Corona: Sechs Corona-Hotspots in Deutschland – Polizei löst Party mit 100 Teilnehmern auf, Ausbruch in Schlachthof in Niedersachsen, 81 Fälle – Regeln verschärft

4. Oktober 2020 Aus Von mvp-web
Die Corona-Pandemie hat Deutschland und die Welt weiterhin fest im Griff: Die Zahl der Ansteckungen mit dem Virus steigt fast überall wieder an – auch in Deutschland. Der R-Wert ist wieder über die kritische Marke von 1 gestiegen, 11 Bundesländer meldeten am Samstag über 2000 Neuinfektionen.

Topmeldungen zur Corona-Krise in Deutschland und der Welt:

  • 81 Corona-Fälle in Schlachthof in Sögel – Corona-Regeln verschärft (18.06 Uhr)
  • Nur in drei Staaten rückläufig: Corona-Fälle in den USA steigen wieder stärker (15.45 Uhr)
  • In Frankreich füllen sich nun auch die Intensivbetten wieder (15.46 Uhr)
  • Inzidenzwert von mehr als 50: Sechs Corona-Hotspots in Deutschland (08.40 Uhr)

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: „Ganz Deutschland wird Risikogebiet“

20.17 Uhr: Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Mediziner Karl Lauterbach erwartet angesichts der stark ansteigenden Corona-Infektionszahlen, dass „quasi ganz Deutschland ein Risikogebiet wird.“ Dem Berliner „Tagesspiegel“ sagte er: „Ich gehe davon aus, dass wir die Zahl von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche sehr bald in vielen Regionen in Deutschland überschreiten werden.“ Die bestehenden Quarantäneregelungen würden deshalb bald „kaum mehr Sinn machen“, sagte Lauterbach.

„Ob man reist oder nicht, wird kaum noch einen Unterschied machen. Quarantänevorschriften könnten daher für Reisen in Deutschland in wenigen Wochen keine große Rolle mehr spielen.“ Viel wichtiger seien weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus wie ein bundesweites Verbot von privaten Feiern mit mehr als 25 Personen und eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen, auf denen sich Menschen nahekommen und laut gesprochen wird.

Auf einem Betriebsgebäude des Schlachthofs Weidemark hängt ein Schild mit dem Firmennamen. © NDR Foto: Hedwig Ahrens

TOP-NEWS: 81 Corona-Fälle in Schlachthof in Sögel – Corona-Regeln verschärft

18.06 Uhr: Im emsländischen Sögel sind inzwischen 81 Beschäftigte des Schlachthofes Weidemark mit dem Coronavirus infiziert. Um eine weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen, gibt es eine neue Allgemeinverfügung für die Samtgemeinde Sögel. Zusammenkünfte im öffentlichen und im privaten Raum sind ab sofort mit maximal 6 Personen erlaubt; diese Grenze gelte auch für Betriebe in Gaststätten pro Tisch, wie der Landkreis Emsland am Sonntag mitteilte.

Die Kontaktbeschränkung beziehe sich nicht auf enge Familienangehörige oder ein Treffen von maximal zwei Hausständen. Ausnahmen seien auch Anlässe wie Hochzeits- oder Erstkommunionfeiern, Taufen oder Beerdigungen. Die Allgemeinverfügung sei zunächst bis einschließlich 19. Oktober 2020 gültig.

Schüler und Lehrer der allgemeinbildenden Schulen des Sekundarbereichs I und II müssen bis zu den Herbstferien auch während des Unterrichts in den Klassenräumen einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Untersagt seien der Trainings- und Wettkampfbetrieb in Mannschafts- oder Kontaktsportarten sowie der Schulsport. Für Veranstaltungen in der Samtgemeinde Sögel gibt die Allgemeinverfügung eine maximale Teilnehmerzahl von 100 Personen vor. Es gilt dort ein Verbot des Ausschanks von Spirituosen ab 18.00 Uhr und von sonstigen alkoholischen Getränken ab 22.00 Uhr.

«Im gesamten Kreisgebiet beobachten wir ein dynamisches Infektionsgeschehen, so dass wir bei derzeit 137 Fällen die kritische Marke von 35 Corona-Neufällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten haben», sagte Landrat Marc-André Burgdorf.

Alle im Schlachthof beschäftigten Corona-Infizierten und ihre Kontaktpersonen, die zu einem Großteil in der Samtgemeinde Sögel wohnen, befinden sich in Quarantäne. Die ersten Fälle hatten sich bei Tests durch den Betriebsarzt bestätigt. Nach Angaben der Gemeinde Sögel werden die rund 2000 Mitarbeiter des Schlachthofes regelmäßig auf das Virus getestet.

Modedesigner Kenzo Takada an Covid-19 gestorben

16.56 Uhr: Der international erfolgreiche Modedesigner Kenzo Takada ist an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Der 81-jährige Gründer des Unternehmens Kenzo sei am Sonntag in einem Krankenhaus in Neuilly-sur-Seine bei Paris gestorben, teilte ein Sprecher mit. Der japanische Designer hatte von Paris aus unter seinem Vornamen Kenzo weltweit Karriere gemacht.

TOP-NEWS: Nur in drei Staaten rückläufig: Corona-Fälle in den USA steigen wieder stärker

15.54 Uhr: In den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt schauen alle auf US-Präsident Trump und seine Corona-Infektion. Was dabei untergeht: Die USA melden so viele neue Fälle wie seit mehreren Monaten nicht mehr. Lediglich in drei Bundesstaaten würden die Zahlen derzeit sinken, wie der US-Nachrichtensender „CNN“ berichtet. Nur Texas, Missouri und South Carolina konnten demnach im Vergleich zur vergangenen Woche rückläufige Zahlen verzeichnen.

Rund 21 Staaten meldeten dagegen steigende Zahlen, der Rest blieb auf einem ähnlichen Niveau wie in der Vorwoche. Vor allem Wisconsin meldete mit 2892 Fällen am Samstag einen extrem hohen Tageswert.

Im Juli hatte die USA mit 67.000 neuen Fällen in einer Woche eine unschöne Rekordzahl für den Sommer gemeldet. Derzeit liege laut „CNN“ der Sieben-Tage-Durchschnitt in den USA bei etwa 42.400 und damit um mehr als 20% höher als am 12. September. Nach Angaben von Gesundheitsbehörden sei dieser Wert viel zu hoch, um einen weiteren Peak mit Wintereinbruch zu vermeiden.

TOP-NEWS: In Frankreich füllen sich nun auch die Intensivbetten wieder

15.46 Uhr: Zu wenige Intensiv-Betten und zu wenig Personal: Frankreichs Krankenhäuser sind für eine zweite Corona-Welle schlecht gewappnet, meinen Gesundheitsvertreter und Gewerkschaften. Sie werfen der Regierung von Präsident Emmanuel Macron vor, ihre Versprechen nicht eingelöst zu haben.

Offiziell zählt Frankreich rund 5000 Betten auf seinen Intensivstationen. Davon waren zuletzt gut 1200 mit Corona-Patienten belegt. Das sind zwar noch deutlich weniger als die bis zu 7000 lebensgefährlich Erkrankten auf dem Höhepunkt der ersten Welle Anfang April, Sorge bereitet aber die hohe Zahl von Neueinweisungen. In der vergangenen Woche kamen laut Gesundheitsbehörde fast 850 Notfall-Patienten dazu.

Nach Krisensitzungen mit den Krankenhäusern hatte Paris im Sommer 4000 zusätzliche Betten zugesagt, diese stehen aber bisher nicht zur Verfügung. Mehrere Gewerkschaften haben deshalb für den 15. Oktober zu neuen Streiks in den öffentlichen Kliniken aufgerufen, dabei geht es auch um höhere Löhne.

Frankreich hatte mit 16.972 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden einen Tagesrekord erzielt. Wie die Behörden am Samstagabend mitteilten, wurde damit der bisherige Höchstwert von 16 096 neuen Fällen vom 24. September überschritten. Die Corona-Lage in Frankreich ist sehr angespannt. Bis auf die an Deutschland grenzende Region Grand Est gilt für Frankreich eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts.

Bisher starben in der Covid-19-Pandemie rund 32 000 Menschen. In vielen Städten Frankreichs gilt die Maskenpflicht auch unter freiem Himmel. In der Hafenstadt Marseille haben Bars und Restaurants komplett geschlossen. In Paris droht wegen der angespannten Corona-Lage ebenfalls ihre Schließung.

Ärztechef Montgomery: Niemand will einen zweiten Lockdown

15.37 Uhr: Der Vorstandschef des Weltärztebundes. Frank Montgomery, hat gegenüber dem „NDR“ betont, dass er einem zweiten Lockdown extrem kritisch gegenüberstehe. Niemand wolle einen erneuten Lockdown, sagte Montgomery dem Sender. Er appelliert daher an die Bevölkerung, sich an die Corona-Regeln zu halten und nicht zu nachlässig zu werden.

Nach Masken-Streit: Mehrere Männer greifen Busfahrer in Bayern an

12.17 Uhr: Im Zuge eines Streits um Corona-Masken haben mehrere Männer einen Busfahrer im niederbayerischen Spiegelau angegriffen. Der Busfahrer hatte die Männer zuvor aufgefordert, wegen des Coronavirus einen Mund-Nasen-Schutz im Bus zu tragen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Da sich einige der Männer weigerten, warf der Fahrer die Gruppe aus dem Bus.

Daraufhin kam es zu einem Handgemenge: Zwei bis drei Männer griffen nach Polizeiangaben den Busfahrer an und versuchten, ihn aus dem Fenster der Fahrertüre nach draußen zu ziehen. Dieser Versuch scheiterte jedoch – die Männer flüchteten. Der Fahrer erlitt bei dem Vorfall vom Samstag leichte Verletzungen, der Bus wurde beschädigt. Es wurden Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung, Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz eingeleitet.

Polizei löst Corona-Party mit 100 Teilnehmern in Flüchtlingsheim auf

12.01 Uhr: In einem Flüchtlingsheim in Landshut hat die Polizei eine Feier mit etwa 100 Menschen beendet. Die Polizei löste aufgrund der geltenden Hygienevorschriften und zum Schutz der Bewohner die Versammlung am Samstag auf, wie ein Sprecher sagte.

Es sei mit lauter Musik und viel Alkohol gefeiert worden. Ein Mann sei infolge seiner starken Alkoholisierung bewusstlos gewesen, ein Notarzt habe ihn versorgt. 20 Menschen seien aus dem Gebäude verwiesen worden. Da sie nicht in dieser Unterkunft wohnten, sei der Aufenthalt verboten – sie sollen wegen Hausfriedensbruch angezeigt werden.

TOP-NEWS: Inzidenzwert von mehr als 50: Sechs Corona-Hotspots in Deutschland

08.40 Uhr: In Deutschland gibt es aktuell laut Darstellung des Robert-Koch-Instituts sechs Corona-Hotspots – also Landkreise mit mehr als 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen Tagen. Zwei davon liegen in Nordrhein-Westfalen, drei in Berlin und einer in Niedersachsen.

  • Hamm: 99
  • Remscheid: 59
  • Berlin-Mitte: 57
  • Berlin-Neukölln: 57
  • Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg: 52
  • Vechta: 50

Spahn kündigt Corona-Schnelltests für Pflegeheime und Krankenhäuser an

Sonntag, 04. Oktober, 07.05 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Corona-Schnelltests für Krankenhäuser und Pflegeheime angekündigt. „Schnelltests kommen vor allem für Besucher, Beschäftigte, Bewohner und Patienten von Pflegeheimen und Krankenhäusern in Betracht“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“. „Damit können wir verhindern, dass sich alte und kranke Mitbürgerinnen und Mitbürger anstecken. Für sie ist die Gefahr von schwerwiegenden Folgen einer Infektion am größten.“ Die Frage, wann und unter welchen Bedingungen die Schnelltests von den Krankenkassen bezahlt würden, werde zum 15. Oktober geregelt.