++ 450 Millionen Euro für Quarantäne-Entschädigungen ++
8. September 2021Die Bundesländer haben seit Beginn der Pandemie mehr als 450 Millionen Euro für Verdienstausfälle durch Quarantäne gezahlt. Das RKI meldet 13.565 Neuinfektionen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- RKI: 13.565 Neuinfektionen, Inzidenz fällt auf 82,7
- Quarantäne-Entschädigung kostet mehr als 450 Millionen Euro
- Österreich beschließt Stufenplan mit neuen Regeln
- Schweiz führt neue EInschränkungen ein
- DIVI sorgt sich um Lage im Herbst
- Venezuela erhält erste Covax-Lieferung
Israel: Zahl der Neuinfektionen rückläufig
In Israel ist rund sechs Wochen nach Beginn der Drittimpfungen gegen das Coronavirus die Zahl der Neuinfektionen wieder rückläufig. Es seien 6780 neue Fälle registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwochabend mit. Es wurde am jüdischen Neujahrsfest allerdings auch etwas weniger getestet als an gewöhnlichen Wochentagen. Die Zahl der Schwerkranken blieb mit 678 stabil. Seit Ende August war die Zahl der Neuinfektionen in Israel mehrmals über 11.000 geklettert – mehr als je zuvor seit Beginn der Pandemie.
Die Zahl der Schwerkranken liegt aber etwa bei der Hälfte des Wertes von Januar. Experten betonen, der Impfstoff von Biontech/Pfizer sei weiterhin wirksam bei der Verhinderung von schweren Erkrankungen und Todesfällen.
18:30 Uhr
Impfstoff: WHO-Chef kritisiert Pharmaindustrie
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Prioritäten von Pharmaherstellern bei der Verteilung von Covid-Impfstoffen kritisiert. Tedros Adhanom Ghebreyesus reagierte damit auf eine Mitteilung des internationalen Branchenverbandes IFPMA, wonach reiche Staaten jetzt über so viele Impfdosen verfügen, dass Dosen an ärmere Staaten abgeben könnten, ohne ihre eigenen Impfkampagnen einzuschränken. „Ich war entsetzt, als ich das gelesen habe“, sagte Tedros in Genf. Es sei schon seit langem genug Impfstoff für reiche und arme Länder da.
Laut WHO sind bislang 80 Prozent aller weltweiten Corona-Impfungen in Ländern mit hohen und mittleren Einkommen erfolgt. Noch kein einziges armes Land hat eine Impfrate von zehn Prozent erreicht. „Wir haben Gleichbehandlung von Beginn an eingefordert – nicht erst, wenn die reichsten Länder versorgt sind“, sagte Tedros.
Weiter hohe Zahlen in Norwegen
Norwegen hat erneut die höchste Zahl an Corona-Neuinfektionen innerhalb einer Woche seit Beginn der Pandemie verzeichnet. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilte, wurden in der vergangenen Woche 9956 neue Fälle registriert, 15 Prozent mehr als in der Vorwoche.
Aufgrund der steigenden Corona-Zahlen will sich die Regierung zunächst nicht auf ein Ende der Pandemie-Beschränkungen festlegen. In Dänemark dagegen sollen die Regeln am Freitag fallen, in Schweden Ende September und in Finnland im Oktober.
Ein Grund für die vergleichsweise hohen Zahlen in Norwegen ist, dass das Land bei den Impfungen hinter seinen Nachbarländern zurückliegt. Rund 77 Prozent der erwachsenen Bevölkerung hat beide Impfdosen bekommen. Erst in der letzten Woche gab die Regierung das Go für die Impfung für Kinder ab 12 Jahren. Vor allem unter Kindern und Jugendlichen gibt es hohe Ansteckungsraten. Massentests an Schulen sollen verhindern, dass ganze Jahrgänge in Quarantäne gehen müssen.
Autohersteller müssen Produktion zuürckfahren
Der deutschen Autoindustrie machen Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern und anderen Vorprodukten weiter schwer zu schaffen. „Ohne Halbleiter, ohne Elektronik, keine Chance“, sagte der Geschäftsführer des deutschen Mikrochip-Herstellers Infineon, Reinhard Ploss, bei einer Präsentation auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München.
Doch wie viele Vorprodukte sind Mikrochips derzeit Mangelware: Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts beklagten im August gut 91 Prozent der Autohersteller und Zulieferer Lieferengpässe. „Die stark gestiegenen Einkaufspreise für die Vorprodukte machen den Unternehmen weiterhin zu schaffen“, erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. So stiegen die Preise für Vorprodukte in der Autoindustrie laut einer Ifo-Umfrage in den drei Monaten April bis Juni 2021 um durchschnittlich 14,5 Prozent.
EMA: Seltene Nervenkrankheit als mögliche Nebenwirkung
Die europäische Arzneimittelaufsicht EMA führt nun auch das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom, eine seltene Nervenkrankheit, als mögliche Nebenwirkung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca auf. Das zeigen die Ergebnisse einer regelmäßigen Sicherheitsüberprüfung der EMA. Die Behörde kennzeichnet darin zudem einige andere, weniger ernsthafte Nebenwirkungen der Impfstoffe von Johnson & Johnson, Moderna und Astrazeneca.
Der Impfstoff der Firma AstraZeneca lagert in einem Kühlschrank im Impfzentrum in Essen.
Bulgariens Gastronomie protestiert gegen neue Corona-Regeln
In Bulgarien haben Eigentümer und Mitarbeiter der Gastronomie und Hotellerie gegen neu eingeführte Corona-Einschränkungen wegen der Delta-Variante protestiert. Auf einer Großkundgebung in der Innenstadt von Sofia forderten sie finanziellen Ausgleich von 80 Prozent für ihre Ausfälle. Betroffen sollen laut Branchenangaben 300.000 Menschen sein.
Gleichzeitig lehnt es die Branche energisch ab, von den zugelassenen 3G-Regeln für den Einritt von Geimpften, von Covid-19 Genesenen oder getesteten Kunden in Lokalen Gebrauch zu machen. Der seit Dienstag geltenden Regelung zufolge müssen unter anderem Nachtlokale in dem südosteuropäischen Land jetzt um 23.00 Uhr früher schließen als zuvor. Auch die Zahl der Teilnehmer an privaten Feiern wie Hochzeiten wurde auf höchstens 30 begrenzt.
Die Demonstranten verlangten auch den Rücktritt von Interimsgesundheitsminister Stojtscho Kazarow. Dieser bestand auf die Einhaltung der neuen Vorschriften, da sich anderenfalls die Delta-Variante des Coronavirus schneller ausbreiten würde.
Quarantäne-Entschädigung: Mehr als eine halbe Milliarde Euro
Die Bundesländer haben seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als eine halbe Milliarde Euro an Entschädigungen für Verdienstausfälle durch eine Quarantäne gezahlt. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den zuständigen Ministerien der Länder ergab, wurden fast 600 Millionen Euro dafür ausgegeben.
Die höchste Summe an Entschädigungszahlungen kam in Nordrhein-Westfalen zusammen: 120 Millionen Euro. Niedersachsen zahlte rund 72,1 Millionen Euro, das war bundesweit die vierthöchste Summe. Bremen gab rund 4,7 Millionen Euro aus. Zumindest zwei Länder wollen den Entschädigungsanspruch für Ungeimpfte künftig streichen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn findet das grundsätzlich richtig.
Regierung verlängert Wirtschaftshilfen bis Ende 2021
Die Bundesregierung verlängert die mit der Corona-Pandemie begründeten Wirtschaftshilfen um drei weitere Monate bis Jahresende 2021. Die Details der Förderbedingungen der „Überbrückungshilfe III Plus“ würden weitgehend beibehalten, teilten Finanz- und Wirtschaftsministerium mit. Antragsberechtigt seien weiterhin Unternehmen mit einem Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent.
Die sogenannte Restart-Prämie als Hilfe vom Lockdown zur Wiedereröffnung laufe aber Ende September aus. Verlängert würden ebenfalls der Eigenkapitalzuschuss für besonders stark betroffene Unternehmen und die „Neustarthilfe Plus“ für Solo-Selbstständige.
Bis Anfang September wurde ein hoher zweistelliger Milliardenbetrag an Hilfen bereits ausgezahlt. Allein für die November- und Dezemberhilfe 2020 sowie Überbrückungshilfen flossen nach Angaben der Regierung bereits über 30 Milliarden Euro an die Wirtschaft.
Weltcup-Reitturnier in Stuttgart abgesagt
Das Weltcup-Reitturnier in Stuttgart fällt wegen der Coronavirus-Pandemie auch in diesem Jahr aus. Das gaben die Veranstalter bekannt. Es hätte vom 10. bis 14. November stattfinden sollen. Bereits 2020 hatte es coronabedingt erstmals nach 35 Jahren kein internationales Turnier für Spring- und Dressurreiter in der Hanns-Martin-Schleyerhalle gegeben.
„Das war und ist für uns als Veranstalter eine schwere Entscheidung – aber es geht einfach nicht. Die Auflagen und Anforderungen, die uns unter anderem die Infektionsschutz- und Arbeitsschutzgesetze vorgeben, können wir nicht ignorieren und nicht erfüllen“, sagte der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft, Andreas Knoll, zur erneuten Absage.
Covax rechnet mit weniger Dosen von Geberländern
Die internationale Impfallianz Covax muss deutliche Abstriche bei ihrem Lieferziel für dieses Jahr machen. Die Initiative für eine weltweit gerechte Verteilung von Covid-19-Impfstoffen rechne nun damit, 2021 wohl 1,425 Milliarden Dosen von den Geberländern zu erhalten. Noch im Juli war man von zwei Milliarden Dosen ausgegangen.
Grund dafür sind unter anderem Exportbeschränkungen beim Hauptlieferanten, dem indischen Serum Institut, Produktionsprobleme bei J&J und AstraZeneca sowie Verzögerungen bei der Zulassung der Vakzine von Novavax und Clover.
Novavax startet Studie mit Kombi-Impfstoff
Das US-Biotechunternehmen Novavax startet eine frühe klinische Studie mit einem kombinierten Impfstoff gegen saisonale Grippe und Covid-19. An der Studie der Phase 1/2 in Australien sollen 640 Erwachsene zwischen 50 und 70 Jahren teilnehmen, die bereits mit dem Coronavirus infiziert waren oder die mindestens acht Wochen zuvor einen zugelassenen Covid-19-Impfstoff erhalten haben. Die Studienergebnisse erwartet Novavax im ersten Halbjahr 2022.
Schweiz verschärft Nachweispflicht
Angesichts der angespannten Lage auf den Intensivstationen führt die Schweiz neue Maßnahmen zur Virusbekämpfung ein. Ab Montag müssen Besucher von Restaurants, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Veranstaltungen ein Zertifikat vorlegen, das eine Impfung, eine überstandene Erkrankung oder ein negatives Testergebnis belegt. Die Maßnahme ist befristet bis zum 24. Januar 2022. Im Hinblick auf die Herbstferien will die Regierung zudem schärfere Einreisebestimmungen erlassen. So sollen nicht genesene und nicht geimpfte Reisende aus allen Ländern einen negativen Test vorweisen müssen.
Intensivmediziner: Große Sorge vor Situation im Herbst
Die Intensivmedizinervereinigung DIVI blickt mit Sorge auf die Corona-Lage im Herbst. „Die Situation ist jetzt gut beherrschbar, aber wir bereiten uns auf eine größere vierte Welle vor“, sagte der Hamburger Intensivmediziner und DIVI-Präsidiumsmitglied Stefan Kluge in Weimar. Mit Blick auf den Herbst sei klar, dass es zu einem Anstieg der Infektionszahlen und Intensivpatienten kommen werde. „Wir sind in hoher Sorge.“ Der Impffortschritt stocke und im Vergleich zu anderen Ländern gebe es in Deutschland auch wenige Genesene.
Kluge warnte, dass auch Jüngere, die sich nun vermehrt anstecken, schwere erkranken könnten. Auf der Intensivstation seien deren Verläufe ähnlich wie die bei älteren Patienten. „Die Jüngeren überleben halt länger.“
Indien verschärft Regeln für religiöses Fest
Wegen steigender Corona-Zahlen haben die indischen Behörden strenge Regeln für ein religiöses Fest erlassen, das traditionell große Menschenmengen anzieht. Unter anderem in Mumbai, der Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra, wird das am Freitag beginnende hinduistische Fest Ganesh Chaturthi, bei dem der Gott Ganesha verehrt wird, stark eingeschränkt. „Die dritte Welle kommt nicht, sie ist schon da“, sagte Mumbais Bürgermeisterin Kishori Pednekar zur Begründung. „Wir können später Feste feiern“, sagte der Regierungschef von Maharashtra, Uddhav Thackeray.
In Mumbai wurden Umzüge am ersten und letzten Tag des Festes verboten. Im Nachbarstaat Karnataka gilt weiter eine nächtliche Ausgangssperre und in Bezirken mit hohen Infektionszahlen sind alle Ganesh-Chaturthi-Feierlichkeiten verboten. Der südliche Bundesstaat Tamil Nadu hat öffentliche Feiern ganz verboten.
DGB: Corona hat Missstände sichtbar gemacht
Die Corona-Pandemie hat aus Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) die Missstände in Branchen wie der Fleischindustrie nicht verursacht, aber verschärft und sichtbar gemacht. „Unzumutbare und menschenunwürdige Arbeits-, Hygiene- und Unterbringungsbedingungen sind für eine breite Öffentlichkeit sichtbar geworden“, erklärte Anja Piel, Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstands.
Piel würdigte das neue Arbeitsschutzkontrollgesetz. Nun brauche es dringend auch für andere Branchen gesetzliche Regelungen gegen missbräuchliche Werksverträge, sagte Piel. Das Arbeitsschutzkontrollgesetz geht unter anderem auf massive Corona-Ausbrüche in Fleischfabriken zurück.
Barmer-Report: Mehr Krankenhausinfektionen während Pandemie
Die Zahl der Krankenhausinfektionen in Deutschland ist in der Corona-Pandemie gestiegen. Wie aus dem Barmer-Krankenhausreport hervorgeht, gab es seit Pandemiebeginn bis zum Ende vergangenen Jahres deutschlandweit etwa 34.000 zusätzlich Infizierte und bis zu 1300 weitere Todesfälle aufgrund einer sogenannten nosokomialen Infektion. Darunter versteht man eine Infektion, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder auch ambulanten Praxen erfolgte. Laut Barmer-Report ziehen sich jedes Jahr bis zu 600.000 Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern eine nosokomiale Infektion. Bis zu 15.000 Betroffene sterben daran.
„Gerade während der ersten Welle lagen vor allem ältere Menschen auf den Stationen, die deutlich anfälliger für Infektionen sind“, sagte Barmer-Chef Christoph Straub zu der Entwicklung. Hinzu komme die hohe Arbeitsbelastung für das Klinikpersonal, dem es besonders in der ersten Welle mitunter auch an Schutzausrüstung gemangelt habe. Dies sei keine Kritik am Pflegepersonal oder an den Ärztinnen und Ärzten, betonte Straub.
Laut eines Reports der Barmer-Krankenkasse hat es seit Beginn der Pandemie mehr Krankenhausinfektionen gegeben.
Singapur: Keine Quarantäne für geimpfte Reisende aus Deutschland
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie können Touristen aus Deutschland seit Mittwoch wieder quarantänefrei Singapur besuchen: Voraussetzungen sind eine vollständige Impfung gegen das Coronavirus und ein negativer PCR-Test. Eine Maschine der Singapore Airlines aus Frankfurt landete am frühen Abend (Ortszeit) auf dem Changi Airport. Der südostasiatische Stadtstaat hatte Mitte August angekündigt, ab September Besucher mit vollständigem Impfschutz aus Deutschland und dem Sultanat Brunei zu empfangen.
Singapur hatte im vergangenen Jahr Reisekorridore mit einigen Staaten eingerichtet, darunter Neuseeland, Australien, Vietnam und China – jedoch galten strenge Quarantänebestimmungen. Bislang wurden weniger als 70 000 Corona-Fälle verzeichnet, 55 Menschen starben in Verbindung mit Covid-19. Mittlerweile sind 80 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Handelsverband schließt 2G- und 3G-Regel beim Einkaufen aus
Der Einzelhandel schließt eine 2G- oder 3G-Regelung beim Einkaufen aus. Das sei „momentan nicht der Weg für das Einkaufen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Stefan Genth. Mit täglich rund 40 Millionen Kontakten im Einzelhandel seien solche Auflagen auch nicht zu kontrollieren. Zudem verweist Genth auf gute Hygienekonzepte in den Geschäfte.
„Momentan nicht der Weg“: Der Einzelhandel schließt eine 2G- oder 3G-Regelung beim Einkaufen aus.
EKD-Chef ruft Erwachsene zu Impfungen auf
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ruft Erwachsene dazu auf, sich zum Schutz von Kindern gegen Corona impfen zu lassen. „Kinder können sich nicht impfen lassen. Wir können sie nur schützen, wenn wir Erwachsene, die die Chance dazu haben, es tun“, sagt er.
Kinder und Jugendliche hätten auf so vieles verzichtet, um Erwachsene und Alte zu schützen, betonte Beford-Strohm. „Ein neuerlicher Lockdown würde sie jetzt noch schlimmer treffen.“ Er verwies dabei auf die steigende Zahl schwerer Verläufe von Corona-Infektionen bei Kindern in den USA und einen Appell des Verbands der Kinderkrankenhäuser in der „New York Times“, sich impfen zu lassen.
Die Impfung ist nach Worten des Theologen nicht nur eine persönliche Entscheidung. Wer geimpft sei, stecke andere mit viel geringerer Wahrscheinlichkeit an. „Es hängt auch für andere viel davon ab – besonders für die Jüngsten und Verletzlichen, die Kinder“, so Bedford-Strohm.
Österreich: Stufenplan mit Beschränkungen für Ungeimpfte
In Österreich wird es künftig bei einer steigenden Belegung der Intensivstationen Einschränkungen für Ungeimpfte geben. Die Regierung habe gemeinsam mit den Länderchefs einen Stufenplan erstellt, sagte Kanzler Sebastian Kurz. Ab einer Auslastung von 15 Prozent der Intensivplätze – was etwa einer Belegung von 300 Betten entspricht – solle etwa für Clubs und Bars die 2G-Regel (geimpft oder genesen) anstelle wie bisher 3G gelten, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. Für Geimpfte solle es aber keine Einschränkungen geben. „Was wir im Moment erleben, ist eine Pandemie der Ungeimpften“, sagte Kurz.
Einzelhandel unterstützt Impfkampagne
Auch der Einzelhandel unterstützt die bundesweite Impfkampagne. „Der Handel steht für Leben statt Lockdown“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes HDE, Stefan Genth, bei einer Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin. Der Handel wolle einen „Aufbruch in eine Zeit, in der wir mit dem Virus leben, leben müssen.“ Bislang seien in Einkaufszentren bundesweit bereits mehr als 100.000 Impfdosen verabreicht worden. Der Handel wolle diese Kampagne nun ausweiten.
RKI-Chef warnt vor „fulminantem Verlauf“ der vierten Welle
Der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat vor einem gefährlichen Verlauf der neuen Corona-Welle gewarnt. „Wenn es uns nicht gelingt, die Impfungen drastisch zu steigern, dann kann die aktuelle vierte Welle einen fulminanten Verlauf nehmen“, sagte er in Berlin. Die Intensivbetten-Belegung habe sich in den vergangenen beiden Wochen fast verdoppelt. „Auch auf den Intensivstationen wird der Altersdurchschnitt immer jünger.“ Auch deshalb müsse es mehr Impfungen geben. „Sie sind unsere Chance, die Pandemie zu beenden“, sagte der RKI-Chef. Derzeit sind in Deutschland etwas über 60 Prozent der Menschen vollständig geimpft.
Spahn ruft zu „gemeinsamer Impfwoche“ auf
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat zu einer „gemeinsamen Impfwoche“ aufgerufen. Bund, Länder und Kommunen sollten von kommenden Montag an ihre Anstrengungen in der Impfkampagne vor Ort bündeln, sagte Spahn in Berlin. In den sozialen Medien läuft die Aktion unter dem Hashtag #hierwirdgeimpft, zudem gibt es eine gleichnamige Internetsteite. Impfen bleibe eine persönliche Entscheidung. „Aber es ist auch eine Entscheidung, die andere betrifft“, sagte Spahn. „Was wir gerade sehen, ist eine Pandemie der Ungeimpften.“ Auch auf den Intensivstationen lägen zumeist Covid-19-Patienten, die nicht geimpft seien.
Mehr Krankenhausinfektionen in der Pandemie
Die Zahl der Krankenhausinfektionen in Deutschland ist in der Corona-Pandemie gestiegen. Wie aus einem Report der Krankenkasse Barmer hervorgeht, gab es von Beginn der Pandemie bis zum Ende des vergangenen Jahres deutschlandweit etwa 34.000 zusätzlich Infizierte und bis zu 1300 weitere Todesfälle aufgrund einer sogenannten nosokomialen Infektion. Das ist eine Infektion, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder auch ambulanten Praxen erfolgte, etwa eine Wundinfektionen nach Operationen, Infektionen durch Katheter oder Harnwegsinfektionen.
Laut Barmer-Report erwerben jedes Jahr bis zu 600.000 Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern eine solche Infektion. Bis zu 15.000 Betroffene sterben daran. Dass es in der Pandemie mehr Fälle gab, führt der Report auch auf eine veränderte Patientenstruktur sowie auf die erhöhte Arbeitsbelastung in Kliniken zurück. „Gerade während der ersten Welle lagen vor allem ältere Menschen auf den Stationen, die deutlich anfälliger für Infektionen sind“, so Barmer-Vorstandschef Christoph Straub. Hinzu komme die hohe Arbeitsbelastung für das Klinikpersonal, dem es besonders in der ersten Welle mitunter auch an Schutzausrüstung gemangelt habe.
Corona-Massentest in Bangkoks größtem Armenviertel
Thailand kämpft derzeit gegen eine dritte Corona-Infektionswelle – Schnelltests zur Feststellung einer Infektion sind für Familien mit geringem Einkommen aber kaum erschwinglich. Diesem Problem hat sich die Hilfsorganisation „Bangkok Community Help Foundation“ angenommen: Sie startete einen Massentest im größten Armenviertel der Hauptstadt Bangkok. Fast 1000 Menschen in Khlong Toei seien in den vergangenen Tagen getestet worden, sagte Friso Poldervaart von der Hilfsorganisation der Nachrichtenagentur AFP. Normalerweise würden in Thailand Isolationshilfen für zu Hause ausgegeben, wenn Menschen positiv auf das Coronavirus getestet würden, sagte Poldervaart. Im Slum sei es aber nicht möglich, sich zu Hause zu isolieren. Um die Bewohnerinnen und Bewohner zu ermutigen, sich testen zu lassen, verteilten Beschäftigte der Stiftung unter anderem kostenlos Reis und Säfte.
Anmeldung zum Corona-Test in Khlong Toei: Fast 100.000 Menschen leben in dem Viertel auf engstem Raum zusammen. In vielen Fällen lebten zehn Menschen auf 20 Quadratmetern, sagte Friso Poldervaart von der Hilfsorganisation „Bangkok Community Help Foundation“ der Nachrichtenagentur AFP. „Das bedeutet: Wenn jemand Covid hat, dann haben die anderen es auch.“
DEL-Chef fordert Fortführung der Corona-Hilfen
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) fordert die Fortsetzung der Corona-Staatshilfen über das Jahresende hinaus. „Wenn Beschränkungen bei den Zuschauern bleiben, wäre es wichtig, dass die Hilfen bis Saisonende 2021/22 weitergezahlt werden“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke der „Sport Bild“. Für die Jahre 2020 und 2021 soll jeder Club bis zu 1,8 Millionen Euro für ausgefallene Ticketeinnahmen aufgrund des Lockdowns erhalten. Die Unterstützung läuft zum Jahresende aus. „Außerdem hoffen wir, dass auch die bisherige Obergrenze von 1,8 Millionen Euro pro Club noch einmal angehoben wird. Der vom Bund zur Verfügung gestellte Topf würde definitiv reichen“, sagte Tripcke. In der neuen Saison sind wieder Zuschauerinnen und Zuschauer mit unterschiedlichen Auslastungsgrenzen in den Hallen vorgesehen.
Spahn lobt Impfkampagne in vier Bundesländern
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Impfkampagnen in Bremen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Schleswig-Holstein gelobt. In allen vier Bundesländern liegt die Quote bei den Erstimpfungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei über 70 Prozent liegt. „Wenn wir Impfquoten wie in diesen Ländern in ganz Deutschland erreichen, wird es ein sicherer Winter für uns alle“, twitterte Spahn. In Deutschland seien inzwischen 66 Prozent oder 54,9 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft, 61,6 Prozent (51,2 Millionen) hätten vollen Impfschutz.
Katholische Jugend warnt vor sozialer Isolation von Kindern
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) warnt angesichts steigender Corona-Infektionszahlen vor einer sozialen Isolation von Kindern und Jugendlichen. Das Sozialleben sei ein wichtiger Faktor in der Weiterentwicklung und dürfe deshalb nicht vernachlässigt werden, erklärte der BDKJ. Priorität müsse in der Pandemie der Schutz von Kindern und Jugendlichen haben. Der zurückliegende Sommer habe zudem gezeigt, wie wichtig Freiräume gerade auch während der Corona-Pandemie für Jungen und Mädchen seien. Wichtig sei jetzt, dass auch weiterhin Gruppenstunden und Verbandstreffen durchgeführt werden könnten.
Kanada: Trudeau will Stil trotz Protests beibehalten
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau will nach einem Angriff wegen Corona-Impfungen nichts an seinem Wahlkampfstil ändern. Die Bevölkerung sei „stolz auf die Tatsache, dass wir nicht die Vereinigten Staaten sind, dass ein Premierminister oder ein Kandidat die Straße entlang gehen kann, ohne Angst zu haben, angegriffen zu werden“, sagte Trudeau. Zuvor waren er und einige Journalisten bei einem Auftritt vor den anstehenden Parlamentswahlen von einer Person mit Steinen beworfen worden, die gegen die Impfungen protestierte. „Anti-Impf-Mobs respektieren nicht die grundlegende Wissenschaft und den grundlegenden Anstand, den Kanadier voneinander erwarten“, sagte Trudeau. Der Premier hatte sich kritisch über Personen geäußert, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen.
England: Norden am härtesten von Pandemie betroffen
Die Menschen im Norden Englands sind einer Untersuchung zufolge bislang härter von der Corona-Pandemie betroffen als der Rest ihrer Landsleute. Sie verbrachten im Schnitt rund anderthalb Monate länger in Lockdowns, hatten mehr psychische Leiden sowie ein größeres Risiko, an Covid-19 zu sterben, wie aus einer Auswertung der Northern Health Science Alliance hervorgeht. Die Sterberate an Covid-19 lag im Norden demnach 17 Prozent höher als im Rest des größten britischen Landesteils, in Pflegeheimen sogar 26 Prozent höher. Da die Corona-Lockdowns in England zeitweise abhängig von der regionalen Infektionslage verhängt wurden, verbrachten die Menschen im Norden durchschnittlich 41 Tage länger unter harten Beschränkungen. „Die Pandemie hat uns alle auf verschiedene Weise hart getroffen, aber unser Bericht zeigt, dass Menschen im Norden mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit zu den am härtesten getroffenen gehören, sowohl in Bezug auf Gesundheit als auch auf Wohlstand“, sagte der Forscher Luke Munford von der Universität Manchester.
Busfahrer ermahnt Fahrgäste und wird verprügelt
Ein Busfahrer ist in Altena im Sauerland verprügelt worden, nachdem er zwei Fahrgäste ermahnt hatte, ihre Mund-Nasen-Masken richtig aufzusetzen. Als sie das ignorierten und sich stattdessen Zigaretten anzündeten, forderte der Fahrer die beiden 39 und 45 Jahre alten Männer auf, den Bus zu verlassen. Diese griffen den Fahrer daraufhin an, wie die Polizei mitteilte. Sie verpassten ihm mehrere Schläge ins Gesicht und brachen ihm einen Finger. Die Brille des Opfers und das Schutzglas der Fahrerkabine gingen zu Bruch.
Quarantäne-Entschädigung kostet viele Millionen Euro
Die Bundesländer haben seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als 450 Millionen Euro an Entschädigungen für Verdienstausfälle durch eine Quarantäne gezahlt. Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur epd unter den Ländern ergab, wurden mindestens 458 Millionen Euro dafür ausgegeben. Die höchste Summe an Entschädigungszahlungen kam demnach in Nordrhein-Westfalen zusammen. Nach Angaben des dortigen Sozialministeriums wurden rund 120 Millionen Euro dafür aufgewendet. Die Summen variieren aber erheblich von Land zu Land: Bremen entschädigte betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Höhe von rund 4,7 Millionen Euro, Rheinland-Pfalz zahlte etwa 15,8 Millionen Euro, Sachsen 25,1 Millionen Euro, Bayern 83 Millionen Euro. Niedersachsen, Thüringen und das Saarland machten keine Angaben.
Sachsen mit bundesweit niedrigster Impfrate
Die Landesregierungen in Sachsen und Thüringen stemmen sich gegen die schwachen Impfzahlen in beiden Ländern. „Wir sehen, dass Aufklärung und Gespräche wichtig sind, um die Menschen zu überzeugen, die noch zögern“, sagte die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping der Nachrichtenagentur dpa. Man nutze alle verfügbaren Kanäle. Die thüringische Sozialministerin Heike Werner appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, Angebote zu nutzen. „Wir betreiben viel Aufwand, um die Impfungen so nah wie möglich zu den Menschen zu bringen“, sagte Werner der dpa. Sie verwies auf Impfaktionen in Einkaufszentren, bei Sportveranstaltungen und ohne Termin. In allen ostdeutschen Bundesländern liegen die Corona-Impfraten unter dem Bundesdurchschnitt. Schlusslicht ist Sachsen. Dort waren nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zuletzt 52,6 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft – bundesweit sind es 61,4 Prozent.
USA melden fast 290.000 Neuinfektionen
In den USA haben die Gesundheitsbehörden mindestens 289.557 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das ergab eine Zählung der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis offizieller Daten. Insgesamt haben sich damit seit Ausbruch der Pandemie im Dezember 2019 mehr als 40,47 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Mindestens 1835 weitere Menschen starben mit oder an dem Virus; die Zahl der Toten steigt damit auf 651.760. Die USA verzeichnen weltweit die höchsten Infektions- und Totenzahlen.
Kinderhilfswerk mahnt zur Corona-Impfung
Angesichts möglicher Corona-Einschränkungen im Herbst mahnt der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, Erwachsene sollten sich mit Rücksicht auf Kinder impfen lassen. Alles andere sei „vollkommen rücksichtslos“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Dieser Gruppe sei in den vergangenen Monaten durch die Schließung von Schulen und Kitas viel abverlangt worden, um die Älteren zu schützen. „Viel zu viele Kinder und Jugendliche haben schon jetzt psychische Beeinträchtigungen, Bewegungsmangel und Übergewicht“, sagte Krüger. Jetzt müsse die Rücksichtnahme in die andere Richtung gehen: „Nun fordern wir als Kinderrechtsorganisation mit der gleichen Vehemenz von den Erwachsenen ein, sich impfen zu lassen, um die Kinder zu schützen“, sagte Krüger.
Niedersachsen und Bremen zahlen weiter Verdienstausfall
Niedersachsen und Bremen wollen vorerst auch Nichtgeimpften eine Entschädigung für einen Verdienstausfall zahlen, wenn diese wegen der Corona-Pandemie in häusliche Quarantäne müssen. Bis auf weiteres werde den Antragstellern geglaubt, dass sie sich erst nach Aufhebung der bundesweiten Priorisierung am 7. Juni um einen Impftermin bemühen konnten und deshalb noch nicht über einen vollständigen Impfschutz verfügten, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Gesundheitsministeriums der Nachrichtenagentur epd. In Niedersachsen habe auch nach dem 7. Juni zunächst noch eine Warteliste existiert. Das Land Bremen teilte mit, der Prozess der Meinungsbildung dazu sei noch nicht abgeschlossen.
Baden Württemberg hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass nicht gegen das Coronavirus geimpfte Personen, die in häusliche Quarantäne müssten, bald nicht mehr mit einer Entschädigung ihres Verdienstausfalls rechnen könnten.
Ärztepräsident fordert Neustart der Impfkampagne
Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert einen Neustart der Corona-Impfkampagne. „Die Impfquote ist in ganz Deutschland zu niedrig, insbesondere aber in den östlichen Bundesländern“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer der Nachrichtenagentur dpa. Das sei mit Blick auf den Herbst und Winter bedenklich. Viele Ungeimpfte seien keine überzeugten Impfverweigerer. „Um diese Unentschlossenen zu erreichen, muss die Impfkampagne in Deutschland komplett neu aufgestellt werden“, sagte Reinhardt.
Die Aufforderung „Ärmel hoch“ habe anfangs genützt, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, der Nachrichtenagentur dpa. „Jetzt aber brauchen wir viel zielgenauere Kommunikationsmaßnahmen und niedrigschwellige Impfangebote.“ Gefragt seien kreative Konzepte.
Erste Covax-Lieferung an Venezuela
Venezuela hat nach monatelangen Kontroversen eine erste Lieferung Corona-Impfstoffe von der internationalen Impfinitiative Covax erhalten. Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (Paho) bestätigte die Lieferung der fast 700.000 Impfdosen des chinesischen Herstellers Sinovac. Insgesamt soll das Land zwölf Millionen Dosen über Covax erhalten. Zuvor hatte es Streitigkeiten um die Bezahlung der Lieferungen gegeben. Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro hatte Sanktionen der USA für Verzögerungen bei der Zahlung verantwortlich gemacht. Im Juli stellte er der zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörenden Paho sogar ein Ultimatum: „Entweder ihr schickt uns die Impfstoffe oder gebt uns das Geld zurück“.
Virologe warnt vor Überlastung der Intensivstationen
Der Direktor der Virologie am Universitätsklinikum Essen hat angesichts steigender Inzidenzzahlen bei Ungeimpften vor einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. „Wir machen uns langsam das Gesundheitssystem kaputt“, sagte Ulf Dittmer der „Rheinischen Post“. Die Kräfte in den Intensivstationen kämen angesichts der steigenden Fallzahlen wieder an ihre Grenze. In seiner Klinik liege die Zahl der Kranken mit schweren Symptomen bei 23. Davon seien 20 ungeimpft, der Jüngste sei 20 Jahre alt. Dittmer forderte deshalb eine Diskussion über die Impfpflicht. „Darüber müssen wir reden“, sagte er. Schon jetzt gebe es in Nordrhein-Westfalen keinen freien Platz mehr für die Behandlung mit einer Herz-Lungen-Maschine.
Kinderärzte für Impfauskunft von Lehrkräften
Die Länder sollten ihre Lehrerinnen und Lehrer aus Sicht von Kinder- und Jugendärzten dazu verpflichten, Auskunft über ihren Corona-Impfstatus zu geben. „Inzwischen zeigt man bei jedem Restaurant- und Kinobesuch seinen Impfausweis. Warum soll das nicht auch in der Schule möglich sein, wo es ein wichtiger Baustein für die Sicherheit unserer Kinder wäre?“, so Axel Gerschlauer, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein (BVKJ) zur „Rheinischen Post“. Der Bundestag hatte zuvor beschlossen, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig Auskunft über eine Corona-Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können. Der Bundesrat muss noch zustimmen. Gerschlauer forderte, der Druck auf die Ungeimpften müsse steigen. „Der beste Schutz für ungeimpfte Kinder sind geimpfte Erwachsene. Das gilt vor allem für Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher“, sagte er.
Neue Funktionen bei Corona-Warn-App
Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist um eine zusätzliche Warnfunktion für Events erweitert worden. Damit können Veranstalterinnen und Veranstalter ihre Gäste vor einer möglichen Risikobegegnung mit einer später positiv getesteten Person warnen, selbst wenn diese Besucherin oder dieser Besucher gar nicht über die App eingecheckt war. Möglich wird dieses zusätzliche Warnverfahren durch eine Stellvertreter-Regelung für Veranstalterinnen und Veranstalter. Freigegeben wird die Option durch das Gesundheitsamt. Stellt das Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Infektionsketten fest, dass eine positiv getestete Person auf einer Veranstaltung war, kann es Veranstalterinnen und Veranstalter kontaktieren.
Neuseeland: Lockdown weitgehend aufgehoben
Neuseeland hat den landesweiten Corona-Lockdown nach drei Wochen weitgehend wieder aufgehoben. Die Zahl der Neuinfektionen war in den vergangenen Tagen im Vergleich zum August deutlich gesunken. Am Mittwoch meldeten die Gesundheitsbehörden zum vierten Mal in Folge etwa 20 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Vor einigen Wochen lag die Zahl kurzzeitig bei über 80. Geschäfte und Schulen durften in allen Landesteilen – außer in Auckland – wieder öffnen. Einige Regeln sollen aber überall weiter bestehen bleiben. So müssen die Bürger jetzt in Innenräumen Masken tragen. Zudem dürfen sich in geschlossenen Räumen nur noch maximal 50 Personen versammeln, im Freien bis zu 100 Personen.
Covid-19 hat Auswirkungen auf andere Krankheiten
Die Covid-19-Pandemie wirkt sich katastrophal auf den Kampf gegen andere tödliche Krankheiten aus. Das berichtete der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Betroffen seien vor allem Tuberkulose- und Aids-Patienten – bei beiden Krankheiten sei die Zahl der Behandlungen und Tests infolge der Pandemie deutlich gesunken. „Die Covid-19-Pandemie hatte verheerende Auswirkungen auf den Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria im Jahr 2020“, hieß es.
RKI meldet 13.565 Neuinfektionen, Inzidenz bei 82,7
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist erneut leicht gefallen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts liegt sie nun bei 82,7; am Vortag hatte der Wert bei 83,8 gelegen, vor einer Woche bei 75,7. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 13.565 Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 13.531 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 35 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 23 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.030.681 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2.