News zur Corona-Pandemie – RKI gegen Länderbosse: Vor dem Corona-Gipfel muss es Richtungsentscheidung geben
28. Juli 2021Zahl der Neuinfektionen in Tokio überschreitet Marke von 3000
14.12 Uhr: In der Olympia-Stadt Tokio hat die Zahl der Neuinfektionen erstmals die Marke von 3000 überstiegen. Die Behörden meldeten am Mittwoch einen neuen Höchststand von 3117 neuen Fällen binnen 24 Stunden, knapp 350 mehr als in ganz Deutschland. Gouverneurin Yuriko Koike rief vor allem junge Menschen auf, sich impfen zu lassen.
Wegen wachsender Corona-Fallzahlen hatte die Regierung bereits im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele zum vierten Mal den Gesundheitsnotstand über Tokio verhängt. Dieser bringt jedoch nicht so strenge Restriktionen mit sich wie in anderen Ländern; unter anderem dürfen Bars und Restaurants keinen Alkohol mehr ausschenken und müssen um 20.00 Uhr schließen; die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen wird beschränkt.
Derzeit besteht die Sorge, dass die Olympischen Spiele für weitere Ansteckungen sorgen könnten. Bislang sind erst 25 Prozent der japanischen Bevölkerung vollständig geimpft. Auch in anderen Regionen steigt die Zahl der Neuansteckungen. Inzwischen erwägen Tokios Nachbar-Präfekturen Chiba, Saitama und Kanagawa, ebenfalls den Gesundheitsnotstand auszurufen.
Dramatischer Anstieg: WHO meldet 21 Prozent mehr Corona-Tote als vergangene Woche
13.45 Uhr: Die Zahl der gemeldeten Covid-19-Toten weltweit ist innerhalb einer Woche stark angestiegen: um 21 Prozent auf 69 000 in sieben Tagen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in Genf berichtete. Die WHO bezieht sich auf Regierungsangaben für die Woche vom 19. bis 25. Juli. Insgesamt seien bislang mehr als vier Millionen Menschen weltweit nach einer Infektion gestorben. Experten verweisen darauf, dass nicht alle Menschen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus an Covid-19 sterben, gemeldet werden. Andererseits hatten einige Gestorbene schwere Vorerkrankungen.
Die Zahl der in der vergangenen Woche gemeldeten Infektionen lag bei 3,8 Millionen, das waren acht Prozent mehr als in der Vorwoche. Auf dem amerikanischen Kontinent stiegen sowohl Infektions- als auch Totenzahlen deutlich. Ebenso starben mehr Menschen in Südostasien. Seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 sind fast 194 Millionen Infektionen gemeldet worden.
Allgemein lasse sich sagen, dass die Impfstoffe gut vor schweren Krankheitsverläufen schützen, so die WHO: Die Wirksamkeit habe bei den Impfstoffen von Astrazeneca, Moderna, Pfizer/Biontech und Sinovac bei über 80 Prozent gelegen. Bei Astrazeneca und Pfizer/Biontech seien auch bei Infektionen mit der hochansteckenden Delta-Variante des Virus die Zahl der schweren Verläufe deutlich reduziert worden. Zu den anderen Mitteln liegen keine oder nicht genügend Studien vor.
Die WHO verweist darauf, dass sich ein gewisser Prozentsatz von Geimpften mit dem Coronavirus anstecken kann, was auch bei anderen Krankheiten üblich sei. Mehrere Studien hätten gezeigt, dass sich bei Infizierten, die mindestens einmal geimpft waren, die Ansteckung von Mitglieder des eigenen Haushalts um 50 Prozent reduzierte und noch wesentlich stärker ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung.
NRW-Vize will nur noch tatsächlich Infizierte in Quarantäne stecken
13.28 Uhr: Nordrhein-Westfalens stellvertretender Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) hat vom Robert Koch-Institut (RKI) eine Änderung der Corona-Quarantäne-Vorgaben verlangt. „Es sollten nur noch jene in Quarantäne geschickt werden, die tatsächlich infiziert sind“, sagte der NRW-Minister für Kinder und Familie der Wochenzeitung „Die Zeit“. Nach seiner Ansicht sollten künftig bei einzelnen Infektionsfällen nicht mehr ganze Klassen und Gruppen, Kitas oder Schulen in Quarantäne geschickt werden. «Sonst wäre an regulären Unterricht im Herbst nicht zu denken», sagte der FDP-Politiker.
Er sprach sich laut „Die Zeit“ auch dafür aus, die Inzidenz als Richtwert aufzugeben. Stattdessen sollte auf die Hospitalisierung und die Lage der Intensivmedizin geblickt werden. Das folge insbesondere aus dem Fortschritt der Impfkampagne.
Inzidenz bei knapp 74: Landkreis Lüneburg verschärft Corona-Regeln
12.54 Uhr: Weil die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Lüneburg seit mehr als drei Tagen bei über 50 liegt (aktuell: 73,9), gelten in der Region ab heute verschärfte Corona-Regeln. Wie der Kreis in einer Pressemitteilung schreibt, sind private Treffen drinnen und draußen nun nur noch mit insgesamt „einem Hausstand und zwei Personen eines anderen Haushalts möglich“. Geimpfte und Genesene sowie Kinder bis zum Alter von 14 Jahren werden dabei allerdings nicht mitgezählt.
In Kitas müssen Kinder, die älter als sechs Jahre sind, Masken tragen. Da das Infektionsgeschehen im Landkreis Lüneburg eingegrenzt werden könne, ist Einkaufen laut der Pressemitteilung auch weiterhin ohne negativen Testnachweis möglich. Denn: „Die rasanten Entwicklungen der vergangenen Tage sind weit überwiegend auf eine Party zurückzuführen, in deren Folge sich bis jetzt mehr als 100 Menschen mit dem Corona-Virus angesteckt haben“, wird Kreisrat Jürgen Krumböhmer auf der Webseite des Landkreises zitiert.
Weiter ist in der Meldung zu lesen: „Für die Gastronomie gelten ebenfalls Ausnahmen von den strengen Corona-Regelungen bei einer Inzidenz über 50, das heißt: Die Innen- und Außengastronomie bleibt mit einem Hygienekonzept geöffnet, im Innenbereich dürfen die Tische nur bis zu 50 Prozent belegt werden.“ Ausschließlich im Innenbereich ist ein negativer Testnachweis, ein Nachweis über die Genesung von einer Covid-Erkrankung oder ein Impfbescheid nötig. Der „NDR“ berichtet außerdem von einer Sperrstunde, die ab 23 Uhr gilt.
Kulturelle Veranstaltungen unter freiem Himmel „sind mit festen Sitzplätzen und maximal 500 Personen erlaubt“, schreibt der Kreis Lüneburg in seiner Pressemitteilung. Auch Kinos und Theater dürfen der Mitteilung zufolge mit Hygienekonzept geöffnet bleiben, Diskotheken und Clubs sind geschlossen.
Experten: Psychische Auswirkungen von Corona ernst nehmen
12.50 Uhr: Familienforscher warnen davor, die psychischen Belastungen durch die Corona-Pandemie auf Schülerinnen und Schüler zu unterschätzen. „Die Auswirkungen von Schulschließungen auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sind offensichtlich gravierender als bisher angenommen“, erklärte der stellvertretende Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), Martin Bujard, am Mittwoch in Wiesbaden. Davon seien speziell jugendliche Mädchen und junge Menschen mit Migrationshintergrund betroffen.
Hochrechnungen hätten ergeben, dass nach dem ersten Lockdown 2020 rund 477.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren in einer Selbsteinschätzung Symptome einer Depression zeigten. Dies entspräche etwa 25 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe – im Vergleich zu 10 Prozent bei einer Befragung im Jahr vor der Pandemie.
Zahl der Corona-Infektionen steigt in den USA stark an
11.14 Uhr: In den USA steigt die Zahl der an einem Tag erfassten Corona-Neuinfektionen an. Die Behörden meldeten am Dienstag 70.740 neue Fälle, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Mittwochmorgen (MESZ) hervorging. Das sind etwa 28.000 mehr als vor genau einer Woche. Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Corona-Infektion stieg im Wochenvergleich von 286 auf 533.
Die bisherigen Höchstwerte wurden am 2. Januar mit 300.462 Neuinfektionen sowie am 12. Januar mit 4460 Toten verzeichnet. Mehr als 83 Prozent aller erfassten Infektionen im Land sind nach Schätzungen der Gesundheitsbehörde CDC auf die besonders ansteckende Delta-Variante zurückzuführen.
In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang etwa 34,6 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert, mehr als 611.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen – aber nicht relativ zur Bevölkerung – sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Bislang haben in den USA nach CDC-Daten mehr als 56,9 Prozent der Menschen mindestens die erste Impfung erhalten, rund 49 Prozent sind vollständig geimpft.
Bayern spendet Corona-Schutzausrüstung an Tunesien
11.04 Uhr: Für den Kampf gegen das Coronavirus hat Bayern medizinisches Schutzmaterial im Wert von 880 000 Euro an Tunesien gespendet. „Bayern und Tunesien verbindet eine langjährige Partnerschaft. Aufgrund der aktuell kritischen Entwicklung der Corona-Pandemie in Tunesien besteht ein akuter Bedarf an medizinischer Ausstattung“, sagte Bayerns Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml (CSU), am Mittwoch in München. Die Spende enthalte vor allem FFP2- und OP-Masken, Schutzhandschuhe, Corona-Antigentests und fünf Beatmungsgeräte.
Die Länderpartnerschaft zwischen Bayern und Tunesien besteht bereits seit 2012. Das tunesische Gesundheitssystem gerate derzeit an seine Belastungsgrenze. Angesichts der Verschärfung der Pandemielage in Tunesien habe der Ministerrat am 20. Juli beschlossen, aktuell nicht benötigte medizinische Ausstattung aus dem Bestand des Freistaats Bayern an Tunesien abzugeben. Huml: „Die Pandemie werden wir weltweit bekämpfen müssen. Sie ist eine gemeinsame Herausforderung der internationalen Gemeinschaft. Bayern steht seinen Partnern in der Welt bei und unterstützt, wo dies möglich ist.“
SPD grundsätzlich für Ausweitung der Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer
10.28 Uhr: Die SPD unterstützt grundsätzlich eine Ausweitung der Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer, fordert aber von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Nachbesserung bei den konkreten Vorschlägen. „Das muss rechtlich sauber sein, das muss verhältnismäßig sein“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“. Es sei an Gesundheitsminister Spahn, eine „rechtssichere Grundlage“ zu schaffen. Die SPD sei dann schnell „handlungs- und umsetzungsfähig“.
SPD-Chefin Saskia Esken sprach sich ebenfalls grundsätzlich dafür aus, ein besonderes Augenmerk auf Reiserückkehrer zu richten. „Ich bin unbedingt dafür, dass wir Reisende uns genau anschauen“, sagte Esken in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. Es sei ganz deutlich zu sehen, „dass Reisen ins Ausland Risiken mit sich bringen“.
Kreis bricht Kinderferienlager wegen gehäufter Corona-Infektionen ab
09.30 Uhr: Der Landkreis Nordwestmecklenburg hat ein Ferienlager mit 75 Kindern wegen gehäufter Corona-Infektionen vorzeitig beendet. Wie ein Sprecher des Landkreises am Mittwoch sagte, stammten die Teilnehmer im Alter von 9 bis 13 Jahren hauptsächlich aus Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus einigen anderen Bundesländern. Sie seien nun zu Hause in Quarantäne.
Die Anordnung zur Schließung sei schon am 21. Juli ausgestellt worden. Ein weiteres geplantes Ferienlager mit neuen Kindern in dieser Größenordnung werde nicht stattfinden. Nach bisherigen Untersuchungen soll der Ursprung der Infektionskette ein Mitglied aus dem Betreuerteam sein, das kurz vor dem Lager-Start mit Bekannten aus dem Urlaub aus Spanien zurückgekehrt war. Nach Angaben des Landkreises gab es zu Beginn der Betreuertätigkeit einen negativen Schnelltest für das Teammitglied.
Neues RKI-Papier sorgt für Wirbel: Inzidenz soll wichtiger Corona-Indikator bleiben
07.12 Uhr: Wegen eines neuen RKI-Papiers soll es zwischen Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) und den Staatskanzlei-Chefs der Bundesländer zum Disput gekommen sein. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, will das Robert-Koch-Institut offenbar auch weiterhin an der Inzidenz als „Leitindikator“ zur Bewertung der Corona-Lage festhalten.
In dem betreffenden RKI-Bericht sei zu lesen: „PRÄVENTION hat weiterhin die höchste Priorität (=niedrige Inzidenz)“, eine steigende 7-Tage-Inzidenz gehe dieser Entwicklung voraus. Und weiter: „Die 7-Tage-Inzidenz bleibt daher wichtig, um die Situation in Deutschland zu bewerten und frühzeitig Maßnahmen zur Kontrolle zu initiieren.“
Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, sei der Vorstoß bei den meisten Staatskanzlei-Chefs auf Ablehnung gestoßen. Viele würden die Inzidenz nicht länger als Alarmfaktor Nummer 1 einstufen wollen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vor einigen Tagen ein ähnliches Statement auf Twitter gepostet. Darin hieß es: „Die Inzidenz verliert zunehmend an Aussagekraft!“
RKI registriert 2768 Neuinfektionen – Inzidenz jetzt bei 15,0
Mittwoch, 28. Juli, 06.08 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit drei Wochen an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen lag sie bei 15,0 – am Vortag betrug der Wert 14,5, beim jüngsten Tiefststand vom 6. Juli waren es 4,9.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 2768 Corona-Neuinfektionen, wie aus den Zahlen weiter hervorgeht, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.28 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2203 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 21 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 19 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.761.169 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.649.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.586.