DFB-Pokal: Hansa Rostock triumphiert im Elferkrimi
28. Oktober 2021Hansa Rostock steht im Achtelfinale des DFB-Pokals. Die Norddeutschen setzten sich am Mittwochabend im Duell zweier Fußball-Zweitligisten bei Jahn Regensburg mit 4:2 im Elfmeterschießen durch.
Pascal Breier war der umjubelte Held der Mecklenburger. Erst traf der Stürmer in der 120. Minute zum 3:3 und machte so das Elfmeterschießen erst möglich. Dann verwandelte er als vierter Schütze zum Sieg. Zuvor hatte Hansa-Keeper Markus Kolke einen Elfmeter gehalten und von einem Pfostenschuss profitiert. In der regulären Spielzeit hatte Rostock durch Tore von Julian Riedel und Streli Mamba nach 70 Minuten noch 2:0 geführt und erst in der 90. Minute das 2:2 hinnehmen müssen.
Vorne trifft Riedel, hinten hält das Hansa-Bollwerk
Hansa-Coach Jens Härtel wirbelte seine Startformation nach dem 0:4 beim FC St. Pauli gehörig um und brachte sechs frische Akteure. Und zwei der Neuen sorgten nach wenigen Minuten für den Rostocker Führungstreffer: Einen Eckball verlängerte Mamba am kurzen Pfosten, in der Mitte war Riedel zur Stelle und vollendete zum 1:0 (9.).
Ein perfekter Auftakt für die Norddeutschen, die anschließend tief verteidigten und auf Konter lauerten. Regensburg fand lange keine Mittel gegen die kompakte Defensive der Gäste, erst in der 20. Minute war Hansa-Keeper Kolke erstmals gefordert, als er einen Schuss von Charalambos Makridis glänzend parierte. Mehr bekam Kolke aber im ersten Durchgang nicht zu tun, weil er sich auf seine aufmerksamen Vorderleute verlassen konnte.
Mamba erhöht für Hansa
Kurz nach Wiederbeginn war der Hansa-Keeper wieder zur Stelle, musste aber nicht eingreifen, weil Jan-Niklas Beste nur das Außennetz traf (48.). Im Gegenzug hatte Mamba das 2:0 für die Gäste auf dem Fuß, doch Regensburgs Torwart Alexander Meyer bekam im Rückwärtsfallen noch eine Hand an den Ball (49.). Wenig später aber machte es der Rostocker Angreifer besser: Bentley Baxter Bahn – auch er neu im Hansa-Team – leitete den Ball sehenswert weiter, Mamba lief alleine auf Meyer zu und tunnelte ihn zum 2:0 (56.).
Regensburg gleicht in der 90. Minute aus …
Hansa spielte selbstbewusst, abgezockt und schaltete nach Balleroberung schnell um – und gab dennoch das Spiel aus der Hand. Nach dem Anschlusstreffer von Sarpreet Singh, der mit der Hacke erfolgreich war (71.), verlor die Härtel-Elf im Nebel von Regensburg mehr und mehr die Übersicht. Beste scheiterte aus kurzer Distanz an Kolke (75.). Wenig später traf der Jahn-Stürmer nur den Pfosten (82.) und Andreas Albers setzte den Ball knapp am Tor vorbei (85.). Die Gastgeber erspielten sich weiter einen Hochkaräter nach dem anderen – und Zwarts war es schließlich, der nach einem Lattentreffer per Abstauber in der 90. Minute die Verlängerung erzwang.
… Hansa in der 120. Minute
Der Regensburger Druck war zwar in der Verlängerung nicht mehr so groß – es reichte aber, um erstmals in Führung zu gehen. Gegen den wuchtigen Kopfball von Breitkreuz hatte Kolke keine Chance (101.). Vier Minuten später vergab Zwarts die Vorentscheidung (105.) – und das rächte sich. Mit der buchstäblichen letzten Aktion traf Breier zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich (120.). Es ging ins Elfmeterschießen.
J. Regensburg 5
Hansa Rostock 7
Tore:
- 0:1 J. Riedel (9.)
- 0:2 Mamba (56.)
- 1:2 Singh (71.)
- 2:2 Zwarts (90. +1)
- 3:2 Breitkreuz (101.)
- 3:3 Breier (120. +1)
J. Regensburg: A. Meyer – Saller, Breitkreuz, Nachreiner (59. Guwara), Wekesser – Gimber (79. Boukhalfa), Besuschkow – Beste, Singh (79. Faber) – D. Otto (59. Zwarts), Makridis (46. Albers)
Hansa Rostock: Kolke – J. Riedel, R. Malone, Roßbach, Rizzuto (79. Neidhart) – Fröde, Rhein (75. H. Behrens) – Mamba (75. Munsy), Bahn, Schumacher (65. Meier) – Verhoek (65. Breier)
Zuschauer: 7360
Hansa Rostock im Pokal-Höhenflug: Kolke flachst, Härtel bremst
Vor knapp 13 Jahren stand Hansa Rostock zuletzt im DFB-Pokal-Achtelfinale. Nach dem verrückten Spiel in Regensburg träumen die „Kogge“-Fans von Berlin, während Trainer Jens Härtel schon an Düsseldorf denkt.
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ Die Fans des FC Hansa Rostock waren nach dem Sieg ihrer Mannschaft im Pokal-Krimi bei Jahn Regensburg komplett aus dem Häuschen. Kein Wunder, hatte der Spielfilm doch irrwitzige Wendungen parat gehabt, samt Happyend für den Fußball-Zweitligisten aus Mecklenburg. Aber gleich das Pokal-Finale?
Bei der Frage nach dem Endspiel in Berlin musste auch Hansa-Torwart Markus Kolke lachen und flüchtete sich in den Flachs: „Vielleicht müssen wir in der nächsten Runde ja gegen Hertha ran. Und Union ist auch noch im Lostopf“, sagte Kolke. „Da stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass wir in Berlin spielen müssen.“
„Wir haben den Zuschauern alles geboten, das war schon Wahnsinn. Das Spiel hat einen Elfmeter-Krimi verdient gehabt.“ Hansa-Keeper Markus Kolke
Hansa-Trainer Härtel: „Priorität liegt auf der Liga“
Coach Härtel („Freue mich total für die Mannschaft“) wollte nicht einmal an die nächste DFB-Pokalrunde denken, die am 18. und 19. Januar ausgespielt wird. „Wir freuen uns, dass wir das geschafft haben, aber die Priorität liegt auf der Liga.“ Und da käme mit Fortuna Düsseldorf, das bei Hannover 96 aus dem Pokal ausschied, „eine richtig gute Mannschaft“.
In Regensburg schossen ausgerechnet Härtels Edelreservisten Hansa ins Elfmeterschießen. Julian Riedel, Streli Mamba und Pascal Breier trafen zum 3:3 nach 120 Minuten. Breier verwandelte zudem den entscheidenden Elfmeter eiskalt. Das Trio darf sich für das Heimspiel am Sonntag gegen Düsseldorf (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) Hoffnungen auf einen Startelf-Einsatz machen.
„Wir waren gefühlt schon tot, sind wieder aufgestanden und stabil gewesen.“ Jens Härtel zum Pokaltriumph
Riedel, Ex-Kapitän und im vergangenen Jahr ein Eckpfeiler der Rostocker Aufstiegself, durfte in dieser Saison erst einmal von Anfang an ran. Pokal-Held Breier erging es noch schlechter. Für den Mittelstürmer, vor zwei Jahren mit 15 Treffern noch Hansas bester Torjäger, stehen erst mickrige drei Zweitliga-Minuten in der Statistik. Trotz des für sie persönlich unbefriedigenden Saisonverlaufs haben Riedel und Breier ihre Köpfe nicht in den Sand gesteckt. Wie auch Mamba nicht, der nach starkem Beginn zuletzt auch zum Ersatzmann degradiert wurde.
Härtel: „Müssen schlaue Entscheidungen treffen“
Nun hat Härtel ein Problem: Schickt er gegen Fortuna Düsseldorf die Erfolgself von Regensburg auf den Rasen des Ostseestadions, oder dürfen die Verlierer vom 0:4 beim FC St. Pauli wieder loslegen? „Da müssen wir schlaue Entscheidungen treffen, wie wir aufstellen“, sagte Härtel dazu lediglich.
Am Sonntag nach dem Spiel gegen die Fortuna wird sich der Hansa-Coach dann wohl oder übel noch einmal mit dem DFB-Pokal befassen müssen, wenn in der Sportschau (18.30 Uhr) das Achtelfinale ausgelost wird. Ob es dann wirklich zu Union oder der Hertha nach Berlin geht?