++ Wieder mehr Intensivbetten belegt ++
23. Januar 2022Erstmals seit Mitte Dezember gibt es laut DIVI-Intensivregister wieder einen Anstieg bei der Zahl auf Intensivstationen behandelter Covid-19-Patienten. Die Polizei in Brüssel setzt Wasserwerfer bei Corona-Protesten ein. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Erstmals seit Dezember Anstieg der Intensivbetten-Belegung
- Scholz: „Brauchen keine Kurskorrektur“
- Inzidenz steigt auf über 800
- Mehrsprachige Impfkampagne angekündigt
- Details zu Plänen für Impfpflicht ab 18
- Kühnert warnt vor beeinträchtigter Grundversorgung
Israel: Vierte Impfung erhöht Resistenz bei über 60-Jährigen
Eine vierte Corona-Impfung steigert israelischen Angaben zufolge die Resistenz gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung bei über 60-Jährigen deutlich. Wie das Gesundheitsministerium Israels mitteilt, war die Resistenz gegen einen schweren Krankheitsverlauf bei den über 60-Jährigen nach der zweiten Auffrischungsimpfung drei Mal so hoch wie bei Personen im selben Alter, die nur dreifach immunisiert waren.
Die vierte Dosis verdoppelte zudem die Resistenz gegen eine Infektion verglichen mit Gleichaltrigen mit drei Impfungen. Israel bietet über 60-Jährigen eine vierte Impfung seit Anfang Januar an.
Frankreich verzeichnet 301.614 Neuinfektionen binnen 24 Stunden
In Frankreich verzeichnen die Gesundheitsbehörden 301.614 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das sind deutlich weniger als am Vortag mit 389.320 nachgewiesenen Ansteckungsfällen. In Krankenhäusern starben 115 weitere Menschen in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Insgesamt sind es damit 101.330 Todesfälle.
Lauterbach: Nach der Welle schrittweise Öffnungen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ für einen weiterhin vorsichtigen Kurs geworben. „Dabei bleiben wir“, sagte er und wies darauf hin, dass Deutschland anders als andere lockernde Länder die zweitälteste Bevölkerung Europas habe. Er erwarte den Höhepunkt der Welle mit mehreren Hunderttausend Neuinfizierten pro Tag für Mitte Februar. Aber: „Wenn wir das hinter uns haben, dann kann es bei den Einschränkungen natürlich nicht bleiben. Und dann würde man Schritt für Schritt wieder Öffnungen machen. Das jetzt schon ins Auge zu fassen, ist richtig.“
Er glaube, dass es weitere Varianten geben werde, weil es weltweit noch zu viele Menschen gebe, die sich infizieren könnten. So könnten Viruskombinationen entstehen. „Im Herbst haben wir wieder Probleme“, sagte Lauterbach. Den Vorschlag einer überfraktionellen Gruppe von Bundestagsabgeordneten um den Sozialdemokraten Dirk Wiese für eine zeitlich begrenzte Verpflichtung zu drei Impfungen halte er für vorstellbar, sagte er.
Italien meldet 138.860 Neuinfektionen
In Italien haben die Behörden 138.860 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet. Das sind weniger als am Vortag, als das Gesundheitsministerium 171.263 Ansteckungsfälle registrierte. 227 weitere Menschen starben mit oder an dem Coronavirus, womit die Zahl der Todesopfer auf insgesamt 143.523 stieg. Für den Vortag hatten die Behörden 333 Todesopfer gemeldet.
WHO: Ende der Pandemie in Europa nach Omikron-Welle für „plausibel“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält ein Ende der Corona-Pandemie in Europa nach der derzeitigen Omikron-Welle für möglich. „Es ist plausibel, dass die Region sich auf eine Endphase der Pandemie zu bewegt“, sagte der Europa-Chef der WHO, Hans Kluge, der Nachrichtenagentur AFP.
Zugleich mahnte er wegen möglicher weiterer Mutationen des Coronavirus jedoch zur Vorsicht. Nach Einschätzung der WHO könnten sich bis März 60 Prozent aller Menschen im Großraum Europa mit der Omikron-Variante infiziert haben. Die Variante ist hochansteckend, scheint aber in der Regel Erkrankungen mit einem milderen Verlauf auszulösen als frühere Virusvarianten.
NRW-Landeschef Wüst warnt vor Lockerungen
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst warnt vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Montag angesichts der Infektionszahlen vor Lockerungen. „Wir werden morgen sehr genau hinhorchen, was der Expertenrat uns da empfiehlt. Die Kernaussage ist jetzt: keine Lockerungen“, sagt der CDU-Politiker Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz den Sendern RTL und ntv.
Frankreich: Harte Einschränkungen für Ungeimpfte
In Frankreich treten drastische Einschränkungen für nicht gegen Corona Geimpfte in Kraft. Ab Montag haben Ungeimpfte und Nicht-Genesene etwa keinen Zugang mehr zu Restaurants, Bars, Kultureinrichtungen, Sportveranstaltungen und Fernzügen. Grund ist die Einführung des „pass vaccinal“ (Impfpass) in Frankreich. Dieser Nachweis über Genesung oder Impfung muss künftig für die Teilnahme am öffentlichen Leben vorgelegt werden. Bislang reichte auch der Nachweis über einen negativen Corona-Test.
Vor Bund-Länder-Gipfel: Das steht in der Beschlussvorlage
Bund und Länder treffen sich morgen wieder einmal zum Corona-Gipfel. Lockerungen soll es nach der ersten Beschlussvorlage nicht geben – aber es ist von einer Öffnungsperspektive die Rede. Über was wird diskutiert?
Erstmals seit Dezember Anstieg der Intensivbetten-Belegung
Erstmals seit Mitte Dezember gibt es wieder einen Anstieg bei der Zahl auf Intensivstationen behandelter Covid-19-Patienten. Laut Tagesreport des DIVI-Intensivregisters waren am Sonntag 2426 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung erfasst – und damit 28 mehr als am Vortag. Ein Anstieg war zuletzt im Tagesreport vom 13. Dezember gemeldet worden, um 21 auf 4926 Patienten. Danach war die Zahl stetig gesunken. Bisher schien sich die Welle der neuen Corona-Virusvariante Omikron nicht auf die Intensivstationen niederzuschlagen, dies könnte sich nun ändern.
Experten hatten stets davor gewarnt, dass im Zuge rasant steigender Fallzahlen auch die Zahl der Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung wieder steigen dürfte, auch wenn Omikron seltener zu schweren Verläufen führt als die zuvor dominierende Variante Delta.
Die Zahl der bundesweit in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen hatte bereits in den vergangenen Tagen wieder merklich zugelegt. Am Montag lag sie noch bei 3,14 – am Freitag bei 3,77. Regional gibt es große Unterschiede.
Brüssel: Polizei setzt Wasserwerfer bei Corona-Protesten ein
Die Polizei in Brüssel hat eine Demonstration gegen Corona-Auflagen mit Wasserwerfern und Tränengas aufgelöst. Tausende hatten sich am Sonntag in der belgischen Hauptstadt versammelt, um gegen verpflichtende Impfzertifikate und andere Maßnahmen zu protestieren. Viele skandierten «Freiheit», als sie durch Brüssel marschierten. Einige der Teilnehmer ignorierten zum Schluss der Kundgebung Durchsagen der Polizei, wonach die Demonstration beendet sei. Daraufhin feuerten Beamte von Polizeiwagen aus Wasserwerfer auf die Menge und setzten Tränengas ein.
„Querdenker“ blockiert Straße in München
In München hat ein selbsternannter „Querdenker“ mit einem querstehenden Kleinbus den Verkehr auf einer Straße behindert. Wie die Polizei in der bayerischen Landeshauptstadt mitteilte, bezeichnete sich der 73-Jährige gegenüber anrückenden Beamten selbst als Angehöriger der „Querdenker“ und gab an, einen Autokorso starten zu wollen. Im weiteren Verlauf wurde er körperlich derart aggressiv, dass ihm letztlich sogar Handschellen angelegt werden mussten.
Scholz will Ampel-Mehrheit für allgemeine Impfflicht
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will im Kampf gegen die Corona-Pandemie die Mehrheit seiner Ampel-Koalition hinter der allgemeinen Impfpflicht versammeln. „Ich wünsche mir die Mehrheit in jeder Hinsicht“, sagt Scholz der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagausgabe). „Im Volk. Im Parlament. In den Parteien.“ Er sei zuversichtlich, auch in der eigenen Regierung eine Mehrheit zustande zu bringen.
Zugleich verteidigte Scholz die Einstufung der Frage als Gewissensentscheidung. „Das ist eine große gesellschaftliche Neupositionierung, die nicht nur der Kanzler oder die Bundesregierung oder der Bundestag vornimmt oder die 16 Länder, sondern die wir als Gemeinschaft vornehmen.“
Pädagoge: Eltern und Kinder unter extrem hohem Druck
Auch Schulen und Kitas verzeichnen derzeit hohe Infektionszahlen. Eltern und Kinder stehen erneut unter extrem hohem Druck, meint der Pädagoge Menno Baumann im Interview mit tagesschau.de. Die Politik habe versäumt, Schulen sicher zu machen.
Scholz vor Beratungen: „Brauchen keine Kurskorrektur“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht keinen Anlass für ein Umsteuern bei den Corona-Maßnahmen. „Es ist jedenfalls sicher nicht angebracht, mitten in der Omikron-Welle auf breiter Front die Regeln zu lockern“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ mit Blick auf die anstehenden Corona-Beratungen mit den Ländern am Montag. „Wir brauchen keine Kurskorrektur.“ Die seit November eingeführten strengen Regeln hätten dazu geführt, dass die Omikron-Welle Deutschland später erreicht habe als die europäischen Nachbarn.
Auch aus einer Beschlussvorlage, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, geht hervor, dass der Kurs weitgehend beibehalten werden soll. So heißt es dort: „Der Bundeskanzler und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder sind zuversichtlich, dass die weitere Fortsetzung der aktuell bestehenden Maßnahmen die realistische Chance bietet, dass Deutschland gut durch die Omikron-Welle kommt.“
Die Impfkampagne solle intensiviert werden, da die Immunitätslücke nach wie vor zu groß sei. PCR-Tests sollen auf vulnerable Gruppen und Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln, konzentriert werden. Wenn ein Antigentest positiv ausfällt, soll auf eine Bestätigung durch einen PCR-Test verzichtet werden.
Zehntausende auf Demo gegen Corona-Auflagen
In Brüssel demonstrieren Zehntausende Menschen gegen Corona-Auflagen. Laut ersten Schätzungen der Polizei versammelten sich mehrere Zehntausend in der Brüsseler Innenstadt. Sechs Personen seien bereits vor Beginn der Demonstration festgenommen worden wegen Besitz von gefährlichen oder verbotenen Gegenständen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Belga hielten die Demonstranten Fahnen aus verschiedenen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Polen, viele trugen keine Gesichtsmasken. Auf Schildern standen den Angaben zufolge Parolen gegen die Corona-Impfung und Aufrufe, Kinder zu „schützen“. Die Demonstration wurde laut Belga von verschiedenen europäischen Gruppen organisiert.
39 Corona-Fälle bei Einreisekontrollen vor Winterspielen
Unter den ersten Anreisen zu den Winterspielen in Peking sind 39 Corona-Fälle festgestellt worden. Es seien aber keine der 171 Athleten und Team-Funktionäre von den positiven Tests am Flughafen betroffen gewesen, teilten die chinesischen Organisatoren mit. Die Fälle verteilen sich demnach unter den 2415 anderen Akkreditierten, die zwischen dem 4. und 22. Januar in Peking angekommen waren. Bei den Winterspielen gelten strenge Corona-Richtlinien. Vor der Anreise müssen alle Olympia-Beteiligten zwei negative PCR-Tests nachweisen. Nur mit Impfnachweis kann eine dreiwöchige Quarantäne bei der Einreise in Peking vermieden werden.
Vorschläge für Impfpflicht werden konkreter
Auf höchstens drei Impfungen ausgelegt, befristet und über Bußgelder durchgesetzt: Wenige Tage vor der ersten Impfpflicht-Debatte im Bundestag stellen einige der Initiatoren erste konkrete Vorschläge vor.
Expertenrat kritisiert dünne Datenlage in Deutschland
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung kritisiert eine zu dünne Datenlage bei der Pandemiebeobachtung in Deutschland und mahnt „dringende Maßnahmen für eine verbesserte Datenerhebung und Digitalisierung“ an. Auch zwei Jahre nach Beginn der Pandemie bestehe weiterhin kein Zugang zu einigen wichtigen, aktuellen Versorgungsdaten, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Gremiums.
Die Omikron-Welle verstärke und verdeutliche das Defizit. „Eine Echtzeitübersicht über alle verfügbaren Krankenhausbetten mit aktueller Belegung auch außerhalb der Intensivmedizin wird dringend benötigt.“ Die Expertinnen und Experten fordern zeitnahe, tagesaktuelle Daten etwa zu Krankenhauseinweisungen in allen Altersgruppen und zu freien und belegten Ressourcen.
Verwiesen wird auf andere Länder, wie Israel, wo eine „Datenerhebung in Echtzeit auf individueller Fallebene zur effizienten Bewältigung der Pandemie erheblich beigetragen“ habe. Im Moment bediene sich Deutschland zur Einschätzung der Omikron-Variante vorrangig ausländischer Untersuchungen. Diese ließen sich aber wegen der unterschiedlichen Altersstruktur, unterschiedlicher Impfquoten und verschiedener Gesundheitssysteme nur schwer auf Deutschland übertragen
Portugal: Stimmabgabe bereits eine Woche vor Wahl
In Portugal hat die Neuwahl des Parlaments wegen der Corona-Pandemie für einen Teil der Bürger bereits eine Woche vor dem eigentlichen Termin begonnen. Mehr als 300.000 Wähler meldeten sich nach Behördenangaben für die vorgezogene Stimmabgabe am Sonntag an. Auch Regierungschef António Costa wollte seine Stimme am Vormittag in Porto abgeben. Costa stellt sich zur Wiederwahl, nachdem seine sozialistische Minderheitsregierung über der Haushaltsabstimmung zerbrach. Der Modus soll die Stimmabgabe kommenden Sonntag entzerren.
Wie Länder in ganz Europa kämpft Portugal derzeit gegen die Omikron-Welle. Nach Schätzungen der Behörden befinden sich bis zu 600.000 Menschen in Corona-Quarantäne. Wähler, die mit dem Coronavirus infiziert sind, dürfen kommende Woche trotzdem zur Stimmabgabe gehen. Ihnen wird das Zeitfenster von 18 bis 19 Uhr empfohlen, wenn die Wahllokale traditionell weniger besucht sind.
Kühnert warnt vor Beeinträchtigung der Grundversorgung
Vor dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern sorgt sich SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert wegen der Infektionszahlen um die Arbeitsfähigkeit der kritischen Infrastruktur. „Das ist in der aktuellen Omikron-Welle der entscheidende Punkt“, sagte er der Funke-Mediengruppe. „Vorsicht ist daher weiterhin unbedingt geboten, damit wir nicht Teile unserer Grundversorgung daniederliegen haben in den nächsten Wochen. Schon jetzt dünnen manche Verkehrsanbieter ihre Angebote aus, die Vorboten sind unverkennbar.“
Experten warnen vor Überlastung der Kliniken
Die Inzidenzen in Deutschland steigen so schnell, dass wohl schon sehr bald die medizinische Versorgung in einigen Regionen eingeschränkt sein dürfte. Zu diesem Schluss kommt der Expertenrat der Bundesregierung – und fordert die Politik zum Handeln auf.
Institut: Corona hat große wirtschaftliche Schäden verursacht
Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen beiden Jahren zu enormen wirtschaftlichen Schäden geführt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kommt in einer Analyse zum Ergebnis, dass der Wertschöpfungsausfall bei rund 350 Milliarden Euro liegt. Ein Großteil davon gehe auf Ausfälle beim privaten Konsum zurück, unter anderem wegen Lockdown-Maßnahmen.
Selbst wenn zum Jahresende 2022 beim Bruttoinlandsprodukt das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden sollte, bestehe auch dann noch eine „markante Lücke“ zur Wirtschaftsleistung im Vergleich dazu, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte, heißt es in einem IW-Kurzbericht. „Erst mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren können Stück für Stück die Wertschöpfungs- und Einkommenslücken infolge der Pandemie wieder geschlossen werden.“
Peking: Behörden testen zwei Millionen Menschen
Weniger als zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele haben die chinesischen Behörden eine Massen-Corona-Testung im Austragungsort Peking angeordnet. Alle zwei Millionen Bewohner des Bezirks Fengtai der chinesischen Hauptstadt würden wegen eines dort aufgetretenen Infektionsherds auf das Coronavirus getestet, teilten die Behörden mit.
Insgesamt waren in Peking in der vergangenen Woche rund 30 Corona-Infektionen festgestellt worden. Die Massentestung in Fengtai soll den Angaben zufolge noch am Sonntag beginnen. In dem Bezirk wurden demnach zuletzt sechs Neuinfektionen gemeldet.
China verfolgt bei der Pandemiebekämpfung eine rigorose Null-Covid-Strategie. Mit lokal begrenzten Lockdowns und Massentestungen gelang es den Behörden bislang, immer wieder einzelne Corona-Ausbrüche unter Kontrolle zu bringen.
Inzidenz steigt auf über 800
Das Robert Koch-Institut meldet 85.440 Neuinfektionen. Das sind 32.936 Fälle mehr als am Sonntag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 806,6 von 772,7 am Vortag und erreicht damit einen neuen Höchstwert. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
54 Menschen starben binnen 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 116.718. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 8,68 Millionen Corona-Tests positiv aus.
Eckpunkte des Impfpflicht-Gruppenantrages
Wenige Tage vor den ersten Beratungen über eine Corona-Impfpflicht im Bundestag nehmen die Pläne der Befürworter Konturen an. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese, der zusammen mit anderen Abgeordneten der Ampel-Koalition Eckpunkte einer Impfpflicht ab 18 Jahren vorbereitet, nannte der Nachrichtenagentur dpa erste Einzelheiten: Die Pflicht sollte demnach auf ein bis zwei Jahre befristet sein, für nicht mehr als drei Impfungen gelten und über Bußgelder durchgesetzt werden.
Wiese hatte am Freitag zusammen mit sechs Politikern von Grünen und FDP in einem Brief an alle Bundestagsabgeordneten außer denen der AfD einen Gruppenantrag für eine Impfpflicht ab 18 angekündigt. Es gehe darum, „eine nachhaltige, verhältnismäßige und gleichzeitig zielgerichtete Lösung zu finden“, heißt es in dem Schreiben.
Virologin Brinkmann für Impfpflicht ab 50
Die Virologin Melanie Brinkmann befürwortet eine Impfpflicht gegen Corona für Menschen ab 50. „Ich bin kein Fan der Impfpflicht, aber ich bin skeptisch, ob wir mit anderen Maßnahmen wie Impfkampagnen und Aufklärung allein die Impflücke so schließen können, dass wir in ruhige Fahrwasser kommen“, sagte Brinkmann der „Rheinischen Post“ .
Eine Impfpflicht für Menschen über 50 würde Sinn machen, sagte Brinkmann mit Blick auf eine entsprechende Vorgabe in Italien. Bislang sei es überwiegend diese Altersgruppe, die die meisten Corona-Krankenhausbehandlungen notwendig mache. Allerdings gab sie zu bedenken, dass auch jüngere Menschen schwer erkranken und mit einer Impfung ihr Risiko stark senken könnten. Die Professorin der Technischen Universität Braunschweig sitzt im Corona-Expertengremium der Bundesregierung.
Neuseeland verschärft Maßnahmen – Ahern sagt Hochzeit ab
Neuseeland verschärft seine Corona-Maßnahmen. Das Land registrierte am Wochenende neun Omikron-Neuinfektionen auf beiden Hauptinseln des Landes. Eine infizierte Familie hatte an einer Hochzeit mit 100 Gästen teilgenommen.
Premierministerin Jacinda Ardern sagte daraufhin ihre eigene geplante Hochzeit ab. Auf Anfrage von Reportern sagte sie, sie unterscheide sich nicht von Tausenden anderer Neuseeländer, die weitaus verheerendere Auswirkungen der Pandemie zu ertragen hätten. „Das Schlimmste ist, wenn man nicht bei einem geliebten Menschen sein kann, wenn dieser schwer krank ist. Das übertrifft bei Weitem jede Traurigkeit, die ich empfinde“.
Lauterbach kündigt mehrsprachige Impfkampagne an
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat für die kommende Woche den Start einer neuen Impfkampagne in der Corona-Pandemie angekündigt. „Wir sind in der Pflicht, die Menschen zu erreichen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Daher beginne am Dienstag eine breit angelegte Kampagne mit Plakaten sowie Radio- und Fernsehspots. Diese sei „kreativer“ als die bisherigen Versuche, die Bevölkerung zum Impfen zu ermuntern. „Und sie ist in ganz unterschiedlichen Sprachen“, fügte Lauterbach hinzu. Die neue Impfkampagne soll demnach unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, darunter Ältere, Familien und junge Männer auf dem Land sowie Menschen mit Migrationshintergrund.
Rumänien und weitere Staaten Hochrisikogebiete
Seit heute gelten weitere 19 Staaten als Corona-Hochrisikogebiete, was Reisewarnungen und bestimmte Quarantäneregeln bei der Einreise von dort mit sich bringt. Dazu zählen in Europa nun Rumänien, die Republik Moldau und das Kosovo. Insgesamt stehen damit 155 Länder auf der Risikoliste des Robert Koch-Instituts (RKI). Neben den drei europäischen Ländern sind diese Länder neu hinzugekommen: Marokko, Tunesien, Algerien und Saudi-Arabien, Japan, Indien, Bhutan, Nepal, Mongolei, Kasachstan und Usbekistan sowie die Malediven, Brasilien, Chile, Ecuador und Paraguay. Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht mindestens den vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze hat oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien.
Städte- und Gemeindebund fordert Exitstrategie
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat Bund und Länder aufgefordert, einen Corona-Lockerungsplan nach Stufen zu entwickeln. Es müsse „bereits jetzt eine Exitstrategie vorbereitet werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „In den Nachbarländern können wir verfolgen, dass die Pandemie irgendwann ihren Höhepunkt erreicht haben wird und dann die Zahlen drastisch und schnell wieder sinken.“ Gesundheitsminister Karl Lauterbach schätze, dass dieser Punkt in Deutschland etwa Mitte Februar erreicht sein werde. „Deshalb wäre es klug, bereits jetzt festzulegen, wann welche Beschränkungen in welcher Reihenfolge unter welchen Voraussetzungen zurückgefahren werden können“, sagte Landsberg.
Pfizer-Chef setzt auf jährliche Impfungen
Pfizer-Chef Albert Bourla zieht in der Corona-Pandemie eine jährliche Corona-Immunisierung häufigen Booster-Impfungen vor. In einem Interview mit N12 News in Israel sagte Bourla auf die Frage, ob er Auffrischungsimpfungen alle vier bis fünf Monate auf einer regulären Basis erwarte: „Das ist kein gutes Szenario. Ich hoffe, dass wir ein Vakzin haben werden, das einmal jährlich verabreicht wird“. Auf diese Weise könne man Menschen leichter überzeugen, sich impfen zu lassen.