Mehr Arbeitslose im Juli – saisonal bedingt und wegen Ukraine-Erfassung
29. Juli 2022Erneut ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland wegen der Erfassung ukrainischer Flüchtlinge gestiegen. Die Bundesländer im Norden machen dabei im Juli keine Ausnahme. Die Perspektiven sind aber gar nicht so schlecht.
Im Juli waren bundesweit 2,47 Millionen Menschen ohne Job. Das sei ein Plus von 107.000 im Vergleich zum Vormonat, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Im Vergleich zum Juli 2021 sank die Zahl der Arbeitslosen um 120.000. Die Arbeitslosenquote betrug 5,4 Prozent, 0,2 Punkte mehr als im Juni. Ein Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli ist wegen der Sommerpause üblich, weil jetzt viele Menschen Schule oder Ausbildungen beendeten und nicht sofort einen Job fänden. In diesem Jahr falle er aber stärker aus, weil seit dem 1. Juni Flüchtlinge aus der Ukraine registriert werden.
Niedersachsen: Rund 236.000 Menschen arbeitslos gemeldet
Die Arbeitslosenzahl in Niedersachsen lag im Juli mit 236.115 um 5,7 Prozent höher als im Juni (223.444). Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent. Vor einem Jahr betrug die Quote 5,5 Prozent. Der Hauptgrund für den Anstieg ist auch dort die weitere Registrierung von Geflüchteten aus der Ukraine. Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit, erläuterte: „Die Arbeitslosigkeit ist zwar gestiegen, aber nach wie vor nimmt auch die Beschäftigung zu und der Arbeitsmarkt ist weiterhin aufnahmefähig. Die jungen Menschen, die in den nächsten Wochen Ausbildung und Studium beginnen oder sich nach ihrer Ausbildung eine Arbeitsstelle suchen, finden also beste Voraussetzungen vor.“ Auch bei den Geflüchteten aus der Ukraine sei die Agentur zuversichtlich, sie bei der Integration in den Arbeitsmarkt gut unterstützen zu können.
Schleswig-Holstein: Quote steigt auf 5,3 Prozent
Ähnlich sieht es in Schleswig-Holstein aus. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer nahm im Juli im Vergleich zum Juni um 5.400 oder 6,9 Prozent auf 84.000 zu, wie die Regionaldirektion der Agentur für Arbeit berichtete. Die Arbeitslosenquote lag im Juli bei 5,3 Prozent nach 5,0 Prozent im Juni und 5,7 Prozent vor einem Jahr. Der stellvertretende Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Thomas Letixerant, nannte zwei Gründe für den Anstieg: den Übergang der ukrainischen Schutzsuchenden in die Grundsicherung sowie die jahreszeitlich typischen Effekte, wenn sich junge Menschen nach Abschluss der Berufsausbildung oder der Schule vorübergehend arbeitslos meldeten. Hinzu kämen quartalsbedingte Kündigungen und die Rekrutierungspraxis vieler Betriebe, die gewöhnlich erst nach den Sommerferien wieder neues Personal einstellten.
Mecklenburg-Vorpommern: Arbeitslosenzahl liegt über 60.000
Die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern im Juli stieg ebenfalls. 60.700 Menschen waren erwerbslos gemeldet und damit 3.100 mehr als im Juni und 450 mehr als im Vorjahr, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit in Kiel mitteilte. Gründe seien auch dort, dass sich mehr Geflüchtete aus der Ukraine bei Jobcentern gemeldet hätten sowie der typische Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit zum Schulschluss. Zudem wirkten sich die gedämpften wirtschaftlichen Erwartungen auf die Bereitschaft der Unternehmen aus, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. Die Arbeitslosenquote lag den Angaben zufolge im Juli bei 7,5 Prozent, vor einem Jahr waren es 7,3 Prozent.
Hamburg: Rund 77.000 Arbeitslose gemeldet
Auch in Hamburg stieg den zweiten Monat in Folge die Arbeitslosigkeit. Im Juli waren 76.909 Menschen arbeitslos gemeldet – immer noch rund 5.000 weniger als vor einem Jahr, im Vergleich zum Vormonat aber etwa 4.000 mehr. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 7,1 Prozent, nach 6,7 im Juni. Mehr als 2.000 ukrainische Geflüchtete hat das Jobcenter allein im vergangenen Monat für die Grundsicherung registriert. Gleichzeitig gibt es den Angaben zufolge immer mehr Menschen, die in der Hansestadt arbeiten. 1,36 Millionen Hamburgerinnen und Hamburger haben einen sozialversicherungspflichtigen Job – so viele wie noch nie. Chancen für Jobsuchende sind außerdem derzeit sehr gut: Rund 14.000 freie Stellen über alle Branchen hinweg sind der Arbeitsagentur gemeldet.