++ Sieben-Tage-Inzidenz in NRW bei fast 100 ++
22. August 2021Nordrhein-Westfalen hat Hamburg als das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz abgelöst. Fünf Urlaubsregionen in Spanien sind seit Mitternacht keine Hochrisikogebiete mehr. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- Tausende Schulkinder dürfen Paralympics besuchen
- RKI meldet mehr als 7000 Neuinfektionen
- Altmaier schließt weiteren Lockdown aus
- Großbritannien will massenhaft auf Antikörper testen
- Teile Spaniens sind keine Hochrisikogebiete mehr
Ende des Liveblogs
Damit schließen wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse!
Baerbock schließt Impfpflicht für bestimmte Gruppen nicht aus
Für den Fall einer drastischen Verschlimmerung der Corona-Lage in Deutschland schließt Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nicht aus. „Eine Impfpflicht ist in unserem Land gesetzlich, rechtlich, juristisch nicht ganz einfach“, sagte Baerbock in „Frag selbst“, wo sie nach dem ARD-Sommerinterview Zuschauerfragen beantwortete. Es gebe aber Berufszweige etwa bei der Bundeswehr, wo so etwas möglich sei.
Es könne dazu kommen, dass man „über die Frage weiterer Impfpflichten in einzelnen Berufsgruppen“ sprechen müsse. Die Grünen-Chefin verwies insbesondere auf die Lage in den Schulen und auf Kinder, die wegen ihres jungen Alters noch nicht geimpft werden könnten. „Man muss ja sich vorstellen, was sind die Alternativen. Und wenn die Alternative ist, harter Lockdown, Kitas und Schulen wieder komplett zu – was echt ein Desaster für viele Familien war – dann müssen alle anderen Alternativen mit auf den Tisch“, sagte Baerbock.
Corona-Tote: Vietnam verzeichnet Tageshöchstwert
Vietnam hat am Sonntag 737 Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert – so viele Tote binnen eines Tages hat es in dem Land noch nie seit Beginn der Pandemie gegeben. Zugleich wurden trotz landesweit strikter Maßnahmen 11.214 Neuinfektionen gemeldet. Dieser Tageswert blieb knapp unter dem Rekord von 11.321, der am Samstag in dem kommunistischen Land in Südostasien erreicht wurde. Landesweit stieg die Zahl der Toten im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf 8277. Gut 348.000 Menschen infizierten sich bisher. Am schlimmsten betroffen ist Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes. In der größten Stadt mit ihren knapp neun Millionen Einwohnern starben seit Pandemiebeginn 6538 Menschen, fast 176.000 steckten sich an.
Iran meldet erneut Rekordwert bei Corona-Todesfällen
Im Iran sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums innerhalb von 24 Stunden 684 Menschen an Covid-19 gestorben – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie vor anderthalb Jahren. Die Zahl der Neuinfektionen lag bei mehr als 36.400, etwas weniger als vor einer Woche. Der Iran ist das am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Land der Region, nach offiziellen Angaben starben bereits mehr als 102.000 Menschen nach einer Corona-Infektion.
Allerdings räumen selbst die iranischen Gesundheitsbehörden ein, dass die Dunkelziffer vermutlich viel höher liegt. Derzeit kämpft das Land gegen eine neue Corona-Welle, die durch die hochansteckende Delta-Variante befeuert wird. Trotzdem werden die Maßnahmen gelockert: Erst gestern ging ein sechstägiger Lockdown zu Ende, der unter anderem die Schließung von Behörden, Banken und Geschäften umfasste.
Altmaier: Wirtschaft Anfang 2022 wieder auf Vorkrisenniveau
Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat trotz steigender Corona-Infektionszahlen eine schnelle wirtschaftliche Erholung prognostiziert. Anfang 2022 werde die deutsche Wirtschaft wieder auf Vorkrisenniveau sein, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Und: „Wir werden auch im nächsten Jahr einen deutlichen Aufschwung sehen.“
Die umfassenden Hilfen der Bundesregierung hätten für Stabilität in schwieriger Lage gesorgt, betonte Altmaier. Seit Beginn der Pandemie habe die Regierung insgesamt inklusive Kurzarbeitergeld weit über 300 Milliarden Euro bereitgestellt. Nach der Krise müsse Deutschland mit wirtschaftspolitischer Vernunft vorgehen, mahnte der Minister.
Mehr als 20.000 Besucher bei Potsdamer Schlössernacht
Es war die erste Potsdamer Schlössernacht seit Beginn der Corona-Pandemie: Nach Angaben des Veranstalters kamen Freitag und Samstag rund 21.500 Besucher. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte ein Sprecher mit Blick auf die besonderen Bedingungen. Im vergangenen Jahr war die Schlössernacht wegen der Pandemie ausgefallen. In diesem Jahr konnte nur die halbe Kapazität der Besucherzahl auf das Gelände. Die Gäste mussten einen negativen Corona-Test vorlegen und in Innenräumen – etwa für Lesungen – und bei Hotspots mit vielen Menschen eine Maske tragen. Das habe bestens funktioniert.
NRW mit bundesweit höchster Sieben-Tage-Inzidenz
Noch vor wenigen Tagen lag Hamburg an der Spitze der Bundesländer mit den meisten Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – nun sinken die Werte in der Hansestadt leicht, während sie in Nordrhein-Westfalen weiter deutlich in die Höhe gehen. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt im bevölkerungsreichsten Bundesland inzwischen 99,2, wie aus den neuesten Zahlen des Robert Koch-Instituts hervorgeht. Gestern lag der Wert noch bei 91,8 und vor einer Woche bei 54,4. Der Bundesschnitt lag am Sonntag bei 54,5 – in NRW ist diese Corona-Kennziffer also fast doppelt so hoch. Berlin ist den RKI-Zahlen zufolge mit 67,3 das Land mit dem zweithöchsten Wert.
Tausende Schulkinder dürfen Paralympics besuchen
Die Organisatoren der Paralympics in Tokio lassen ungeachtet der Corona-Pandemie Tausende von Schulkinder als Zuschauer in die Arenen. „Wir sind absolut bereit, die Schulkinder willkommen zu heißen“, sagte der Sprecher des japanischen Organisationskomitees, Masa Takaya. Für ihre Sicherheit werde gesorgt. Tokios Verwaltung erwartet nach eigenen Angaben rund 130.000 Schulkinder zu den Paralympics.
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC), Tokio, die Zentralregierung sowie Japans Organisatoren hatten kürzlich entschieden, Zuschauer wegen der Pandemie zwar auszuschließen, jedoch mit Ausnahme von Kindern als Teil eines Erziehungsprogramms Japans. Allerdings steigt die Zahl der Corona-Neuinfektiionen auch in Japan stark an. Kritiker warnen, die Kinder könnten sich anstecken und das Virus in ihre Familien tragen.
Lambrecht hält staatliche 2G-Regelung für verfassungswidrig
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat Bedenken gegen Pläne einzelner Bundesländer geäußert, im Herbst Freiheiten nur für Geimpfte und Genesene zuzulassen. „Jeder Eingriff in Freiheitsrechte muss gut begründet und verhältnismäßig sein“, sagte sie der „Welt am Sonntag“. „Ich sehe nicht, wie man eine derart schwerwiegende Beschränkung mit dem Infektionsschutz rechtfertigen könnte.“
Es mache einen Unterschied, ob ein Gastronom im Rahmen seiner Vertragsfreiheit nur noch Geimpfte und Genesene bedienen wolle, oder ob der Staat so etwas vorgebe. Ein Arbeitgeber dürfe zudem keinen Mitarbeiter entlassen, sollte er sich einer Impfung verweigern. „Aber es ist durchaus vorstellbar, dass der Arbeitgeber diesen ungeimpften Beschäftigten andere Aufgaben zuweisen kann“, fügte sie hinzu.
Null-Covid-Strategie in Neuseeland droht zu scheitern
Ein inländischer Corona-Ausbruch lässt die ehrgeizige Null-Covid-Strategie Neuseelands wanken: „Das Ausmaß der Ansteckungen und die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus verbreitet hat, hat unser System trotz aller Vorbereitungen unter Druck gesetzt“, sagte der mit der Gesundheitspolitik beauftragte Minister Chris Hipkins im neuseeländischen Fernsehen. Der jüngste Ausbruch mit der ansteckenderen Delta-Variante des Virus sei schwierig einzudämmen und werfe „große Fragen“ hinsichtlich der Corona-Strategie der Regierung auf.
Zuletzt wurden dem Minister zufolge 71 Menschen positiv auf das Virus getestet. Neuseelands weithin gelobte Null-Covid-Strategie hat die vollständige Eliminierung des Virus in der Bevölkerung zum Ziel. Strenge Grenzkontrollen und Quarantäne-Auflagen sollen verhindern, dass das Virus aus dem Ausland eingeschleppt wird. Nach einem einzigen im Inland übertragenen Corona-Fall hatte die neuseeländische Regierung am Dienstag einen dreitägigen landesweiten Corona-Lockdown verhängt. Es war die erste einheimische Übertragung des Coronavirus seit sechs Monaten.
„Homecoming-Concert“ wegen Hurrikan abgebrochen
Mit diesem Konzert im Central Park wollte New York seine Erholung in der Corona-Pandemie feiern: Allerdings musste es mittendrin wegen schlechten Wetters durch Hurrikan „Henri“ abgebrochen worden. Konzertbesucher wurden bei einem Auftritt von Barry Manilow von der Polizei aufgefordert, den Park ruhig zu verlassen. Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio teilte bei Twitter mit, dass „die Sicherheit aller Anwesenden an erster Stelle stehen musste“.
An dem Konzert beteiligt waren etwa Bruce Springsteen, Paul Simon, Jennifer Hudson, Carlos Santana und Andrea Bocelli. Teilnehmen durfte nur, wer einen Impfnachweis habt. Die meisten Tickets wurden kostenlos verteilt.
Das Konzert wurde wegen eines herannahenden Unwetters mitten in der Show von Barry Manilow abgebrochen. „We Love NYC, The Homecoming Concert“ feiert die Erholung von der Coronavirus-Pandemie, obwohl die Zahl der Fälle und Krankenhausaufenthalte aufgrund der Delta-Variante zuletzt wieder stark angestiegen ist.
Prüfungsstau bei Fahrschulen im Norden
Bei vielen Fahrschulen in Schleswig-Holstein und Hamburg herrscht seit Wochen Stau. Obwohl sie mit ihrer Ausbildung fertig sind, müssen Fahrschüler oft lange auf einen Termin für die praktische Fahrprüfung warten. Grund ist die Corona-Pandemie: Die Fahrschulen erlebten seit der Lockerung der Corona- Kontaktbeschränkungen einen Ansturm von Fahrschülern, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Hamburg, Michael Witt. „Dadurch hat sich eine Bugwelle aufgebaut, die bis ins Jahr 2022 reicht“, sagte er. Und nicht nur bei den Fahrschulen stapeln sich Termine:
„Der TÜV hat derzeit bundesweit Terminprobleme“, räumte Rainer Camen von der TÜV Nord Group ein. Gründe seien unter anderem die gestiegene Zahl von Führerschein-Interessenten, mehr Wiederholungsprüfungen und eine Verlängerung der Prüfungszeiten, sagte er.
RKI meldet mehr als 7000 Neuinfektionen
In den vergangenen 24 Stunden wurden dem Robert Koch-Institut von den Gesundheitsämtern bundesweit 7050 Neuinfektionen mit dem Coronavirus übermittelt. Am vergangenen Sonntag waren es binnen eines Tages rund 2300 Corona-Fälle weniger gewesen. Zudem meldete das RKI drei weitere Todesfälle in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt damit weiter an: Sie liegt nun bei 54,5. Gestern hatte der Wert 51,6 betragen.
Seit Beginn der Pandemie verzeichnete das RKI damit etwa 3,86 Millionen Infektionen mit dem Erreger. Fast 3,7 Menschen in Deutschland gelten als genesen. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.976.
Australien will Lockdowns erst bei hoher Impfrate beenden
Der australische Premierminister Scott Morrison rückt von einem baldigen Verzicht auf Lockdowns im Kampf gegen die Corona-Pandemie ab. Erst müssten 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sein. Bislang sind jedoch nur etwa 30 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Australiens zweimal gegen den Erreger geimpft.
Großbritannien will breite Tests auf Antikörper
In der kommenden Woche will Großbritannien damit beginnen, die eigene Bevölkerung in umfassenden Maße auf Corona-Antikörper zu testen. Das berichteten britische Medien. Mit den gewonnen Daten sollen auch Erkenntnisse über die Immunreaktion des Körpers auf die verschiedenen Mutationen des Erregers gewonnen werden.
Altmaier rechnet nicht mit weiterem Lockdown
Die Infektionszahlen steigen bundesweit wieder an – trotzdem schließt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier aus, dass es einen erneuten generellen Lockdown geben wird.
„Nach allem, was wir heute wissen, können wir einen neuen Lockdown für Geimpfte und Genesene vermeiden. Und das heißt auch: Restaurants und Geschäfte können im Winter offen bleiben“, sagte der CDU-Politiker der Funke Mediengruppe. Allerdings halte er es für realistisch, dass Veranstalter oder auch Gastronomen nur Geimpften, Genesenen oder Getesteten Eintritt gewähren.
Fünf spanische Urlaubsregionen keine Hochrisikogebiete mehr
Seit Mitternacht sind fünf beliebte Urlaubsregionen Spaniens als Hochrisikogebiete von der Liste der Bundesregierung gestrichen. Dazu zählen Katalonien mit der Metropole Barcelona, die Kanaren, Valencia, Kastilien-La Mancha und Asturien.
In diesen Regionen geht die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus seit Wochen wieder zurück, nachdem Spanien im Juli erneut die höchste Ansteckungszahlen in ganz Europa verzeichnete. Auf den Kanaren ging die Sieben-Tage-Inzidenz binnen drei Wochen von 250 auf 98 zurück, in Katalonien von 413 auf 122, in Valencia von 259 auf 106.
Für nicht geimpfte oder nicht genesene Reiserückkehrer aus diesen Gebieten entfällt damit die Pflicht, sich in Deutschland zunächst zehn Tage in Quarantäne zu begeben. Die Isolation kann frühestens nach fünf Tagen mittels eines negativen Corona-Tests beendet werden.