Liveblog Afghanistan ++ Bundeswehr-Soldaten zurück in Deutschland ++
27. August 2021Nach ihrem Evakuierungseinsatz in Afghanistan sind die Soldaten der Bundeswehr nach Deutschland zurückgekehrt. Der UN-Sicherheitsrat hat den Anschlag in Kabul scharf verurteilt. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Helfer sehen für Ortskräfte kaum noch Chancen auf Evakuierung
- UN bereiten sich auf Hunderttausende Flüchtlinge vor
- Noch etwa 300 Deutsche in Afghanistan
- Zahl der Toten bei Anschlag gestiegen
- Großbritannien und USA befürchten weitere Anschläge
- Rückkehr der Bundeswehr am Abend
- Wohl auch mindestens 28 Taliban gestorben
- Britische Botschaft hinterließ sensible Daten
Ende des Liveblogs
Damit schließen wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
US-Regierung schließt schnelle Anerkennung von Taliban-Regierung aus
Die US-Regierung schließt eine schnelle Anerkennung einer Regierung der radikalislamischen Taliban in Afghanistan aus. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte: „Um es ganz klar zu sagen: Weder die USA noch die internationalen Partner, mit denen wir gesprochen haben, haben es eilig mit irgendeiner Art von Anerkennung.“ Die Taliban hatten Mitte August die Macht in Afghanistan an sich gerissen. Die USA und andere westliche Staaten organisierten eine Luftbrücke, um ihre Staatsangehörigen und afghanische Ortskräfte auszufliegen. Dazu wurden auch Gespräche mit den Taliban geführt. Zu ihrer geplanten Regierung haben die Taliban noch keine Angaben gemacht.
USA wollen noch mindestens 500 Amerikaner ausfliegen
Die USA versuchen derzeit, rund 500 US-Amerikaner aus Afghanistan auszufliegen. Diese wollten ausreisen und man stehe mit ihnen im direkten Kontakt, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price. Man sei außerdem in Kontakt mit mehreren Hundert Staatsbürgern, die sich noch nicht entschieden hätten, ob sie das Land verlassen wollten. Die Zahl der Menschen, die bleiben wollten, weil sie Angehörige nicht zurücklassen wollten, sei „relativ klein“, sagte Price. Innerhalb des letzten Tages seien mehr als 300 US-Amerikaner evakuiert worden. Die „überwiegende Mehrheit“ der lokal beschäftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familienangehörige seien ebenfalls mittlerweile ausgeflogen worden oder befänden sich auf dem Flughafengelände. Ohne diese Angestellten könnten Botschaften auf der ganzen Welt nicht arbeiten, sagte Price. „Diese Mitarbeiter haben den Vereinigten Staaten gedient, sie haben nicht nur für uns gearbeitet, sie haben mit uns gearbeitet, sie sind unsere Kollegen.“
Pentagon: Flughafen Kabul weiter unter Kontrolle des US-Militärs
Das US-Verteidigungsministerium hat Berichte, wonach die Taliban den Flughafen Kabul unter ihre Kontrolle haben sollen, als „falsch“ zurückgewiesen. Der Flughafen stehe weiter gänzlich unter der Kontrolle des US-Militärs, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby. „Sie kontrollieren keines der Tore, sie kontrollieren nicht den Betrieb des Flughafens – das ist weiter unter der Kontrolle des US-Militärs“, sagte Kirby. Zuvor hatten Berichte und Beiträge in sozialen Medien nahegelegt, die Taliban hätten an dem Flughafen inzwischen das Sagen oder stünden kurz davor. Das US-Militär hat am Flughafen der afghanischen Hauptstadt für den laufenden Evakuierungseinsatz aktuell noch rund 5000 Soldaten stationiert. Sie sollen bis Dienstag abziehen. Die Taliban kontrollieren seit Mitte August Kabul – und damit auch das Gebiet rund um den Flughafen. An den Toren und im Inneren des Geländes haben allerdings US-Soldaten und deren Verbündete das Sagen.
General: Ziviler Flugverkehr in Kabul ungewiss
Der Kommandeur des deutschen Evakuierungseinsatzes in Afghanistan hat keine Prognose gewagt, wann der Flughafen von Kabul wieder zivile Flugzeuge abfertigen kann. „Der zivile Teil auf der Südseite (des Flughafens) ist zerstört“, sagte Brigadegeneral Jens Arlt nach der Rückkehr nach Deutschland. Es werde schwierig werden, dort Gebäude und die notwendige Sicherheitsstruktur wieder herzustellen. Das Ausfliegen schutzbedürftiger Menschen sei allein aus dem militärischen Teil des Flughafens in Kabul erfolgt. Deutschland hofft darauf, dass Ortskräfte und andere Personen künftig auch mit zivilen Flugzeugen Afghanistan verlassen können.
Taliban: Haben Kontrolle über Teile des Flughafens übernommen
Die Taliban haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über Teile des Flughafens in Kabul übernommen. Am Freitag habe das US-Militär „drei wichtige Bereiche“ im militärischen Teil des Flughafens verlassen, erklärte der Taliban-Sprecher Bilal Karimi auf Twitter. Diese Bereiche seien nun „unter der Kontrolle des Islamischen Emirats“ und nur noch „ein sehr kleiner Teil“ des Airports werde von US-Soldaten kontrolliert.
Johnson bedauert Zeitpunkt des Abzugs
Der britische Premier Boris Johnson hat den Zeitpunkt des Abzugs westlicher Truppen aus Afghanistan bedauert. „Das Timing ist definitiv nicht das, was sich dieses Land ausgesucht hätte“, sagte der konservative Politiker auf die Frage von Journalisten nach den Tausenden gefährdeten, zurückgelassenen Menschen in Afghanistan.
Der britische Premier hatte sich vor dem G7-Sondergipfel in dieser Woche bei US-Präsident Joe Biden für eine Verlängerung der westlichen Evakuierungsmission eingesetzt – was dieser jedoch ablehnte. Johnson sagte nun, die Situation vor Ort am Flughafen sei extrem schwierig und herausfordernd für alle Beteiligten geworden. Die britischen Truppen sollten sich am Wochenende endgültig aus Kabul zurückziehen.
Kramp-Karrenbauer: Soldaten haben „Unfassbares gesehen“
Auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat den Kräften der Evakuierungsmission aus Afghanistan für ihren schweren Einsatz gedankt. Ihr sei in Gesprächen deutlich geworden, dass die Soldatinnen und Soldaten, die Diplomaten aus Kabul sowie Polizisten „Unfassbares gesehen und erlebt haben und dass sie Unglaubliches geleistet haben“, sagte die CDU-Politikerin auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover. Die Männer und Frauen hätten volles Vertrauen bekommen und „dieses Vertrauen und alle Erwartungen, wie wir in sie gesetzt haben, mehr als erfüllt“.
Kramp-Karrenbauer sagte auch: „Die ersten Gedanken auch an dem heutigen Abend gelten den Opfern des fürchterlichen Terroranschlags gestern, sowohl den zivilen Opfern aber natürlich insbesondere auch den amerikanischen Kameraden, mit denen diese Operation vor Ort Seite an Seite durchgeführt worden ist.“
Generalleutnant Pfeffer dankt Soldaten
Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Erich Pfeffer, hat den Soldaten der Evakuierungsmission für ihren schwierigen Einsatz in Afghanistan gedankt. „Der heutige Tag ist angesichts der dramatischen Lage in Afghanistan kein Grund zum Feiern. Aber es ist ein Tag zur Würdigung der erfolgreichen Evakuierung von mehr als 5000 Menschen, ein Tag zur Würdigung Ihres extrem intensiven Einsatzes über nahezu zwei Wochen“, sagte er auf dem Fliegerhorst Wunstorf vor den zurückgekehrten Einsatzkräften. „Gleichzeitig ist es äußerst schmerzhaft zu wissen, dass es uns in der begrenzten Zeit nicht gelungen ist und auch nicht gelingen konnte, alle zu evakuieren, die mit oder für Deutschland in Afghanistan gearbeitet haben.“
Veteran: Bilder „kaum aushaltbar“
Andreas Eggert vom Bund Deutscher EinsatzVeteranen nennt die Bilder der vergangenen Woche „absolut schrecklich und kaum aushaltbar“. Ähnlich gehe es auch anderen ehemaligen Kameraden, sagt er im ARD-Brennpunkt. „Das hat einfach etwas damit zu tun, dass wir uns wirklich fragen, wofür war dieser Einsatz gut, dass unser moralisches Selbstverständnis jetzt nochmal auf die Probe gestellt wird, wo wir diese Bilder sehen müssen. Natürlich ist es auf der einen Seite gut, dass wir so viele Menschen noch retten konnten. Aber auch meiner Meinung nach hätten wir viel mehr Menschen retten können, hätte man früher begonnen.“
Weißes Haus: Weiterer Anschlag wahrscheinlich
Die kommenden Tage werden nach Ansicht der US-Regierung die „gefährlichste“ Phase des Evakuierungseinsatzes. US-Präsident Joe Biden sei bei einem Treffen mit seinem nationalen Sicherheitsteam davor gewarnt worden, dass ein weiterer Terroranschlag in Kabul wahrscheinlich sei, hieß es in einer Mitteilung der Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Es würden aber maximale Schutzmaßnahmen ergriffen. Biden sei außerdem von seinen Kommandeuren über Pläne informiert worden, Angriffsziele gegen den IS-Ableger Khorasan zu entwickeln.
Psaki betonte auch die Entschlossenheit der US-Regierung, die Drahtzieher des verheerenden Anschlags von Kabul töten zu lassen. „Er hat klar gemacht, dass er nicht will, dass sie noch auf der Erde leben“, sagte sie mit Blick auf die jüngste Drohung Bidens gegen die Terroristen. Psaki reagierte auf die Frage, ob Biden die Urheber der Attacke töten lassen oder vor Gericht stellen wolle.
Steinmeier dankt Zurückgekehrten
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den zurückgekehrten Soldaten gedankt: „Unser Land ist stolz auf Sie“, schrieb er in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram. „Danke für Ihren mutigen Einsatz in einer sehr gefährlichen Mission – wie gefährlich, das hat nicht zuletzt der brutale Anschlag am Flughafen Kabul gezeigt. Gemeinsam mit unseren Verbündeten haben Sie Tausende Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht.“
Bundeswehr-Soldaten zurück in Deutschland
Die Soldaten der Bundeswehr sind von ihrer Evakuierungsmission in Afghanistan nach Deutschland zurückgekehrt. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Wunstorf bei Hannover landeten kurz vor 20 Uhr drei Militärmaschinen. Für den Rückflug der Soldaten nach Deutschland wurden ein Airbus A310 der Luftwaffe und zwei Militärtransporter A400M eingesetzt. An Bord eines Flugzeugs war nach Militärangaben auch Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Die Einsatzkräfte waren in Taschkent gestartet, der Hauptstadt von Usbekistan. Dort hatte die Bundeswehr ein Drehkreuz eingerichtet, um in kurzen Shuttleflügen Deutsche und bedrohte Afghanen aus Kabul auszufliegen. Nach Bundeswehrangaben waren an der Evakuierungsmission 454 Einsatzkräfte beteiligt, darunter 19 Soldatinnen. Ein Teil der Einsatzkräfte und des Materials ist noch in Taschkent.
Taliban wollen Katar um Hilfe bei Flughafenbetrieb bitten
Die Taliban wollen einem Medienbericht zufolge Katar um technische Hilfe beim Betrieb des Flughafens von Kabul bitten. Dies berichtet der Sender Al-Jazeera unter Berufung auf Kreise der Islamisten.
Taliban-Vertreter sagt Reisefreiheit zu
Ein ranghoher Taliban-Vertreter hat zukünftig offene Grenzen und Reisefreiheit für alle Bürger mit gültigen Papieren zugesagt. „Die Grenzen Afghanistans werden offen sein und die Menschen werden jederzeit ein- und ausreisen können“, sagt Scher Mohammed Abbas Staniksai, Vizechef der politischen Kommission der Islamistengruppe, in einer Fernsehansprache.
Auch Schweden stoppt Entwicklungshilfe für Afghanistan
Schweden stoppt ebenso wie weitere westliche Nationen seine Hilfszahlungen an das Land. Schweden werde keine Gelder mehr auszahlen, die „irgendwie an das heutige Regime weitergegeben werden“ können, teilte die zuständige Behörde mit.
Schweden zahlte zuvor an kein anderes Land mehr Entwicklungshilfe als an Afghanistan. Von den 900 Millionen Kronen (rund 88 Millionen Euro) in diesem Jahr würden 448 Millionen nicht mehr nach Afghanistan fließen, hieß es. Ein Teil der Summe, rund 300 Millionen Kronen, soll in „humanitäre Einsätze“ fließen, die noch nicht näher definiert wurden.
Auch Deutschland als eines der wichtigsten Geberländer hatte vor einiger Zeit den Stopp der Entwicklungshilfe an Afghanistan angekündigt. Am Dienstag hatte zudem die Weltbank bekannt gegeben, ihre Hilfen für Afghanistan auf Eis zu legen. Der Internationale Währungsfonds setzte den Zugang Kabuls zu IWF-Ressourcen wegen der unsicheren politischen Lage aus.
Verletzte US-Soldaten in Deutschland angekommen
Bei dem Anschlagin Kabul verletzte US-Soldaten sind nach Deutschland geflogen worden. Zwei Maschinen mit den Verletzten seien am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet, erklärte das US-Verteidigungsministerium. Die Soldaten seien zum nahegelegenen US-Militärkrankenhaus in Landstuhl gebracht worden und würden dort behandelt. In Landstuhl westlich von Kaiserslautern befindet sich das größte US-Militärkrankenhaus außerhalb der USA.
Mögliche Reaktionen der USA auf den Anschlag
13 Soldaten der USA sind bei dem Anschlag in Kabul getötet worden, US-Präsident Biden kündigte bereits Vergeltung an. Was das heißen könnte und warum es aus Sicht von Experten nicht so einfach möglich ist, erklärt Claudia Sarre.
Pentagon: Weitere Sprengungen von Ausrüstung möglich
Das US-Militär rechnet damit, dass vor dem Abzug der Truppen am kommenden Dienstag ein weiterer Teil der Ausrüstung am Flughafen Kabul möglicherweise kontrolliert zur Explosion gebracht werden muss. Das sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. Es habe Vorrang, mit den Flugzeugen der Luftwaffe bis zur letzten Minute noch US-Bürger und Afghanen zu evakuieren. „Menschenleben werden die Priorität sein.“
Das Militär bestätigte, dass es am Donnerstag kontrollierte Detonationen am Flughafen in Kabul gegeben habe, nannte aber keine Einzelheiten zu den vernichteten Gegenständen. Hintergrund ist, dass die militärische Ausrüstung der US-Soldaten beim Abzug nicht den militant-islamistischen Taliban hinterlassen werden soll.
Drei Briten unter den Opfern des Anschlags
Bei dem Terroranschlag in Kabul sind offiziellen Angaben zufolge auch britische Staatsbürger ums Leben gekommen. Zwei britische Erwachsene und ein Kind eines britischen Staatsbürgers seien unter den Getöteten gewesen, teilte Außenminister Dominic Raab am Freitag mit. „Dies waren unschuldige Menschen und es ist eine Tragödie, da sie versucht haben, ihre Angehörigen nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen und dabei von feigen Terroristen getötet wurden“, so der konservative Politiker. Unklar ist, ob die Betroffenen auch die afghanische Staatsbürgerschaft hatten. Zwei weitere Briten wurden verletzt.
Drei Afghanen an pakistanischer Grenze getötet
Bei einem Vorfall an der afghanisch-pakistanischen Grenze sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigten zwei pakistanische Behördenvertreter der Nachrichtenagentur dpa. Demnach schossen pakistanische Grenztruppen auf eine Gruppe von Afghanen, die versuchte, über die Grenze in das Land zu stürmen. Mehrere weitere Afghanen seien verletzt worden.
Tausende Afghanen, die mutmaßlich wegen der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban fliehen wollen, sollen sich an der Grenze in der Hoffnung versammelt haben, diese passieren zu können. Den Grenzübergang in Torkham können allerdings aktuell nur pakistanische Staatsbürger passieren, die nach Hause wollen. Afghanische Staatsbürger könnten auch dann nicht ins Nachbarland, wenn sie die dafür notwendigen Dokumente hätten, sagte ein Mitarbeiter eines Geheimdienstes. Ein Vertreter der Zollbehörde erklärte, diese Regel sei vor Monaten wegen der Corona-Pandemie eingeführt worden.
US-Militär: Tausende warten am Flughafen
Am Flughafen von Kabul warten nach Angaben des US-Militärs mehr als 5000 Menschen darauf, ausgeflogen zu werden. Die Zahl sei dabei etwas zurückgegangen, sagte Generalmajor William Taylor. Die USA seien in der Lage, bis zur letzten Minute Leute auszufliegen.
Irak verurteilt Anschlag
Der selbst oft von Terrorismus betroffene Irak hat den Angriff in Kabul scharf verurteilt. Das Land lehne Terrorismus in all seinen Formen und Ausprägungen ab, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Der Irak sei selbst mit Extremismus konfrontiert, zusammen mit der Internationalen Gemeinschaft wolle das Land ihn bekämpfen. Wichtig sei zudem, auch der Geisteshaltung extremistischer Gruppierungen entgegenzutreten.
Analyse zu Merkel und Afghanistan
Die Afghanistan-Krise hat Bundeskanzlerin Merkel während ihrer gesamten Regierungszeit begleitet. Zuletzt fehlte der sonst so trittsicheren Kanzlerin das Gespür für die Lage, analysiert Georg Schwarte.
Bericht: Noch mehr Todesopfer als bisher bekannt
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP sind nach dem Anschlag in Kabul weit mehr Tote zu befürchten als bisher bekannt. Neben 13 US-Soldaten seien mindestens 169 Einheimische ums Leben gekommen, hieß es unter Berufung auf afghanische Behördenkreise. Insgesamt wären das 182 Tote. Eine offizielle Bestätigung für die Zahl lag zunächst nicht vor.
US-Militär kann bis zu 50.000 Afghanen unterbringen
Die US-Streitkräfte können auf ihren Stützpunkten in den Vereinigten Staaten zeitweise bis zu 50.000 aus Kabul ausgeflogene Afghanen unterbringen. Das erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. Zuvor hatten die Streitkräfte noch von einer Kapazität für mehr als 20.000 Menschen gesprochen. Die Aufnahme zusätzlicher Afghanen sei nun möglich, weil das Militär noch zusätzlich drei weitere Stützpunkte für die Unterbringung der Evakuierten öffne, sagte Kirby.
NATO gibt zivile Vertretung in Afghanistan auf
Die NATO hat kurz vor dem Ende des militärischen Evakuierungseinsatzes am Flughafen von Kabul die Aufgabe ihrer zuletzt dorthin verlegten zivilen Vertretung angekündigt. Er verlasse Kabul schweren Herzens, schrieb Botschafter Stefano Pontecorvo auf Twitter. Sein Dank gelte allen Beteiligten der massiven Evakuierungsanstrengungen. Der Italiener Pontecorvo war zuletzt der ranghöchste Vertreter der NATO in Afghanistan, nachdem die Allianz ihren Militäreinsatz in dem Land eingestellt hatte.
UN-Sicherheitsrat verurteilt Anschlag
Der UN-Sicherheitsrat hat den Anschlag in Kabul „aufs Schärfste“ verurteilt. Das gelte für jegliche Form von Terrorismus und Attacken auf Zivilisten, hieß es in einer Erklärung. Der Sicherheitsrat mahnte, alle Parteien in Afghanistan müssten die internationalen Menschenrechte wahren. Die Verantwortlichen für die Selbstmordattentate müssten zur Rechenschaft gezogen werden, dazu gehörten auch diejenigen, die solche Anschläge finanzieren.
Alle Länder seien unter Einhaltung der internationalen Rechtsordnung und der geltenden Resolutionen zur Zusammenarbeit aufgefordert, erklärte das Gremium weiter. Es sei wichtig, den Terrorismus in Afghanistan zu bekämpfen – auch um zu verhindern, dass von dort weitere Attacken gegen andere Länder gestartet werden. Keine afghanische Gruppe dürfe solche Terroristen unterstützen.
Pentagon: Nur ein Selbstmordattentäter bei Angriff in Kabul
Bei dem Terrorangriff am Flughafen in Kabul hat sich nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums nur ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt – nicht zwei. US-Generalmajor William Taylor sagte im Pentagon, man sei nicht sicher, wie es am Vortag zu der falschen Angabe von zwei Selbstmordattentätern habe kommen können. „Wir hielten es für wichtig, die Angaben hier zu korrigieren.“
Die US-Streitkräfte hatten am Donnerstag zunächst von zwei Explosionen nahe des Kabuler Flughafens berichtet – einer am Flughafenzugang Abbey Gate und einer am nahegelegenen Baron Hotel. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte in der Erklärung, mit der sie den Anschlaga für sich reklamierte, allerdings nur von einem Selbstmordattentäter gesprochen.
ARD-Brennpunkt zur Lage in Afghanistan
Heute Abend um 20:15 Uhr sendet das Erste einen Brennpunkt zur Lage in Afghanistan. So ordnet etwa US-Korrespondentin Claudia Buckenmaier die Folgen des Anschlags für den weiteren Fortgang der Evakuierung ein. ARD-Terrorismusexperte Georg Mascolo gibt Hintergründe zur aktuellen Situation. Dabei geht es auch um die Frage, ob Afghanistan jetzt erneut zum Rückzugsort für international operierende Terroristen wird.
EU und Iran beraten über Afghanistan
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat mit dem neuen iranischen Außenminister Hussein Amirabdollahian über die Lage in Afghanistan telefoniert. Die Situation nach der Machtübernahme durch die Taliban verlange „dirnglichste Aufmerksamkeit“, betonte Borrell nach Angaben seines Büros in Brüssel. Regionale und internationale Partner spielten eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung innerhalb und außerhalb Afghanistans. Man wolle mit Teheran in Kontakt bleiben und die Beratungen fortsetzen, erklärte der Europäische Auswärtige Dienst.
Frankreich verhandelt mit Taliban über Evakuierung
Frankreich verhandelt seit Tagen mit den Taliban über die Evakuierung, wie das französische Außenministerium bestätigte. Es gebe Kontakte, um die Ausreise von Menschen zu erleichtern. Frankreich will die Flüge über Freitagabend hinaus fortsetzen.
Ankunft von Verletzten aus Kabul in Rheinland-Pfalz erwartet
Im Rahmen der Amtshilfe für die Air Base Ramstein hat sich der Landkreis Kaiserslautern mit seinem Rettungsdienst auf die Ankunft zahlreicher Verletzter aus Kabul vorbereitet. Es könne sich um etwa 30 bis 40 Verletzte durch den Anschlag handeln, sagte Landrat Ralf Leßmeister. Bei den Verletzten und zum Teil Schwerstverletzten soll es sich um Männer, Frauen und Kinder handeln. Ob darunter Soldaten, Zivilisten oder Deutsche sind, konnte Leßmeister nicht sagen.
Die Rettungsdienste und umliegenden Kliniken seien in Abstimmung mit dem rheinland-pfälzischen Innenministerium alarmiert. In welche Krankenhäuser die Verletzten nach Ankunft auf dem weltweit größten US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas gebracht werden, war unklar. Die USA betreiben im nahem Landstuhl ein Militärhospital.
Auch Italien stellt Rettungsflüge ein
Auch Italien schließt den Rettungseinsatz für seine Staatsbürger und afghanische Ortskräfte ab. Das letzte Flugzeug sei vom Flughafen Kabul gestartet, gab der italienische Außenminister Luigi di Maio bekannt. Nach Regierungsangaben wurden insgesamt mehr als 4800 Menschen ausgeflogen.
Mindestens 92 Tote durch Anschlag
Die Zahl der bei dem Anschlag am Flughafen Kabul ums Leben gekommenen Menschen steigt weiter. Afghanische Gesundheitsbehörden sprachen nun von 79 getöteten Einheimischen, nachdem zuletzt von 72 Toten die Rede war. Da zudem 13 US-Soldaten starben, liegt die Zahl der Opfer nun bei mindestens 92.
12.500 Menschen aus Kabul ausgeflogen in 24 Stunden
Trotz des Anschlags außerhalb des Flughafens von Kabul gibt es weiter Evakuierungsflüge aus Afghanistan. Innerhalb von 24 Stunden – zwischen dem frühen Donnerstagmorgen und dem frühen Freitagmorgen Washingtoner Zeit – brachten die USA und ihre Verbündeten rund 12.500 Menschen außer Landes, wie das Weiße Haus am Freitag mitteilte. 8500 seien vom US-Militär ausgeflogen worden, 4000 wiederum in Maschinen internationaler Partner. Ein Teil der 24-Stunden-Spanne lag vor dem Terrorangriff nahe des Airports, der den Flugbetrieb zeitweise lahmgelegt hatte.
Helfer sehen für Ortskräfte kaum noch Chancen auf Evakuierung
Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte sieht kaum noch Chancen, die ehemaligen Helfer der deutschen Truppen aus Kabul zu evakuieren. „Die Möglichkeit für Ortskräfte Deutschlands, rauszufliegen, ist jetzt (…) nicht mehr vorhanden“, sagte der Leiter der Organisation, Marcus Grotian, im Interview mit Reuters TV.
Alle seien nach dem Ende der deutschen Luftbrücke und den Anschlägen vom Donnerstag „verbittert und frustriert und auch hoffnungslos, denn so richtig, wie es jetzt weitergehen soll, wissen sie alle nicht“. Wichtig für eine Ausreise seien vor allem Papiere wie ein Visum und ein gültiger Reisepass. „Schnell und einfach wird es da gar nichts geben“, sagte Grotian.
Die Bundesregierung hat angekündigt, sie werde versuchen, die verbliebenen Ortskräfte entweder über Linienflüge außer Landes zu bringen oder sie über den Landweg in Nachbarstaaten Afghanistans zu geleiten. Grotian hält beide Möglichkeiten für wenig aussichtsreich. Hauptproblem wären auch hier gültige Papiere. Die Chance, diese nach der Schließung der deutschen Botschaft in Kabul zu bekommen, sieht er „de facto gar nicht“.
Einschätzung zur Situation von „Ärzte ohne Grenzen“
Der Andrang und der Bedarf in den Krankenhäusern sei in den vergangenen Tagen größer geworden, sagt Christian Katzer, Geschäftsführer von „Ärzte ohne Grenzen“, im Interview mit tagesschau24. Man evaluiere ständig die Sicherheitslage, um die Sicherheit von Patienten und Personal zu gewährleisten. Nun wolle man mit allen an dem Konflikt Beteiligten weiterverhandeln. „Unsere Anwesenheit ist nur möglich, wenn wir und unsere Arbeit akzeptiert werden.“
Italien will G20-Sondergipfel einberufen
Italien will zeitnah einen Sondergipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) zur Lage in Afghanistan einberufen. Das sagte Außenminister Luigi Di Maio nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. Zur Lage in Afghanistan sei eine „enge internationale Absprache“ notwendig.
Italien hat derzeit den Vorsitz der G20 inne, ein genauer Terminplan wurde zunächst nicht bekannt. „Wir sind bereit, konkrete Vorschläge der italienischen Seite zu prüfen“, sagte Lawrow der russischen Staatsagentur Tass zufolge. Italien habe zugesichert, bald ein entsprechendes Konzeptionspapier vorzulegen.
UN bereiten sich auf Hunderttausende Flüchtlinge vor
Die Vereinten Nationen bereiten sich auf die Flucht von mehr als einer halben Million Menschen aus Afghanistan vor. 515.000 Menschen könnten das Land im schlimmsten Fall in diesem Jahr verlassen, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Wie sich die Lage tatsächlich entwickele, sei jetzt noch nicht abzusehen. Die stellvertretende Hochkommissarin für Flüchtlinge, Kelly Clements, betonte, dass an den Grenzübergängen Richtung Iran und Pakistan noch keine größeren Flüchtlingsgruppen angekommen seien.
Nachbarstaaten haben bereits 5,2 Millionen Afghaninnen und Afghanen aufgenommen. 90 Prozent seien im Iran und in Pakistan, weitere in Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Die Vereinten Nationen riefen die Weltgemeinschaft auf, die Nachbarstaaten Afghanistans finanziell zu unterstützen. Insgesamt brauchen den Angaben zufolge elf UN- und Hilfsorganisationen für die Vorbereitung auf weitere afghanische Flüchtlinge in der Region bis Ende des Jahres zusätzlich 299 Millionen Dollar (254 Mio Euro). Damit sollen Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel beschafft werden. Sollte das schlimmste Szenario Wirklichkeit werden, müsse die Summe erheblich aufgestockt werden, sagte Clements.
Iran verurteilt Anschläge
Der Iran hat die Anschläge am Kabuler Flughafen verurteilt. „Wir verurteilen diesen Terrorakt und bedauern den Tod von wehrlosen Kindern, Frauen und Männern“, sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh . In dem Land am Hindukusch, mit dem sich der Iran eine etwa 950 Kilometer lange Grenze teilt, müsse umgehend eine Regierung gebildet werden, um die Sicherheit der Menschen vor Ort zu gewährleisten, so der Sprecher weiter. Der Iran fordert Verhandlungen zwischen allen afghanischen Gruppen – auch den Taliban – für die Bildung einer neuen Regierung. Dabei solle das Ausland zwar mithelfen, sich aber nicht in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einmischen.
Vier Abgeschobene aus Afghanistan zurück
Über die Evakuierungsflüge aus Afghanistan ist es nach Kenntnis der Behörden vier vormals Abgeschobenen gelungen, nach Deutschland zurückzukehren. Aufgrund der Notlage habe sich die Bundesregierung bei der Evakuierung für ein „sehr pragmatisches Verfahren“ entschieden, das auch mit Risiken verbunden sei, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter, in Berlin. Dazu gehöre, dass die Sicherheitsüberprüfung, die normalerweise vor Erteilung des Visums erfolgt, erst bei der Einreise vorgenommen werde.
Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte am Donnerstag gesagt, von Abgeschobenen seien gefälschte Dokumente vorgelegt worden, um an Bord der Evakuierungsflugzeuge zu gelangen. Mindestens einer der vormals abgeschobenen Afghanen sei direkt wieder in Haft genommen worden, berichtete der Sprecher. Andere erhielten eine Duldung, weil keine Bedenken gegen ihren Aufenthalt in Deutschland bestünden. Deutschland hatte zuletzt nur Männer nach Afghanistan abgeschoben, vor allem Straftäter und Islamisten, die von der Polizei als potenziell gefährlich eingestuft worden waren.
Luftwaffe in Richtung Deutschland gestartet
Die Soldaten der Evakuierungsmission sind auf dem Weg nach Deutschland. Die Maschinen – zwei A400M und ein A310 – seien in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet, wurde aus der Bundeswehr bestätigt. Sie würden nun gegen 19.45 Uhr auf dem Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen erwartet. An Bord waren neben den Soldaten des Einsatzes auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die Wehrbeauftragte Eva Högl sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, Deutschlands ranghöchster Soldat.
Auswärtiges Amt: Lage am Flughafen „hochgefährlich“
Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts schätzt die Sicherheitslage am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul als „hochgefährlich“ ein. Es bestehe weiterhin ein hohes Anschlagsrisiko rund um den Flughafen, hieß in einem Schreiben an deutsche Staatsbürger, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. „Wir raten Ihnen deshalb dringend, sich derzeit nicht zum Flughafen zu begeben.“ Es sei noch nicht absehbar, wann der reguläre Flugbetrieb wieder aufgenommen werde. Zurzeit gibt es keine zivilen und kommerzielle Flüge vom internationalen Flughafen Kabul.
Stefan Niemann: „Ein Alptraumszenario für die US-Politik“
Die Anschläge von Kabul haben die USA schwer getroffen, sagt Stefan Niemann, langjähriger US-Korrespondent der ARD. „Die stolze Nation ist im Mark erschüttert. Die Supermacht ist ja gleich mehrfach gedemütigt worden. Der nicht vorhergesehene schnelle Vormarsch der Taliban und ihr Triumph hat sie gedemütigt – und jetzt auch noch die Anschläge dieses Terrornetzwerkes mit amerikanischen Opfern. Das ist ein Alptraumszenario für die US-Politik, aber auch für die amerikanische Öffentlichkeit.“
Sanitätsflugzeug der Luftwaffe bleibt noch in Taschkent
Die Bundeswehr lässt ihr Spezialflugzeug für eine mögliche Rettung verletzter Verbündeter aus Afghanistan zunächst auf einer Warteposition in der Region. Der „MedEvac“, die fliegende Intensivstation, bleibe noch für noch 24 Stunden in Taschkent, um die US-Streitkräfte bei Bedarf unterstützen zu können, teilte das Verteidigungsministerium mit. Den Flughafen der usbekischen Hauptstadt hatte die Luftwaffe als eine Drehscheibe für die Evakuierungsflüge aus Afghanistan genutzt.
„Es gibt so eine Art Terrorkonkurrenz in Afghanistan“
Die Terrormiliz IS sei eine relativ kleine Gruppe im Afghanistan, sagt ARD-Terrorexperte Michael Stempfle. „Geschätzt sind das etwa 2000 Leute, die gibt es dort seit ungefähr sechs Jahren.“ Diese Anhänger seien aber besonders aggressiv und radikal. Auch Al Kaida sei im Land noch aktiv. „Da gibt es so eine Art Terrorkonkurrenz. Es wird jetzt darum gehen, wie sich die Machtverhältnisse zurecht schütteln.“ So werde der IS sicher ein großes Interesse daran haben, die staatliche Ordnung der Taliban zu stören. Zudem bestehe auch die Gefahr, dass die Taliban Kontakte hielten zu Al Kaida.
Vizekanzler Scholz verspricht Zurückgelassenen Hilfe
Vizekanzler Olaf Scholz hat versprochen, die Bemühungen um die Rettung von in Afghanistan zurückgelassenen Menschen fortzusetzen. „Wir tun weiter alles dafür, die in Sicherheit zu bringen, für die wir in Afghanistan Verantwortung tragen“, schrieb twitterte der SPD-Kanzlerkandidat. Deutschland habe mehr als 5000 Menschen aus Afghanistan evakuieren können. Den Anschlag, zu dem sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte, verurteilte Scholz aufs Schärfste. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und den vielen Verletzten dieses menschenverachtenden Terrors.
Noch etwa 300 Deutsche in Afghanistan
Einen Tag nach dem Ende der Evakuierungsmission der Bundeswehr befinden sich noch etwa 300 deutsche Staatsbürger in Afghanistan. Die Zahl der noch im Land befindlichen Ortskräfte und identifizierten Personen zur Ausreise verändere sich stetig und betrage mehr als 10.000, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes mit. Man könne derzeit nicht sagen, wie viele der Menschen möglicherweise schon auf andere Weise ausgereist seien. Das Innenministerium versicherte, dass alle Personen auf der Liste des Auswärtigen Amtes eine Einreisegenehmigung nach Deutschland bekämen.
WHO will Luftbrücke zur medizinischen Versorgung aufbauen
In Afghanistan wird das medizinische Material zur Versorgung der Bevölkerung knapp. Geplante Versorgungsflüge der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten wegen der Sicherheitslage nicht stattfinden. Nach Angaben der WHO reichen die Vorräte nur noch für ein paar Tage. Die WHO versucht, mit Unterstützung Pakistans den Flughafen von Mazar-i-Scharif zu erreichen. Flüge waren für Anfang kommender Woche geplant. Nahe Masar-i-Scharif war der deutsche Stützpunkt zur Unterstützung des NATO-Einsatzes. Als Lichtblick bezeichnete WHO-Nothilfekoordinator Rick Brennan die Tatsache, dass 97 Prozent der rund 2.200 Gesundheitseinrichtungen, die die WHO unterstützt, weiter funktionierten. Allerdings blieben den Kliniken hier und da sowohl Frauen und Kinder als Patienten als auch weibliches Personal fern.
121 afghanische Flüchtlinge in Albanien gelandet
Albanien hat eine erste Gruppe afghanischer Flüchtlinge aufgenommen. 121 Personen, darunter elf Kinder, seien mit einem ägyptischen Zivilflugzeug in der Hauptstadt Tirana gelandet, teilte die Regierung mit. Zuvor hatte ein Sprecher von 171 gesprochen. Die Ankömmlinge wurden in einem Zelt zunächst auf Corona getestet und medizinisch untersucht und dann in Hotels gebracht. Nach Angaben der Regierung sollen sie wohl mindestens ein Jahr in Albanien bleiben, während ihre Visa-Anträge für die USA laufen.
Bundespolizisten wieder in Deutschland
Die letzten Bundespolizisten sind heute aus dem Einsatz in Afghanistan nach Berlin zurückgekehrt. Neun von ihnen waren bis zum Ende der Evakuierungsmission am Flughafen Kabul eingesetzt. Dort hätten sie neben der Sicherung der Botschaftsmitarbeiter auch die Ausreise deutscher Ortskräfte und gefährdeter Menschen unterstützt, so das Bundesinnenministerium. An Bord der Chartermaschine mit mehr als 50 Passagieren waren nach Angaben eines Sprechers auch Diplomaten sowie neun weitere Bundespolizisten. Bundesinnenminister Horst Seehofer dankte den Beamten, die am Flughafen von leitenden Beamten seines Hauses empfangen wurden. Er sagte: „Sie haben unter Einsatz ihres Lebens einen gefährlichen und für unser Land sehr wichtigen Dienst getan, um andere zu schützen und zu retten. Das ist in höchstem Maße ehrenhaft und verdient großen Respekt.“
Mehr als 18.700 Evakuierte in Ramstein angekommen
Auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz sind bis heute mehr als 18.700 Evakuierte gelandet. Das teilte der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas mit. Ramstein ist seit vergangenem Freitag ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Auf der Air Base seien etwa 76 Flugzeuge der United States Air Force eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. In die USA weitergereist seien mehr als 4100 Evakuierte mit etwa 18 Flügen. Die Flüge werden voraussichtlich das ganze Wochenende über fortgesetzt. Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt.
Türkei führt erste Gespräche mit den Taliban
Die türkische Regierung hat nach eigenen Angaben erste Verhandlungen mit den Taliban in Kabul geführt. Die Gespräche auf dem militärischen Teil des Flughafens dauerten rund dreieinhalb Stunden, teilte Präsident Recep Tayyip Erdogan mit. Dabei sei über den Vorschlag der Taliban gesprochen worden, dass die Türkei künftig den Flughafen in der afghanischen Stadt betreibt. In den Wochen vor der Machtübernahme der Taliban hatte die Türkei mit den USA darüber verhandelt, dass sie sich nach dem vollständigen US-Abzug aus Afghanistan an der Absicherung und dem Betrieb des Kabuler Flughafens beteiligen könnte. Die schnelle Einnahme Kabuls durch die Taliban brachte die Pläne allerdings durcheinander.
Die Türkei, die zuletzt 500 Soldaten in Afghanistan stationiert hatte, begann am Mittwoch mit dem Abzug ihrer Soldaten aus dem Land. Nach Angaben Erdogans wollen die Taliban nun selbst für die Sicherheit am Flughafen sorgen. Der Türkei sei angeboten worden, den operationellen Betrieb des Airports zu übernehmen. Nach dem verheerenden Anschlag sei es aber entscheidend zu wissen, wie genau der Flughafen abgesichert werden soll, sagte Erdogan.
USA-Experte: „Das werden die USA nicht auf sich sitzen lassen“
Die gestrigen Anschläge seien für die USA ein „ganz bitterer Moment und für Joe Bidens Präsidentschaft sicher einer der schwärzesten“, sagt der Politikwissenschaftler Thomas Jäger im ARD-Interview. Es werde definitiv eine Reaktion geben, „denn das werden die USA nicht auf sich sitzen lassen.“
Entgegen der weiterverbreiteten Meinung, der Vormarsch der Taliban sei für die USA überraschend gekommen, habe die Regierung „ein sehr klares Bild davon gehabt, dass die Taliban im Land die Macht schnell übernehmen“, so Jäger. Man habe sich auch sehr schnell mit dem Taliban darüber verständigt, wie die Evakuierung abläufen solle. „Die USA kooperieren derzeit mit den Taliban. Sie teilen Geheimdienstinfomationen, um Anschläge zu verhindern. Das hat jetzt nicht geklappt.“ Aber ein Ziel der US-Regierung sei gewesen, mögliche Anschläge der Taliban zu verhindern. „Deswegen bleibt Biden auch hart beim 31. August, denn er weiß, danach werden auch die Taliban nicht mehr ruhig halten“, analysiert der USA-Experte.
Steinmeier kondoliert US-Präsident Biden
Nach dem Tod von 13 US-Soldaten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier US-Präsident Joe Biden kondoliert. „Wir trauern mit Ihnen um die Opfer des brutalen Anschlags in Kabul“, schrieb Steinmeier. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der tapferen amerikanischen Soldaten, die ihr Leben gaben, um das Leben anderer zu retten.“
Mit ihrem mutigen Einsatz hätten sie auch die Evakuierung vieler Deutscher und Tausender afghanischer Ortskräfte erst möglich gemacht, erklärte Steinmeier. „Wir beklagen mit Ihnen auch die vielen Toten und Verletzten unter der afghanischen Zivilbevölkerung, die unseren Schutz gesucht haben.“ Deutschland stehe in „dieser schweren Stunde fest an der Seite der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus, der so viel Leid über so viele Menschen bringt“.
ARD-Korrespondent: Immer noch Hunderte Menschen am Flughafen
Trotz der gestrigen Anschläge seien immer noch Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen am Flughafen in Kabul unterwegs, berichtet ARD-Korrespondent Oliver Mayer. „Die Evakuierungen dauern nur noch wenige Tage und die Menschen versuchen verzweifelt, das Land zu verlassen.“
Die Terrormiliz IS sei noch radikaler als die Taliban, so Mayer. „Für den IS ist es ein Unding, dass überhaupt mit den ausländischen Regierungen gesprochen wird.“ Der Anschlag sollte wohl gegen all diese Afghanen zielen, die mit ausländischen Regierungen zusammengearbeitet haben. „Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass er auch gegen die Taliban ging.“
CDU-Außenpolitiker: Versuchen weiter Ortskräfte zu evakuieren
Deutschland will sich nicht an einer Vergeltungsaktion gegen den IS beteiligen. Das erklärte Johann Wadephul im br. Stattdessen sei man bemüht, weiter zu evakuieren. „Das heißt, die Menschen, die uns unterstützt haben, die sogenannten Ortskräfte, außer Landes zu bringen.“ Das geschehe, „indem wir in den Nachbarländern alle Vertretungen angewiesen haben, diese Menschen zu betreuen.“
Darüberhinaus setze Deutschland auch die Verhandlungen mit der Taliban fort: „Wir führen in einer Arbeitsbeziehung auch Verhandlungen mit den Taliban, das ist leider notwendig. Der deutsche Diplomat Markus Potzel, der die Taliban aus langjährigen Verhandlungen in Doha kennt, ist vor Ort und führt Gespräche.“ Deutsche Schutzbedürftige, die das Land verlassen wollen, seien laut Wadephul kaum noch in Afghanistan.
Großbritannien beendet Evakuierung „in wenigen Stunden“
Inzwischen haben auch Großbritannien und Spanien das Ende ihrer Evakuierungen angekündigt. In „wenigen Stunden“ würden die Evakuierungsflüge für britische Staatsbürger und Afghanen beendet, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace dem Sender Sky News. „Wir werden uns jetzt um die Menschen kümmern, die wir mitgebracht haben, die etwa tausend Menschen, die sich im Flughafen befinden“, sagte Wallace. Dafür blieben nur noch wenige Stunden. Wallace warnte von einer wachsenden Gefahr neuer Anschläge. Je näher der Abzugstermin rücke, umso größer werde die Bedrohung, sagt er. Die Absicht sei klar: Der IS wolle den Eindruck erzeugen, sie sei es gewesen, die den Abzug der alliierten Kräfte erzwungen habe.
Auch Spanien erklärte seine Mission für beendet. Nach der Ankunft zweiter Militärmaschinen am Morgen in Dubai sei die „Evakuierung der afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien abgeschlossen, teilte die Regierung in Madrid mit.
USA rechnen mit weiteren Anschlägen in Kabul
Die USA stellen sich nach dem verheerenden Selbstmord-Attentat vor dem Kabuler Flughafen auf weitere Angriffe ein. „Wir tun alles, um vorbereitet zu sein“, sagte der Chef des US-Zentralkommandos, General Frank McKenzie. Man bereite sich auch auf Raketenangriffe oder Angriffe mit Autobomben auf den Flughafen vor.
UNHCR will Arbeit in Afghanistan fortsetzen
Trotz der schwierigen Lage in Afghanistan will das UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in dem Krisenstaat bleiben. „Die Feuerwehr rennt nicht weg, wenn es brennt. Sondern im Gegenteil: Wir sind mit mehreren hundert Mitarbeitern noch in Afghanistan, und wir wollen auch bleiben“, sagte der Sprecher von UNHCR-Deutschland, Chris Melzer dem br. Die Menschen im Land seien jetzt auf Hilfe angewiesen, erklärte Melzer. „Wir haben wenige Tausend Menschen, die das Land bisher verlassen haben, aber wir haben 3,5 Millionen Menschen, die innerhalb des Landes auf der Flucht sind. Das ist das eigentliche humanitäre Problem in der Situation.“
Zu den für ihre Arbeit nötigen Absprachen mit der Taliban zeigt sich der UNHCR-Sprecher relativ optimistisch: „Das hat ja schon einmal irgendwie funktioniert, Ende der 90er Jahre, als die Taliban Afghanistan beherrscht haben. Die wissen im Grunde auch, dass wir eine humanitäre Organisation sind und den Menschen dort helfen wollen, deshalb gelingt es uns irgendwie, unter deren Augen zu arbeiten.“
Evakuierungsflüge offenbar wieder aufgenommen
Nach den Anschlägen sind die Evakuierungsflüge aus Afghanistan offenbar wieder aufgenommen worden. Einwohner von Kabul sagten, es seien mehrere Flugzeuge gestartet. Die USA warnten, es sei mit weiteren Attentaten zu rechnen, bevor ihr Evakuierungseinsatz voraussichtlich am Dienstag endet.
Zahl der Toten steigt auf mindestens 85
Bei den Anschlägen am Flughafen von Kabul sind mindestens 85 Menschen ums Leben gekommen. Der arabische Sender Al Dschasira berichtete am Morgen von mindestens 72 toten Zivilisten. Hinzu kommen 13 getötete US-Soldaten.
Kramp-Karrenbauer und General Zorn in Taschkent
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist gestern Abend nach Taschkent in Usbekistan geflogen, wo die Truppe ihr logistisches Drehkreuz für die Mission hat. Begleitet wurde sie vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, twitterte das Verteidigungsministerium.
Nach Angaben der Ministerin wurden 5347 Menschen aus mindestens 45 Ländern evakuiert, darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4000 Afghanen. Nun haben alle deutschen Soldaten, Diplomaten und Polizisten das Land verlassen. Von Usbekistan aus kehren die A400M der Bundeswehr nach Deutschland zurück.
Expertin befürchtet bürgerkriegsähnliche Zustände
Die Islamforscherin Susanne Schröter hält in Afghanistan bürgerkriegsähnliche Zustände für möglich. Diese seien zu befürchten, weil mit den Taliban und der Terrormiliz „Islamischer Staat“ zwei Gruppen in Konkurrenz stünden, sagte Schröter im gemeinsamen morgenmagazin von ARD und ZDF. Der IS sei eine der schlimmsten Terrororganisationen, die in den vergangenen Jahren in mehreren Staaten für Chaos und Schrecken gesorgt habe. Nun konkurrierten Taliban und IS um Macht, Einfluss und Deutungshoheit. Das zeige, dass die Taliban das Land nicht komplett beherrschten. In der afghanischen Bevölkerung gebe es eine große Diversität, und der IS und die Taliban seien keine einheitlichen Gruppen. Vielmehr seien Rivalitäten zu beobachten. Zu befürchten sei, dass es in Afghanistan in der nächsten Zeit zu viel Chaos kommen werde.
Rückkehr der Bundeswehr um 16 Uhr erwartet
Die Einsatzkräfte der Bundeswehr werden nach dem Evakuierungseinsatz am Flughafen Kabul heute Nachmittag in Deutschland erwartet. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, sollen die etwa 600 Soldatinnen und Soldaten, die am Einsatz beteiligt waren, gegen 16 Uhr am Militärflugplatz in Wunstorf empfangen werden. Kurz vor ein Uhr morgens war die letzte Maschine mit Geflüchteten am Frankfurter Flughafen gelandet.
Wie das Verteidigungsministerium über Twitter erklärte, sei eine Verlängerung der Luftbrücke aufgrund der Sicherheitslage in Kabul nicht möglich gewesen. „Wir werden uns aber weiter um die verbliebenen zu Schützenden kümmern.“ Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat die Bundeswehr mehr als 5300 Menschen aus mindestens 45 Staaten mit Hilfe von 37 Flügen aus Kabul ausgeflogen.
Biden will Drahtzieher des Anschlags „bestrafen“
US-Präsident Joe Biden will die Drahtzieher der Anschläge auf den Flughafen in Kabul mit einem Gegenschlag bestrafen. „Wie werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen und wir werden euch jagen und zur Rechenschaft ziehen“, sagte Biden auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er habe das Pentagon bereits gebeten, Pläne für einen Gegenschlag zu entwickeln. „Ich trage im Grunde die Verantwortung für alles, was in letzter Zeit passiert ist“, sagte er und ergänzte, dass er weiter an den Evakuierungsplänen der USA festhalte.
Australien stoppt Evakuierungseinsatz in Kabul
Australien hat Evakuierungsflüge aus Kabul gestoppt. Laut Ministerpräsident Scott Morrison seien australische Militärs nur wenige Stunden vor den Selbstmordanschlägen aus Kabul ausgeflogen worden. Angesichts der kritischen Sicherheitslage sei es nicht mehr sicher, die Evakuierungen fortzusetzen. Morrison räumte ein, dass sich noch einige australische Visuminhaber in Afghanistan aufhielten, Canberra aber keine genauen Zahlen kenne.
Dreyer fordert koordiniertes Vorgehen bei Flüchtlingsaufnahme
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat finanzielle Unterstützung des Bundes sowie ein koordiniertes Vorgehen von Bund, Ländern und Kommunen bei der Aufnahme afghanischer Flüchtlinge gefordert. „Wichtig ist, den afghanischen Menschen, die bereits in Deutschland sind oder die im Rahmen der Evakuierung nach Deutschland kommen, die volle Integration in unsere Gesellschaft, in Ausbildung und in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen“, sagte Dreyer der „Rheinischen Post“.
„Das ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen“, sagte Dreyer der Zeitung. Dazu sei ein koordiniertes Vorgehen notwendig. „Integration geschieht vor Ort in den Ländern und in den Kommunen. Die Bereitschaft und das Engagement, diese gemeinsame Aufnahme anzugehen, sind groß“, sagte die SPD-Politikerin. „Ganz entscheidend wird aber sein, diesen Weg auch finanziell angemessen zu untersetzen. Der Bund darf die Länder dabei nicht alleine lassen. Wir sehen den Bund hier in besonderer Finanzierungsverantwortung.“
Taliban: Mindestens 28 Kämpfer ums Leben gekommen
Bei den Explosionen vor dem Flughafen von Kabul sollen mindestens 28 Taliban-Mitglieder ums Leben gekommen sein. Wie ein Mitglied der Taliban gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, hätten sie damit mehr Einsatzkräfte verloren als die Amerikaner. Die USA haben zuletzt 13 getötete Soldaten gemeldet. Insgesamt sollen bei den Anschlägen 60 Zivilisten ums Leben gekommen sein.
Norwegen stoppt Evakuierungseinsatz in Kabul
Der norwegische Außenministerin Ine Eriksen Soreide zufolge hat Norwegen seinen Evakuierungseinsatz in Kabul vorerst gestoppt. Wie Soreide dem Fernsehsender TV2 sagt, seien die Türen des Flughafens nun wegen der jüngsten Anschläge geschlossen worden.
Flaggen in den USA auf halbmast
Nach dem tödlichen Terroranschlag in Kabul werden die Flaggen in den USA auf halbmast gesetzt. Damit sollen die Opfer der „sinnlosen Gewaltakte“ geehrt werden, wie die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sagte. Die Flaggen-Anordnung werde bis zum Montagabend für das Weiße Haus, alle öffentlichen Gebäude und Militäreinrichtungen in den USA sowie US-Botschaften und konsularische Vertretungen weltweit gelten.
USA: Etwa 100.000 Menschen aus Kabul evakuiert
Die US-Luftwaffe und ihre Verbündeten haben nach Angaben des Weißen Hauses bereits mehr als 100.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Allein am Donnerstag seien vom Vormittag bis kurz vor Mitternacht (Ortszeit Kabul) rund 7500 Menschen evakuiert worden, 5100 davon mit Flugzeugen des US-Militärs, erklärte ein Vertreter der US-Regierung. Damit sei die Zahl der seit Mitte August ausgeflogenen Afghanen und westlicher Staatsbürger auf 100.100 gestiegen. Der Großteil von ihnen wurde mit Flugzeugen der US-Luftwaffe ausgeflogen.
Taliban: Haben vor Risiken bei großen Menschenmengen gewarnt
Die Taliban haben nach eigenen Angaben die ausländischen Streitkräfte vor den Auswirkungen großer Menschenmengen am Flughafen in Kabul gewarnt. Das sagte ein Taliban-Sprecher dem Sender Al-Jazeera. Die Ansammlung von vielen Personen habe angemessene Sicherheitsmaßnahmen verhindert.
Blatt: Britische Botschaftsmitarbeiter hinterließen Dokumente über Angestellte
Wie die Zeitung „The Times“ berichtet, haben Mitarbeiter des britischen Außenministeriums in der Botschaft in Kabul, Dokumente mit Kontaktdaten ihrer afghanischen Angestellten zurückgelassen. „Der Abzug unserer Botschaft erfolgte großer Eile, weil sich die Lage in Kabul verschlechterte. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um sensibles Material zu vernichten“, sagt ein Sprecher des Außenministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.