Aufrufe zum Impfen Knapp die Hälfte reicht nicht
24. Juli 2021tand: 24.07.2021 16:28 Uhr
Angesichts steigender Inzidenzen und einer drohenden vierten Corona-Welle rufen immer mehr Politiker und Institutionen dazu auf, sich impfen zu lassen. Noch liegt die Impfquote in Deutschland unter 50 Prozent.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat Erwachsene aufgefordert, sich gegen Corona impfen zu lassen – auch aus Solidarität gegenüber Kindern und Jugendlichen. „Gerade jetzt, wo die Infektionszahlen wieder ansteigen, sollten sich möglichst alle Erwachsenen mit den Kindern und Jugendlichen solidarisch zeigen, indem nicht geimpfte Personen die Impfangebote wahrnehmen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Solidarität der Erwachsenen wäre ein ganz wichtiger Beitrag, um nach den Sommerferien einen regulären Schulbetrieb zu ermöglichen.“
Patientenschützer beklagen mangelnde Impfbereitschaft
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warf den jüngeren Generationen in Deutschland eine mangelnde Impfbereitschaft vor. „Obwohl mittlerweile Impfstoff für täglich zwei Millionen Menschen bereitsteht, werden nur 500.000 Dosen abgerufen, denn der Impffortschritt dümpelt in der jungen und mittleren Generation nur so vor sich hin“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung.
Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, rief die erwachsene Bevölkerung insgesamt zum Impfen auf, um die Pandemie einzudämmen und Kindern und Jugendlichen weitere Einschränkungen zu ersparen.
„Das Risiko ist groß, dass am Ende Kinder und Jugendliche wieder die Fußabtreter sind“, sagte Fischbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Politik sollte da auch mehr Druck machen“, forderte er und nannte als Beispiele „kein Urlaub ohne Quarantäne, kein Theater-Besuch ohne PCR-Test“.
Appelle für weitere Vorsicht
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach riet ebenfalls zur Vorsicht, da die Herdenimmunität noch nicht erreicht sei. „Discothekenbesuche nur für Menschen, die geimpft, genesen oder getestet sind und nur mit Maske“, forderte er beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Impfverweigerern sollten künftig nicht die gleichen Freiheitsrechte zurückgegeben werden wir Geimpften. „Sie müssen zum Beispiel für Schnelltests zahlen oder können nicht an jeder Veranstaltung teilnehmen“, sagte er. Es könne nicht sein, „dass sich für Geimpfte nichts ändert, nur weil die Gesellschaft dauerhaft Rücksicht auf die Verweigerer nehmen muss“.
Hausärzteverband verlangt bessere Aufklärung
Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sprach sich dafür aus, die Bürgerinnen und Bürger klüger zum Impfen zu motivieren. „Ich vermisse in Deutschland eine Kommunikation, die motiviert durch positive Botschaften und nicht immer nur auf Katastrophenalarm setzt“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die Quote der vollständig gegen Corona Geimpften stieg in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) auf 49,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens eine Impfdosis haben demnach 60,8 Prozent der Bevölkerung verabreicht bekommen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit zweieinhalb Wochen kontinuierlich an. Nach RKI-Angaben liegt sie aktuell bei 13,6 – am Vortag betrug der Wert 13,2 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9. Zuletzt meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI 1919 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages.