Im Porträt: Manuela Schwesig will Ministerpräsidentin bleiben

Im Porträt: Manuela Schwesig will Ministerpräsidentin bleiben

12. September 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 12.09.2021 09:14 Uhr

Vor der Landtagswahl sieht es gut aus für Manuela Schwesig. Laut der jüngsten Infratest-dimap Umfrage würde sie 39 Prozent der Zweitstimmen mit ihrer SPD einfahren. Überzeugen will sie in den verbleibenden Tagen bis zur Wahl im direkten Gespräch mit den Bürgern.

von Anna-Lou Beckmann

Zwei Wochen vor der Wahl präsentierte der SPD-Generalsekretär Julian Barlen das letzte Großflächenplakat der Partei in diesem Wahlkampf. Zu lesen ist der Slogan „Manuela Schwesig. Unsere Ministerpräsidentin.“ Es scheint, als sei die Wahl für so manch einen Sozialdemokraten schon entschieden. Die Parteichefin und Spitzenkandidatin Schwesig hingegen wird nicht müde, immer wieder zu betonen: „Ich freue mich über die guten Werte, aber Umfragen sind keine Wahlergebnisse“. Sie bittet die Bürger im Land, die Briefwahl zu nutzen oder am 26. September die Stimme im Wahllokal abzugeben. Wenn es nach Schwesig geht, dann sollen diese Stimmen natürlich auf ihre SPD entfallen und auf „Die Frau für MV“. So steht es auf den Wahlplakaten und so nennt sie sich auch selbst.

Personenkult Schwesig oder Teamarbeit mit starker Führung?

Schwesig meint, dieser Slogan sei ihre Liebeserklärung an das Land. Kritiker bezeichnen ihn als Gipfel des SPD-Personenkultes. Der gesamte Wahlkampf der Partei ist auf sie ausgerichtet. Im Fernsehwahlwerbespot ist außer Schwesig kein anderer Mensch zu sehen. Bei Wahlkampfterminen vor Ort haben die Direktkandidaten der Region wenig bis gar nichts mehr zu sagen, sobald die Chefin erscheint. Und spätestens mit dem parteieigenen „MANU-Magazin“ – hat der Wahlkampf eine neue Form der Personalisierung angenommen. Schwesig muss sich die Frage gefallen lassen, was ihre Partei eigentlich ohne sie ist. Ihre Antwort: „Ich bin nicht allein die SPD Mecklenburg-Vorpommern. Wir sind wirklich ein tolles Team. Wir sind eine starke Fraktion. Wir sind tolle Mitglieder.“

Kurs halten auch im Gegenwind

Die aktuellen Umfragewerte scheinen ihr und ihrem Fahrplan recht zu geben. Doch nicht immer sah es danach aus. Im Mai dieses Jahrs fielen ihre Beliebtheitswerte in einer Umfrage um ganze 18 Prozent. Mit ihrer Politik in der Corona-Pandemie waren einige nicht zufrieden. Immer wieder sah sie sich insbesondere in den sozialen Netzwerken persönlichen Anfeindungen ausgesetzt. Ihr Credo: „Kurs halten und auch im Gegenwind stehen können“. Sie ist der festen Überzeugung: Mecklenburg-Vorpommern sei glimpflich durch die Pandemie gekommen. Die aktuelle Situation bestätige sie rückblickend umso mehr in ihrem Kurs, erklärt Schwesig. Doch sie gesteht auch Fehler ein: „In der Corona-Zeit ist man über die Monate erfahrener und schlauer geworden. Wenn ich jetzt zurückblicke, dann war die Entscheidung im ersten Lockdown, dass es keine Besuchsmöglichkeiten in den Altenheimen und Krankenhäusern gab, absolut zu hart.“ Doch – so Schwesig weiter – damals habe es auch keine Testmöglichkeiten gegeben und in diesem Moment habe es niemand besser gewusst.

Regierungserfahrung als größte Stärke

Auf die Nachfrage was ihre Schwächen sind, nennt Schwesig ihre Flugangst und ihre Ungeduld. Und ihr größte Stärke: „Ich habe Erfahrungen im Regieren.“ Schwesig ist seit 2003 SPD-Mitglied. Sie saß in der Schweriner Stadtvertretung, war Landesministerin unter anderem für Soziales und Gesundheit und später Bundesfamilienministerin. 2017 übernahm sie das Amt als Ministerpräsidentin. „Ich denke, der Zuspruch, den ich im Land derzeit erlebe, hat drei Gründe. Erstens: Wir haben eine sehr gute Regierungsbilanz. Wir haben die Dinge, die wir versprochen haben, gehalten. Zweitens: Die Menschen haben gesehen, dass auf mich und die SPD im Land Verlass ist. Und drittens: Wir haben einem Plan für die Zukunft des Landes.“

Für Schwesig habe vor allem eines nach der Wahl Priorität: „aus dieser Corona-Pandemie rauskommen.“ Hier fehlten jetzt die letzten Schritte, meint die SPD-Spitzenkandidatin. Ansonsten geht es ihr darum, das Land wirtschaftlich zu stärken, den sozialen Zusammenhalt zu sichern und die Natur mehr zu schützen. Auf der Parteiagenda stehen dabei beispielsweise bessere Löhne oder ein Rufbussystem inklusive Seniorenticket. Dafür will sie jetzt in den verbleibenden Tagen im Wahlkampf kämpfen.

Schwesig will mit „klarem Plan“ überzeugen

Wie auch viele andere Spitzenkandidaten im Land habe sie festgestellt, dass der Ton rauer geworden sei. „Ich bin manchmal verwundert, dass diejenigen, mit denen man eigentlich auch zusammen regiert, auf einmal Dinge in der eigenen Regierungsarbeit kritisieren. Aber ich muss sage: Ich konzentriere mich im Wahlkampf auf die Bürger, auf unsere Themen und unsere Angebote.“ Sie halte nicht viel davon, andere zu beschimpfen. Stattdessen plant sie weitere Bürgerdialoge, um die Menschen von ihrem „klaren Plan für das Land“ zu überzeugen.