Deutschland bricht Todesfall-Rekord zweimal binnen einer Woche – doch R-Wert macht Hoffnung

27. November 2020 Aus Von mvp-web

Freitag, 27. November: Corona-Trends für Deutschland

  • Neuinfektionen: 22.806; Gesamt: 1.006.394
  • Neue Todesfälle: 426; Gesamt: 15.586

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Freitagmorgen den zweiten Tages-Höchststand bei den Todesopfern in Zusammenhang mit Covid-19 binnen einer Woche. 426 Menschen sind demnach innerhalb der vergangenen 24 Stunden als verstorben gemeldet worden. Zuletzt verstarben mit 410 Menschen am Mittwoch so viele Menschen wie nie seit Beginn der Pandemie in Deutschland. Auch am Donnerstag war die Zahl mit 389 extrem hoch.

Das RKI meldet am Freitagmorgen 22.806 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2.

RKI/FOL/Datawrapper Das RKI meldet am Freitagmorgen 22.806 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2.

Insgesamt sind laut dem RKI inzwischen 15.586 Menschen in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Allein diese Woche waren es bisher 1564 – knapp ein Zehntel der Gesamtsumme des ganzen Jahres also. Andere Kennzahlen hatten sich zuletzt zumindest in Teilen verbessert. Der Überblick.

1. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen steigt nicht mehr deutlich

Im Verlauf der aktuellen Woche überstiegen die gemeldeten Neuinfektionen nur ein einziges Mal deutlich ihren Vorwochen-Wert: Am Mittwoch meldete das RKI etwa 1100 Neuinfektionen mehr als am Mittwoch der Vorwoche. Auch am Montag lag der Wert über Vorwoche – allerdings nur minimal, und zwar um 40 Personen. Am Dienstag, Donnerstag und Freitag lagen die Zahlen jeweils unterhalb der Werte der Vorwoche.

Nach einem kurzen, leichten Rückgang steigt die Zahl der aktiven Fälle nun seit zwei Tagen wieder leicht.

RKI/FOL/Datawrapper Nach einem kurzen, leichten Rückgang steigt die Zahl der aktiven Fälle nun seit zwei Tagen wieder leicht.

Den Höchstwert seit Beginn der Pandemie erreichten die gemeldeten Neuinfektionen am Freitag der Vorwoche (20. November) mit 23.648. Diese Woche beträgt die höchste erreichte Zahl an Neuinfektionen knapp 1000 Fälle weniger: am heutigen Freitag meldet das RKI 22.806 neu bestätigte Infektionsfälle. Das Niveau der Neuinfektionen bleibt dennoch weiter sehr hoch.

Insgesamt haben sich in Deutschland bislang 1.006.394 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Die Marke von einer Million Infektionen überschritt die Bundesrepublik laut RKI von Donnerstag auf Freitag.

2. Die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen steigt weiter – wenn auch weniger stark

Die Anzahl der Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, stieg zuletzt langsamer an als noch im Oktober. Damals wurden beinahe täglich 100 neue Patienten und mehr registriert. Im Verlauf dieser Woche lag der Wert pro Tag zwischen sechs und 32 Fällen.

Die Anzahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen nimmt nicht mehr so rasant zu wie noch im Oktober.

Divi Intensivregister Die Anzahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen nimmt nicht mehr so rasant zu wie noch im Oktober.

Generell ist im Verlauf dieser Woche eine Zunahme der Zahl der Patienten auf Intensivstationen zu beobachten. So ist die Belegungsquote von 76 Prozent am Montag auf 80 Prozent am Freitag gestiegen. Nur knapp ein Sechstel der Intensivbetten ist jedoch durch Covid-Patienten belegt.

3. Der R-Wert sinkt und nähert sich wünschenswerter Marke

Der R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt, hat sich im Verlauf dieser Woche positiv entwickelt. So liegt er laut den Lageberichten des RKI am Mittwoch und Donnerstag bei 0,76 – ein erfreulicher Wert. Ab einem Wert von 0,7 kann man davon ausgehen, dass das Infektionsgeschehen kontrollierbarer wird. Zu Beginn der Woche (Lagebericht vom Sonntag) lag der R-Wert noch bei 1,08.

Der R-Wert ist im Vergleich zum Vortag gleichgeblieben (0,76), das 7-Tage-R jedoch leicht gestiegen.

RKI/FOL/Datawrapper Der R-Wert ist im Vergleich zum Vortag gleichgeblieben (0,76), das 7-Tage-R jedoch leicht gestiegen.

Das 7-Tage-R hat sich ebenfalls positiv entwickelt. Es wird anhand der Daten eines längeren Zeitraums errechnet und ist deshalb weniger Schwankungen ausgesetzt. Es liegt laut Lagebericht aktuell bei 0,90. Anfang der Woche meldete das RKI noch einen Wert von 1,03 für die vergangenen sieben Tage.

4. 7-Tage-Inzidenz pendelt sich ein – aber auch hier gab es diese Woche einen traurigen Rekord

Am Montagmorgen lag die 7-Tage-Inzidenz deutschlandweit laut RKI bei 143,1 Fällen pro 100.000 Einwohner. Am Freitagmorgen liegt sie noch bei 136,0. Sechs Bundesländer liegen über dem Durchschnitt:

  • Sachsen (201)
  • Berlin (193)
  • Bayern (172)
  • Hessen (157)
  • Nordrhein-Westfalen (150)
  • Thüringen (149).
Am Freitagmorgen ist die 7-Tage-Inzidenz im Bundesland Sachsen am höchsten.

RKI/FOL/Datawrapper Am Freitagmorgen ist die 7-Tage-Inzidenz im Bundesland Sachsen am höchsten.

Das RKI weist auch die Inzidenzwerte für 412 meldende Kreise in Deutschland aus. Dort liegen die Inzidenzen teilweise deutlich höher. Besonders der Landkreis Hildburghausen sorgt derzeit für Schlagzeilen: Am Donnerstag stieg der Inzidenzwert dort auf mehr als 600 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Der Landkreis Hildburghausen weist laut Lagebericht von Donnerstagabend eine Inzidenz von mehr als 600 Fällen pro 100.000 Einwohnern auf.

RKI Der Landkreis Hildburghausen weist laut Lagebericht von Donnerstagabend eine Inzidenz von mehr als 600 Fällen pro 100.000 Einwohnern auf.

Allerdings gab es diese Woche auch eine gute Nachricht: Der Landkreis Potsdam-Mittelmark meldete am Mittwoch den siebten Tag infolge keine Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 und wies somit kurzzeitig eine 7-Tage-Inzidenz von null auf. Allerdings liegt sie bereits am Freitagmorgen wieder bei 65,6 Fällen pro 100.000 Einwohner.

So viele Todesfälle wie noch nie

Trotz der sinkenden, stagnierenden oder nur langsam steigenden Zahlen bei den Kennzahlen verzeichnete die Bundesrepublik in dieser Woche gleich zwei neue Rekorde beim Höchststand der Todesopfer. Dahinter können verschiedene Faktoren stecken:

Covid-19-Patienten sterben im Durchschnitt nach 16 Tagen

Das RKI beschreibt in seinem Steckbrief eine multinationale Studie, die erforscht hat, wie lange es bei Covid-19-Patienten in der Regel von Symptombeginn an dauert bis ein bestimmtes Stadium eintritt:

  • zur Hospitalisierung (4 Tage)
  • zur Lungenentzündung (4 Tage)
  • zum akuten Lungenversagen (8 Tage)
  • zur Aufnahme auf die Intensivstation (10 Tage) und
  • zum Tod (16 Tage)

 

Laut einer multinationalen Studie dauert es durchschnittlich 16 Tage vom ersten Auftreten von Symptomen bis zum Eintreten eines Todesfalls.

RKI Laut einer multinationalen Studie dauert es durchschnittlich 16 Tage vom ersten Auftreten von Symptomen bis zum Eintreten eines Todesfalls.

Der RKI-Grafik zufolge dauert es also durchschnittlich etwa 16 Tage vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Eintreten eines Todesfalls. Das bedeutet, dass die Sterbefälle, die wir heute zählen, in etwa aus den gemeldeten Neuinfektionen vor 16 Tagen hervorgegangen sind (Meldeverzug nicht berücksichtigt).

Am 11. November meldete das RKI 18.487 Neuinfektionen, insgesamt gab es zu diesem Zeitpunkt 705.687 bestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2. Außerdem befanden sich 3127 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, zehn Tage später (die Zeit, die es laut RKI-Grafik von Symptombeginn bis zur Aufnahme auf die Intensivstation dauert) waren es schon 3630, knapp 500 mehr. Der mögliche Effekt der geringeren Infektionszahlen auf die Patientenzahlen in den Kliniken und die Todesfälle kann sich also erst mit Zeitverzug zeigen.

Die Zahlen des RKI-Lageberichts vom 11. November. Heute vor 16 Tagen meldete es 18.487 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2.

RKI Die Zahlen des RKI-Lageberichts vom 11. November. Heute vor 16 Tagen meldete es 18.487 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2.

Inzidenz sinkt in den meisten Altersgruppen – aber steigt bei den Älteren

Die 7-Tage-Inzidenz der Gesamtbevölkerung lag am 11. November bei 138,1 Fällen pro 100.000 Einwohner, die der Über-60-Jährigen bei 94,5 Fällen. Letztere war am gestrigen Donnerstag auf 110 gestiegen. Dass die Inzidenz unter den Senioren zuletzt gestiegen ist, könnte dazu beigetragen haben, dass sich diese Woche trotz ähnlich hoher Infektionszahlen wie die Wochen zuvor so hohe Sterbezahlen zeigen. Denn während die Infektionszahlen bei jüngeren Menschen seit mehreren Wochen kontinuierlich zurückgehen, steigen sie bei den betagteren Generationen seit Wochen an.

Die Anzahl älterer Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infizieren, nimmt seit Wochen zu, während die der jüngeren abnimmt.

RKI/FOL/Datawrapper Die Anzahl älterer Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infizieren, nimmt seit Wochen zu, während die der jüngeren abnimmt.

Je älter ein Covid-19-Patient ist, desto höher ist sein Risiko für einen schweren Verlauf und somit auch dafür, daran zu sterben. Infizieren sich vermehrt ältere Menschen mit Sars-CoV-2, könnte das dazu führen, dass auch die Sterbezahlen steigen. Die RKI-Statistik zeigt: In der Kalenderwoche 46, die 16 Tage vor heute aktuell war, fiel knapp ein Fünftel der Infektionen – etwa 25.000 – auf die Generation 60 Plus.