+++ TV-Triell im Live-Ticker +++Scholz vs. Laschet vs. Baerbock: Wer siegt im zweiten Schlagabtausch?
12. September 2021
21.58 Uhr: „Sie haben die Wahl“, sagt Baerbock und tritt vor das Pult. „Schaffen wir einene chten Aufbruch oder bleiben wir im Weiter-So? Die nächste Regierung ist die letzte, die Einfluss auf die Klimakrise nehmen kann. Und ich bin überzeugt: Wir können das. Das ist eine Riesen-Chance für unser Land.“ Kinder und Enkel sollten später nicht fragen: „Warum habt ihr nichts getan? Sondern: Wie habt ihr das geschafft?“ Deutschland könne viel mehr, sagt Baerbock. Es brauche eine Regierung, die vorausschauend handelt.
21.56 Uhr: Wir kommen zu den einminütigen Schluss-Statements. Laschet beginnt. „Es geht nicht um uns“, sagt Laschet. „Es geht um Sie, und es geht um Vertrauen. Er vertraue den Menschen in Deutschland, dass sie die Bundesrepublik stark machen können.“ Er verspreche den Menschen, dass sie nicht von Bürokratie gegängelt werden, dass Sie machen können, dass ich Ihnen nicht vorschreibe, wie Sie zu denken und zu leben haben.“ Er wolle der „Bundeskanzler des Vertrauens“ werden.
21.54 Uhr: Es sei ein Irrglaube, dass der Staat mehr Geld am Ende habe, wenn man die Steuern erhöhe, wiederholt Laschet. Eine Vermögenssteuer hält Laschet die Festsetzung für zu kompliziert. „Bei Immobilien oder bei den Aktienpaketen ist das ja noch einfach. Aber was ist mit dem Schreibtisch oder dem Bild an der Wand?“ Scholz entgegnet, man brauche Geld für Bildung. Und die Bundesrepublik habe bereits jahrzehntelang eine Vermögenssteuer gehabt. „Steuergeschenke an Menschen, die schon sehr, sehr viel verdienen“, hält der Finanzminister für den falschen Weg.
21.53 Uhr: Spannend: Baerbock spricht in ihren Ausführungen davon, die Grünen wollen eine Vermögensbesteuerung „prüfen“. Im Wahlprogramm der Grünen klingt das viel konkreter.
21.50 Uhr: „Im Unions-Wahlprogramm steht ja, dass Leute mit Gehalt eines Bundesministers stark entlastet werden“, sagt Scholz. „Das ist unfinanzierbar.“ Der spürbare Investitionsbedarf könne nicht geleistet werden, „wenn Menschen, die sehr viel verdienen, auch noch entlastet werden.“ Dass Steuererhöhungen für Reiche die Unternehmer aus dem Land treiben, wie von Illner postuliert, sei „eine Mär“, sagt Scholz. Ohnehin komme jetzt bald die globale Mindestbesteuerung für große internationale Unternehmen, die Scholz als Finanzminister auf internationaler Ebene mitgestaltet hatte.
21.49 Uhr: „Steuererhöhungen sind in dieser Phase der Wirtschaft der falsche Weg“, sagt Laschet. Man habe vor der Pandemie gelernt: „Wenn wir keine Steuern erhöhen, hat der Staat am Ende mehr Geld“, weil dann mehr für Konsum und Innovation übrig bleibe.
21.45 Uhr: Wie viele Einwanderer will Laschet denn jetzt? „Fakt ist, das wir schon ein Einwanderungsgesetz haben“, antwortet Laschet. „Insofern habe ich gar nicht verstanden, warum Sie sagen, wir seien dagegen.“ Er wolle jeden einladen, „der einen Beitrag in Deutschland leisten kann.“ Zwar sei er gegen eine Einwanderung in die Sozialsysteme. Aber, sagt Laschet: „Das Asylsystem kennt keine Obergrenze. Wir können Zielgrößen definieren. Aber wenn jemand einen Rechtsanspruch hat und politisch verfolgt wird, kann er auch dieses Asylsystem in Anspruch nehmen.“ Auch in den Menschen, die schon hier sind, stecke noch viel Potenzial, das geweckt werden müsse.
21.42 Uhr: Hat Baerbock vielleicht eine Lösung? „Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir das Renten- und Beitragsniveau stabilisieren.“ Sie fordert unter anderem eine höhere Fachkräftezuwanderung, um mehr Arbeitnehmer zu gewinnen, die in die Rentenkasse einzahlen. Außerdem müsse der Mindestlohn steigen sowie der Arbeitgeberanteil an der Rentenversicherung. „Das wollen Sie alles nicht“, sagt Baerbock zu Laschet.
21.40 Uhr: „Diese Antwort ist nicht seriös“, entgegnet Laschet. „Sie können nicht jemanden, der heute ins Berufsleben einsteigt, sagen dass alles so bleibt wie es ist.“ Stattdessen müsse man über ein neues Rentensystem nachdenken. „Sonst geht das zu Lasten der heutigen jungen Generation, die das zahlen müssen.“ Laschet zitiert dann noch den großen Norbert Blüm, der das System der gesetzlichen Rente immer verteidigt hatte. „Es ist gut, dass wir es haben, aber wir müssen es weiterentwickeln.“
21.39 Uhr: Man müsse jungen Menschen die Garantie geben, dass das Renteneintrittsalter nicht steige und dass das Rentenniveau stabil bleibe. „Die zahlen fünf Jahrzehnte Beiträge.“ Bis 2025 sei das schon in der Finanzplanung vorgesehen, „das geht auch länger.“
21.36 Uhr: Baerbock erwähnt zunächst, dass dringend mehr für die Pflege in Deutschland getan werde. Dann sagt sie: „Ja, ich bin auch für die Einführung einer Bürgerversicherung.“ Es sei zutiefst ungerecht, dass Patienten beim Spezialarzt auf dem Land schnell drankämen, wenn sie privatversichert seien – aber monatelang warten müssten, wenn sie in der gesetzlichen Versicherung seien.
21.35 Uhr: „Hier unterscheiden wir uns fundamental“, sagt Laschet. „Die Einheitsversicherungen, die wir haben – in Dänemark, in Großbritannien – haben ein schlechteres Gesundheitssystem zur Folge.“
21.33 Uhr: Seit Ewigkeiten verspricht die SPD ein Ende des Zwei-Klassen-Systems in der Gesundheitsversicherung und die Einführung der „Bürgerversicherung“. Wann kommt die jetzt endlich? „Wir konnten uns in den Koalitionsverhandlungen nicht durchsetzen“, sagt Scholz, bevor er noch einmal Werbung für das System macht. „Wir müssen mehr Solidarität im System schaffen. Das ist eine Herzensangelegenheit.“
21.31 Uhr: Scholz gibt sich als Mann der Mitte: Bauen und Mietpreise begrenzen – beides sei wichtig. Schließlich sei Bauen eine eher langfristige Maßnahme, das Mietpreisproblem bestehe aber jetzt. Scholz ist gegen einen Mietendeckel nach Berliner Vorbild, er spricht sich aber für ein „Mietmoratorium“ aus, wo sich die Mietpreisentwicklung etwa an der Inflation orientiere.
21.29 Uhr: Laschet hält nichts von Mietpreisobergrenzen: „Die Mieten können schon jetzt nicht ins Uferlose steigen, wir haben heute schon Regeln, wie Mieten steigen können.“ Wichtig sei stattdessen, mehr zu bauen – da sei es nicht hilfreich, wenn man potenzielle Bauherren entmutige. „Wir müssen sagen: Hier ist die Digitalisierung. Hier ist die einfachere Bauordnung. Leg los und baue.“
21.27 Uhr: Thema Wohnen: Baerbock will keine großen Wohnkonzerne enteignen, wie es in Berlin derzeit diskutiert wird. Sie schlägt stattdessen eine Mietpreisobergrenze vor. Dann will Baerbock noch Scholz und Laschet nach dem vorgezogenen Kohleausstieg fragen, aber Köhr grätscht dazwischen: „Wir sind jetzt aber beim Thema Mieten und Wohnen.“
21.25 Uhr: Für den Klimaschutz brauche es klare gesetzliche Regelungen, sagt Baerbock. „Wenn Sie das nicht wollen“, sagt Baerbock an Laschet gerichtet, „müssen wir alles über den CO2-Preis machen. Dann wird es sozial ungerecht, und das will ich nicht.“ Zu Scholz sagt sie, als Bundeskanzlerin wolle sie das Geld investieren, „das Sie momentanen nicht freigeben“.
21.23 Uhr: Annalena Baerbock ist übrigens auch noch da. Sie darf jetzt zu Kohleausstieg und CO2-Preis sprechen. „Sie haben jetzt beide in Ihrer Vergangenheitsbewältigung deutlich gemacht, warum Sie da stehen, wo wir stehen“, sagt Baerbock zu den beiden Streithähnen Scholz und Laschet. „Sie waren nicht lösungsorientiert, sondern haben sich nur darum gestritten, wer was verhindert.“ Man könne nicht weitere 17 Jahre lang so tun, als sei nichts passiert. „Deswegen ist für mich klar: Die Bundesregierung muss den Kohleausstieg vorziehen auf 2030.“ Union und SPD gäben sich zukunftsorientiert, aber böten für das Hier und Jetzt keine Lösungen an.
21.20 Uhr: Laschet entgegnet, das Wirtschaftsministerium habe sich nur an Empfehlungen der Wissenschaft gehalten. Damals habe es zwei Gutachten geben, die ebenfalls festhielten, dass Deutschland nicht mehr Strom brauche. Scholz entgegnet: „Wir wollen also festhalten, dass Herr Laschet eingeräumt hat, dass die Union der Meinung war, Deutschland brauche nicht mehr Strom.“ Am meisten ärgert sich Laschet dann über den Vorwurf von Scholz, die CDU arbeite hier nicht mit der Industrie zusammen.
21.19 Uhr: „Sie drücken sich davor, die Wahrheit zuzugeben“, entgegnet Scholz. „Die Wahrheit ist, dass Sie noch im Juni gesagt haben, wir brauchen nicht mehr Strom.“ Eine Unions-geführte Regierung würde Arbeitsplätze und Wohlstand kosten, sagt Scholz.
21.17 Uhr: Scholz will, dass der Ausbau der Windenergie „nicht mehr so lange dauert“. Das Bauplanungsrecht müsse geändert, die Auflagen für Tier- und Artenschutz gelockert werden. „Sonst werden wir kein einziges dieser Ziele erreichen und dann wird das mit der Klimaneutralität nicht klappen.“ Laschet entgegnet: „Bei jedem Beschleunigungsvorschlag, bei jedem Entfesselungsvorschlag waren SPD in der Koalition und Grüne in der Opposition diejenigen, die dagegen waren.“ Scholz entgegnet: „Herr Laschet, das stimmt nicht“ – doch der CDU-Mann lässt ihn nicht ausreden.
21.14 Uhr: „Wir wollen einen moderaten Weg gehen“, sagt Scholz. Er halte einen eher langsamen Anstieg des CO2-Preises für richtig. „Weil morgen sofort das Benzin teurer wird, kauft sich jemand nicht sofort ein Elektroauto.“ Ohnehin hänge nicht alles am Bürger. Deutschland stehe vor dem größten industriellen Umbau seit 250 Jahren, sagt Scholz, weg von Kohle, Gas und Öl, hin zu regenerativen Energien und Wasserstoff. Immer wieder spricht Scholz von einem „Industrieprojekt“.
21.12 Uhr: Fortschritte im Klimaschutz erreiche man nicht mit Gesetzen, argumentiert Laschet, sondern mit Forschung und Innovation. Aber wann wolle er den Bürgern sagen, dass es für sie teurer wird, wegen des beschlossenen (und notwendigen) CO2-Preises? „Naja, wir sagen den Menschen vor allem, dass ihr Leben besser wird, wenn sie CO2-neutral leben?“, antwortet Laschet – und erwähnt ein geplantes Programm, das den Aufbau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach billiger machen soll. Als der CDU-Mann dann auch noch die Abschaffung der EEG-Umlage erwähnt, sagt Moderator Köhr: „Aber das wird man and er Zapfsäule nict unbedingt zu spüren bekommen.“
21.09 Uhr: Laschets berühmter Satz von „Wegen so einem Tag ändert man nicht die Politik“ war ihm in den Tagen nach der Flut ordentlich um die Ohren geflogen. Jetzt argumentiert der CDU-Kandidat, das sei alles ganz anders gemeint gewesen: Ihm sei Klimaschutz schon immer wichtig gewesen, deswegen habe es keinen Anlass gegeben, die Politik zu ändern. Dann spricht Laschet davon, dass der Klimaschutz falsch angegangen worden sei: Man hätte zuerst aus der Kohle aussteigen müssen, dann aus der Kernenergie.
21.08 Uhr: Wir kommen auf die Klimakrise zu sprechen. „Frau Baerbock, die Klimawende wird uns mindestens so viel kosten wie die deutsche Einheit. Wieso führen wir keinen Soli für den Klimaschutz ein?“ – „Jetzt muss ich erstmal den Übergang von der Wende hin zum Klimaschutz schaffen“, wudnert sich Baerbock. Auf die Frage geht die Grünen-Chefin nicht wirklich ein, sagt aber: „Beim Klimaschutz darf es keine halben Sachen geben. Wenn wir nichts tun, wird es noch viel teurer.“
21.07 Uhr: Scholz nennt als Lehre die Digitalisierung des Gesundheitswesens: „Das muss Weltklasse aufgestellt werden. Wir wissen nicht, wann die nächste Krise kommt.“
21.05 Uhr: „Das ist die Hauptaufgabe der nächsten Bundesregierung“, sagt Laschet. „Lehren aus dieser Krise zu ziehen.“ Europa müsse autarker werden, etwa bei der Produktion von Schutzmasken. Baerbock antwortet, die Lehre aus der Pandemie sei, dass eine Politik, die „auf Sicht fährt“, nicht mehr funktioniere.
21.03 Uhr: „Es liegt längst nicht mehr nur am Geld“, sagt Scholz. Die Fördertöpfe seien mittlerweile da – auch der Digitalpakt, auch wenn der zu spät gekommen sei. „Es ist wichtig, aus der Rückschau zu lernen.“ In der Vergangenheit, etwa beim Mobilfunknetzausbau, sei die Priorität auf dem Profit durch die Einnahmen bei den Versteigerungen gelegen – und nicht darauf, dass die Aktionssieger auch ihrer Verantwortung für die Bürger nachkommen.
21.01 Uhr: „Da muss man jetzt die Reißleine ziehen“, sagt Baerbock. „Wir müssen es wie Spanien machen und sagen: Digitalisierung ist eine große, staatliche Aufgabe. Ärzte sagen: Ich kann das, was medizinisch gerade möglich ist, gar nicht umsetzen, weil ich im ländlichen Raum arbeite.“ Die letzte Regierung habe Digitalisierung wie auch das Thema Klima „nicht zur Chefinnensache gemacht“, bemängelt die Grünen-Kandidatin.
21.00 Uhr: Thema Digitalisierung: Was ist da los? Laschet: „Das geht zu langsam, wir kommen nicht voran.“ Köhr: „Aber in den letzten Jahren war Ihre Partei in der Regierung!“ Laschet: „Ja, es waren viele Parteien in der Regierung.“ Er wolle jetzt jedenfalls ein Modernisierungsjahrzehnt starten.
20.58 Uhr: Illner klärt über das Zeitkontingent auf: Ungefähr jeder Kandidat hätte gleich viel zeit von der Uhr gebraucht. Baerbock: „Der Fairness halber muss ich einwerfen, dass die Uhr von Olaf Scholz noch weiterläuft“ – obwohl Scholz derzeit gar nicht spricht. Hoppla.
20.55 Uhr: Auch Scholz ist gegen eine Impfpflicht, ergänzt: „Wir testen in den Schulen, wir testen in den Betrieben.“ Baerbock wirft ein: „Das ist aber nicht dasselbe!“ Tatsächlich gibt es derzeit „nur“ eine Pflicht für Betriebe, Testmöglichkeiten bereitzustellen – aber keine Pflicht für Arbeitnehmer, diese Pflicht zu nutzen. „Ich glaube, dass das reicht“, sagt Scholz. Baerbock: „Daraus zeigt sich, dass Sie nichts gelernt haben. Warum verlangt das bei Kindern, bei Erwachsenen aber nicht?“ Scholz entgegnet, es sei wichtig, die Bürger zu überzeugen: „Mein Eindruck ist, in den Betrieben wird davon Gebrauch gemacht.“ Eine strikte Testpflicht hätte etwa zur Folge, dass Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie nicht mitmachen wollen.
20.54 Uhr: „Ich verstehe nicht, warum die einfachen Schritte nicht getan werden“, sagt Baerbock. Warum zum Beispiel gibt es keine Testpflicht am Arbeitsplatz? „Den Kindern in den Schulen muten wir das ja auch zu.“
20.53 Uhr: Laschet spricht sich gegen eine Impfpflicht aus, aber in bestimmten Berufszweigen müsse jeder seinen Impfstatus offenlegen, „um den Gesundheitsschutz zu erhalten.“ Baerbock hingegen ist für eine Impfpflicht, aber nur in bestimmten Berufsgruppen: „Bei der Bundeswehr haben wir das ja auch.“ Eine solche Impfpflicht sei immer noch besser als ein weiterer Lockdown oder die Schließung von Schulen.
20.51 Uhr: Genau wegen solcher niedrigschwelliger Angebote „sind wir in Nordrhein-Westfalen im obersten Drittel beim Impfen“, sagt Laschet. Tatsächlich liegt NRW derzeit auf Platz vier aller sechzehn Bundesländer.
20.49 Uhr: Alle drei Kandidaten haben sich klar gegen einen weiteren Lockdown ausgesprochen. Was muss jetzt getan werden? Baerbock fasst es knapp zusammen: Impfen, impfen, impfen. „Wir müssen werben, dass sich viele impfen lassen“, stimmt Scholz zu. Er nutze den Wahlkampf auch, um Werbung fürs Impfen zu betreiben. Diese Welle sei davon geprägt, „dass ungeimpfte Erwachsene auf die Krankenstation kommen und viele auch sterben werden.“ Er spricht sich für unkomplizierte Angebote aus, um den Impfstoff zu den Menschen zu bringen und nicht umgekehrt.
20.48 Uhr: Jetzt wirft Baerbock abermals Laschet vor, die Linkspartei mit der AfD gleichzusetzen. „Im Bundestag haben Sie das getan. Und vorhin haben Sie gesagt, Sie reden mit beiden kategorisch nicht.“ Laschet wirkt etwas entgeistert: „Frau Baerbock. Das bedeute nicht, dass ich die beiden gleichsetze. Die Linke lehne ich ab, die Rechte bekämpfe ich.“ Köhr wirft etwas unvermittelt ein: „Frau Baerbock, kommen wir zum nächsten Thema: Corona.“
20.45 Uhr: Jetzt wird Baerbock nach ihrem eigenen Partei-Problemkind gefragt: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Dort prüfen die Baden-Württenberger Grünen gerade, ob Palmer nach seinen rassistischen Äußerungen noch tragbar sei für die Partei. „Das unterscheidet uns dann von den anderen.“ Sie erwarte von einer Volkspartei, „dass sie die Brandmauer nach Rechts schließt. Wir wissen alle, das ist nicht einfach als Parteivorsitzende.“ Aber Laschets Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer habe es auch geschafft.
20.44 Uhr: Würde Laschet für Maaßen stimmen? „Ich antworte nicht auf ‚würde‘-Fragen“, antwortet Laschet. Was Maaßen an Ressentiments äußere, sei „nicht akzeptabel“. Falls Laschet Bundeskanzler werde, müsse Maaßen seinen Kurs akzeptieren.
20.42 Uhr: Wir kommen zu einem anderen, entspannteren Thema: Hans-Georg Maaßen. Oh, hoppla. Hat der rechte Verschwörungsideologe Maaßen einen Platz in der CDU, Herr Laschet? „Er ist Mitglied der CDU. Er steht nicht in der Mitte der CDU.“ Aber die örtlichen Verbände stellen nun mal ihre eigenen Kandidaten auf, sagt Laschet.
20.39 Uhr: „Ich bin in die Politik gegangen, um immer redlich zu argumentieren“, entgegnet Laschet. „Das Ergebnis ist, dass Sie in der Aufsicht versagt haben.“ Scholz entgegnet: „Sie haben angefangen mit einer falschen Behauptung, ihren ganzen Vortrag, den Sie hier gehalten haben, gegen den eigentlich ermittelt wird. Und Sie haben es jetzt nicht wiederholt, weil klar ist, dass es falsch war.“
20.37 Uhr: „Sie haben absichtlich einen falschen Eindruck erweckt, und das aus nicht guten Gründen“, sagt Scholz, für seine Verhältnisse sehr erregt und laut. „Es hat keine Untersuchung gegeben beim Bundesministerium der Finanzen.“ An Laschets Zwischenfragen erkenne man, „dass Sie unehrlich sind.“ Scholz erklärt, die Staatsanwaltschaft habe Auskünfte vom Finanzministerium erbeten und keine Razzia durchgeführt. Laschet lasse unerwähnt, dass Scholz die FIU-Behörde ausgebaut habe, „und dann packen Sie noch ein paar Unwahrheiten dazu.“
20.35 Uhr: „Dass das Problem Steuerbetrug und Geldwäsche nicht absolute Priorität hat, das hat schon angefangen bei der CDU“, sagt Baerbock – und nutzt das Thema zum Rundumschlag gegen beide Kontrahenten. „Schon damals wurden Informationen nicht weitergegeben.“ Bei der SPD wundert sich die Grünen-Kandidatin, dass Scholz Unterlagen im Hamburger Warburg-Skandal nicht weitergegeben habe.
20.34 Uhr: Wo Laschet schon mal beim Thema ist, kommt er natürlich auch auf Wirecard und Cum-Ex zu sprechen. „Ich sage Ihnen: Wenn mein Finanzminister so arbeiten würde wie Sie, hätten wir ein ernsthaftes Problem.“ Scholz solle endlich zu seiner Verantwortung stehen, „bei diesem Amt, nach dem sie streben“.
20.31 Uhr: Laschet hält dagegen: Die Union fordere in ihrem Wahlprogramm, dass die FIU wieder zum Bundeskriminalamt komme, „weil wir diese Defizite kannten“. Was Laschet nicht erwähnt: Die FIU war mal beim BKA, aber ein CDU-Finanzminister hatte sie verschoben. „Es wird so wenig beid er Geldwäsche aufgeklärt, dass ein Staatsanwalt sagt, ich brauche mehr Informationen, und ein Gericht hat das bestätigt.“ Es sei „unangemessen, dass die abfällig über den Staatsanwalt reden“, sagt Laschet – unter Anspielung auf eine verwunderte Aussage des Finanzministers, eine schriftliche Anfrage hätte doch gereicht statt einer Razzia. „Das machen Populisten in anderen Ländern.“
20.29 Uhr: Die Razzia wegen der Steuerbehörde FIU des Zolles in Justiz- und Finanzministerium habe nichts mit den Ministerien zu tun, sagt Scholz. Die bislang mehr schlecht als recht funktionierende Abteilung, die entgegen wissenschaftlicher Expertise von Vorgänger Wolfgang Schäuble (CDU) in den Zoll geschoben wurde, sei auf 700 Mitarbeiter aufgestockt worden. „Ich habe dafür gesorgt, dass sie eine neue IT bekommen, eine neue Leitung. Wir setzen künstliche Intelligenz ein, wir haben sogar eine Unternehmensberatung beauftragt.“
20.27 Uhr: „Was nicht funktioniert, ist dass man die Bürgerinnen und Bürger beteiligt an den Entscheidungen“, entgegnet Scholz. „Das hier ist ein großer demokratischer Moment.“ Man könne nicht einfach im Vorfeld schon Koalitionen beschließen, sagt Scholz. Wer SPD wähle, „bekommt Olaf Scholz als Bundeskanzler und alle Grundsätze, die damit einhergehen.“ Sein Kabinett werde zur Hälfte aus Männern und Frauen bestehen, „und es wird aus Männern und Frauen bestehen, die das auch gut können“. Ein kleiner Seitenhieb gegen die Union, deren Ministerriege nicht gerade beliebt ist.
20.24 Uhr: Etwas vorhersehbar setzt Laschet jetzt zur Attacke an: „Ich finde das unredlich, Herr Scholz. Sie haben die Frage nach einer Koalition mit der Linken schon beantwortet – indem sie sie nicht ausgeschlossen haben.“ Im Bundestag hätten manche SPD-Abgeordnete genickt, als Dietmar Bartsch von den Linken die Gemeinsamkeiten der beiden Parteien hervorgehoben hatte. „Und deshalb muss jedem klar sein: Selbst wenn Sie auf Platz 2 lägen als Partei, werden Sie eine Koalition mit den Linken machen.“
20.23 Uhr: Und Olaf Scholz? Der hält diese ganzen Debatten für albern – natürlich. „Letztens wurde schon Christian Lindner gefragt, ob er ein Bündnis mit SPD und Grünen ausschließt.“ Aber auch er kennt natürlich die beste Methode: Einfach ganz viel SPD wählen.
20.19 Uhr: Wie sieht es bei Baerbock aus? „Ich tendiere derzeit zu keiner der beiden Varianten“, sagt Baerbock zur Frage, ob sie lieber mit der FDP oder der Linken koalieren wolle. Sie stehe für eine starke Grünen-Partei ein, sagt sie – und beantwortet ebenfalls die Frage nicht. Trotz mehrfachen Bemühens von Illner. „Die Gleichsetzung von AfD und Linke halte ich für brandgefährlich“, sagt Baerbock allerdings, bei allen Differenzen, die es gibt. Als Baerbock von der Linken spricht, kracht es plötzlich im Hintergrund. „Hoppla, da kracht das Studio zusammen“, lacht Baerbock. „Und so wie es hier im Studio rumpelt, rumpelt es in Deutschland …“ Profi-Antwort.
20.16 Uhr: Erste Frage: Würde Laschet auch als Juniorpartner in eine Regierung Scholz eintreten? Laschet weicht aus, spricht von eigenen Argumenten, dass er um Platz 1 kämpfen wolle. Als Moderator Köhr noch einmal nachhakt, sagt Laschet: „Ja, ich habe die Frage aber nicht beantwortet, wie sie gesehen haben. Wir sind jetzt nicht bei Regierungserklärungen, sondern es geht um eine Richtungsentscheidung für unser Land.“ Köhr: „Ich kann Sie nicht zwingen, die Frage zu beantworten, ich kann nur den Zuschauerinnen und Zuschauern sagen: Sie wollen die Frage nicht beantworten.“
20.15 Uhr: So. Los geht’s. Laschet, Baerbock und Scholz stehen im Studio.