Tourismus erholt sich nur langsam
10. Februar 2022Die Corona-Beschränkungen haben dem heimischen Tourismus das zweite Jahr in Folge hart zugesetzt. Die Zahl der Übernachtungen lag 2021 trotz leichter Erholung deutlich unter Vorkrisenniveau. Die Branche hofft auf den Sommer.
Die Folgen der Coronavirus-Pandemie haben den Tourismus in Deutschland trotz einer leichten Erholung im vergangenen Jahr weiter fest im Griff. Die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienhäusern lag 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 310,3 Millionen – und damit 37,4 Prozent unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Gegenüber dem Corona-Krisenjahr 2020 gab es ein leichtes Plus von 2,7 Prozent.
Besonders in den Wintermonaten sei es wegen zeitweiser Beherbergungsverbote und -einschränkungen zu drastischen Einbrüchen gekommen. Hier seien „praktisch keine Aufenthalte privatreisender Gäste“ registriert worden, während es im Sommer kaum coronabedingte-Einschränkungen gegeben habe.
„Die Ergebnisse belegen, dass die weltweiten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den internationalen Tourismus auch in Deutschland deutlich zu spüren sind“, erläuterte das Bundesamt.
Hotelverband erwartet Erholung bis 2023
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) rechnet zwar mit steigenden Buchungszahlen in diesem Jahr, eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau wird aber erst 2023 erwartet. „Wir rechnen damit, dass die Buchungszahlen wieder deutlich ansteigen, wenn die Regelungen gelockert werden und sich die Infektionslage bessert“, sagte DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges der Nachrichtenagentur dpa.
Die touristische Nachfrage werde sich schnell erholen, das habe auch der vergangene Sommer gezeigt, so Hartges. In einzelnen Sommermonaten des laufenden Jahres werde es möglich sein, wieder an das Umsatzniveau von 2019 heranzukommen. „Ich gehe davon aus, dass 2023 die Rückkehr zur Normalität bringt und wir bei den Umsätzen wieder auf dem Niveau von 2019 liegen.“
Nach Angaben des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) sorgten die Lockdown-Monate in der ersten Jahreshälfte 2021 für Milliarden-Ausfälle, die längst noch nicht kompensiert seien: „Der Tourismus braucht jetzt vor allem Planbarkeit und Perspektive für den Frühling und Ostern – und zwar mit Vorlauf“, erklärte der Verband.
NGG warnt vor fehlenden Fachkräften in Gastronomie
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnte angesichts der nur leichten Erholung des Inlandstourismus im vergangenen Jahr vor einer weiteren Abwanderung von Fachkräften. „Die Pandemie hat das Gastgewerbe so stark getroffen wie kaum eine andere Branche“, satgte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler.
„Wegen fehlender Perspektiven und Einbußen durch das Kurzarbeitergeld haben bereits Zehntausende Beschäftigte mit den Füßen abgestimmt – und sich beruflich umorientiert“, sagte Zeitler. „Wenn Hoteliers und Wirte nicht flächendeckend attraktivere Arbeitsbedingungen bieten, dürfte es vielerorts bald kein Personal mehr geben, um die Gäste zu bedienen.“
Branche hofft aufs Ostergeschäft
Die Branche erhofft sich von der nächsten Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz klare Perspektiven. „Ganz wichtig ist das Ostergeschäft im April“, sagte Hartges. Bundesweit sollte 2G statt 2G-Plus eingeführt werden, so die DEHOGA-Chefin.
Abendliche Sperrzeiten, wie es sie in einzelnen Bundesländern gebe, sollten abgeschafft werden. „Ebenso sollte die Politik flächendeckend die Kontaktregistrierung in unseren Betrieben abschaffen, was in einigen Bundesländern längst erfolgt ist“, erklärte Hartges.
Für Business-Hotels sei es zudem von größter Bedeutung, dass wieder Veranstaltungen, Kongresse und Messen stattfinden können. Vor allem internationale Gäste fehlten seit zwei Jahren, da viele Veranstaltungen gestrichen wurden.
Kaum ausländische Gäste
Während die Zahl der Übernachtungen von Reisenden aus dem Inland im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr stieg, gab es bei ausländischen Gästen ein Minus von 3,1 Prozent. Die Zahl der Übernachtungen sank hier im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent auf 31,0 Millionen.
Das trifft vor allem den Städtetourismus. Besonders hart litten demnach Hotels, Pensionen und Gasthöfe, die 45,2 Prozent weniger Übernachtungen verzeichneten als im Vorkrisenjahr 2019.
Camping-Urlaub mit geringem Rückgang
Auf Campingplätzen gab es dagegen lediglich ein Minus von 7,8 Prozent. Auch der als kontaktarm geltende Ferienhaustourismus kam vergleichsweise glimpflich davon und sieht Anzeichen für eine gute Saison.
Die aktuellen Buchungszahlen stimmten zuversichtlich. „Die Küsten dürften auch in diesem Jahr wieder voll werden“, hatte Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbandes, unlängst gesagt. Preissteigerungen seien wegen höherer Energie- und Reinigungskosten aber nicht auszuschließen.