+ Oft Impfdurchbrüche bei Johnson & Johnson +
17. September 2021Das RKI meldet beim Impfstoff von Johnson & Johnson eine Häufung von Infektionen trotz vollem Impfschutz durch das Vakzin. In Deutschland sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz weiter leicht auf 74,7. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- Hunderte abgelaufene Impfdosen von Moderna verabreicht
- 1420 Aktionen bei bundesweiter Impfwoche
- Vermehrte Impfdurchbrüche bei Johnson & Johnson
- Deutschland: Hospitalisierungs-Inzidenz steigt leicht
- 117 Millionen Kinder noch immer ohne Unterricht
- Prozess zu Corona-Ausbruch in Ischgl beginnt
- RKI meldet 11.022 Neuinfektionen – Inzidenz sinkt weiter auf 74,7
Ende des heutigen Liveblogs
Hiermit schließen wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.
Studie: Moderna schützt besser vor schwerer Erkrankung als BioNTech
Laut einer US-Studie schützt der Impfstoff des Pharmakonzerns Moderna langfristig besser gegen schwere Corona-Erkrankungen als der Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Die von der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlichte Studie ergab, dass der Impfschutz von BioNTech nach vier Monaten deutlich abnahm, während er bei Moderna nahezu stabil blieb.
Die CDC-Forscher hatten für die Studie 3689 Fälle von Krankenhaus-Patienten zwischen März und August untersucht. In den Untersuchungszeitraum fiel der massive Anstieg an Infektionen mit der deutlich ansteckenderen Delta-Variante in den USA. Von den Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen waren 12,9 Prozent mit Moderna geimpft und 20 Prozent mit BioNTech.
Bei Patienten, die mit Moderna geimpft waren, machte es demnach kaum einen Unterschied, wie lange die Impfung bereits zurücklag: Der Impfschutz betrug in den ersten vier Monaten 93 Prozent und danach 92 Prozent. Bei Patienten mit BioNTech-Impfung sank der Impfschutz hingegen von 91 Prozent in den ersten vier Monaten auf 77 Prozent.
Spahn: Mit Antikörpertest genügt Infizierten eine Impfung
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Bürgern nach einer unbemerkten Corona-Infektion ermöglichen, dass ein Antikörpertest und eine Impfung bereits als Nachweis für einen vollständigen Impfschutz ausreichen. „Viele Bürgerinnen und Bürger waren infiziert, ohne es zu merken“, sagte der Politiker der „Bild“-Zeitung. „Mit einem qualitativ hochwertigen Antikörpertest kann man das mittlerweile sicher nachweisen.“ Die Impfverordnungen müssten dafür nicht angepasst werden, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Die neue Regel solle in Kürze auf der Homepage des Paul-Ehrlich-Instituts bekannt gegeben werden. Bezahlt werden muss der Antikörpertest – circa 20 bis 25 Euro – allerdings selbst. Für den Status „Genesen“, für den keine Impfung erforderlich ist, sei nach wie vor ein positiver PCR-Test als Nachweis erforderlich. Der Status gilt für sechs Monate nach der Infektion – danach ist auch für diese Menschen eine Impfung nötig, um als geschützt zu gelten.
Bericht: USA wollen Millionen Impfdosen kaufen und spenden
Die USA wollen einem Medienbericht zufolge Hunderte Millionen zusätzliche Impfdosen des BioNTech-Partners Pfizer kaufen und weltweit spenden. Der Kauf solle Anfang kommender Woche anlässlich der UN-Vollversammlung verkündet werden, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf zwei mit dem Vorhaben vertraute Personen.
US-Präsident Joe Biden macht sich im Kampf gegen die Pandemie für eine weltweite Impfkampagne stark. Die USA drängen andere Länder dazu, bis 2022 eine Impfquote der Weltbevölkerung von 70 Prozent anzustreben, wie aus US-Diskussionsvorlagen für einen am Rande des UN-Treffens geplanten virtuellen Corona-Gipfel hervorgeht.
Mehr als 86 Prozent in Frankreich geimpft
In Frankreich haben inzwischen mehr als 86 Prozent der Einwohner ab zwölf Jahren mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten. 50 Millionen Menschen über zwölf Jahren wurden nach Regierungsangaben mindestens einmal geimpft. „Der Impfstoff rettet Leben, das Virus tötet, so einfach ist das“, sagte Präsident Emmanuel Macron in einem in den Online-Netzwerken veröffentlichten Video.
Die Marke von 50 Millionen Geimpften sollte nach den Plänen der Regierung eigentlich bereits Ende August erreicht werden. Die Zahl der Geimpften war sprunghaft angestiegen, nachdem die Regierung Mitte Juli die Einführung eines Gesundheitspasses beschlossen hatte, der der deutschen 3-G-Regel entspricht (geimpft, genesen, getestet) und bei vielen Gelegenheiten vorgezeigt werden muss.
Großbritannien lockert Einreise-Regeln
Die britische Regierung hat die Corona-Regeln für Geimpfte bei Reisen nach England gelockert. Wer vollständig geimpft ist, muss demnach vom 4. Oktober an bei der Einreise in den größten britischen Landesteil keinen Nachweis über einen negativen Test mehr vorlegen. Auch der bislang notwendige PCR-Test am zweiten Tag nach der Ankunft soll ab Ende Oktober durch einen Antigen-Test ersetzt werden können, teilte Verkehrsminister Grant Shapps mit.
Die neue Regelung gilt allerdings nur für Reisen aus Ländern, die im bisherigen Ampelsystem der britischen Regierung nicht unter die Kategorie Rot fallen. Die Kategorien Grün und Orange, unter denen bislang alle EU-Länder geführt werden, sollen zudem zu einer einzigen zusammengefasst werden. Als geimpft gilt, wer in Großbritannien, der EU, den USA und einer Reihe von anderen Ländern eines der im Vereinigten Königreich zugelassenen Präparate gespritzt bekommen hat. Reisende auf der roten Liste müssen weiterhin auf eigene Kosten in Hotelquarantäne.
Raubkatzen in Zoo erkrankt
Im Zoo der US-Hauptstadt Washington sind neun Raubkatzen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sechs Löwen und drei Tiger werden behandelt. Am vergangenen Wochenende hatten Pfleger demnach beobachtet, dass die sechs afrikanischen Löwen, ein Sumatra-Tiger und zwei Sibirische Tiger unter vermindertem Appetit und Husten litten und lethargisch waren. Die infizierten Tiere wurden mit Entzündungshemmern, Antibiotika und Medikamenten gegen Übelkeit behandelt. Der Zoo betonte, dass von den Tieren keine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgehe, da sie genügend Abstand zu Besuchern haben.
Die Tiere des Zoos in Washington sollen in den kommenden Monaten mit einem von dem Tierarzneimittelhersteller Zoetis entwickelten Serum geimpft werden.
Belgische Clubs öffnen – kein Maskenzwang mehr
Nach monatelanger Zwangspause dürfen die belgischen Discos am 1. Oktober wieder öffnen. Voraussetzung sei, dass die Clubs mit dem sogenannten Covid-Ticket arbeiten, sagte Regierungschef Alexander De Croo. Die Feiernden müssen also geimpft, getestet oder genesen sein. Einzelne Regionen können je nach Gesundheitslage strengere Regeln festlegen.
Auch die Masken sollen in dem Land zum Oktober fallen – zumindest zum Teil. Grundsätzlich müsse der Mund-Nasen-Schutz in Geschäften und der Gastronomie nicht mehr getragen werden, sagte De Croo. In Pflegeeinrichtungen, im öffentlichen Nahverkehr oder beim Friseur gelte die Pflicht weiter.
Doch machen nicht alle Landesteile bei der Neuerung mit. Brüssels Ministerpräsident Rudi Vervoort machte deutlich, dass die Hauptstadt-Region am Tragen der Maske vor allem in Geschäften festhalten werde. Der Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Oliver Paasch, sagte, darüber werde für seine Region noch entschieden.
De Croo zeigte sich erfreut über die hohe Impfrate im Land. Seinen Angaben zufolge sind 85 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. Zugleich machte der liberale Politiker deutlich, dass die Quote in einigen Teilen des Landes – etwa in der Hauptstadt Brüssel – viel zu niedrig sei.
Slowenien führt Impfpflicht im öffentlichen Dienst ein
Slowenien führt eine Impfpflicht für Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ein. Die rund 31.000 Beschäftigten müssten ab 1. Oktober entweder genesen oder geimpft sein, teilte die Regierung mit. Wer eine Impfung ablehnt und nicht im Homeoffice arbeiten kann, könnte demnach seinen Job verlieren. Die slowenische Regierung hofft, auf diese Weise das Impftempo im Land zu steigern.
In Slowenien sind bisher nur 45 Prozent der zwei Millionen Einwohner geimpft – dies ist eine der niedrigsten Impfquoten innerhalb der EU. Angesichts steigender Infektionszahlen führten die Behörden unter anderem einen Gesundheitspass für alle Arbeitnehmer ein.
Chef des weltgrößten Impfstoffherstellers verurteilt Drittimpfungen
Der Chef des weltgrößten Impfstoffherstellers hat angesichts der Vakzin-Knappheit in armen Ländern Auffrischungsimpfungen kritisiert. „Es ist unethisch, jemandem drei Dosen zu verabreichen, wenn andere in bestimmten Ländern und Bevölkerungsgruppen noch nicht einmal zwei Dosen erhalten haben“, sagte Adar Poonawalla, Geschäftsführer des Serum Institute of India (SII).
Israel hatte als erstes Land damit begonnen, jedem Bürger eine Auffrischungsimpfung anzubieten, mehrere europäische Länder bieten Auffrischungsimpfungen für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen. Die Versorgung ärmerer Länder mit Impfstoffen stockt hingegen immer noch, Millionen Menschen haben dort noch nicht einmal ihre erste Impfung erhalten.
Nena sagt 2022-Tour ab – Kritik an Corona-Auflagen
Popsängerin Nena hat ihre für das kommende Jahr geplante Konzert-Tour abgesagt. „Ich will nicht lange drum rumreden. Meine Tour 2022 wird nicht stattfinden. Und ich werde sie auch kein zweites Mal verschieben“, postete die 61-Jährige bei Instagram. Als Grund nannte sie die coronabedingten Einschränkungen: „Ich stehe zu meiner Aussage: Auf einem Nena-Konzert sind ALLE MENSCHEN WILLKOMMEN. Hier in unserem Land geht es derzeit in eine ganz andere Richtung, und ich mache da nicht mit.“ Tickets könnten dort zurückgegeben werden, wo sie gekauft wurden.
Inzidenz in Augustdorf bei über 1000
Nach einer rechnerischen Sieben-Tage-Inzidenz in Augustdorf von über 1000 haben der Kreis Lippe und die Gemeinde Maßnahmen angekündigt. Infizierten und Kontaktpersonen sollen umfangreicher informiert werden, welche Schritte erforderlich sind, teilte der Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen mit. Auch sollen mehrsprachige Flyer verteilt werden, die über das Thema Impfen und das Verhalten in Quarantäne informieren. Daneben würden auch Schwerpunkttestungen erwogen.
Es gebe in der Gemeinde Augustdorf ein diffuses Infektionsgeschehen gerade in Familienverbünden, erläuterte ein Sprecher des Kreises. Das Gesundheitsamt bewerte die Infektionslage noch detaillierter. Zudem solle noch stärker auf Impfangebote hingewiesen werden. Der Kreis Lippe habe darüber hinaus nach derzeitigem Stand der Verordnungen keine rechtliche Handhabe, um erweiterte Schutzmaßnahmen anzuordnen, wie es vor Monaten noch durch Allgemeinverfügungen möglich war, heißt es.
Laschet findet Impfvorschriften in Frankreich zu streng
Kanzlerkandidat Laschet hat sich gegen die in Frankreich geltende Impfpflicht bestimmter Berufsgruppen ausgesprochen. Er lobte in einem in Auszügen veröffentlichten Interview mit mehreren Zeitungen zwar die gestiegene Impfquote in Frankreich. Trotzdem lehne er die Rigorosität der Franzosen in dieser Frage ab, fügte er hinzu. „Wir haben unseren Bürgerinnen und Bürgern versprochen, dass es keine Impfpflicht geben wird. Daran halte ich mich auch als Bundeskanzler.“
In Frankreich gilt seit Mittwoch eine Impfpflicht für Pflegepersonal und Feuerwehrleute. Millionen Mitarbeitende von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, Pflege- und Rettungsdiensten sowie der Feuerwehr müssen nun mindestens mit einer Dosis geimpft sein; ab Mitte Oktober ist der volle Impfschutz vorgeschrieben. Andernfalls drohen Suspendierung und Gehaltsausfall.
Hunderte abgelaufene Impfdosen von Moderna verabreicht
Wegen eines falschen Etiketts sind in Sindelfingen, Reutlingen und Esslingen 840 abgelaufene Dosen des Impfstoffs von Moderna verabreicht worden. Der Impfstoff wurde vorschriftsmäßig in Kühlboxen transportiert. Auf den Paketen war eine längere Ablaufzeit notiert, wie die drei zuständigen Landkreise mitteilten. Daher sei der Impfstoff teilweise noch gespritzt worden. Das Datum habe sich später als falsch herausgestellt.
Die Verantwortlichen erwarteten wegen des Fehlers zunächst keine Folgen für die Betroffenen. Einer neuen Studie des Herstellers zufolge sei der Impfstoff so stabil, dass er drei Monate lang bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden könne. In Europa gelte aber derzeit noch die Vorgabe der Europäische Arzneimittel-Agentur, nach der die Lagerung eine Dauer von 30 Tagen nicht überschreiten soll.
Ehrendoktorwürde für BioNTech/Pfizer-Gründer
Die Gründer der deutschen Pharmafirma BioNTech/Pfizer, Özlem Türeci und Ugur Sahin, sind mit der Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät der Universität Köln ausgezeichnet worden. Die beiden Eheleute, deren Mainzer Unternehmen den ersten zugelassenen Impfstoff gegen Corona entwickelt hatte, nahmen die Ehrung in einer von der Stadt Köln ausgerichteten Feierstunde im Historischen Rathaus entgegen. In Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Universitätsrektor Axel Freimuth trugen sich die beiden Wissenschaftler und Unternehmer dabei nach Angaben der Stadt auch in die Goldenen Bücher der Stadt und der Universität ein. Sahin machte in Köln sein Abitur und studierte an der medizinischen Fakultät der Kölner Universität. Dort promovierte er später auch.
Die Gründer der deutschen Pharmafirma BioNTech/Pfizer, Özlem Türeci und Ugur Sahin, sind mit der Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät der Universität Köln ausgezeichnet worden.
Viele Kinder in Österreich wegen Corona von Schule abgemeldet
In Österreich hat sich die Zahl der Schulabmeldungen angesichts der Pandemie verdreifacht. Insgesamt 7515 Kinder bis zum neunten Schuljahr sind in häuslichem Unterricht, wie aus Zahlen des Bildungsministeriums hervorgeht. Im Vorjahr waren es rund 2600. In Österreich gilt keine Schul-, sondern lediglich eine Unterrichtspflicht. Ein Hausunterricht kann nur untersagt werden, wenn mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die Gleichwertigkeit des Unterrichtes nicht gegeben ist.
Am Ende des Schuljahrs ist an einer Schule eine sogenannte Externistenprüfung über den Unterrichtsstoff zu absolvieren. Das Bildungsministerium will künftig die Regeln für häuslichen Unterricht verschärfen. Obendrein hatte es die Eltern mehrfach darauf hingewiesen, dass im Gegensatz zur Phase des generellen Fernunterrichts nun das Lernen zu Hause nicht mehr durch die Lehrer unterstützt wird.
Putin gibt Stimme zur Parlamentswahl online ab
Der wegen eines Coronafalls in seinem engen Umfeld in Selbstisolation befindliche russische Präsident Wladimir Putin hat seine Stimme zur Parlamentswahl online abgegeben. „Unter diesen Bedingungen der gesundheitlichen Einschränkungen, der Quarantäne, habe ich meine Bürgerpflicht online erfüllt“, sagte Putin im russischen Fernsehen. Seine Landsleute rief er auf, sich an die Wahlurnen zu begeben oder online abzustimmen. Letzteres ist in sieben Regionen des Landes möglich.
US-Experten beraten über Zulassung von Drittimpfung
Ein Expertengremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat über eine mögliche grundsätzliche Zulassung einer Drittimpfung beraten. Die Frage ist umstritten: Während einige Experten für eine Auffrischungsimpfung plädieren, halten andere sie für derzeit nicht angebracht. Führende Gesundheitsvertreter der Regierung von Präsident Joe Biden hatten schon Mitte August angekündigt, allen US-Bürgern solle ab dem 20. September eine Booster-Impfung angeboten werden. In der Folge wurden aber Zweifel an dem Vorhaben laut.
Befürworter einer Drittimpfung argumentieren, eine zusätzliche Impfdosis erhöhe den Schutz vor einer Infektion. Dies gelte insbesondere in Anbetracht der Ausbreitung der Delta-Variante und einer über die Zeit nachlassenden Schutzwirkung der Vakzine. Gegner einer Auffrischungsimpfung erklären dagegen, zwei Impfdosen der Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna würden bereits ausreichenden Schutz bieten. Sie argumentieren zudem, der Schwerpunkt müsse darauf liegen, nicht geimpfte Menschen zu impfen – in den USA, aber auch in Entwicklungsländern, wo ein Mangel an Impfstoffen herrscht.
Unicef mahnt Öffnung von Schulen an
Unicef hat an Regierungen weltweit appelliert, noch wegen der Corona-Pandemie geschlossene Schulen schnellstmöglich wieder zu öffnen. Seit Beginn der Pandemie und der damit verbundenen Lockdowns hätten Schulkinder auf der ganzen Welt bereits schätzungsweise 1,8 Billionen Stunden an Präsenzunterricht verpasst, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mit. In rund 27 Prozent der Länder weltweit seien die Schulen immer noch ganz oder teilweise geschlossen. Dadurch bleibe Mädchen und Jungen der Zugang zu Bildung und anderen wichtigen Unterstützungsangeboten verwehrt. „Wir vernachlässigen eine ganze Generation, deren Psyche und Zukunft auf dem Spiel steht“, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. „Wir müssen der Wiedereröffnung von Schulen Vorrang einräumen und diejenigen unterstützen, die während der Pandemie zu kurz gekommen sind. Wir dürfen nicht weiter Zeit verlieren.“
Kambodscha impft jüngere Kinder
Kambodscha hat mit Corona-Impfungen in der Gruppe der sechs- bis elfjährigen Schulkinder begonnen. Die Maßnahme soll eine sichere Öffnung der Schulen nach monatelanger Schließung ermöglichen. Ministerpräsident Hun Sen hielt zum Start der Impfungen eine Rede, die im Fernsehen und auf seiner Facebook-Seite übertragen wurde. Zu sehen war unter anderem, wie die Enkelkinder des Ministerpräsidenten geimpft wurden, außerdem junge Familienangehörige anderer Regierungsvertreter.
Ältere Kinder wurden in Kambodscha bereits zuvor geimpft. Hun Sen erklärte, er habe Vertreter des Gesundheitswesens angewiesen, zu untersuchen, ob Kinder zwischen drei und fünf Jahren ebenfalls geimpft werden könnten. Fast 72 Prozent der fast 17 Millionen Einwohner Kambodschas haben seit dem Start der Impfungen im Februar mindestens eine Dosis eines Corona-Vakzins erhalten. In den meisten Fällen werden chinesische Impfstoffe genutzt.
Baerbock für zeitweise Aufweichung von Patentschutz für Impfstoffe
Anders als die Bundesregierung dringt Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auf eine zeitweise Aufweichung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe. „Monopole auf geistiges Eigentum zur Bekämpfung einer weltweiten Pandemie dürfen den Zugang zu überlebenswichtigen Schutzmaterialien, Impfstoffen und Arzneimitteln nicht versperren“, schreibt Baerbock in einer Reuters vorliegenden Antwort auf den Appell von Nobelpreisträgern und ehemaligen Regierungschefs, sich für die Freigabe von Impfpatenten einzusetzen. Es handele sich um einen engen, zeitlich begrenzten Verzicht auf die Eigentumsrechte. Dieser ziele nur darauf ab, den weltweiten Zugang zu Covid-19-verwandten Produkten zu erleichtern.
Schweiz verschärft Einreise-Bestimmungen
Zur Eindämmung der Infektionszahlen erhöht die Schweiz die Hürden für Einreisen. Ab dem 20. September müssen Personen, die nicht geimpft oder genesen sind, an der Grenze einen negativen Test vorweisen – unabhängig davon, woher sie kommen und mit welchem Verkehrsmittel sie einreisen. Nach vier bis sieben Tagen werde ein zweiter Test verlangt. Die Regierung wolle damit eine Zunahme der Fälle durch Reiserückkehrer nach den Herbstferien verhindern. Auslöser des Entscheids seien Erfahrungen nach den Sommerferien gewesen, als Reisende zur der besorgniserregenden Situation in dem Land beigetragen hätten.
STIKO rät Schwangeren und Stillenden zur Corona-Impfung
Schwangere, Stillende und Frauen im gebärfähigen Alter sollten sich der Ständigen Impfkommission (STIKO) zufolge grundsätzlich gegen Corona impfen lassen. Nach einem sogenannten Stellungnahmeverfahren hat das Robert Koch-Institut nun die endgültige Empfehlung veröffentlicht. Ungeimpften Schwangeren wird demnach eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel ans Herz gelegt.
Bislang war die Immunisierung nur für werdende Mütter mit besonderem Risiko empfohlen. Auch ungeimpften Stillenden empfiehlt die STIKO eine Impfung, zudem rät sie „allen ungeimpften Personen im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen Corona, so dass ein optimaler Schutz vor dieser Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft besteht“.
Indien: Mehr als 18 Millionen Impfungen an einem Tag
Im zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt nach China wurden nach offiziellen Angaben an einem Tag mehr Menschen gegen Corona geimpft als je an einem Tag davor. Bis am frühen Abend wurden demnach mehr als 18 Millionen Menschen geimpft. Mehr als 40 Prozent der mehr als 1,3 Milliarden Menschen in Indien sind mindestens einmal gegen Corona geimpft.
Bundesregierung plant keine neuen Regeln am Arbeitsplatz
Firmen und Angestellte in Deutschland müssen sich vorerst nicht auf verschärfte Corona-Vorschriften am Arbeitsplatz einstellen, wie sie bald in Italien gelten. Ihr seien dazu „keine Pläne aus unserem Haus bekannt“, sagte eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies darauf, dass erst kürzlich die Corona-Arbeitsschutzverordnung bis zum Jahresende verlängert worden war. Diese sieht unter anderem vor, dass Arbeitgeber den in Präsenz tätigen Beschäftigten zweimal die Woche Corona-Testmöglichkeiten anbieten müssen. Auch betriebliche Hygienepläne sind darin vorgeschrieben.
Arbeitgeberpräsident Dulger kann sich Impfprämie vorstellen
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger kann sich eine Geldprämie als Impfanreiz vorstellen. Im Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“ sagte Dulger zu neuen Anreizen für eine Corona-Impfung: „Das kann man ja auch regional unterschiedlich gestalten: In München zum Beispiel mit Tickets für den FC Bayern, da würde sich wahrscheinlich die halbe Stadt piksen lassen. Und ja: Ich würde auch eine Geldprämie begrüßen – alles, was hilft, ist richtig, um in die Normalität zurückzukehren.“
Wales führt Nachweispflicht für Nachtclubs ein
Nachtschwärmer im britischen Landesteil Wales müssen künftig vor Betreten von Nachtclubs und größeren Events einen Corona-Impf- oder Testnachweis vorlegen. Das teilte der walisische Regierungschef Mark Drakeford mit. Angesichts hoher Fallzahlen in dem Landesteil mit rund 3,1 Millionen Einwohnern rief der Labour-Politiker die Menschen auch dazu auf, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten.
Die Regel tritt vom 11. Oktober an in Kraft und gilt für alle Erwachsenen. „Das letzte was wir wollen, sind weitere Lockdowns, und dass Geschäfte ihre Türen wieder schließen müssen“, sagte Drakeford der Mitteilung zufolge. Deswegen müssten nun kleine, aber bedeutungsvolle Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen.
Plakat an Impfzentrum im Erzgebirge beschmiert
Im sächsischen Annaberg-Buchholz ist in der Nacht ein Plakat am Impfzentrum beschmiert worden. Unbekannte hätten mit blauer Farbe einen Schriftzug hinterlassen, der sich gegen das Impfen und das Impfzentrum richtet, teilte die Polizeidirektion Chemnitz mit. Auch ein Totenkopf sei aufgesprüht worden. Der entstandene Sachschaden sei bislang noch unklar. Die Polizei hat Ermittlungen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung aufgenommen.
Ungarn wirft EU Blockade von Corona-Hilfen wegen LGBTQ-Streit vor
Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat der EU vorgeworfen, Brüsseler Corona-Hilfen wegen des Streits um das Homosexuellen-Gesetz des Landes zu blockieren. Die EU-Kommission weigere sich „wegen der Debatte über die LGBTQ-Politik“, die Mittel freizugeben, sagte Orban. Der Staatshaushalt sei jedoch stabil und er werde sich weiter für die „Souveränität“ des Landes einsetzen.
In Ungarn war Anfang Juli ein Verbot von „Werbung“ für Homo- und Transsexualität in Kraft getreten. Unter anderem aus Brüssel gab es daran scharfe Kritik. Dass die Diskriminierung von LGBTQ-Menschen ein Grund für das ausbleibende grüne Licht für die EU-Corona-Hilfen für Ungarn seien, weist die Kommission jedoch zurück.
Psychologin: Pandemie hat Trauerprozesse erschwert
Die Psychologieprofessorin Birgit Wagner rechnet in den kommenden Monaten mit Therapiebedarf bei Menschen, die sich während der Pandemie nicht von sterbenden Angehörigen verabschieden konnten. „Es ist schlicht grausam gewesen, Angehörigen einen Besuch des Sterbenden zu verweigern“, sagte sie dem „Spiegel“. Gerade zu Beginn der Pandemie habe dies Trauerprozesse erheblich erschwert. Oft sei die Vorstellung, was der oder die Verstorbene in den letzten Stunden erlebt habe, viel schlimmer als das, was wirklich geschehen sei, erklärte die Expertin für Klinische Psychologie. Forschungen deuteten außerdem darauf hin, dass auch ein Blick auf den Leichnam des geliebten Menschen bei der Verarbeitung der Trauer helfen könne, genauso wie eine gelungene Abschiedsfeier.
Spahn gegen Impfprämie
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lehnt staatliche Impfprämien nach wie vor ab. „Ich finde die Frage spannend, was denn die 55 Millionen dazu sagen, die schon geimpft sind, die sich einen Termin besorgt haben, die mögliche Impfreaktionen in Kauf genommen haben, um sich und andere zu schützen“, sagt der CDU-Politiker der Sendergruppe RTL/ntv. Er verstehe den Ansatz und finde es auch gut, dass Unternehmen und Einzelhändler Rabattaktionen anbieten. Aber er sei gegen staatliche Prämien. „Das ist auch eine Frage der Fairness.“
Israels Sanitätstruppe betreut Corona-Kranke zu Hause
Um die Krankenhäuser in der Corona-Krise zu entlasten, betreut die Sanitätstruppe der israelischen Armee seit dieser Woche Corona-Infizierte zu Hause. Dutzende Teams aus Arzt, Krankenpfleger und Fahrer würden zunächst 250 Kranke täglich besuchen, teilte die Armee mit. Die Operation „Hand in Hand“ könne bei Bedarf aber noch ausgebaut werden. In Israel wurden zuletzt mehrfach mehr als 10.000 neue Corona-Fälle pro Tag registriert – die höchsten Zahlen seit Beginn der Pandemie. Am Freitag meldete das Gesundheitsministerium 3171 neue Corona-Infizierte für den Vortag. Allerdings war auch deutlich weniger getestet worden. 658 Corona-Infizierte sind demnach schwer krank. Knapp 60 Prozent der rund 9,4 Millionen Israelis sind geimpft.
Angst vor Corona führt zu mehr Unfällen in Londoner U-Bahn-Stationen
Nicht nur das Coronvirus, auch die Angst davor kann gefährlich sein. So ist in Londoner U-Bahn-Stationen die Zahl der Unfälle zuletzt stark angestiegen, weil viele Passagiere aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus davor zurückschrecken, den Handlauf der Rolltreppen zu berühren. Die Folge sei ein Anstieg potenziell tödlicher Stürze, zitierten britische Medien die Londoner Verkehrsgesellschaften. Zwischen April und Juni dieses Jahres gab es demnach zwölf Tote oder Schwerverletzte in den U-Bahn-Stationen der britischen Hauptstadt sowie 23 in Bussen. Das seien mehr als in den vergangenen Quartalen, berichteten die Zeitungen „Daily Telegraph“ und „Evening Standard“.
Zuletzt nutzten indes auch wieder mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel. Eines der größten Risiken für die Sicherheit der Passagiere sei, sich nicht festzuhalten und zu stürzen, sagte U-Bahn-Chef Andy Lord dem Blatt. Offenbar fürchteten viele, „dass die Handläufe wegen der Pandemie nicht sauber“ seien. Am gefährdetsten seien ältere Menschen. Da seit dem Ende des Lockdowns aber auch das Nachtleben wieder an Fahrt aufgenommen habe, stürzten auch mehr angetrunkene Menschen. Neben den bereits bestehenden Reinigungsmaßnahmen plant die U-Bahn-Gesellschaft TfL den Einsatz von Geräten mit Ultraviolettstrahlung auf den Handläufen der Rolltreppen, um das Virus zu entfernen.
1420 Aktionen bei bundesweiter Impfwoche
Bei der bundesweiten Impfwoche hat es bislang 1420 Aktionen gegeben, wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte. Allein in den vergangenen zwei Tagen seien 500.000 Menschen geimpft worden. Insofern sei die Aktion kein Misserfolg, sagte Seibert.
IOC-Chef Bach kündigt Impfprogramm für Winterspiele an
Mit einer Neuauflage seines Impfprogramms will das Internationale Olympische Komitee die Winterspiele in Peking sicherer machen. Das IOC werde Verbände und weitere Partner dabei unterstützen, Impfstoffe gegen das Coronavirus für alle Teilnehmer der Spiele verfügbar zu machen, schrieb IOC-Präsident Thomas Bach in einem Brief an die olympische Bewegung. Dabei werde man sich „natürlich im Rahmen der nationalen Bestimmungen“ bewegen, versicherte Bach.
Das Impfprogramm für Tokio habe „effektiv gewirkt“, versicherte Bach. Daher rief er alle Beteiligten der kommenden Winterspiele auf, rechtzeitig ihren Bedarf anzumelden, damit das IOC entsprechende Vorkehrungen treffen könne. Bach bekräftigte, man werde für die Peking-Spiele erneut „strenge Maßnahmen gegen Covid-19 treffen, um die Gesundheit und Sicherheit aller Teilnehmer“ sicherstellen zu können.
Deutschland: Hospitalisierungs-Inzidenz steigt leicht
Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei der Hospitalisierung steigt leicht auf 1,89 (Vortag: 1,87) pro 100.000 Einwohner, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit. Der Wert ist im aktualisierten Infektionsschutzgesetz maßgebend für den Umgang mit der Pandemie und hat dabei die Sieben-Tage-Inzidenz der neuen Positiv-Tests abgelöst. Es werden 527 Krankenhauseinweisungen „mit Covid-19“ gemeldet. Insgesamt befanden sich am Donnerstagmittag 1551 „Covid-19-Fälle“ in intensivmedizinischer Behandlung. Das waren 25 mehr als tags zuvor.
117 Millionen Kinder noch immer ohne Unterricht
Eineinhalb Jahre nach den weltweiten Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie gehen 117 Millionen Kinder noch immer nicht wieder in die Schule. „Je länger die Schulen geschlossen bleiben, desto schlimmer sind die Folgen“, betonte die Bildungsbeauftragte der UN-Bildungsorganisation Unesco, Stefania Giannini, in einer Erklärung. Möglicherweise entstünden dadurch bleibende Schäden hinsichtlich der Gesundheit und Ausbildung der Kinder.
Wegen der geschlossenen Schulen hätten die Kinder weniger gelernt, die Zahl der Schulabbrecher habe sich erhöht, hieß es weiter. Schwächere Schüler seien überproportional betroffen. Seit Beginn der Corona-Pandemie waren die Schulen weltweit im Schnitt viereinhalb Monate komplett geschlossen. Etwa achteinhalb Monate waren sie nach Unesco-Angaben nur eingeschränkt offen, also fast ein gesamtes Schuljahr lang.
70 Prozent der Franzosen sind vollständig geimpft
70 Prozent der Menschen in Frankreich sind inzwischen vollständig gegen das Coronavirus geimpft, 73,9 Prozent haben eine erste Impfdosis erhalten. In der vierten Woche in Folge schwäche sich die Infektionslage im Land ab, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Seit drei Wochen sei zudem die Zahl der Klinikeinweisungen von Corona-Patienten rückläufig.
Während nach einer Befragung die Zahl der Befürworter einer Impfung auch für Kinder weiter steigt, lässt die Beachtung der Hygieneregeln nach. Nur noch 58 Prozent der Befragten gaben an, bei der Begrüßung auf Handschlag oder Wangenkuss zu verzichten und sich regelmäßig die Hände zu waschen. 68 Prozent halten sich strikt an die Vorschriften zum Tragen einer Maske.
Zypern und Portugal keine Hochrisikogebiete mehr
Die Bundesregierung streicht Zypern und die Algarve ab Sonntag von der Liste der Corona-Hochrisikogebiete. Damit verschwindet das auch bei Urlaubern beliebte Portugal nun ganz aus dieser Kategorie, wie das Robert Koch-Institute (RKI) mitteilte. Gestrichen werden außerdem die Region West in Irland, Brasilien, Indien, Nepal, Bangladesch, Botsuana, Sambia, Simbabwe, Eswatini (Swasiland), Lesotho, Malawi und Zentralafrika. Neu als Hochrisikogebiete eingestuft werden Armenien, Venezuela, Guyana, Belize, Moldau, Barbados sowie Antigua und Barbuda.
Deutschland: 62,8 Prozent vollständig geimpft
Insgesamt sind in Deutschland laut dem Robert Koch-Institut (RKI) bislang 52,2 Millionen Menschen oder 62,8 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Mindestens eine erste Impfung bekommen haben 55,7 Millionen Menschen oder 67,0 Prozent aller Einwohner.
Bei den über 60-Jährigen liegt der Anteil der vollständig Geimpften bei 83,7 Prozent, bei den 18- bis 59-Jährigen bei 68,1 Prozent und bei den 12- bis 17-Jährigen bei 27,8 Prozent.
Zudem gibt es mehr und mehr Auffrischungsimpfungen für ältere und besonders gefährdete Menschen. Am Mittwoch und Donnerstag waren es erstmals jeweils mehr als 40.000 am Tag, wie aus Daten des RKI hervorgeht. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten kürzlich vereinbart, das Angebot zu Impf-Auffrischungen zu erweitern: Neben Pflegeheimbewohnern können sich unter anderem auch Menschen ab 60 Jahre mit ärztlicher Beratung dafür entscheiden, wenn die vollständige Impfung schon mindestens sechs Monate zurückliegt.
Vermehrte Impfdurchbrüche bei Johnson & Johnson
Experten und Behörden fallen vermehrte Impfdurchbrüche beim Impfstoff von Johnson & Johnson auf. Bislang erkrankten in 6106 Fällen Menschen trotz vollständigem Impfschutz durch das Mittel, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht. Laut RKI wurden bislang gut drei Millionen Menschen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft. Auf eine Million Geimpfte kämen demnach grob überschlagen 2000 Impfdurchbrüche. Zum Vergleich: Beim am häufigsten in Deutschland verwendeten Impfstoff – Biontech/Pfizer – sind es diesen Zahlen zufolge rund 640 Durchbrüche pro eine Million vollständig Geimpfte.
Das Vakzin von Johnson & Johnson ist der einzige bisher in der EU zugelassene Corona-Impfstoff, bei dem es laut EU-Arzneimittelbehörde (EMA) nur eine Dosis braucht. Nach dieser Impfung dauere es länger als nach den mRNA-Impfungen, bis sich ausreichend Antikörper gebildet hätten, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. „Teilweise steigen die Spiegel mehr als einen Monat nach der Impfung noch an.“ Da die Antikörperspiegel deutlich unterhalb derer lägen, die durch die anderen Impfstoffe erzeugt werden, scheine der Schutz vor einer Corona-Infektion nach der Impfung mit dem Vakzin also deutlich schlechter, sagte Watzl. Vor einer schweren Corona-Erkrankung schütze der Impfstoff aber sehr wohl, betonte er.
Eine Sprecherin von Johnson & Johnson sagte, dass kein Corona-Impfstoff derzeit Infektionen zu 100 Prozent verhindern könne. „Unser zugelassener Covid-19-Impfstoff als Einmaldosis kann jedoch nachweislich dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu verringern und schwere Verläufe zu vermeiden“, betonte sie. Für die Impfung von Johnson-&-Johnson wiesen Daten auf eine robuste und langanhaltende Wirkung über einen Zeitraum von bisher gemessenen acht Monaten hin – auch gegen Delta und andere Virus-Varianten.
Weniger Kinderschutz-Meldungen im Lockdown
Während des Corona-Lockdowns haben Schulen und Kitas deutlich weniger Fälle von Kindeswohlgefährdung gemeldet. Im Frühjahr 2020 – als viele Einrichtungen geschlossen waren – meldeten Schulen halb so viele Fälle wie im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Bei den Kitas ging die Zahl der Meldungen zeitgleich um etwa ein Drittel zurück.
Im gesamten Corona-Jahr 2020 stellten die Jugendämter in Deutschland bei 60.551 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung fest. Bei weiteren 66.557 Minderjährigen kamen die Behörden zu dem Ergebnis, dass zwar keine Kindeswohlgefährdung vorlag, aber Hilfe- oder Unterstützung nötig war. In 15 Prozent der Fälle kam der Hinweis von einer Schule oder Kindertagesstätte.
„Insbesondere im April und Mai 2020 – also einen Monat nach den ersten coronabedingten Schulschließungen im März und April – lagen die von Schulen gemeldeten Kinderschutzfälle deutlich unter dem Vorjahresniveau“, sagte Manuela Nöthen, Expertin für Kinder- und Jugendhilfestatistik im Statistischen Bundesamt. Auch die von Kitas gemeldeten Fälle nahmen ab, jedoch nicht so stark.
Italien: Test- oder Impfnachweis für Arbeitnehmer
Italien verschärft die Corona-Regeln: Jeder Arbeitnehmer muss künftig einen Impf- oder Testnachweis vorlegen, den sogenannten Greenpass. Wer dies verweigert, wird nach fünf Tagen suspendiert und bezieht kein Gehalt mehr.
Prozess zu Corona-Ausbruch in Ischgl beginnt
In Österreich beginnt heute der erste Prozess im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch unter Touristen in Ischgl im vergangenen Jahr. Angehörige der insgesamt 32 Todesopfer wollen ein Schuldeingeständnis – doch die Regierung verweist nur auf die Pandemie-Lage.
Sydney testet Quarantänesystem mit Gesichtserkennung
Sydney testet ein neues Quarantänesystem für vollständig geimpfte Einreisende aus dem Ausland. „Dies ist der nächste Schritt in unserem Plan, wieder sicher aufzumachen und sicher aufzubleiben“, sagte Ministerpräsident Scott Morrison. Die Behörden wollen eine Handy-App mit Gesichtserkennung einsetzen, um die Einhaltung der Vorschriften der rund 175 Test-Personen zu überwachen. Der Probelauf soll noch im September stattfinden.
Australien hatte seine Grenze wegen der Pandemie im März 2020 geschlossen und erlaubt die Einreise fast ausschließlich nur Staatsbürgern und Personen mit ständigem Wohnsitz, die sich auf eigene Kosten zwei Wochen in einem Hotel in Quarantäne begeben müssen. Dies soll nun auch zu Hause möglich werden.
Arbeitgeberpräsident für Impfprämie
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger kann sich eine Geldprämie als Impfanreiz vorstellen. Im Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“ sagte Dulger zu neuen Anreizen für eine Corona-Impfung: „Das kann man ja auch regional unterschiedlich gestalten: In München zum Beispiel mit Tickets für den FC Bayern, da würde sich wahrscheinlich die halbe Stadt piksen lassen. Und ja: Ich würde auch eine Geldprämie begrüßen – alles, was hilft, ist richtig, um in die Normalität zurückzukehren.“
Die Corona-Impfkampagne stockt bereits seit einiger Zeit, Grund ist die mangelnde Nachfrage in der Bevölkerung. Niedrigschwellige Angebote wie Impfungen auf Supermarktparkplätzen sollen die Impfquote erhöhen, zum Teil wird zum Beispiel auch mit Freifahrten oder Bratwürsten geworben. Auch Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hatte sich zuletzt für eine Impfprämie von 50 Euro ausgesprochen.
Neuseeland setzt Reisekorridor mit Australien weitere zwei Monate aus
Wegen der noch immer hohen Corona-Zahlen in Australien setzt Neuseeland den Reisekorridor mit dem Nachbarland um weitere zwei Monate aus. Die beiden Inselstaaten hatten sich im April auf eine Regelung zum quarantänefreien Reisen der Bürger zwischen den Ländern geeinigt. Die so genannte „Trans-Tasman bubble“ wurde aber im Juli wieder gestoppt, nachdem Australien wegen der Ausbreitung der Delta-Variante steigende Fallzahlen meldete. Auch Neuseeland kämpfte zuletzt mit einem Ausbruch in der Metropole Auckland, hat diesen aber wieder weitgehend unter Kontrolle gebracht.
RKI meldet 11.022 Neuinfektionen – Inzidenz sinkt weiter auf 74,7
Das Robert-Koch-Institut meldet 11.022 neue Positiv-Tests. Das sind 1947 weniger als am Donnerstag vor einer Woche, als 12.969 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 74,7 von 76,3 am Vortag. 20 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 92.857. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,1 Millionen Corona-Tests positiv aus.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 1,87 an (Mittwoch: 1,88). Ein Wochen- oder Monatsvergleich ist wegen einer hohen Zahl an Nachmeldungen nicht möglich. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Deutliche Ost-West-Schere bei Inzidenzen
In der Corona-Pandemie zeigt sich ein weiteres deutliches Ost-West-Gefälle: Die Sieben-Tages-Inzidenz, die im Labor bestätigte Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche anzeigt, ist in fast allen östlichen Bundesländern spürbar gestiegen. Im Westen der Republik blieb sie dagegen entweder ähnlich hoch oder nahm ab, heißt es im jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts vom Abend. In Ostdeutschland liegen die Impfquoten weiterhin zumeist deutlich niedriger als im Westen.