Umfrage: Menschen in MV wegen Corona-Pandemie weiter in Sorge
16. Juli 2021Fast drei Viertel der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sorgen sich wegen der Corona-Pandemie. Das ergab eine infratest-dimap-Umfrage im Auftrag des NDR.
Trotz anhaltend niedriger Inzidenz bestehen weiterhin Sorgen bei den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern in Bezug auf die Corona-Pandemie. 71 Prozent der Befragten befürchten, dass der Präsenzunterricht an den Schulen ab Herbst wieder entfallen muss.
Anstieg der Neuinfektionen befürchtet
Die Mehrheit im Nordosten rechnet damit, dass sich die Corona Lage wieder verschärfen wird. 64 Prozent haben große Sorgen, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder deutlich ansteigt. Im Vergleich dazu ist die Angst, dass sich zu wenige Menschen in Mecklenburg-Vorpommern vollständig impfen lassen, gering. Jeder zweite gab an, in diesem Punkt lediglich kleine Sorgen zu haben.
Kaderali: „100er Inzidenzen im Herbst sind absolut realistisch“
Der Greifswalder Bioinformatiker Lars Kaderali geht fest davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen nach den Sommerferien stark ansteigen wird. Seine Gründe: Die Delta-Variante sei deutlich infektiöser und die Urlaubs- und Reisezeit fungiere als Pandemietreiber. Das zeigten auch die aktuellen Zahlen aus unseren Nachbarländern. Weiter sagt er: „Es wäre illusorisch zu glauben, dass es überall steigt nur bei uns nicht.“ Wie hoch die Inzidenzen im Herbst sein werden, hänge davon ab wie viele hoch die Impfquote sein wird, meint der Wissenschaftler. „Wir werden eine Herdenimmunität von über 80 Prozent nicht erreichen, dafür impfen wir zu langsam und es fehlt immer noch eine Impfung für Kinder.“
Einen erneuten Lockdown oder Schul- und Kitaschließungen hält Kaderali dennoch für unwahrscheinlich. Aktuelle Studien würden zeigen, dass schwere Corona-Verläufe bei Kindern sehr selten seien. Solange die Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern weiterhin greifen wird, sei Präsenzunterricht weiter verantwortbar.
Landeselternrat: „Schulschließungen wären eine absolute Katastrophe“
Für Kay Czerwinski vom Landeselternrat sind diese Zahlen der Umfrage wenig überraschend. Die Ergebnisse zeigten die Angst vor der Situation und der nahenden Delta-Variante. „In den letzten 12 Monaten wurde nichts in den Schulen gemacht!“, meint Czerwinski. Seit August vergangenen Jahres fordert der Landeselternrat Luftfilter – lange Zeit ohne Erfolg. „Jetzt wo wir uns durchgesetzt haben, steigt die Nachfrage und die Preise für die Geräte gehen nach oben.“ Derzeit liege die Lieferzeit für Luftfilter bei 25 bis 30 Wochen. Es sei utopisch, dass die Schulen vollumfänglich nach den Ferien ausgestattet seien. Und dennoch meint Czerwinski, Schulschließungen seien das letzte Mittel. Der verpasste Unterrichtsstoff sei jetzt schon kaum aufzuholen. Jetzt gehe es darum, einen Weg zu finden, mit dem Virus zu leben, so Czerwinski weiter.
Glawe: „Es kann zu steigenden Fallzahlen kommen“
Laut Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) seien die aktuellen Inzidenzwerte so gut, „weil fast alle mitgemacht haben“. Dennoch: wegen der Übertragbarkeit, der verschiedenen Corona-Varianten und der Tatsache, dass ein Teil der Menschen im Land noch nicht vollständig geimpft ist, meint er, dass die Zahl der Neuinfektionen noch einmal steigen könnte. Seine Parole: „Weiter durchhalten“. Das heißt konkret: Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Maske tragen, Corona-Warn App benutzen, Lüften und das Impfangebot nutzen.
Der Gesundheitsminister betont – aktuell sei genug Impfstoff für alle da. Mit verschiedenen Impfaktionen der Landkreise und kreisfreien Städte und einer „faktenorientierten“ Aufklärung der Menschen möchte Glawe auch „diejenigen gezielt ansprechen, die bisher auf eine Schutzimpfung verzichtet haben“.
Wie groß ist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie Ihre Sorge, dass …?
Erhebungs-Grundlagen des MV-Trends Juli 2021
- Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Mecklenburg-Vorpommern
- Erhebungsmethode: Zufallbasierte Telefon- und Onlinebefragung im Juli 2021
- Fallzahl: 1.159 Befragte (756 Telefoninterviews, 403 Online-Interviews)
- Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
- Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte