Schon Delta setzt Wirkung herab – Düstere Prognose von Pfizer-Chef: Impfstoffresistente Mutation ist „wahrscheinlich“

Schon Delta setzt Wirkung herab – Düstere Prognose von Pfizer-Chef: Impfstoffresistente Mutation ist „wahrscheinlich“

26. August 2021 Aus Von mvp-web

Anfangs galt Corona als mutationsträge. Inzwischen wandelt sich das Virus bei hohen Ansteckungszahlen durchaus. Der Chef des Pharma-Konzerns Pfizer hält eine Variante, gegen die bisherige Impfungen nicht helfen, daher für „wahrscheinlich“. Was das für die Pandemie bedeutet.

Albert Bourla, der CEO des Pharma-Riesen Pfizer, der zusammen mit dem deutschen Unternehmen Biontech den ersten zugelassenen Corona-Impfstoff entwickelt hat, fürchtet für die Zukunft impfstoffresistente Virus-Mutationen.

Wie der Pharma-Chef in einem Interview mit dem amerikanischen Sender “Fox News” sagte, halte er es für “wahrscheinlich”, dass sich irgendwann eine impfstoffresistente Variante des Virus bilden wird.

Sobald eine neue Variante auf der Welt auftauche, nähmen sich die Wissenschaftler von Pfizer dieser an, führt Bourla im Interview aus. “Und sie forschen, um zu sehen, ob diese Variante dem Schutz unserer Impfstoffe entkommen kann.”

Bisher hätten die Impfstoff-Experten keine solche Mutation identifiziert. “Aber wir glauben, dass es wahrscheinlich ist, dass sich eines Tages eine solche Variante entwickelt”, prognostiziert Bourla.

Neuer “maßgeschneiderter Impfstoff” in 95 Tagen?

Sollte es tatsächlich zu einer solchen Virus-Form kommen – gegen die die aktuellen Impfstoffe keinen ausreichenden Schutz mehr bieten –, müsste man mit dem Impfen auf der Welt wieder von Null beginnen. Die Entwicklung eines neuen Impfstoffs würde laut Pfizer dann jedoch bedeutend schneller ablaufen können als zu Beginn der Pandemie, als das Virus völlig neu war.

Drei Monate würde es demnach dauern, bis eine entsprechend modifizierte Impfstoff-Version kreiert sei, skizziert Bourla. “Wir haben einen Prozess entwickelt, der es uns ermöglicht, innerhalb von 95 Tagen nachdem wir eine Variante als besorgniserregend identifizieren, einen maßgeschneiderten Impfstoff gegen diese Variante zu entwickeln”, so die Ankündigung des Pharma-Chefs.

Dass eine relativ rasche Anpassung der Impfstoffe gegen mutierte Coronaviren möglich sei, hatte Biontech-Gründer Ugur Sahin bereits kurz nach Aufkommen der ehemals als britische Variante bekannten Alpha-Mutation erklärt. Sahin hatte damals angekündigt, schon innerhalb von sechs Wochen einen neuen Impfstoff entwickeln zu können.

“Das ist aber eine rein technische Überlegung”, schränkte der Mediziner und Biontech-Chef ein. In der Praxis gehe es in einem solchen Fall nämlich nicht nur technische Fragen, sondern auch darum, wie etwa die Zulassungsbehörden wie die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das neue Vakzin zulassen und bewerten würden.

Superspreading-Events als Mutationstreiber

Warum das Coronavirus in den vergangenen Monaten doch häufiger mutiert ist als zunächst erwartet, haben deutsche Forscher unlängst untersucht. Ein entscheidender Wendepunkt dafür war demnach der Sommer 2020.

Zu diesem Zeitpunkt trieben sogenannte Superspreading-Events das Virus dazu an, sich weiterzuentwickeln, wie Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gemeinsam mit Kollegen vom Applied Biomedical Science Institute in San Diego, USA, feststellten. Der Grund: Die Zusammenkünfte vieler Menschen befeuerten die Verbreitung genetischer Virus-Varianten in der Bevölkerung.

Für ihre Studie hatten die Forscher mehr als 62.000 Sars-CoV-2-Proben aus 42 amerikanischen Bundesstaaten von Januar 2020 bis April 2021 untersucht. Bereits ab März 2020 dokumentierte das Team erste Abweichungen von der ursprünglichen „Wuhan-Variante“. Sie war schon vom Frühsommer 2020 an nicht mehr nachzuweisen. Dafür nahm die Anzahl der Mutationen pro Virusgenom mit der Zeit allmählich zu. Die Forscher definierten daraufhin 14 verschiedene Varianten, die teilweise in den US-Bundesstaaten unterschiedlich stark verbreitet waren.

Je höher die Infektionszahlen, desto höher ist Mutations-Risiko

Für den Sommer 2020 beobachteten die Forscher eine starke plötzliche Häufung der Mutationen. „Wir vermuten, dass eine Abfolge von so genannten ‚Superspreader events‘ diese Häufungen verursacht hat“, erklärt Nina Papavasiliou vom Deutschen Krebsforschungszentrum in einer Pressemitteilung. „Dadurch können sich auch seltene Mutationen, die zunächst nur bei weniger als einem Prozent aller Infizierten auftreten, plötzlich stark verbreiten.“

Die Gefahr für gefährliche Mutationen ist generell höher, je mehr Infektionen stattfinden. Die Infektionszahlen – vor allem durch die Impfung – niedrig zu halten, trägt deshalb nicht nur zu einer geringeren Krankheitslast in der Bevölkerung aktuell bei, sondern vermindert auch das Risiko für umfassende Virus-Mutationen.