Krieg Tag 164 – So 07.08.2022 ++ Ukraine prüft 26.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen ++

Krieg Tag 164 – So 07.08.2022 ++ Ukraine prüft 26.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen ++

7. August 2022 Aus Von mvp-web

++ Ukraine prüft 26.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen ++

++ Bericht über entlassene russische Militärs ++

++ Zweiter Konvoi mit Getreideschiffen unterwegs ++

Stand: 07.08.2022 18:17 Uhr

Die Ukraine ermittelt nach eigener Aussage in fast 26.000 mutmaßlichen Fällen von Kriegsverbrechen seit Kriegsbeginn. Russland meldet die Zerstörung von NATO-Munition.


  • Ukraine ermittelt 26.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen
  • Kosovo weist russische Journalistin aus
  • Enerhoatom: AKW-Arbeiter verletzt
  • Ex-Kreml-Beamter soll Klinik verlassen haben

18:17 Uhr

Ende der Seeblockade: Erster Frachter in Ukraine angekommen

Nach dem Ende der russischen Seeblockade hat erstmals wieder ein Frachtschiff in einem ukrainischen Hafen angelegt. “Der Schüttgutfrachter Fulmar S ist im Hafen Tschornomorsk angekommen und bereit zum Beladen”, teilte das ukrainische Infrastrukturministerium auf seinem Telegram-Kanal mit. Die in den letzten Tagen aus den ukrainischen Häfen ausgelaufenen Schiffe hingen dort bereits seit Kriegsbeginn fest. Die Wiederaufnahme des Schiffsverkehrs und der damit verbundenen Getreidelieferungen aus der Ukraine sind wichtig für die Stabilisierung der Lebensmittelpreise weltweit.

Bisher sind aus den ukrainischen Häfen seit Anfang August schon acht Schiffe mit Getreide ausgelaufen. Sie gehörten zu den Dutzenden Frachtern, die dort seit Kriegsbeginn im Februar wegen der russischen Seeblockade und der Verminung der eigenen Häfen durch das ukrainische Militär stecken geblieben waren. Mit dem Einlaufen der Fulmar S habe der Getreidekorridor nun einen “Ein- und Ausgang”, erklärte Infrastrukturminister Olexander Kubrakow. Das sei ein wichtiges Signal für die Märkte.

Die unter der Flagge von Barbados fahrende Fulmar S liegt im Hafen von Tschornomorsk, der zum Einzugsgebiet von Odessa gehört. Die Ukraine will in Zukunft auch die Freigabe des Seehafens Mykolajiw für die Getreidetransporte erwirken. Ein entsprechender Vorschlag sei an die UN und die Türkei ergangen, teilte Kubrakow mit. Ziel sei es, die Getreideexporte auf drei Millionen Tonnen pro Monat anzuheben.

16:18 Uhr

Selenkyj fordert neue EU-Sanktionen gegen Russland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat neue EU-Sanktionen gegen Russland gefordert. Auf Twitter schrieb er, “Russlands nuklearer Terror erfordert eine stärkere Reaktion der internationalen Gemeinschaft”. Das habe er mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, besprochen. Russland und die Ukraine beschuldigen sich derzeit immer wieder gegenseitig, das südukrainische Atomkraftwerks Saporischschja zu beschießen.

Erste Frachter fahren wieder ukrainische Häfen an

Nachdem vier weitere Frachter ukrainische Häfen am Schwarzen Meer verlassen haben, geht auch der Schiffsverkehr in die andere Richtung langsam wieder los: Der Frachter “Fulmar S”, der unter der Flagge von Barbados fährt, machte nach ukrainischen Angaben im ukrainischen Hafen in Tschornomorsk fest. Der Frachter warte nun darauf, beladen zu werden, teilte das ukrainische Infrastrukturministerium über Facebook mit.

15:42 Uhr

Ukraine ermittelt 26.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen

Die Ukraine ermittelt nach eigener Aussage in fast 26.000 mutmaßlichen Fällen von Kriegsverbrechen, die seit der russischen Invasion am 24. Februar begangen wurden. Es seien 135 Personen angeklagt worden, sagte ihr leitender Staatsanwalt für Kriegsverbrechen der Nachrichtenagentur Reuters. Von den Angeklagten befänden sich rund 15 in ukrainischem Gewahrsam, hieß es – die restlichen 120 seien weiterhin auf freiem Fuß, sagte Yuriy Bilousov, Leiter der Abteilung für Kriegsverbrechen der Generalstaatsanwaltschaft, in einem Interview in der Hauptstadt Kiew. Dreizehn Fälle seien Gerichten vorgelegt und sieben Urteile gefällt worden, sagte er.

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15:33 Uhr

Kosovo weist russische Journalistin aus

Die Behörden des Kosovos haben die kremlnahe russische Journalistin Darja Aslamowa des Landes verwiesen. Er habe sie zur unerwünschten Person erklärt, schrieb Innenminister Xhelal Svecla auf seiner Facebook-Seite.

Aslamowa arbeitet für die russische Boulevardzeitung “Komsomolskaja Prawda” und gilt gilt als linientreue Propagandistin der russischen Seite im Ukraine-Krieg. Sie war gestern bei der Einreise aus Serbien in den Kosovo von kosovarischen Sicherheitsbeamten vorläufig festgenommen worden. Heute verließ sie den Kosovo und erreichte wieder Serbien, hieß es. Aslamowa sei auf Recherchereise in der Region gewesen, teilte das Blatt auf seiner Internetseite mit.

Der heute fast ausschließlich von Albanern bevölkerte Kosovo gehörte einst zu Serbien. 2008 erklärte es sich für unabhängig. Serbien, Russland, China und einige EU-Länder wie Spanien und Griechenland erkennen die Eigenstaatlichkeit nicht an. Zwischen dem von Russland unterstützten Serbien und dem Kosovo kommt es immer wieder zu Spannungen. Erst vor einer Woche hatten ethnische Serben im Nordkosovo Barrikaden errichtet, um gegen neue Regeln für die Einreise ins Kosovo zu demonstrieren.

15:21 Uhr

Russland meldet Zerstörung von NATO-Munition

Das russische Militär hat eigenen Angaben zufolge tonnenweise Munition zerstört, die von NATO-Mitgliedsstaaten an die Ukraine geliefert worden sein soll. In der südukrainischen Region Mykolajiw sei ein Lager mit insgesamt 45.000 Tonnen Munition getroffen worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.

Konaschenkow berichtete zudem von fünf weiteren Waffenlagern, die angegriffen worden seien – eines davon im besonders schwer umkämpften östlichen Gebiet Donezk. Dort hätten russische Luftstreitkräfte zudem die Kleinstadt Bachmut attackiert und dabei bis zu 130 ukrainische Soldaten getötet, hieß es aus Moskau. Auch das ließ sich nicht verifizieren.

Bachmut gilt als Eckpfeiler eines Verteidigungswalls, den die ukrainische Armee rund um den Ballungsraum der Großstädte Slowjansk und Kramatorsk aufgebaut hat. Dieser gerät zunehmend unter Druck.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

15:03 Uhr

Mais aus der Ukraine soll wohl verkauft werden

Das mit dem Frachtschiff “Razoni” gelieferte Getreide aus der Ukraine sollte offenbar vom Libanon aus weiter nach Syrien transportiert werden. Händler hätten vermutlich einen Teil der erwarteten Mais-Ladung im Libanon verkaufen und den Rest über Land ins benachbarte Syrien liefern wollen. Das sagten zwei libanesische Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur dpa.

Es habe “viel Rummel” um die “Razoni” gegeben, sagte Hani Buschali, Präsident des Konsortiums für Lebensmittelimporte im Libanon. “Die Welt stellt sich ein Hilfsschiff vor, das die Libanesen aus ihrer finanziellen Misere rettet. Offen gesagt ist das nicht der Fall”, sagte Boshali. “Der Libanon braucht Weizen, keinen Mais.” Bis jetzt habe niemand das Gut auf der “Razoni” öffentlich beansprucht. Mehr Klarheit werde es erst geben, wenn das Schiff tatsächlich anlege und die Ladung gelöscht werde.

Die für heute geplante Ankunft des Schiffes wurde abgesagt. Zu den Gründen machte der ukrainische Botschafter im Libanon im Gespräch mit der ARD keine Angaben.

14:42 Uhr

Amnesty bedauert “Verärgerung”

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat ihr Bedauern über die ukrainische Reaktion auf einen kritischen Bericht über die Streitkräfte des Landes ausgedrückt. “Amnesty International bedauert zutiefst den Ärger und die Verärgerung, die unsere Pressemitteilung über die Kampftaktiken des ukrainischen Militärs hervorgerufen hat”, hieß es in einer Mail an die Nachrichtenagentur Reuters.

“Die Priorität von Amnesty International in diesem und in jedem anderen Konflikt ist es, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Dies war in der Tat unser einziges Ziel, als wir diese jüngste Untersuchung veröffentlicht haben. Wir stehen voll und ganz zu unseren Erkenntnissen, bedauern aber das verursachte Leid.”

In dem Bericht hatte Amnesty der ukrainischen Armee vorgeworfen, Zivilisten gefährdet zu haben, indem sie etwa Stützpunkte in Wohngebieten, Schulen und Krankenhäusern errichtet habe. Nach der Veröffentlichung des Berichts war die Landeschefin von Amnesty in der Ukraine, Oksana Pokaltschuk, gestern zurückgetreten. Sie beschuldigte Amnesty – ähnlich wie zuvor Präsident Wolodymyr Selenskyj -, russische Propaganda zu übernehmen.

13:57 Uhr

Erneute gegenseitige Schuldzuweisungen

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage haben sich Moskau und Kiew gegenseitig den Beschuss des südukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja vorgeworfen. Die ukrainische Armee habe in der Nacht eine Rakete auf das AKW-Gelände abgefeuert, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar, in der das Kraftwerk liegt.

Die ukrainische Atombehörde Enerhoatom hingegen beschuldigte die Russen, das unter ihrer Kontrolle stehende Gelände selbst beschossen zu haben. Bei dem Angriff wurden demnach ein Lager für abgebrannten Kernbrennstoff getroffen sowie Sensoren zur Strahlenmessung beschädigt. Enerhoatom berichtete zudem, kurz vor der Explosion hätten sich Hunderte Mitglieder der russischen Besatzung in Bunkern versteckt.

Die Angaben beider Seiten ließen sich bislang nicht unabhängig überprüfen. Erst Freitag hatten sich Moskau und Kiew gegenseitig für den Beschuss von Europas größtem Atomkraftwerk verantwortlich gemacht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

13:02 Uhr

Linke-Geschäftsführer fordert Zurückhaltung

Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Tobias Bank, hat die prominenten Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht und Klaus Ernst zur Zurückhaltung beim Thema Russland aufgefordert. Er erwarte, “dass sie die Beschlüsse des Bundesparteitags respektieren und widersprechende Aussagen unterlassen”, sagte Bank dem “Spiegel”.

Wagenknecht und Ernst hatten sich mehrfach kritisch zu den Sanktionen gegen Russland infolge des Angriffs auf die Ukraine geäußert. Auf Twitter schrieb Wagenknecht vor wenigen Tagen, es laufe ein “wahnsinniger Krieg gegen Russland”. Erst am nächsten Tag ergänzte sie, der “Konflikt” sei durch einen “völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands ausgelöst worden”.

12:30 Uhr

Ukraine: Russland verlegt weiter Kriegstechnik nach Belarus

Angaben des ukrainischen Generalstabs zufolge verlegt Russland weiter Kriegstechnik ins benachbarte Belarus. Unter anderem im Grenzbereich zum westukrainischen Gebiet Wolhynien würden auf belarussischem Gebiet zusätzliche Kräfte und Ausrüstung zur Luftverteidigung stationiert, teilte der Generalstab mit. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht.

Die frühere Sowjetrepublik Belarus ist zwar nie offiziell mit in Russlands Krieg eingestiegen. Der autoritäre Machthaber Alexander Lukaschenko hat aber bereits kurz nach Beginn der Invasion Ende Februar eingeräumt, dass von belarussischem Staatsgebiet russische Raketen in Richtung Ukraine abgefeuert wurden. Lukaschenko gilt als enger Partner von Kremlchef Wladimir Putin.

12:28 Uhr

Energoatom: AKW-Arbeiter verletzt

Wie das staatliche ukrainische Energieunternehmen Energoatom mitteilte, ist ein Arbeiter verletzt worden, als russische Streitkräfte am Samstagabend erneut das Kernkraftwerk Saporischschja beschossen. Energoatom betreibt das Atomkraftwerk.

Auf Telegram hieß es, dass der Standort des Trockenlagers der Anlage, in dem 174 Container mit abgebrannten Kernbrennstoffen unter freiem Himmel gelagert werden, von Raketenangriffen getroffen wurde. Das Atomkraftwerk Saporischschja ist das größte AKW Europas.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

11:59 Uhr

Dworkowitsch bleibt Schachverbands-Chef

Das ehemalige russische Regierungsmitglied Arkadij Dworkowitsch bleibt Präsident des Schach-Weltverbandes Fide. Der 50-Jährige, der von 2000 bis 2018 der russischen Regierung angehörte, wurde im indischen Chennai mit einer klaren Mehrheit von 157:16 Stimmen für vier weitere Jahre im Amt bestätigt. Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Wiederwahl Dworkowitschs laut russischen Medien als “sehr gute Nachricht”.

Dworkowitsch kandidierte zusammen mit dem indischen Ex-Weltmeister Viswanathan Anand, der nun sein Stellvertreter ist. Der Deutsche Schachbund hatte sich für einen Neuanfang beim Weltverband und die Kandidatur des Ukrainers Andrej Baryschpolez stark gemacht. Dworkowitschs Ablösung war aber nur von wenigen Verbänden gefordert worden. Neben der Ukraine und Deutschland kamen solche Stimmen unter anderen noch aus Skandinavien und dem Baltikum.

11:44 Uhr

Ex-Kreml-Beamter soll Klinik verlassen haben

Der ehemalige Kreml-Beamte Anatoli Tschubais hat einem Bericht der italienischen Zeitung “La Repubblica” zufolge das Krankenhaus von Olbia auf Sardinien verlassen. Der 67-Jährige habe positiv auf die Medikation reagiert und sei nach Frankfurt geflogen, wo er weiter behandelt werde, hieß es.

Nachdem der frühere Sonderbeauftragte des Kreml vor gut einer Woche in die Klinik gebracht wurde, war über eine etwaige Vergiftung spekuliert worden. Die italienische Polizei führte mit Spezialisten Untersuchungen durch. Das toxikologische Gutachten steht laut “Repubblica” noch aus – derzeit deute aber alles auf eine seltene Nervenkrankheit hin.

Tschubais hatte sein Amt in Moskau Ende März niedergelegt. Der frühere Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin gilt als Kritiker des Angriffskrieges gegen die Ukraine.

11:07 Uhr

Ukraine fürchtet ein Drittel kleinere Weizenernte

Die ukrainische Regierung befürchtet für das laufende Jahr einen Rückgang der Weizenernte um 20 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Drittel des Vorjahreswerts. “Die größte Herausforderung ist es für uns, den Weizen auf den internationalen Markt zu bringen”, sagte der ukrainische Vize-Landwirtschaftsminister Taras Wysozkyj den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Infolge des russischen Angriffskriegs stiegen die Logistikkosten, während die Erzeugerpreise – trotz gestiegener Kurse auf dem Weltmarkt – sänken, so der Vize-Minister. “Wir müssten monatlich sechs Millionen Tonnen Getreide exportieren. Über die alternativen Transportwege waren im Juni nur zwei Millionen Tonnen möglich.”

Ein erhebliches Problem seien zudem verminte Felder. Bislang seien “mindestens 20 Landwirte bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen, weil sie über Minen gefahren sind”, sagte Wysozkyj. Der Vize-Minister ergänzte unter Verweis auf die jüngst unterzeichneten Abkommen zur Freigabe von Getreide-Exporten aus der Ukraine aber, er sei “optimistischer als noch im März”.

11:00 Uhr

London: Bilanz zu Entlassungen im russischen Mililtär

Laut britischen Geheimdienstangaben hat Russland seit dem Einmarsch in die Ukraine mindestens sechs hochrangige Militärvertreter entlassen. Die schlechte Leistung der Streitkräfte während der Invasion sei für die russische Militärführung kostspielig gewesen, was höchstwahrscheinlich zur Entlassung von mindestens sechs Kommandeuren geführt habe, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update mit.

10:41 Uhr

Türkei: Konvoi zunächst auf dem Weg nach Istanbul

Die vier aus ukrainischen Häfen ausgelaufenen Frachter sind Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums zufolge auf dem Weg nach Istanbul, um dort kontrolliert zu werden. Beladen seien sie unter anderem mit Sonnenblumenöl und Mais. Ihre Zielhäfen befänden sich in China, der Türkei und Italien, wie das Ministerium twitterte.

Insgesamt haben damit seit Abschluss des Getreide-Abkommens acht Frachter aus der Ukraine abgelegt. Die “Razoni” hatte am Montag als erstes Schiff mit ukrainischem Getreide seit Beginn des russischen Angriffskrieges die Ukraine in Richtung Libanon verlassen. Vorher waren Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen wegen des russischen Angriffskrieges monatelang blockiert worden.

Die Kriegsgegner Ukraine und Russland unterzeichneten am 22. Juli unter UN-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Ein Koordinierungszentrum in Istanbul ist mit Vertretern der vier Parteien besetzt. Die Inspektionen sollen unter anderem sicherstellen, dass mit den Schiffen keine Waffen transportiert werden

09:41 Uhr

Russische Angaben: Funktionär stirbt nach Attentat

Ein Funktionär der russischen Besatzungsbehörden in der Region um die südukrainische Stadt Cherson ist nach Informationen von Russland eingesetzter Behörden infolge eines Attentats gestorben. Witali Gura, stellvertretender Leiter der Verwaltung der Stadt Nowa Kachowka, sei “seinen Verletzungen erlegen”, so die örtliche Behördenvertreterin Katerina Gubarewa in einem Statement der Behörden im Kurznachrichtendienst Telegram.

Der Mann habe am Samstagmorgen bei einem “Attentat” in seinem Haus mehrere Schussverletzungen erlitten, berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Kreise der Besatzungsbehörden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

09:07 Uhr

Kiew: Zweiter Konvoi mit Getreideschiffen unterwegs

Ein zweiter Konvoi von mit Agrargütern beladenen Frachtern ist nach ukrainischen Angaben ausgelaufen. Infrastrukturminister Olexandr Kubrakow twitterte, dass vier Schiffe im Rahmen des von der Türkei und den Vereinten Nationen mit Russland vereinbarten Rahmenabkommens ukrainische Häfen am Schwarzen Meer verlassen hätten. Es handele sich um die Frachter “Mustafa Necati”, “Star Helena”, “Glory” und “Riva Wind”. Sie hätten insgesamt fast 170.000 Tonnen Getreide geladen.

Ukrainische Armee in Donezk unter Druck – Vorstöße aber abgewehrt

Die ukrainische Armee gerät im östlichen Gebiet Donezk zunehmend unter Druck – hat vorerst aber eigenen Angaben zufolge alle Vorstöße der Russen abgewehrt. Es seien russische Angriffe in Richtung der Städte Slowjansk, Bachmut und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab am Samstag in seinem Abendbericht mit. Das sei auch westlichen Waffen zu verdanken.

Insbesondere um Bachmut toben seit Tagen heftige Kämpfe. Die Kleinstadt gilt als ein Eckpfeiler des Verteidigungssystems rund um den letzten von Ukrainern gehaltenen Ballungsraum im Donbass. Sollten Bachmut und andere kleinere Orte fallen, wäre der Weg für Russlands Truppen weitgehend frei in Richtung der Großstädte Slowjansk und Kramatorsk.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

05:08 Uhr

Ankunft von Getreidefrachter verschiebt sich

Das erste Frachtschiff mit ukrainischem Getreide seit Kriegsbeginn legt später als erwartet im Libanon an. Die für diesen Sonntag geplante Ankunft des Schiffes “Razoni” sei abgesagt worden, teilte der ukrainische Botschafter im Libanon dem ARD-Studio Kairo mit. Zu den Gründen wurden keine Angaben gemacht.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete unter Berufung auf eine Quelle der Hafenverwaltung im nordlibanesischen Tripoli, der Frachter werde dort am Dienstag anlegen – er habe seine Route geändert. Anfang der Woche war nach mehrmonatiger russischer Seeblockade der erste Getreidefrachter – mit 26.000 Tonnen Mais an Bord – aus einem ukrainischen Schwarzmeerhafen gestartet.

03:50 Uhr

Ukrainischer Präsidentenberater für Weiterbetrieb deutscher AKW

Die ukrainische Regierung hat an die Grünen appelliert, die letzten Atomkraftwerke in Deutschland über das Jahresende hinaus weiterlaufen zu lassen. Der kommende Winter sei ein “Schlüsselwinter”, sagte der engste Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, dem “Tagesspiegel”.

Es sei angesichts der Drosselung russischer Gaslieferungen nicht sinnvoll, die drei Anlagen im Dezember abzuschalten. “Wir müssen zwingend alles nutzen, was wir haben, um schnellstmöglich eine neue Energielandkarte in Europa zu schaffen und um nicht weiter den Krieg Russlands zu finanzieren”, betonte der Präsidentenberater.

01:21 Uhr

Ukrainischer Vize-Agrarminister: Getreidebauern stark unter Druck

Ukrainische Landwirte stehen trotz der Wiederaufnahme der Getreideexporte über das Schwarze Meer unter starkem Druck. In diesem Jahr würden absehbar nur rund 20 Millionen Tonnen Weizen geerntet, etwa zwei Drittel des Ertrags im Vorjahr vor Beginn des russischen Angriffskriegs, sagte der ukrainische Vize-Landwirtschaftsminister Taras Wyssozkyj den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. “Bislang sind mindestens 20 Landwirte bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen, weil sie über Minen gefahren sind”, beschrieb er.

Zudem seien trotz gestiegener Weltmarktpreise die Erzeugerpreise für Weizen dramatisch gesunken. “Wir müssten monatlich sechs Millionen Tonnen Getreide exportieren”, sagte der stellvertretende Agrarminister weiter.

Ende Juli hatten Russland und die Ukraine mit der Türkei und den Vereinten Nationen ein Abkommen zur Getreide-Ausfuhr über die bis dahin durch den Krieg blockierten ukrainischen Schwarzmeer-Häfen vereinbart. “Wir hoffen, dass unsere internationalen Partner darauf achten, dass alle Vereinbarungen eingehalten werden”, sagte Wyssozkyj. “Grundsätzlich bin ich aufgrund des Abkommens aber optimistischer als noch im März.”

00:13 Uhr

Selenskyj lobt Erfolge ukrainischer Armee und westliche Waffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Streitkräfte für erfolgreiche Gegenangriffe gelobt – und dabei die Rolle westlicher Waffen hervorgehoben. In der vergangenen Woche habe die ukrainische Armee “starke Ergebnisse” bei der Zerstörung russischer Kriegslogistik erzielt, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. “Jeder Angriff auf die Munitionsdepots des Feindes, auf seine Kommandoposten und auf Ansammlungen russischer Technik rettet unser aller Leben, das Leben der ukrainischen Soldaten und Zivilisten.”

Selenskyj dankte westlichen Partnern für bisherige Waffenlieferungen. Er verwies insbesondere auf die USA, die vor einigen Tagen weitere Rüstungslieferungen an die Ukraine in einem Umfang von 550 Millionen Dollar angekündigt hatten.