++ Patientenschützer gegen Pfleger-Impfpflicht ++
3. November 2021Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Westerfellhaus, hat sich erneut gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte ausgesprochen. Angesichts steigender Inzidenzen droht Berliner Kliniken bald der Notbetrieb.
- Patientenschützer gegen Impfpflicht für Pflege
- Marburger Bund fordert „Lockdown light“ für Ungeimpfte
- Berliner Krankenhausgesellschaft rechnet mit Notbetrieb
- Patientenschützer gegen 2G-Regel in Pflegeheimen
- RKI meldet erneuten Rückgang der Corona-Inzidenz
Hessen verschärft Testpflicht in Altenheimen
Hessen verschärft die Corona-Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern. Die Zahl der Neuinfektionen steige seit Wochen kontinuierlich an, begründete Ministerpräsident Volker Bouffier in Wiesbaden die Maßnahme. Die Situation in den hessischen Krankenhäusern und auf den Intensivstationen sei zunehmend angespannt. Die bestehende Coronavirus-Schutzverordnung werde daher bis zum 28. November verlängert und in einigen Bereichen angepasst, erklärte der Regierungschef.
Das Augenmerk gelte nun den besonders zu schützenden Personen, die in Krankenhäusern behandelt oder in Alten- und Pflegeheimen betreut werden, betonte Bouffier. Deshalb werde in diesen Einrichtungen die Testpflicht verschärft. In diesen Einrichtungen müsse ab kommendem Montag (8. November) das nicht geimpfte oder genesene Personal täglich auf Corona-Infektionen getestet werden. Neu in der Verordnung seien die zusätzlichen und kostenfreien Testmöglichkeiten für Besucher in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Die Kosten für die Tests bekämen die Einrichtungen vom Bund erstattet.
EMA stoppt Prüfung von Covid-Medikament
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat das Prüfverfahren eines Covid-Medikaments des Herstellers Eli Lilly gestoppt. Das Pharmaunternehmen habe selbst das Mittel zurückgezogen, teilte die EMA in Amsterdam mit. Es ging dabei um ein Kombinationspräparat der beiden monoklonalen Antikörper Bamlanivimab und Etesevimab. Die Experten der EMA hatten die Daten aus Studien des Herstellers seit März in einem beschleunigten Verfahren bewertet. Einige Fragen zur Qualität des Medikamentes hätten aber noch beantwortet werden müssen, wie die EMA mitteilte.
Die Entscheidung, das Präparat zurückzuziehen, habe aber das Unternehmen selbst getroffen. Das Mittel dürfe aber auf Basis von nationalen Regeln weiter verschrieben werden, wie die EMA mitteilte. Die EU-Kommission hatte noch im September einen Rahmenvertrag über die Anschaffung des Covid-19-Medikaments von Eli Lilly abgeschlossen. Die EMA-Experten der EMA prüfen auf verschiedenen Stufen derzeit die Daten von acht möglichen Covid-Medikamenten. Bisher ist erst ein Medikament zur Behandlung von Covid-19 in der EU zugelassen, das ist Remdesivir.
Erleichterter Zugang zu Kurzarbeit soll verlängert werden
Firmen und Beschäftigte, die wegen der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten sind, sollen weiter erleichterten Zugang zu Kurzarbeit erhalten. Geplant sei, die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld von maximal 24 Monaten und die in der Krise eingeführten Zugangserleichterungen um weitere drei Monate bis zum 31. März 2022 zu verlängern, teilte eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums mit. Ein entsprechender Verordnungsentwurf sei in die Abstimmung innerhalb der Regierung gegeben worden.
„Die weitreichenden wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind noch immer zu spüren“, so die Sprecherin. „Insbesondere leiden viele Betriebe und Unternehmen unter gestörten Lieferketten.“
Söder: Drittimpfung für alle wird nötig werden
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat sich vehement für eine flächendeckende Drittimpfung gegen das Coronavirus in Deutschland ausgesprochen. „Es macht Sinn, dass jeder einen Antikörpertest macht“, sagte Söder nach einer Sitzung seines Kabinetts in München. „Am Ende wird jeder zu einer Auffrischungsimpfung kommen müssen“, fügte er hinzu. Erfahrungen etwa aus Israel zeigten, dass die Drittimpfung massive Fortschritte in der Pandemiebekämpfung bringen könne.
WHO erteilt indischem Impfstoff Covaxin Notfallzulassung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den ersten Corona-Impfstoff aus Indien anerkannt. Sie erteilte dem Präparat Covaxin der Firma Bharat Biotech am Mittwoch eine Notfallzulassung, wie die WHO in Genf bekannt gab. Diese Zulassung haben damit nun inzwischen sieben Mittel: neben Covaxin auch die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Johnson&Johnson, Sinopharm und Sinovac. Die Prüfung des russischen Impfstoffs Sputnik V ist noch nicht abgeschlossen.
Bayern beschließt Maskenpflicht an Schulen
Zur Eindämmung der stark steigenden Zahl von Infektionen hat Bayern die vorübergehende Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen beschlossen. Nach den Herbstferien müssen in den Grundschulen für eine Woche und in den weiterführenden Schulen für zwei Wochen wieder Masken auch am Platz und unabhängig vom Mindestabstand getragen werden, wie das Kabinett in München beschloss.
Für die weiterführenden Schulen sind dann medizinische Masken vorgeschrieben, für die Grundschüler reichen Alltagsmasken. Die Maskenpflicht im Unterricht war in Bayern erst Anfang Oktober aufgehoben werden. Doch die Corona-Infektionszahlen waren zuletzt stark gestiegen.
Caritas beklagt Mangel an Hilfsangeboten für Jugendliche
Die Caritas beklagt einen zunehmenden Mangel an Hilfsangeboten für Jugendliche durch die Pandemie. „Im Moment fehlt es bei Schulsozialarbeit, Jugendsozialarbeit und sozialpädagogischer Begleitung an allen Ecken und Enden“, sagte die designierte Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse. Viele junge Menschen drohten aus dem Hilfesystem herauszufallen oder seien bereits verloren gegangen. Welskop-Deffaa forderte, den Ausbau qualifizierter Beratung zu fördern. Auch brauche es mehr Therapieplätze für Kinder und Jugendliche. Junge Menschen mit Lernrückständen müssten individuell gefördert werden.
Höchste Zahl von Intensivpatienten seit Anfang Juni
Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen in den Krankenhäusern ist weiter gestiegen. Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) liegt sie nun bei 2220 und damit so hoch wie seit Anfang Juni nicht mehr.
Seibert für Ausweitung von 2G-Regeln
Regierungssprecher Steffen Seibert plädiert bei einer Verschärfung der Corona-Lage für eine Ausweitung der 2G-Regeln in den Bundesländern. Einige Landesregierungen würden diesen Schritt schon gehen, wenn es regionale Verschlechterungen der Situation gebe. „Wenn sich die Pandemielage in Krankenhäusern weiter zuspitzt, sind weitere Beschränkungen nur bei Ungeimpften möglich“, sagte er. Kanzlerin Angela Merkel sehe die Entwicklung mit großer Sorge.
Bayern: Söder will in Hotspots 3G am Arbeitsplatz
In bayerischen Corona-Hotspots soll künftig eine 3G-Regelung am Arbeitsplatz gelten. Bei mehr als zehn Personen in einem Raum müssten dann alle Anwesenden geimpft, genesen oder auf eine Corona-Infektion getestet sein, kündigt Ministerpräsident Markus Söder an.
Das gilt in Regionen, in denen die sogenannte Krankenhausampel auf Rot steht, aber auch in allen Landkreisen, in denen die Sieben-Tages-Inzidenz über 300 liegt und die Intensivbetten zu mindestens 80 Prozent ausgelastet sind. Davon seien derzeit 27 Landkreise betroffen, sagt Söder.
Slowenien meldet Höchstwert bei Neuinfektionen
Slowenien verzeichnet 3456 Neuinfektionen binnen eines Tages – so viele wie nie zuvor in dem kleinen Land mit seinen rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Knapp 45 Prozent der Tests seien positiv gewesen, teilten Experten mit. Gegenwärtig seien 29.354 aktive Corona-Fälle bekannt. Rund 53 Prozent der Bevölkerung seien vollständig geimpft. Die Regierung wird voraussichtlich am Donnerstag über weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus beraten.
Indien: Premier fordert Tür-zu-Tür-Kampagne
Mit einer neuen Impfkampagne will der 1,3-Milliarden-Einwohner-Staat Indien eine weitere Welle des Corona-Virus verhindern. Premierminister Narendra Modi forderte die zuständigen Behörden in Neu Delhi auf, in den verschiedenen Landesteilen Beschäftigte von Tür zu Tür zu schicken und die Leute zu impfen. Auch religiöse Anführer sollten in dem sehr religiösen Land mithelfen, weitere Teile der Bevölkerung zum Impfen zu bewegen.
Viele Inderinnen und Inder haben sich bislang nur einmal impfen lassen. An diesem Donnerstag steht das Lichterfest Diwali an – einer der bedeutendsten hinduistischen Feiertage, bei dem viele Familien zusammenkommen. Modi sagte: «Selbst in reichen Ländern greift Corona wieder an. Ein Land wie unseres wird dem nicht standhalten können. Es ist also wichtig, dass beide Impfdosen genommen werden.»
Griechenland: Proteste gegen Impfpflicht im Gesundheitswesen
In Griechenland haben Hunderte Angestellte gegen eine Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen demonstriert. Etwa 300 Menschen versammelten sich vor dem Parlament in Athen, riefen Sprechchöre und hielten Banner hoch. Die Gewerkschaften betonten, sie hätten nichts gegen Impfungen, sie seien jedoch dagegen, diese zwingend vorzuschreiben.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen und in Pflegeheimen müssen sich in Griechenland gegen Corona impfen lassen. Am Dienstag meldeten die Behörden eine Rekordzahl von Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Gesundheitsminister Thanos Plevris sagte, ab Samstag könnten strengere Vorschriften für Ungeimpfte erlassen werden.
Spahn und Wieler mahnen zur Vorsicht
Die vierte Corona-Welle habe Deutschland „mit voller Wucht“ erreicht, warnt Minister Spahn. Vor allem die Booster-Impfungen müssten vorangetrieben werden. Ebenso wie RKI-Chef Wieler mahnt Spahn weiterhin zu Vorsicht und Umsicht:
Österreichs Intensivstationen immer voller
In Österreich steigt die Zahl der Corona-Intensivpatienten wieder rasant an. Es sei damit zu rechnen, dass am Montag der Schwellenwert von 400 belegten Intensivbetten für eine 20-prozentige Auslastung überschritten werde, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein.
Am Vortag hieß es, dass inzwischen landesweit über 300 Betten auf Intensivstationen mit Covid-Patienten belegt sind. Sollte sich die Lage weiter verschärfen drohen Ungeimpften drastische Einschränkungen. Am Freitag werde die Regierungsspitze mit den Landeshauptleuten das weitere Vorgehen besprechen, sagte der Minister.
USA: Vielen Polizisten in L.A. droht Jobverlust
Mehr als einem Viertel der Polizistinnen und Polizisten im bevölkerungsreichsten Landkreis der USA droht die Entlassung, weil sie sich nicht impfen lassen wollen. Dies teilte der Polizeichef von Los Angeles County, Alex Villanueva, mit und rief die örtlichen Behörden auf, die Impfpflicht für die Polizei fallenzulassen.
Seit rund einem Monat müssen sich alle Angestellten des kalifornischen Bezirkes impfen lassen, sonst droht ihnen die Entlassung. Laut Sheriff Villanueva sind aber bisher nur 52 Prozent seiner 16.000 Mitarbeiter – und nur 43 Prozent seiner Polizisten – vollständig geimpft. „Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn sie alle entlassen würden“, sagte Villanueva vor Medienvertretern in Los Angeles. Die Anordnung gefährde die Fähigkeit seiner Behörde, für die öffentliche Sicherheit zu sorgen.
Westerfellhaus weiter gegen Impfpflicht für Pflegekräfte
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat sich erneut gegen eine Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte ausgesprochen. Der jüngste Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Brandenburg mache ihn fassungslos, sagte Westerfellhaus im Deutschlandfunk. Die Vorgänge dort seien in keinster Weise zu tolerieren; sie seien aber auch nicht repräsentativ. Dennoch halte er die Einführung einer Impfpflicht nicht für den richtigen Weg. Dies könne dazu führen, dass eine Verweigerungshaltung entstehe und sich das Personal etwa verstärkt krankschreiben lasse.
Westerfellhaus betonte, wichtig seien vielmehr Aufklärung und der Appell an die eigene Verantwortung. Außerdem forderte er eine Testpflicht. Der Pflegebevollmächtigte machte aber zugleich deutlich, dass er es als nicht hinnehmbar empfinde, wenn sich Angehörige einer solchen Berufsgruppe einer Impfung verweigerten und damit die Gesundheit von Schutzbedürftigen riskierten. Damit zögen sie die gesamte Pflegebranche in ein schlechtes Licht.
Hamburg ändert Strategie bei der Kontaktnachverfolgung
Die Stadt Hamburg ändert vor dem Hintergrund der großen Anzahl geimpfter Menschen bei der Kontaktnachverfolgung ihre Strategie. Infizierte werden verpflichtet, künftig selbst ihre Kontaktpersonen zu informieren. Diese Kontaktpersonen – mittlerweile mutmaßlich überwiegend geimpft und damit überwiegend nicht quarantänepflichtig – sollen an sich beobachten, ob Symptome auftreten, wie der Sprecher der Gesundheitsbehörde Martin Helfrich mitteilte. Wenn es Ausbruchssituationen gebe oder besondere Sachverhalte, werde das Gesundheitsamt weiterhin alle Einzelfälle ermitteln. Keinerlei Änderungen wird sich vor diesem Hintergrund beispielsweise für Kitas, Schulen, öffentliche Unterkünfte oder weitere vulnerable Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ergeben. Zuvor hatte der NDR berichtet. Bisher informieren die Gesundheitsämter die Kontaktpersonen meist telefonisch.
RKI: Hospitalisierungs-Inzidenz leicht gestiegen
Das Robert Koch-Institut gibt die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen mit 3,62 an (Dienstag: 3,29). Der Wert gilt als wichtigster Parameter für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Mehr als 55 Millionen vollständig geimpft
In Deutschland sind mehr als 55 Millionen Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Mittwoch hervor (Stand: 10.35 Uhr). Demnach wurden am Dienstag rund 196 000 Impfdosen verabreicht. 57,8 Millionen Menschen (69,5 Prozent) haben mindestens eine Impfung verabreicht bekommen, 55,6 Millionen (66,8 Prozent) sind vollständig geimpft. 2,2 Millionen Menschen haben zusätzlich bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Beim Stand der Covid-19-Impfungen gibt es weiterhin erhebliche regionale Unterschiede: Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 81,2 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. 14 weitere Bundesländer haben die 60-Prozent-Marke geschafft, lediglich Sachsen steht mit 59 Prozent unter dieser Marke. Bremen zählt mit 78,4 Prozent ebenfalls den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Sachsen ist hier mit 56,8 Prozent am Ende der Rangliste.
Marburger Bund fordert „Lockdown light“ für Ungeimpfte
Die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna, hat sich für einen „Lockdown light“ für Ungeimpfte ausgesprochen: „Aus meiner Sicht sollte 2G der Standard in allen Bereichen des öffentlichen Lebens sein, beispielsweise in der Gastronomie und in Museen“, sagte Johna der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. 2G hieße, nur Genesene und Geimpfte hätten Zugang. Zur Arbeit sollten Ungeimpfte wie in Italien und Österreich nur mit negativem Test erscheinen dürfen.
Zur Begründung verwies Johna auf die zuletzt gestiegenen Corona-Zahlen. In Deutschland gebe es etwa 13 Millionen ungeimpfte Erwachsene, und von den mehr als zehn Millionen über 70-Jährigen hätten weniger als zwei Millionen eine Auffrischungsimpfung erhalten. „Wenn sich in kürzester Zeit die Ungeimpften infizieren und ein kleinerer Teil der Geimpften, werden je nach regionaler Inzidenz auch Krankenhäuser wieder an Grenzen kommen.“
Impfgegner blockieren Verkehr in ukrainischer Hauptstadt
Hunderte Impfgegner haben in der ukrainischen Hauptstadt Kiew den Verkehr lahmgelegt. Sie protestierten gegen eine teilweise bestehende Impfpflicht und Beschränkungen des öffentlichen Lebens im Kampf gegen das Coronavirus.
In den vergangenen Wochen hat die Ukraine immer neue Höchstwerte bei Infektionen und Todesfällen in Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Fast drei Millionen Menschen haben sich nachweislich angesteckt, 69.447 starben. Für einige öffentlich Beschäftigte gibt es inzwischen eine Impfpflicht. In sogenannten roten Zonen wie unter anderem Kiew dürfen nur Menschen in Restaurants, Sportstudios und öffentliche Verkehrsmittel, die geimpft sind oder einen negativen Test verlegen können.
NRW-Justizminister kritisiert Gesetzeslücke bei gefälschten Impfpässen
Der nordrhein-westfälische Justizminister Peter Biesenbach (CDU) hat das Bundesjustizministerium wegen einer Strafbarkeitslücke bei der Vorlage gefälschter Impfpässe kritisiert. „Um es ganz salopp zu sagen: Das ist verschnarcht worden“, sagte Biesenbach dem dem ARD-Politikmagazin „Report Mainz“.
Das Landgericht Osnabrück hatte Ende Oktober entschieden, dass die Vorlage eines gefälschten Corona-Impfausweises in einer Apotheke nicht strafbar sei. Es bestehe laut geltender Rechtslage für diesen Fall eine „Strafbarkeitslücke“. Strafrechtlich sanktioniert sind laut der Gerichtsentscheidung nur die Herstellung von gefälschten Gesundheitszeugnissen sowie deren Gebrauch gegenüber Behörden oder Versicherungen, um die es sich bei einer Apotheke nicht handle. Im Ergebnis bleibe die Vorlage eines falschen Impfausweises in einer Apotheke nach der derzeit herrschenden Rechtslage deshalb straffrei.
Bundesländern wollen strengere Maßnahmen
In Baden-Württemberg gilt ab heute die Corona-Warnstufe mit verschärften Auflagen. Auch Sachsen und Bayern erwägen ähnliche Schritte. Bundesweit geht der Inzidenzwert zwar zurück – Grund könnte aber Allerheiligen sein:
Gomez zur Kimmich-Debatte: Dank Impfung Stadien wieder voll
In der anhaltenden Debatte um Impfzweifler Joshua Kimmich hat der frühere Bayern-Torjäger Mario Gomez auf die Verantwortung für den Fußball als Ganzes verwiesen. „Wir alle freuen uns, dass die Stadien wieder voll sind. Die Stadien sind auch deswegen voll, weil sich 60, 70, 80 Prozent der Menschen geimpft haben. Davon profitiert er auch“, sagte Gomez bei Amazon Prime Video.
Kimmich hatte zuletzt erklärt, er habe sich angesichts seiner Bedenken wegen Langzeitfolgen bisher nicht gegen das Coronavirus impfen lassen. „Wenn jeder so reagieren würde wie er jetzt, würden wir wahrscheinlich noch ein Jahr ohne Zuschauer spielen“, sagte Ex-Nationalspieler Gomez. „Wir, die es gemacht haben, sind letztendlich auch dafür verantwortlich, dass das Leben wieder normal weitergeht“, fügte der 36-Jährige hinzu. Gomez bekräftigte aber auch: „Ob er sich am Ende impfen lässt, ist komplett seine Entscheidung.“
Braun fordert rasche Bund-Länder-Absprachen
Kanzleramtschef Helge Braun dringt auf eine schnelle Abstimmung von Bund und Ländern über die Corona-Pandemie. „Die Situation ist jetzt ernst und nicht in zwei oder drei Wochen. Deshalb drängen wir auch darauf, dass es bald ist“, sagte der CDU-Politiker den Sendern RTL/ntv. Es sei jetzt die Zeit, um sich über die ansteigenden Infektions- und Todeszahlen auszutauschen. Die derzeitige Regierung sei auch bereit, sich intensiv mit den Ampel-Parteien auszutauschen. Es gehe um eine staatspolitische Herausforderung, da müssten alle zusammenarbeiten.
Berliner Krankenhausgesellschaft rechnet mit Notbetrieb
Angesichts deutlich steigender Inzidenzzahlen rechnet die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) mit einem baldigen Notbetrieb der Hauptstadt-Kliniken. „Die Berliner Kliniken befinden sich absehbar in einem neuen Krisenmodus“, sagte BKG-Geschäftsführer Marc Schreiner dem „Tagesspiegel“. „Die Zahlen der Covid-19-Patienten steigen – sowohl auf den Intensiv- als auch den Normalstationen.“ Er gehe davon aus, dass planbare Behandlungen in den nächsten Wochen zunehmend verschoben werden müssen, um die steigende Zahl an Covid-19-Patienten versorgen zu können. „Wahrscheinlich würden zehn Prozent der Krankenbetten bald für Corona-Fälle frei gehalten werden müssen – das sind in Berlin etwa 2000 Betten“, sagte Schreiner.
Erst am Montag hatte auch die Charité vor einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. Insbesondere unter Ungeimpften sei von einem deutlichen Anstieg an Neuinfektionen auszugehen. „Aktuell sind etwa 90 Prozent der Covid-19-Patientinnen und Patienten in der Charité nicht geimpft“, sagte Martin Kreis, Vorstand für die Krankenversorgung in Deutschlands größter Uniklinik. Wenn es nicht gelinge, die Impfquote deutlich zu steigern, werde das infolge der Behandlungen in Krankenhäusern zu massiven Einschränkungen in den Kliniken führen.
Patientenschützer gegen 2G-Regel in Pflegeheimen
Patientenschützer haben den Plan der Gesundheitsminister von Bund und Ländern scharf kritisiert, in Pflegeheimen das 2G-Modell zu ermöglichen. Das sei unverantwortlich, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ „Niemand kann ein Interesse daran haben, auf diese Weise einen Keil zwischen Angehörige und Bewohner zu treiben““ sagte er. Bei der 2G-Regel haben nur geimpfte oder genesene Personen Zutritt zu Innenräumen von beispielsweise Pflegeheimen, Kultureinrichtungen, Gastronomie oder Krankenhäusern.
Stattdessen seien die Gesundheitsminister bei ihrer Konferenz am Donnerstag und Freitag aufgefordert, Beschlüsse für den Corona-Schutz und gegen die Isolation von 900.000 Pflegeheimbewohnern zu fassen, sagte Brysch. Konkret fordert er verpflichtende tägliche und kostenlose Tests für alle Mitarbeiter, Besucher und Bewohner. Diese Regelung müsse auch für Geimpfte und Genesene gelten, sagte Brysch. Er forderte zudem einen verbindlichen Fahrplan für die Boosterimpfungen der 4,2 Millionen Pflegebedürftigen vorzulegen. Sie müssten alle bis Ende November ihre Auffrischimpfungen erhalten haben, sagte der Verbandsvertreter.
Marburger Bund:Mehr Tempo bei Booster-Impfungen
Der Marburger Bund hat eine Beschleunigung bei den Corona-Auffrischungsimpfungen gefordert. „Wir müssen bei den Booster-Impfungen mehr aufs Tempo drücken“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Die Gesundheitsministerien der Länder sollten jetzt alle Menschen ab 70 per Brief gezielt über die Möglichkeit zur Auffrischungsimpfung informieren“, sagte sie. „Man darf nicht einfach davon ausgehen, dass die Leute schon Bescheid wissen.“ Viele Betroffene wüssten gar nicht, dass sie eine dritte Impfung bräuchten, um weiterhin gut vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt zu sein.
Vorrang müssten dabei die Menschen über 70 sowie jene mit bestimmten Vorerkrankungen haben. Johna forderte Zutritt nur für Geimpfte und Genesene (2G) zu bestimmten gesellschaftlichen Bereichen.
Lauterbach sieht Weihnachtsfeiern skeptisch
Angesichts der angespannten Corona-Lage sieht SPD-Gesundheitsexperte größeren Weihnachtsfeiern mit Sorge entgegen. „Obwohl bereits viele Menschen geimpft sind, kann es immer noch zu einer Überlastung der Krankenhäuser kommen. Erste Intensivstationen sind bereits am Limit“, sagte er der „Rheinischen Post“ „Für geselliges Beisammensein in der Vorweihnachtszeit bedeutet das nichts Gutes.“
Deswegen sollten seiner Meinung nach jetzt Restaurants, Kinos und andere Einrichtungen strenge 2G-Vorschriften – also der Zugang nur für Geimpfte und Genesene – durchsetzen und die Bundesländer rasch die Auffrischungsimpfung für Ältere ermöglichen. „Nur dann wären Menschenansammlungen bei Weihnachtsfeiern mit vielen Mitarbeitern vertretbar“, sagte Lauterbach. Bei den Auffrischungsimpfungen sollten zuerst die Menschen über 70 dran sein, genauso wie Menschen mit Vorerkrankungen oder Mitarbeiter aus dem Gesundheitssektor.
Baden-Württemberg: Strengere Corona-Regeln für Ungeimpfte
Angesichts der angespannten Corona-Lage verschärfen manche Bundesländer die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. In Baden-Württemberg gelten ab heute strengere Regeln für Menschen ohne Corona-Impfung. In Bayern berät das Kabinett über Verschärfungen. So soll unter anderem soll unter anderem die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler im Unterricht wieder eingeführt. Sachsen will die 2G-Regel etwa für Gastronomie und Veranstaltungen drinnen einführen. In Baden-Württemberg gilt: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss nun für zahlreiche Freizeitaktivitäten in geschlossenen Räumen einen teuren PCR-Test vorweisen.
RKI meldet erneuten Rückgang der Corona-Inzidenz
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist am zweiten Tag in Folge zurückgegangen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Morgen eine Inzidenz von 146,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 153,7 gelegen. Den jüngsten Angaben des RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden 20.398 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sowie 194 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet. Allerdings gab es am Montag in einigen Bundesländern mit Allerheiligen einen Feiertag, was die Meldungen der Gesundheitsämter verzögert haben dürfte. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionsfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 4.628.419, die Gesamtzahl der Todesfälle auf 96.027.
Grünes Licht für Corona-Impfungen für Fünf- bis Elfjährige in den USA
In den USA können die Corona-Impfungen für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren starten: Die Gesundheitsbehörde CDC sprach am Dienstagabend (Ortszeit) eine Impfempfehlung für diese Altersgruppe mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer aus. Damit kann die Impfkampagne noch diese Woche anlaufen. Präsident Joe Biden sprach von einem „Wendepunkt“ im Kampf gegen die Pandemie.