Hiobsbotschaft vor dem Corona-WinterDeutsche Top-Virologin: Impf-Antikörper wirken bei Omikron nicht
8. Dezember 2021
Wie gut schützen unsere Impfstoffe vor der neuen Omikron-Variante des Coronavirus? Das ist eine der zentralen Fragen, seit der Virustyp erstmals in Südafrika entdeckt wurde. Wegen seiner zahlreichen Mutationen am Spike-Protein waren die Befürchtungen groß, dass es nicht nur ansteckender sein könnte, sondern auch den Impfschutz umgehen könnte.
Vollständige Impfung wirkungslos gegen Omikron?
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek gab nun erste Ergebnisse von Labortests bekannt. Sie bestätigen diese Befürchtungen in punkto Impfung. Via Twitter vermeldet Ciesek am Mittwoch, dass Omikron ihrer Untersuchung nach die Wirkung der durch die Impfstoffe provozierten Antikörper im Vergleich zur derzeit in Deutschland dominanten Variante Delta aufhebt.
Wer zweimal mit Biontech, zweimal mit Moderna oder mit Astrazeneca und Biontech kreuzgeimpft ist, hat demnach nach sechs Monaten keinerlei Immunschutz durch die Antikörper mehr gegen die neue Variante. „O Prozent Neutralisation“, lautet das ernüchternde Ergebnis von Ciesek. Ein Schutz vor einer Ansteckung mit Corona besteht demnach nicht mehr. Die Daten von Ciesek sind bislang noch nicht von Fachkollegen begutachtet und nicht in einem Fachmagazin veröffentlicht.
Wer zweimal mit Biontech geimpft ist und auch eine Booster-Impfung erhalten hat, ist besser geschützt vor der neuen Variante. Laut Ciesek neutralisiert der Booster drei Monate nach der Impfung Omikron zumindest noch zu 25 Prozent. Bei Delta dagegen neutralisiert der Booster das Coronavirus zu 95 Prozent. Das heißt Ciesek zufolge: Der Schutz durch den Booster gegen Omikron lässt um den Faktor 37 nach im Vergleich zu Delta.
„Die Daten bestärken, dass die Entwicklung eines an Omicron angepassten Impfstoffs sinnvoll ist“, führt Ciesek weiter aus. Allerdings könnten die jetzt von ihr veröffentlichten Daten nichts dazu aussagen, ob man durch die Impfung weiterhin vor einem schweren Verlauf geschützt ist. Der Grund: Dafür sind nicht nur die untersuchten Antikörper relevant, sondern auch weitere Teile des Immunsystems wie zum Beispiel die sogenannten T-Zellen. Außerdem basieren die jetzt veröffentlichten Ergebnisse auf sogenannten Neutralisationstests. Dabei wird geschaut, wie viele Antikörper ein Geimpfter im Blut hat, die an die Virusvariante binnen können und sie damit ausschalten. Der tatsächliche Schutz von Geimpften kann damit nicht bestimmt werden. Dafür braucht es klinische Studien mit Tausenden Probanden oder Auswertungen des laufenden Infektionsgeschehens.
Drosten: „Sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte“
Dennoch äußerte sich auch Christian Drosten bereits besorgt via Twitter zu den neuen Daten. „Jetzt haben wir drei Gruppen mit circa 40-fachen Verlust der Serumneutralisationsaktivität bei vollständig immunisierten Personen“, schrieb er. „Sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte“, folgerte er daraus. Eine dritte Dosis sei nötig.