zu Freitag „sehr stark“. Das betreffe neben der Rurtalsperre auch insbesondere die Urfttalsperre. Daher müsse in erhöhtem Maß Wasser über das Staubecken Heimbach in den Unterlauf der Rur abgelassen werden, was in der Folge zu den sehr hohen Wasserständen führen werde. Zuvor hatte der Verband von einer „geringen Dynamik“ gesprochen, mit der die Rurtalsperre überlaufe, und dies auch mit reduzierten Zuflüssen zu den Talsperren begründet.
165.000 Menschen ohne Strom
Infolge der Unwetterkatastrophe sind derzeit 165.000 Menschen ohne Strom. Im Einzugsgebiet der E.ON-Tochter Westnetz ließen die starken Regenfälle den Pegel der Flüsse stark ansteigen und den Boden aufweichen. Als Folge wurden Ortsnetzstationen und Umspannwerke überflutet. Aus Sicherheitsgründen mussten die Anlagen abgeschaltet werden.
Besonders betroffen sind die Eifel, der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis, der Rhein-Bergische Kreis und Teile des Bergischen Landes. Aber auch im Versorgungsgebiet der E.ON-Tochter Mitnetz Strom in Ostdeutschland trafen umstürzende Bäume Stromleitungen und führten zu Ausfällen der Nahversorgung.
A1 bei Leverkusen vollgesperrt
Wegen einer überschwemmten Fahrbahn ist die Autobahn 1 bei Leverkusen in beide Richtung voll gesperrt. Betroffen sei die Strecke zwischen der Anschlussstelle Wermelskirchen und dem Autobahnkreuz Leverkusen, teilte die Autobahn GmbH Rheinland mit. Die Strecke soll demnach „so schnell wie möglich“ wieder freigegeben werden.
Bezirksregierung: Todesopfer bei Hauseinstürzen in Erftstadt
Beim Einsturz von Häusern in Erftstadt-Blessem sind Menschen ums Leben gekommen. „Es gibt Todesopfer“, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Sie sprach von „bestätigten“ Fällen, konnte zu den genauen Umständen aber noch keine Angaben machen, weil aktuell kaum Kommunikation mit dem betroffenen Gebiet möglich sei. In der Ortschaft war es zu massiven und schnell fortschreitenden Unterspülungen von Häusern gekommen.
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Christian Hoch, WDR: „Einige Bewohner konnten es kaum glauben und sind trotz Warnung zurückgekehrt“
Frankreich verspricht Hilfe
Frankreich sichert Deutschland und Belgien Solidarität und Unterstützung zu, wie Ministerpräsident Jean Castex auf Twitter erklärt. Ins belgische Lüttich seien 40 Einsatzkräfte des französischen Militärs sowie ein Rettungshubschrauber entsandt worden.
A44 bei Jülich vollgesperrt
Die Autobahn 44 ist bei Jülich wegen einer überschwemmten Fahrbahn in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt. Das kündigte die Autobahn GmbH Rheinland an. Gesperrt sei zwischen den Anschlussstellen Jülich-Ost und Jülich-West. Die Strecke soll so schnell wie möglich wieder frei gegeben werden.
Bundesregierung kündigt finanzielle Hilfen an
Die Bundesregierung will innerhalb weniger Tage umfangreiche Finanzhilfen für die Hochwasser-Geschädigten vorbereiten. „Das Konzept dafür entwickelt mein Haus gerade noch mit der Bundeskanzlerin und Bundesfinanzminister Olaf Scholz“, sagt Bundesinnenminister Horst Seehofer. „Es soll möglichst schon am Mittwoch ins Kabinett.“ Details wolle er nicht nennen, bevor es ein klares Bild vom Ausmaß der Schäden gebe. „Aber Sie können davon ausgehen, dass es ein großes Paket sein wird“, sagte Seehofer dem „Spiegel“.
Beim „Jahrhunderthochwasser“ von Elbe und Donau, das 2013 acht Bundesländer betraf, hatte die Bundesregierung einen Fluthilfefonds über acht Milliarden Euro aufgelegt.
Kreis Düren informiert mit eigenem Liveblog
Der von den Überflutungen schwer getroffene Kreis Düren hat einen eigenen Liveblog eingerichtet und informiert über die Lage in den zugehörigen Gemeinden und auch über Hilfsangebote. Aktuell heißt es vom Kreis Düren auf Twitter, die Lage sei derzeit stabil, die Rur sei nicht so stark übergetreten wie befürchtet.
Massive Einschränkungen im Schienenverkehr
Der Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist wegen der Überflutungen weiterhin massiv beeinträchtigt. Zahlreiche Strecken seien komplett gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar, teilte die Deutsche Bahn mit. Im Nahverkehr verkehren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien weiterhin nicht oder nur eingeschränkt. Soweit es die Straßenverhältnisse zulassen, seien Ersatzbusse unterwegs.
Im Fernverkehr ist unter anderem der Abschnitt Köln-Wuppertal-Hagen-Dortmund derzeit den Angaben zufolge nicht befahrbar. Es kommt zu Zug- und Halteausfällen. Dies gilt auch für die Strecke Köln-Koblenz über Bonn Hauptbahnhof. Die Strecke Köln-Düsseldorf-Essen-Dortmund ist nur mit erheblichen Einschränkungen befahrbar.
Auch der internationale Fernverkehr von und nach Brüssel ist immer noch unterbrochen, da in Belgien zahlreiche Strecken gesperrt sind. Für Informationen zur aktuellen Lage im Zugverkehr hat die Bahn eine kostenlose Sonder-Hotline unter der Telefonnummer 08000 – 99 66 33 eine Sonder-Hotline eingerichtet und informiert unter diesem Link.
Bundesumweltministerin Schulze: „Nationale Tragödie“
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat schnelle Hilfe für die Betroffenen der Hochwasser-Katastrophe angekündigt. Das müsse sofort und unbürokratisch geschehen, sagte die SPD-Politikerin im rbb. „Bund und Länder müssen schnell eine Lösung finden, wie den Betroffenen dort in den Regionen geholfen werden kann.“ Die Unwetter zeigten, dass der Klimawandel in Deutschland angekommen ist. „Das sind historische Wassermengen, die wir jetzt sehen“, sagte Schulze.
Sie unterstrich die bedeutende Rolle der Kommunen in Deutschland. Diese müssten das nötige Geld bekommen, um jetzt den Betroffenen zu helfen. Deutschland könne es sich nicht leisten, nicht in Klimaschutz zu investieren, so Schulze.
Dreyer: „Müssen handeln, sehr schnell“
Nach den Worten der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ist das genaue Ausmaß der Unwetterkatastrophe in ihrem Bundesland weiterhin nicht absehbar. „Das Leid nimmt immer weiter zu“, sagte Dreyer im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF am Rande eines Besuchs bei Rettungskräften in Trier. Inzwischen seien in Rheinland-Pfalz mehr als 50 Tote zu beklagen, noch immer würden Menschen vermisst.
Als Konsequenz aus der Unwetterkatastrophe dringt Dreyer darauf, beschlossene Maßnahmen zum Klimaschutz „ganz, ganz schnell“ umzusetzen. Es gebe keine Zeit mehr zu verlieren. „Wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass der Klimawandel seine Folgen hat, dem kann man nicht mehr helfen“, sagte Dreyer und fügte hinzu: „Wir sind alle aufgefordert zu handeln und zwar sehr, sehr schnell.“
„Wir haben die Risiken seit Jahrzehnten vorhergesagt“
Klimaforscher Stefan Rahmstorf erläutert in den tagesthemen, wie Extremwetterphänomene mit dem Klimawandel zusammenhängen und wie sich Städte und Regionen auf steigende Hochwassergefahren einstellen können. Er sagt auch: „Die Politik hat die Klimaziele immer wieder verfehlt.“
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Stefan Rahmstorf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, über Extremwetter und Klimakrise
81 Tote insgesamt, allein 50 in Rheinland-Pfalz
Nach Behördenangaben ist die Zahl der Toten in Folge der Unwetter inzwischen auf 81 gestiegen. Für Rheinland-Pfalz gab die Polizei die Toten mit 50 an. „Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Morgen. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten liefen weiter.
Straßen rund um Ahrtal gesperrt
Nach dem Unwetter sind weiterhin mehrere Straßen rund um das Ahrtal gesperrt. Die Autobahn 61 ist zwischen dem Autobahnkreuz Meckenheim und Türnich beidseitig nicht passierbar, wie die Polizei Koblenz am Morgen mitteilte. Auch die Bundesstraße 9 ist demnach beidseitig zwischen Bad Breisig und Remagen gesperrt. Die Polizei bittet Autofahrer, das Ahrtal weiträumig zu umfahren. Rettungskräfte seien weiterhin im Einsatz.
Hauseinstürze in Erftstadt
In Erftstadt-Blessem ist eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt. Das hat die Kölner Bezirksregierung am Morgen mitgeteilt. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser. Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Dazu erschwere ein nicht abstellbarer Gasaustritt die Rettungsarbeiten. Mehrere Pflegeheime würden geräumt, der Betrieb von Krankenhäusern sei nicht mehr möglich.
Die Bezirksregierung schickte in Abstimmung mit dem nordrhein-westfälischen Innenministerium einen Erkundungstrupp des Katastrophenschutzes in den Rhein-Erft-Kreis, zu dem Erftstadt gehört.
Bewohner von Schuld: „Auswandern, einfach weggehen“
Die Wassermassen haben binnen kürzester Zeit schwerste Schäden angerichtet, unter anderem auch entlang der Ahr in Rheinland-Pfalz. SWR-Reporterin Sandra Biegger hat unter anderem mit Menschen im schwer zerstörten Örtchen Schuld gesprochen.
Zahlreiche Menschen vermisst
In den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten werden weiterhin zahlreiche Menschen vermisst. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte am Donnerstagabend davon gesprochen, dass das Schicksal von 40 bis 60 Menschen in der Region um Bad Neuenahr-Ahrweiler weiterhin ungeklärt sei. Der Kreis Ahrweiler hatte sogar von 1300 noch vermissten Menschen im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit einem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang und viele Menschen seien nicht erreichbar.
Wohngebiet in Wangen im Allgäu überschwemmt
In Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg ist aufgrund des Starkregens am späten Donnerstagabend ein Wohngebiet überflutet worden. Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am frühen Morgen mitteilte, wurden zunächst zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs durch Treibgut blockiert. Dadurch sei das Ufer übergetreten und hätte das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt. Nach Angaben der Einsatzkräfte stand das Wasser im Wohngebiet zum Teil kniehoch – zahlreiche Keller und Garagen liefen voll mit Wasser. In einem Blockheizkraftwerk stand das Wasser demnach bis zu 1,60 Meter hoch. Wie viele Häuser von der Überflutung betroffen sind, war zunächst unklar.
Rurtalsperre läuft über
Die Rurtalsperre läuft infolge der immensen Regenmengen bei Unwettern in Nordrhein-Westfalen über. Wie der Wasserverband Eifel-Rur in der Nacht mitteilte, läuft die Talsperre seit 23.50 Uhr „mit einer geringen Dynamik“ über. Die Zuflüsse zu den Talsperren hätten sich aber in den vergangenen Stunden „erfreulich reduziert“. Zuvor war laut Verband bereits die Urfttalsperre übergelaufen, die der Rurtalsperre vorgelagert ist. Dadurch füllte sich letztere schneller.
Im Nachgang sei mit Überschwemmungen im Unterlauf der Rur zu rechnen. Überflutungen von Kellern und Häusern seien zu erwarten. Der Kreis Düren hatte bereits vor der Gefahr von Überflutungen in den Städten Heimbach, Nideggen und der Gemeinde Kreuzau gewarnt. Am frühen Morgen twitterte der Kreis, der Pegel-Anstieg der Rur könnte sich etwa drei Stunden nach dem Überlauf in Obermaubach bemerkbar machen, in Düren nach ca. vier und in Jülich nach sechs bis sieben Stunden.
Der Wasserverband warnte, Menschen sollten sich nicht in Flussnähe aufhalten, da die Gefahr bestehe, mitgerissen zu werden. Auch sollten vollgelaufene Keller nicht betreten werden, weil die Gefahr von Stromschlägen bestehe. Nach Möglichkeit sollte der Strom vorher abgeschaltet werden. An besonders von Hochwasser betroffenen Stellen sei auch mit Evakuierungen zu rechnen. Auch könne es zur Sperrung von Straßen kommen.