Kultureinrichtungen im Norden positionieren sich gegen Ukraine-Krieg

Kultureinrichtungen im Norden positionieren sich gegen Ukraine-Krieg

26. Februar 2022 Aus Von ...Klaus Wiemer
Stand: 26.02.2022 15:02 Uhr

Mit Angst schauen viele auf die Situation in der Ukraine. Menschen versammeln sich zu Mahnwachen und Friedensketten und suchen in der Gemeinschaft Trost. Auch die Kultureinrichtungen in Norddeutschland positionieren sich gegen den Krieg.

von Anina Pommerenke

Sie tun es in den Sozialen Netzwerken und mit kurzfristig auf die Beine gestellten Aktionen. „Nie wieder Krieg“ ist gerade auf vielen Instagram-Kanälen norddeutscher Kultureinrichtungen zu lesen: Das Thalia Theater, das MARKK, das Ohnsorg-Theater und das Theater das Zimmer aus Hamburg, das Lot Theater Braunschweig und das Theater Osnabrück teilen damit einen Post des Vereins „Die Vielen“, der sich für eine offene, solidarische und demokratische Gesellschaft einsetzt und dem zahlreiche Kulturinstitutionen angeschlossen sind. „Unser Mitgefühl gehört den Opfern, unsere Sorge dem Frieden und der Freiheit“, postet etwa das Thalia Theater dazu.

Deutsches Schauspielhaus in Hamburg organisiert Solidaritätsveranstaltung

Auch das Schauspielhaus Hamburg reagiert auf die aktuellen politischen Entwicklungen und kündigt eine Solidaritätsveranstaltung an, die am 7. März im Schauspielhaus unter dem Motto „Stand with Ukraine“ stattfinden soll. Karten dafür kann man sich aktuell kostenlos auf der Internetseite des Hauses sichern.

Kampnagel-Intendantin Deuflhard gibt bedrohten Künstler*innen eine Stimme

Das Europäische Hansemuseum hat die ukrainische Flagge am Gebäude gehisst. Und auch die Kulturfabrik Kampnagel geht auf Instagram mit den Hashtags „Stop the war“ und „together“ auf die aktuelle Situation ein. Für Intendatin Amelie Deuflhard eine Selbstverständlichkeit: „Als Kulturinstitution sehe ich uns in der Pflicht, unsere öffentlichkeitswirksame Position dafür zu nutzen, zum Protest gegen diesen Krieg aufzurufen.“

Hamburger Friedensdemo gegen russische Ukraine-Invasion

Ein breites Bündnis versammelte sich vor dem Hauptbahnhof. Auch der Gottesdienst im Michel stand im Zeichen des Krieges.

Sie sei schockiert über den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und das Leid, das den Menschen dort zugefügt wird. Gemeinsam mit einem Netzwerk international arbeitender Produktionshäuser nutze sie ihre Kontakte, um nach Möglichkeiten den bedrohten Künstlerinnen und Künstlern eine Stimme zu geben und ihnen zur Seite zu stehen. Den ganzen Tag hat sie am Telefon mit potenziellen Geldgebern gesprochen.

Zusammenarbeit am Theater Bremen mit Tanzsparte aus Ukraine

Verbindungen zu Künstlerinnen und Künstlern des Landes hat auch das Theater Bremen, das ebenfalls auf der Instagram-Seite aktiv geworden ist und unter anderem einen Aufruf zur Solidaritätskundgebung geteilt hat, der sich einige Mitarbeiter des Hauses spontan angeschlossen haben. Michael Börgerding, Intendant am Theater Bremen glaubt, dass es das ist, was die Künstlerinnen und Künstler in der Ukraine jetzt erwarten. 2015 habe man etwa mit jungen Tänzerinnen und Tänzern aus der Ukraine in der Tanzsparte zusammengearbeitet. „Wenn man sie fragt, was man gerade tun kann von außerhalb, dann ist die Antwort: Stellung beziehen, Öffentlichkeit herstellen, demonstrieren gehen.“ Und vermutlich schauen, an welche Hilfsorganisationen man spenden kann, so Börgerding. „Was sonst bleibt uns?“

Freier Eintritt zur Ausstellung „Deutscher Friedenspreis für Fotografie“ in Osnabrück

Das Museumsquartier Osnabrück hat spontan beschlossen, dieses Wochenende freien Eintritt in die Ausstellung zum „Deutschen Friedenspreis für Fotografie“ zu ermöglichen. Schließlich zeigen die Arbeiten, dass Frieden möglich ist, heißt es zur Begründung.

Das Horst-Janssen-Museum reagiert mit einem philosophischen Zitat des ukrainisch-russischen Schriftstellers Nicolai Wassiljewitsch Gogols: „Der Weg des Lebens ist breit, aber viele kennen ihn nicht und wandeln den Weg des Todes.“

Deutliche Worte findet das Volkstheater Rostock auf seiner Instagram-Seite, das dort von einem schwarzen Tag für Europa spricht. „Wir stehen solidarisch mit all jenen, die für ein friedliches Miteinander kämpfen müssen!“ Und auch das Theater Vorpommern bekennt sich klar zum Pazifismus, indem es ein Zitat von Lew Kopelew aufgreift: „Denn heute wissen wir, dass den Frieden zu meistern viel schwieriger, viel komplizierter ist, als einen Krieg zu führen.“

Proteste gegen russischen Angriff auf Ukraine auch in MV

Stand: 25.02.2022 05:56 Uhr

In Rostock, Greifswald und Schwerin sind noch am Donnerstag über 500 Menschen auf die Straße gegangen, um mit Mahnwachen gegen den militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine zu protestieren.

In Rostock drückten Demonstranten Trauer, Wut und Fassungslosigkeit aus.

Mit Demonstrationen und einer Mahnwache haben Menschen am Donnerstag in Mecklenburg-Vorpommern ihre Solidarität mit der Ukraine demonstriert. Rund 120 Demoteilnehmer hätten sich vor der Staatskanzlei in Schwerin eingefunden, teilte die Rostocker Polizei am Abend mit. In Rostock versammelten sich 200 Menschen auf dem Neuen Markt, um gegen den Krieg zu demonstrieren und sich solidarisch mit der Ukraine zu zeigen. Die Versammlungen seien angemeldet gewesen und friedlich verlaufen.

Greifswald: Besucher und Passanten schlossen sich an

Auf dem Greifswalder Marktplatz gab es am Donnerstagabend eine Mahnwache, wie die dortige Polizei mitteilte. Die Anmelderin und Leiterin dieser Versammlung habe mit etwa 50 Teilnehmern gerechnet, tatsächlich seien es dann 200 Personen gewesen. Die kurzen Redebeiträge hätten das Interesse vieler Marktbesucher und Passanten geweckt. Sie seien stehengeblieben und hätten den Beiträgen zugehört.

Hinter der Polnischen Grenze in Stettin hatten sich rund 300 Menschen auf dem Platz vor der Philharmonie versammelt und gegen den militärischen Angriff Russlands in der Ukraine protestiert.

Ukrainische Flagge am Greifswalder Rathaus gehisst

Als Zeichen der Solidarität ließ der Greifswalder Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen) am Donnerstagvormittag die ukrainische Flagge am Rathaus hissen. In einem Brief an den Bürgermeister der befreundeten ukrainischen Stadt Drohobytsch, Taras Kutschma, erklärte Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder: „Die Angriffe auf das Land müssen aufhören und der Frieden in Europa wieder hergestellt werden.“ Er bot zugleich die Hilfe der Stadt Greifswald an – in Form von Hilfsgütern oder mit der Aufnahme von Flüchtenden. Außerdem wandte sich Fassbinder an Greifswalds russische Partnerstadt Wyborg: „Unsere Freundinnen und Freunde im russischen Wyborg rufen wir dazu auf, für Frieden unter den Menschen einzustehen.“

Kundgebungen auch in Hamburg und Niedersachsen

Auch in anderen Teilen Norddeutschlands gingen Menschen wegen des Russischen Angriffs auf die Ukraine auf die Straße. In Hannover beispielsweise haben am Donnerstagabend rund 300 Exil-Ukrainer gegen den Angriff auf ihr Heimatland demonstriert. Mit Sprechchören forderten sie einen sofortigen Abzug der russischen Truppen. In Hamburg trafen sich vor dem russischem Generalkonsulat nach Angaben einer Polizeisprecherin rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer Kundgebung.