Auch beim dritten Pieks wichtig: Wenn Sie zur Booster-Impfung gehen, sollten Sie vorher 6 Dinge wissen
3. Dezember 2021Wer zur Auffrischimpfung geht, muss nicht lang und breit aufgeklärt werden, denn er kennt alle wichtigen Infos bereits vom ersten Termin. Richtig? Falsch gedacht. Warum ein Gespräch mit dem Arzt auch bei der Booster-Impfung wichtig ist – und welche sechs Dinge Sie dabei erfahren.
Ab in den Behandlungsraum, Ärmel hoch, Spritze rein und tschüss! So läuft die Booster-Impfung in vielen Fällen ab. Nach wenigen Minuten macht sich der Patient schon wieder auf den Heimweg. Das spart Zeit für Arzt und Patient. Doch ein ausführliches Aufklärungsgespräch ist nicht nur für die Erstimpfung wichtig und sinnvoll, sondern auch vor dem dritten Pieks.
Zum einen, weil sich der Patient an manche Informationen eventuell nicht mehr erinnert, die er beim ersten Impftermin bekommen hat. Zum anderen, weil bei der Erstimpfung teilweise andere Empfehlungen galten als zum Zeitpunkt der Booster-Impfung. Grundsätzlich sind Ärzte jedes Mal aufs Neue verpflichtet, auf Nutzen und Risiken der Impfung hinzuweisen.
1. Zeitlicher Abstand der Booster-Impfung
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Booster-Impfung in der Regel sechs Monate nach der letzten Impfdosis zur Grundimmunisierung. Also sechs Monate nach der zweiten Spritze mit Biontech/Pfizer, Moderna oder Astrazeneca und sechs Monate nach der ersten Spritze mit Johnson&Johnson. Das gilt auch für diejenigen, die sich vor der ersten Impfung mit Corona infiziert haben. Wer sich nach der Impfung mit Corona infiziert hat, sollte erst sechs Monate nach der Infektion seine Booster-Impfung erhalten.
Schwangeren empfiehlt die Stiko eine Auffrischungsimpfung im selben Abstand, aber erst ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft. Im Einzelfall könne eine Verkürzung dieses Abstands auf fünf Monate erwogen werden.
Speziell für Johnson&Johnson Geimpfte empfehlen Experten den Booster schon früher, da die Schutzwirkung geringer als bei den anderen Impfstoffen ist. Das ist ab vier Wochen nach der Johnson & Johnson-Impfung möglich.
2. Wahl des Impfstoffs für Booster-Impfung
Die Stiko empfiehlt ab 18 Jahren eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff, unabhängig davon, mit welchem Impfstoff die erste und zweite Impfung erfolgt ist. Es sollte möglichst der mRNA-Impfstoff benutzt werden, der bei der Grundimmunisierung gespritzt wurde. Also Biontech für Biontech-Geimpfte und Moderna für Moderna-Geimpfte. Ist dieser nicht verfügbar, kann aber auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt werden.
Zu sogenannten Kreuzimpfungen, also mit dem jeweils anderen Impfstoff, fehlen bislang wissenschaftliche Daten. Es spricht jedenfalls nichts dagegen. „Für die dritte Impfung sehe ich keinen großen Unterschied zwischen Moderna und Biontech“, urteilte der Immunologe Carsten Watzl im Gespräch mit FOCUS Online.
Patienten unter 30 Jahren empfiehlt die Stiko ausschließlich den Einsatz von Comirnaty von Biontech/Pfizer. Das gleiche gilt für Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel.
3. Wichtige Angaben vor der Booster-Impfung
Sind Sie früher einmal nach einer Spritze ohnmächtig geworden oder hatten eine starke allergische Redaktion? Dann berichten Sie vor der Booster-Impfung Ihrem Arzt davon. Ebenfalls sollten Sie Ihm mitteilen, wenn Sie an einer Gerinnungsstörung leiden oder gerinnungshemmende Medikamente nehmen. So kann Ihr Arzt entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Teilen Sie Ihrem Arzt auch mit, welche Allergien Sie haben. Bestimmte Allergien können dazu führen, dass der Arzt einen anderen Impfstoff empfiehlt als den für Sie vorgesehenen.
4. Richtiges Verhalten nach der Booster-Impfung
Sport sollten Sie in den Tagen nach der Booster-Impfung nicht treiben. Wer Schmerzen oder Fieber bekommt, darf entsprechende schmerzlindernde, fiebersenkende Medikamente einnehmen. Befragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt.
5. Mögliche Impfreaktionen nach der Booster-Impfung
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind Häufigkeit und Art möglicher Nebenwirkungen nach der Auffrischimpfung vergleichbar mit denen nach der zweiten Impfung mit mRNA-Impfstoffen. Die bisher gemeldeten unerwünschten Reaktionen waren vor allem vorübergehende Reaktionen, die zeigen, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt.
Bei Comirnaty von Biontech/Pfizer
Die am häufigsten berichteten Impfreaktionen in den Zulassungsstudien waren:
- Schmerzen an der Einstichstelle (bei mehr als 80 Prozent)
- Ermüdung (bei mehr als 60 Prozent)
- Kopfschmerzen (bei mehr als 50 Prozent)
- Muskelschmerzen und Schüttelfrost (bei mehr als 30 Prozent)
- Gelenkschmerzen (bei mehr als 20 Prozent)
- Fieber und Schwellung der Einstichstelle (bei mehr als 10 Prozent)
Seit Einführung der Impfung wurde außerdem sehr häufig über Durchfall und häufig über Erbrechen berichtet. In Einzelfällen trat eine akute entzündliche Hauterkrankung auf.
Bei Spikevax von Moderna
Die am häufigsten berichteten Impfreaktionen in den Zulassungsstudien waren:
- Schmerzen an der Einstichstelle (bei mehr als 90 Prozent)
- Müdigkeit (bei 70 Prozent)
- Kopf- und Muskelschmerzen (bei mehr als 60 Prozent)
- Gelenkschmerzen und Schüttelfrost (bei mehr als 40 Prozent)
- Übelkeit oder Erbrechen (bei mehr als 20 Prozent)
- Schwellung oder Schmerzempfindlichkeit der Lymphknoten in der Achselhöhle, Fieber, Schwellung und Rötung an der Einstichstelle (bei jeweils mehr als 10 Prozent)
In Einzelfällen trat außerhalb der Zulassungsstudien eine akute entzündliche Hauterkrankung auf.
6. Mögliche Impfkomplikationen durch Booster-Impfung
Impfkomplikationen sind Folgen der Impfung, die über das Maß der in Punkt 5 genannten Impfreaktionen hinausgehen. Nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff wurden selten Fälle von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Myokarditis und Perikarditis) beobachtet – häufiger nach einer Impfung mit Moderna als nach der Impfung mit Biontech. Betroffen davon waren vor allem jüngere Männer, männliche Jugendliche und Jungen. Die meisten Fälle verliefen mild bis moderat, einzelne Personen verstarben. Zum Risiko einer Herzmuskelentzündung nach einer Booster-Impfung liegen derzeit keine ausreichenden Daten vor.
Grundsätzlich können wie bei allen Impfungen in sehr seltenen Fällen allergische Sofortreaktionen bis hin zum Schock oder andere auch bisher unbekannte Komplikationen nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
Aufklärungsgespräch auch im Sinne des Arztes
All diese Punkte in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch anzusprechen, ist nicht nur wichtig für den Patienten. Auch Ärzte sollten in ihrem eigenen Interesse darauf achten, ihre Patienten ausführlich aufzuklären. Denn nur wer dies ordnungsgemäß tut, ist haftungsrechtlich bei einem Impfschaden auf der sicheren Seite. Ärzte sind dazu verpflichtet, ihre Patienten auf den Nutzen sowie die Risiken einer Impfung hinzuweisen – sowohl bei der ersten als auch der zweiten und dritten Impfung.
Die genannten Punkte müssen nicht unbedingt im Behandlungszimmer angesprochen werden. Um Zeit zu sparen, können sie den Patienten auch im Vorfeld des Impftermins zukommen oder auf der Webseite des Arztes zum Download bereitstehen.