Bioinformatiker Kaderali: Nächsten Winter wohl keine dramatische Lage
17. Januar 2022Verliert das Coronavirus mit der Ausbreitung der Omikron-Variante seinen Schrecken? Der Greifswalder Bioinformatiker Lars Kaderali ist vorsichtig optimistisch, dass die Lage im Herbst und Winter nicht mehr so dramatisch wird. Doch die jetzige Omikron-Welle beunruhigt den Wissenschaftler noch.
Kaderali geht davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen und damit auch die Hospitalisierungen in Mecklenburg-Vorpommern durch die Omikron-Variante in Mecklenburg-Vorpommern weiter zunehmen werden. Zwar bewege sich die Auslastung der Intensivstationen auf hohem Niveau derzeit horizontal oder gehe zurück, aber Grund zur Entwarnung sei das mitnichten, sagte Kaderali dem NDR. „Man muss aber sagen, dass die Omikron-Fälle bisher vor allen Dingen die jungen Erwachsenen betreffen. Es ist noch nicht wirklich in der Gruppe angekommen, die das hohe Risiko für eine Erkrankung hat.“
Besondere Situation in MV wegen älterer Bevölkerung
Er schaue jetzt gespannt auf die Zahlen in den USA, wo sich abzeichne, dass die Hospitalisierungen und die Intensivauslastungen steigen, so Kaderali weiter. „Das sollten wir weiter beobachten, wie sich das dann hier entwickelt“. Der Wissenschaftler, der in Pandemie-Fragen auch die Landesregierung berät und dem Corona-Krisenstab des Bundes angehört, verwies darauf, dass die Situation in Mecklenburg-Vorpommern etwas anders als in anderen Bundeländern sei. „Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern insofern schon eine besondere Situation, als dass hier die Belastung in den Krankenhäusern immer noch etwas höher ist, als dass in den anderen Bundesländern der Fall ist, was ich mir unter anderem dadurch erkläre, dass wir hier eine ältere Bevölkerung haben.“
Sieben-Tage-Inzidenz kann auf 1.000 steigen
Kaderali hält in den kommenden Wochen auch Sieben-Tage-Inzidenzen von 1.000 oder mehr im Nordosten für möglich. Dies sei aber nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick scheinen möge: „Das ist eine ganz einfache Rechnung, die dahintersteckt: Wenn ich leichtere Verläufe habe – nehmen wir mal an, ich habe um 50 Prozent geringere Schweregrade der Verläufe – dann kann ich doppelt so hohe Inzidenzen zulassen.“ Dazu komme, dass die Immunisierung der Bevölkerung höher sei und die Hospitalisierung deshalb nicht mehr so stark ansteigen werde. Omikron sei meist durch mildere Verläufe gekennzeichnet – „eher wie eine Erkältung“. Es gebe auch andere Symptome wie etwa Halsschmerzen, Augenschmerzen und Durchfälle.
Kaderali: Kommen nicht wieder in so eine dramatische Lage
Mittelfristig ist Kaderali aber zuversichtlich, dass das Coronavirus einen Großteil seines Schreckens verlieren werde. Zwar halte das Virus Überraschungen bereit, die keiner vorhersagen könne und es werde sicherlich auch neue Varianten geben, „die entscheidende Frage ist aber, inwieweit die noch einmal zu so einer schweren Auslastung in den Krankenhäusern führen.“ Er sei „relativ optimistisch, dass neue Varianten vielleicht nochmal infektiöser sein werden, dass wir aber sehr wahrscheinlich mit den durchgemachten Infektionen jetzt doch eine gute Grundimmunität bekommen werden, sodass nicht zu befürchten ist, dass wir im nächsten Winter wieder in so eine dramatische Lage kommen werden.“
Kaderali empfiehlt die Impfung
Wichtig seien weiterhin die Impfungen, die zwar keinen so guten Schutz gegen eine Infektion bieten, „aber einen sehr, sehr guten Schutz gegen einen schweren Verlauf, gegen Hospitalisierung, gegen die Aufnahme in die Intensivstation und gegen Tod.“ Da seien die Daten ganz eindeutig. „Deshalb ist es nach wie vor sinnvoll, sich impfen zu lassen, um diesen persönlichen Schutz zu haben“, empfiehlt Kaderali.