Der ÖPNV rechnet mit Defiziten
7. August 2022Die Rostocker Straßenbahn AG blickt skeptisch in die Zukunft. Sie befürchtet höhere Verluste, als sie im Wirtschaftsplan für 2022 sowieso schon ausgewiesen sind.
Die Corona-Folgen und gestiegene Energiekosten machen den Nahverkehrsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern zu schaffen. Die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) zum Beispiel sieht ihre Entwicklung zwar positiv. Dennoch brauche es „eine auskömmliche Finanzierung der Unternehmen des ÖPNV, insbesondere weitere öffentliche Zuschüsse, für die angestrebte Verkehrswende“, so ein Sprecher der Rostocker Stadtverwaltung. Die RSAG leide in diesem Jahr unter den hohen Dieselpreisen. Im kommenden Jahr rechne die RSAG darüber hinaus mit deutlich steigenden Energiepreisen analog der derzeitigen Marktentwicklung, insbesondere auch für den Straßenbahnbetrieb. Zu schaffen machen der RSAG demnach auch die coronabedingten hohen Fehlzeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Kosten für 9-Euro-Ticket ausgeglichen
Bereits im Wirtschaftsplan für 2022 hat die RSAG einen Verlust von 20 Millionen Euro ausgewiesen. Ob das Finanzloch größer wird, bleibt abzuwarten. Die Einnahme-Ausfälle in den Monaten Juni bis August durch das 9-Euro-Ticket in Höhe von 7,5 Millionen Euro werden RSAG laut Sprecher durch Zuschüsse des Landes zu 100 Prozent gedeckt. Durch das 9-Euro-Ticket seien die Fahrgastzahlen deutlich gestiegen und haben ein Vor-Corona-Niveau erreicht. Derzeit ist nicht absehbar, wie sich die Fahrgastzahlen ab September entwickeln werden.
Zusatzkosten für Diesel
Die Regionalbus Rostock Gmbh (Rebus) rechnet in diesem Jahr mit Verlusten von 4,5 Millionen Euro. Wie andere Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auch muss Rebus mit mehreren Unsicherheiten kalkulieren. Bei der Mecklenburg-Vorpommersche-Verkehrsgesellschaft (MVVG) im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte etwa werden wegen der gestiegenen Kraftstoffpreise allein 1,1 Millionen Euro zusätzliche Diesel-Kosten erwartet. Mancherorts verzögert sich die Lieferung neuer Busse, wodurch mehr Reparaturkosten für alte Busse anfallen.
Alternative: Fahrpreiserhöhung
Für Ungewissheit sorgt auch, ob es ein Nachfolgeprojekt für das 9-Euro-Ticket geben wird. Deshalb würden klare Aussagen von der Landesregierung erwartet, wie der ÖPNV künftig in Mecklenburg-Vorpommern auskömmlich finanziert werden soll, so ein Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Von den Unternehmen selbst heißt es immer wieder, neben höheren Subventionen gebe es nur eine Alternative: Die Fahrpreise müssten deutlich erhöht werden.