Studie aus sieben Ländern – Corona im Länder-Vergleich: Angst vor Virus steigt, doch wir werden immer leichtsinnige
2. Oktober 2020Weil die Infektionszahlen in Europa wieder stark ansteigen, nimmt die Angst der Menschen vor Corona zu. Das ergab eine Studie aus Hamburg. Gleichzeitig zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab: Immer weniger beachten die AHA-Regeln – und auch die Skepsis gegenüber einem Impfstoff steigt.
Abstandregeln einhalten, Maske tragen, Hände desinfizieren – das sind die simpelsten Dinge, die jeder im Kampf gegen Corona tun kann. Auch wenn die Infektionszahlen in vielen Ländern stark ansteigen, haben viele Menschen dennoch keine Lust mehr, diese Regeln einzuhalten und werden immer nachlässiger. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg, deren Autoren insgesamt mehr als 7000 Menschen aus Deutschland, Dänemark, Italien, Frankreich, den Niederlanden, Portugal und Großbritannien befragten.
Angst vor Corona seit Juni wieder deutlich angestiegen
Nach ersten Umfrage-Runden im April und Juni ergab nun die dritte Umfrage im September, dass die Sorge, sich mit Corona anzustecken, wieder gestiegen ist: So glaubt jeder vierte Deutsche mittlerweile, ein hohes Ansteckungsrisiko zu haben.
Im letzten Befragungszeitraum im September jedoch stieg dieser Wert wieder an – teilweise sogar über die Werte im April. So zum Beispiel in Frankreich: Während im April noch 27 Prozent Angst vor einer Sars-CoV-2-Infektion hatten, waren es im Juni nur noch 19 Prozent. Im September dagegen stieg der Wert auf 31 Prozent an.
Auch in Portugal nahm die Angst stark zu: Im April gaben 18 Prozent an, sich vor einer Infektion zu fürchten und im Juni 15 Prozent – im September stieg die Anzahl auf 24 Prozent an.
Bei den deutschen Befragten lag der Wert im April bei 27 Prozent, im Juni bei 20 Prozent und im September bei 23 Prozent.
Abstands- und Hygieneregeln finden immer weniger Beachtung
Doch trotz zunehmender Angst vor einer Corona-Infektion werden die Menschen immer nachlässiger. Laut Studie beachten nur noch 45 Prozent der Deutschen die Abstandsregeln und nur noch 39 Prozent die Handhygiene.
Auch Begrüßungsküsse, Händeschütteln sowie Umarmungen seien wieder auf dem Vormarsch: Während im April noch 77 Prozent auf diese Begrüßungsrituale verzichteten, seien es jetzt nur noch 58 Prozent laut Studie.
„Wir stellen fest, dass die steigenden Infektionszahlen die Bevölkerung zwar ängstigen, aber gleichzeitig auch, dass eine gewisse Müdigkeit bei der Einhaltung der Regeln zu erkennen ist“, erklärt Studienleiter Jonas Schreyögg diesen Trend.
Immer mehr Impfskeptiker und Impfgegner
Momentan wird weltweit mit Hochdruck an einer Impfung gegen das Coronavirus geforscht. Wie schnell ein Impfstoff kommt und wie wirksam dieser sein wird, weiß derzeit niemand. Die Unsicherheit diesbezüglich nimmt daher in der Bevölkerung zu. Vermutlich aus diesem Grund hat sich auch die Einstellung der Befragten zum Impfen verändert.
Waren es im April noch 70 Prozent der deutschen Befragten, die sich gegen Corona impfen lassen wollten, sank die Zahl bis zum September auf 57 Prozent. Auch einen steigenden Anteil derer, die sich explizit gegen das Impfen ausspricht, stieg an: von 10 Prozent im April, auf 19 Prozent im Juni und auf 20 Prozent im September.
Laut Studienautor Schreyögg seien dies in erster Linie Personen, die für sich selbst kein gesundheitliches Risiko durch Corona sehen oder aber kein Vertrauen in die Politik oder Organisationen wie die WHO haben.
Die geringste Impfbereitschaft bei den Befragten gab es bei den Franzosen: Gaben im April noch 10 Prozent an, sich nicht impfen lassen zu wollen, stieg der Wert im Juni auf 20 Prozent und im September auf 29 Prozent an. Ein etwas überraschendes Ergebnis, da sich gerade in Frankreich die Lage wieder enorm zuspitzt und Infektionszahlen dramatisch ansteigen. Das ganze Land gilt mittlerweile laut RKI mit Ausnahme der Region Grand-Est als Risikogebiet.