News zur Corona-Pandemie – Stiko Chef kontert Lauterbach: „Können nicht jedes Jahr gesamte Bevölkerung impfen“

News zur Corona-Pandemie – Stiko Chef kontert Lauterbach: „Können nicht jedes Jahr gesamte Bevölkerung impfen“

15. Juli 2022 Aus Von mvp-web
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach empfiehlt nun auch unter 60-Jährigen eine vierte Corona-Impfung. Außerdem will er zurück zu elektronischen Krankmeldungen. Die Coronoa-Zahlen bleiben auf einem hohen Niveau. Am Freitag werden 109.694 neue Fälle gemeldet.

Stiko-Chef Mertens widerspricht Lauterbach: “Können nicht jedes Jahr gesamte Bevölkerung impfen”

12.49 Uhr: Der Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach widersprochen. Der hatte am Donnerstag die vierte Impfung für alle, auch für Menschen unter 60 Jahren, empfohlen.

Er kenne keine Daten, die eine solche Empfehlung rechtfertigen würden, sagte Mertens der “Welt am Sonntag”. “Ich halte es für schlecht, medizinische Empfehlungen unter dem Motto ‚Viel hilft viel‘ auszusprechen.”

Während er die Empfehlung der EU, Menschen über 60 ein viertes Mal zu gegen Corona impfen, teilt, widerspricht er Lauterbach bei seiner neuesten Empfehlung. Es sei wichtig, sich klarzumachen, dass “wir nicht jedes Jahr ständig die gesamte Bevölkerung – also auch jüngere, gesunde Menschen – impfen können”. Ziel bei den Impfungen sei es nicht, Infektionen zu vermeiden, sondern Erkrankungen.

Die dreimalige Impfung schütze gut vor schweren Verläufen, so Mertens weiter. “Aber die Übertragung des Virus wird nur gering beeinflusst.”

Lauterbach empfiehlt auch Unter-60-Jährigen vierte Corona-Impfung

07.17 Uhr: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) empfiehlt auch Menschen unter 60 Jahren eine vierte Corona-Impfung. “Wenn jemand den Sommer genießen will und kein Risiko eingehen will zu erkranken (…), dann würde ich in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen”, sagte Lauterbach am Donnerstag im “Spiegel”-Spitzengespräch über eine zweite Auffrischungsimpfung. “Dann hat man einfach eine ganz andere Sicherheit.”

Das Long-Covid-Risiko sei “deutlich reduziert für ein paar Monate”, ebenso wie das Infektionsrisiko, sagte Lauterbach. Einen an Omikron angepassten Impfstoff könnten die Menschen auch nach der vierten Impfung nehmen. Einen solchen Impfstoff könnte es Ende August oder Anfang September geben, das hänge aber von der Zulassung ab, sagte der Gesundheitsminister.

Lauterbach geht damit über die Empfehlungen von EU und Ständiger Impfkommission hinaus. Die EU hatte am Montag eine zweite Auffrischungsimpfung für Menschen ab einem Alter von 60 Jahren empfohlen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) bislang eine zweite Booster-Impfung für Menschen ab 70 Jahren, Risikopatienten sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Beschäftigte im medizinischen Bereich und in Pflegeeinrichtungen.

RKI registriert 109.694 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 719,2

Freitag, 15. Juli, 05.07 Uhr: Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 719,2 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05:00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 720,4 gelegen (Vorwoche: 699,5; Vormonat: 472,4). Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zur Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 109.694 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 117.732) und 115 Todesfälle (Vorwoche: 131) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 27.633 000 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Zahl der Corona-Ausbrüchen in Altenheimen steigt rasant an

20.44 Uhr: Die Zahl der Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen ist zuletzt wieder deutlich gestiegen. Aus 235 dieser Einrichtungen wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) in der vergangenen Woche Ausbrüche mit mindestens einem neuen Fall gemeldet, wie aus dem Wochenbericht vom Donnerstagabend hervorgeht. In der Vorwoche waren es 192.

Die Ab-80-Jährigen seien auch weiterhin am stärksten von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Pro 100.000 Einwohner seien in dieser Altersgruppe in der vergangenen Woche etwa 25 mit einer schweren Atemwegsinfektion und Covid-19 ins Krankenhaus gekommen. Über alle Altersgruppen hinweg lag dieser Wert bei 3,7 – das entspreche etwa 3100 neuen Krankenhausaufnahmen in der Woche.

Corona-Schnelltest in einem Seniorenheim.

Grundsätzlich blieben der Infektionsdruck in der Allgemeinbevölkerung und die damit zusammenhängenden Belastungen des Gesundheitswesens nach RKI-Angaben hoch. “Auch bei gleichbleibenden Fallzahlen sind weitere Anstiege von schweren Erkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfällen zu erwarten”, schreibt das Institut. Für die zurückliegende Kalenderwoche errechnete die Behörde eine Zahl von 800.000 bis 1,3 Millionen Sars-CoV-2-Infizierten mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung.

Die Zahl der Arztbesuche aufgrund von akuten Atemwegserkrankungen sei nach wie vor deutlich höher als für die Jahreszeit üblich. Für die vergangene Woche seien 1,2 Millionen Konsultationen verzeichnet worden, gut ein Viertel davon aufgrund einer Sars-CoV-2-Infektion.

Nach wie vor rät das RKI dazu, unabhängig von Impfstatus und Schnelltestergebnis Kontakte zu meiden, wenn Symptome einer Atemwegserkrankung auftreten, etwa Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten.