SPD geht mit „MANU“-Magazin auf Stimmenfang

SPD geht mit „MANU“-Magazin auf Stimmenfang

19. August 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 19.08.2021 16:58 Uhr

Die Messlatte liegt bei 30,6 Prozent. So hoch war der Anteil der Zweitstimmen, den die SPD bei der Landtagswahl vor fünf Jahren holte. Die Spitzenkandidatin, Landesvorsitzende und Ministerpräsidentin will, dass es mehr wird. Und deshalb lächelt sie jetzt vom Titel eines Wahlkampf-Magazins, das ihren Kurznamen trägt: „MANU“.

von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV

Diese Form der Personalsierung ist neu im Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommmern. Ein ganzes Magazin fast nur mit Geschichten und Geschichtchen rund um die Spitzenkandidatin und ihr Wirken für das Land – die SPD setzt ganz auf Schwesig. Aber es gibt ein Vorbild. Das heißt nicht „MANU“, sondern „MALU“. Schwesigs SPD-Kollegin in Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, hat damit Wahlkampf gemacht – auch das „MANU“-Magazin hat wie das Vorbild aus dem Westen 16 Seiten und lässt die Kandidatin in bestem Licht erscheinen – insgesamt zwölf Mal im Bild.

Personenkult um „Landkind“ und „Familienmensch“ Schwesig?

Da wird die Kandidatin als „Landkind“ und „Familienmensch“ verkauft, als eine, die sich aufreibt für Mecklenburg-Vorpommern. Manchmal klingt das fast nach Personenkult: „Sie fördert Branchen, die gute Arbeitsplätze bieten. Sie schafft die Elternbeiträge für Kita und Hort ab, legt Programme für mehr Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas und mehr Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen auf. Sie fördert das Ehrenamt.“ Das erweckt den Eindruck, als wäre Schwesig Alleinherrscherin. Diese aufgeführten Segnungen hat allerdings der Landtag verabschiedet, das Parlament, in dem SPD und CDU die Mehrheit haben.

Die Spitzenkandidatin für die SPD bei der Landtagswahl fordert gleiche Tariflöhne für Ost und West.

Schwesigs Name omnipräsent – nur nicht beim Lösungswort für’s Kreuzworträtsel

Werbetöne erklingen auch an andere Stelle: Im Gespräch mit dem SPD-Genossen und Schlagersänger Roland Kaiser huldigt dieser der Ministerpräsidentin: „Manuela, du schaffst es, Menschen zu begeistern“, wird Kaiser da zitiert. Und wer als Leser von „MANU“ das Kreuzworträtsel löst, der darf als einer von fünf Gewinnern die Kandidatin auch mal selbst treffen. Das Lösungswort heißt übrigens nicht: „Manuela“ und auch nicht „Schwesig“, sondern eher langweilig: „Briefwahl“.

Finanzminister Meyer nicht unter den Top-Sozialdemokraten auf Seite 2

Neben den üblichen klassischen Wahlkampf-Versprechen von „guten Löhnen“ bis zum „Schutz unser großartigen Natur“ enthält das Magazin eine kleine, versteckte politische Botschaft. Auf Seite 2 wird deutlich, mit wem Schwesig politisch ganz eng ist. Dort dürfen Top-Sozialdemokraten neben Schwesig ihre Lieblingsplätze verraten. Und da sind natürlich die SPD-Minister und Ministerinnen versammelt, Schwesigs Generalsekretär Julian Barlen ist dabei und natürlich der Mann für Vorpommern, Patrick Dahlemann. Einer fehlt: Finanzminister Reinhard Meyer. Dafür darf aber sogar Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier sagen, dass ihm ein Biohof am Stadtrand gut gefällt. Meyer ist nicht dabei. Einige interpretieren das bereits als klaren Hinweis darauf, dass der oberste Kassenwart in Ungnade gefallen ist und dem nächsten Kabinett nicht mehr angehören wird – zumal Meyer eine strikte Ausgabendisziplin angekündigt hat.

Konzipiert in Berlin, gedruckt in Niedersachsen

Das „MANU“-Magazin, so sagt es Generalsekretär Barlen, sei ein zentrales Element in der Kampagne, Schwesig habe daran direkt mitgewirkt. Wie teuer das Magazin ist, darüber schweigt sich die sonst so mitteilsame SPD aus. Experten schätzen, dass die Partei dafür mindestens 200.000 Euro hingeblättert hat. Das Geld bleibt nicht in Mecklenburg-Vorpommern, obwohl sich die SPD immer für die Wertschöpfung im eigenen Land stark macht. Die Agentur für das Magazin hat ihren Sitz in Berlin-Charlottenburg, die Druckerei ist in Südniedersachsen beheimatet.