Russland-Ukraine-Krieg: AKW-Beschuss schockt Europa

Russland-Ukraine-Krieg: AKW-Beschuss schockt Europa

4. März 2022 Aus Von ...Linda Gerke
Stand: 04.03.2022 12:10 Uhr

Russland hat nach ukrainischen Angaben das größte Atomkraftwerk Europas angegriffen. Auf dem Gelände des AKW in Saporischschja brach ein Brand aus, der am Morgen gelöscht wurde. Russland widersprach der Darstellung. News zum Krieg im Überblick.

Nach Angaben lokaler Behörden hatten russische Truppen in der Nacht das Atomkraftwerk östlich von Kiew unter Beschuss genommen. Dabei war ein angrenzendes Schulungsgebäude in Brand geraten. Dem ukrainischen Katastrophenschutz zufolge konnte das Feuer am Morgen gelöscht werden. Nach ersten Informationen wurde keine erhöhte Radioaktivität gemeldet. Das AKW soll mittlerweile in russischer Hand sein. Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte ukrainische Truppen, für die Attacke verantwortlich zu sein und sprach von einer „ungeheuerlichen Provokation“.

Mehrere europäische Regierungen verurteilten den Angriff auf das Kernkraftwerk aufs Schärfste. Man sei „schlicht entsetzt über die höchst unverantwortliche Tat“, hieß es beispielsweise aus Tschechien. Der britische Premier Boris Johnson sprach von einer direkten Gefährdung der Sicherheit ganz Europas und will eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates erreichen.

Merz schließt direkte Verwicklung der NATO nicht aus

Im Interview auf NDR Info verurteilte der Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU, Friedrich Merz, den Angriff auf das AKW. Eine direkte Verwicklung der NATO in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine schloss er nicht mehr aus. „Die Angriffe und die Art und Weise, wie dieser Krieg geführt wird, nehmen Formen an, die zum Nachdenken zwingen.“ Sollten sogar Reaktorblöcke getroffen werden, wäre das „eine neue Eskalationsstufe, in der dann die NATO nachdenken müsste, ob dies nicht ein Angriff auch auf das eigene Territorium darstellt. Aber so weit sind wir Gott sei Dank noch nicht.“

Außenministerin Annalena Baerbock kündigte weitere Strafmaßnahmen gegen Russland an. „Über die drei scharfen Sanktionspakete hinaus, die wir bereits beschlossen haben, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen, die gezielt in das Machtzentrum Putins treffen“, sagte sie heute am Rande eines Sondertreffens der Außenminister der NATO-Staaten in Brüssel.

Ukraine: Russische Armee konzentriert sich auf Kiew

Der Vormarsch auf Großstädte in der Ukraine geht unterdessen weiter. „Die Hauptanstrengungen der Besatzer konzentrieren sich auf die Einkreisung Kiews“, heißt es von der ukrainischen Armee. Die südukrainische Hafenstadt Mariupol sei inzwischen komplett eingeschlossen. Nach schweren Luftangriffen auf die nordukrainische Großstadt Tschernihiw ist die Zahl der Toten nach offiziellen Angaben auf 47 gestiegen. Videos zeigten schwere Zerstörungen in der Stadt. Die Führung in Moskau bestreitet, gezielt zivile Gebäude anzugreifen.

Das russische Parlament Duma stimmte für eine Gesetzesänderung, nach der die Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russischen Streitkräfte künftig mit hohen Geldstrafen und bis zu 15 Jahren Haft belegt werden können.

Hinweis zur Berichterstattung

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

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