Verlage in MV erhöhen Preise: Bücher werden teurer
10. August 2022Verlage in Mecklenburg-Vorpommern erhöhen die Preise für ihre Titel um bis zu zwanzig Prozent. Ein Experte warnt: In Norddeutschland könnte die Entwicklung das Aus für manchen kleineren Verlag bedeuten.
Nicht weit vom Rostocker Stadthafen sitzt in einem historischen Bürgerhaus der traditionsreichste Verlag Mecklenburg-Vorpommerns: der Hinstorff-Verlag. Dessen Leiterin Eva Maria Buchholz macht ihren Job seit zwanzig Jahren, doch die aktuelle Situation ist eine echte Herausforderung für sie.
Hinstorff-Verlag kämpft mit doppelt so teurem Papierpreis seit 2021
Ihr Haus muss irgendwie mit der Papierknappheit und dem rasant steigenden Papierpreis zurechtkommen – der hat sich in den vergangenen zwölf Monaten um fünfzig Prozent erhöht, rechnet Buchholz vor. „Das muss man erst einmal verkraften und dann muss man schauen, wie man damit umgeht. Wir können ja die Preise für die Bücher nicht so erhöhen, dass man das gleich wieder rausbekommt.“ Überhaupt sei die Kalkulation inzwischen extrem schwierig: Frage man zur Zeit bei Druckereien nach Angeboten, dann bekomme man Preisvorschläge, deren Gültigkeit vielleicht eine Woche betrage, manchmal sogar nur einen Tag.
Bei Auflagen und Seitenzahl wird gespart
Probleme, die alle Verlage in diesen Tagen haben, auch der Steffen-Verlag in Friedland und der Thomas-Helms-Verlag in Schwerin. Genau wie der Hinstorff-Verlag haben sie bereits oder wollen noch die Preise für ihre Bücher erhöhen – um bis zu zwanzig Prozent, wie sie dem NDR auf Anfrage mitteilten. Außerdem wird bei der Produktion gespart: bei manchen Büchern, etwa Bildbänden, werden schon mal ein paar Seiten weniger gedruckt als eigentlich vorgesehen. Besonders schmerzlich: Neue Bücher, von deren Inhalt die Verlage überzeugt sind, die aber keine hohen Verkaufszahlen versprechen, werden vorerst nicht veröffentlicht. „Eigentlich sind alle unsere Bücher Herzensprojekte“, sagt Stefanie Matz, Pressesprecherin des Steffen-Verlags. „Dann einem Autor zu sagen: ‚Wir müssen das Projekt leider verschieben‘ – das bricht einem tatsächlich fast das Herz.“ Außerdem schaue man jetzt kritischer auf die Auflagenhöhe jedes neuen Buches.
Zukunft kleiner Verlage in MV gefährdet
Thomas Helms leitet einen Kleinstverlag in Schwerin. Vor allem Bücher zu geschichtlichen Themen bestimmen seine Arbeit. Er schmeißt den Laden fast allein, mit Hilfe von zwei Mini-Jobbern. Dass der Mindestlohn im Herbst auf zwölf Euro angehoben werden soll, bereitet ihm weitere Kopfschmerzen, zusätzlich zu den steigenden Papier- und Energiekosten. Auch Helms muss sparen: „Die Anzahl der Buchtitel, die ich hier produziere, war im vergangenen Jahr zwölf, in diesem Jahr komme ich auf sechs oder sieben. Wir müssen uns jetzt von Buch zu Buch durchhangeln.“ Noch sei die Situation nicht existenzgefährdend, aber er könne nicht ausschließen, dass „irgendwann die Sache mit dem Geld nicht mehr funktioniert“, schätzt Helms ein.
Verlage in der Kostenfalle
Die Situation ist dramatisch und trifft alle Verlage in Norddeutschland, meint Volker Petri vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels Nord. „Es ist natürlich so: Wenn es in den nächsten Jahren so weitergeht – lohnt sich bei Kleinst- und Kleinverlagen das Geschäft überhaupt noch? Und dem würden etwa in Mecklenburg-Vorpommern gerade die regionalen Sachen zum Opfer fallen.“ Insbesondere wenn ein Verlag pro Jahr bisher schon nur zehn Bücher pro Jahr veröffentlicht hat und künftig nur noch vier, dann sei die Sichtbarkeit am Markt kaum noch gewährleistet. Ein großes Verlagssterben sieht Petri nicht, die Branche sei krisenfest, das habe schon die Corona-Pandemie gezeigt. „Ich glaube nur, es wird immer schwieriger werden, von dem Buchgeschäft zu leben.“