Hilfe für die Ukraine Deutschland liefert Panzerhaubitzen
6. Mai 2022Deutschland will der Ukraine weitere schwere Waffen liefern: Nach Angaben von Verteidigungsministerin Lambrecht soll Kiew sieben Panzerhaubitzen vom Typ 2000 erhalten. Auch eine Ausbildung werde den ukrainischen Streitkräften angeboten.
Deutschland wird der Ukraine sieben Panzerhaubitzen 2000 liefern. Dazu sei eine Übereinkunft erzielt worden, sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in Sliac in der Slowakei. Die Waffensysteme sollten aus einer laufenden Instandsetzung kommen und damit der Bundeswehr nicht unmittelbar fehlen. Zu den Haubitzen solle eine Ausbildung angeboten werden.
Die SPD-Politikerin besuchte in dem an die Ukraine grenzenden Land deutsche Soldaten. Sie waren mit dem Flugabwehrsystem „Patriot“ zur Verstärkung an die NATO-Ostflanke verlegt worden.
Keine Waffen aus Bundeswehr-Bestand
Die Panzerhaubitzen kommen laut Lambrecht nicht aus dem aktiven Bestand der Bundeswehr, sondern werden gerade instand gesetzt. Die Ministerin hatte immer wieder betont, dass die Bundeswehr ihre Bündnisverpflichtungen einhalten müsse und keine weiteren schweren Waffen aus ihrem Bestand abgeben könne.
Die sieben Panzerhaubitzen sollen jedoch erst an die Ukraine geliefert werden, wenn Soldaten von dort eine Ausbildung an den Geschützen erhalten haben, so Lambrecht – die erste Runde soll kommende Woche im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein beginnen, in Zusammenarbeit mit den Niederlanden. Die Ukraine wird demnach zunächst 20 Soldaten zur Ausbildung nach Deutschland schicken, die schon einmal an Panzerhaubitzen gekämpft haben.
Reichweite von bis zu 40 Kilometern
Die Bundeswehr beschreibt die Panzerhaubitze 2000 als eines der modernsten Artilleriegeschütze weltweit. Ihre Stärke liege in ihrer Präzision und in ihrer großen Kampfentfernung – sie sei reaktionsschnell, weitreichend, treffgenau. Das Geschütz ist auf das Fahrgestell eines Kettenradpanzers montiert.
Die Panzerhaubitze ist laut Fachjargon zum „Shoot and Scoot“ in der Lage. Übersetzt: „Feuern und dann nichts wie weg“. Ausgestattet mit 1000 PS wird der Koloss von einem rollenden Geschütz bis zu 60 km/h schnell. Er verschießt 155mm-Munition, die in bis zu 40 Kilometer Entfernung einschlagen kann. Die Reichweite kann sich mit Spezialmunition noch steigern lassen.
Offiziell verfügt die Bundeswehr über 119 Exemplare der Panzerhaubitze 2000, von denen offenbar etwa 40 einsatzbereit sind. Das Geschütz kam – nach intensiver Debatte – zeitweise auch in Afghanistan zum Einsatz. Auch die Niederlande hatte der Ukraine bereits die Lieferung der Panzerhaubitze zugesagt, Deutschland wollte die Ausbildung für die ukrainischen Streitkräfte in Idar-Oberstein übernehmen.
Bedenken aus Militärkreisen
In einem vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages erstellten Gutachten war kürzlich die Frage aufgeworfen worden, ob Deutschland mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten zur Kriegspartei werde. Man bewege sich in einen Graubereich hinein, so das Ergebnis des Papiers. Klar ist das Gutachten dagegen bei der Frage, ob ein Staat mit der Lieferung von Waffen zur Kriegspartei werde. Die Antwort: Ein eindeutiges Nein.
Aus Militärkreisen waren intern zudem Bedenken gegen eine Übergabe des Waffensystems aus eigenen Beständen angemeldet worden – wegen der Bündnisverpflichtungen und einer befürchteten Einschränkung der eigenen Kampffähigkeit.
Zusage über „Gepard“-Lieferungen
Befürworter einer Lieferung verwiesen darauf, dass in der Ukraine Gefechte gegen russische Angreifer liefen, bei denen sich die künftige Ordnung in Europa wesentlich entscheiden könne und ein Sieg der russischen Streitkräfte deswegen verhindert werden müsse. Zur Abschreckung hatte die Bundeswehr bereits sechs ihrer Panzerhaubitzen 2000 nach Litauen gebracht, wo sie den von Deutschland geführten NATO-Gefechtsverband verstärken.
Der Bundestag hatte Ende März eine Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gefordert und dazu einen gemeinsamen Antrag von Union sowie den regierenden Ampel-Parteien beschlossen. Lambrecht hatte auch eine Lieferung von Flugabwehrpanzern „Gepard“ erlaubt, von dem der Hersteller Krauss-Maffei Wegmann noch 50 Stück in den Beständen hat. Die Lieferung schwerer Waffen war lange umstritten.