Massenhaftes Fischsterben Quecksilber in Wasserproben aus Oder nachgewiesen

Massenhaftes Fischsterben Quecksilber in Wasserproben aus Oder nachgewiesen

12. August 2022 Aus Von mvp-web

Das massenhafte Fischsterben beunruhigt seit Tagen die Menschen in Brandenburg an der Grenze zu Polen. Es gibt Hinweise, dass ein hoch toxischer Stoff den Fluss durchläuft. Nach rbb-Informationen wurde in Wasserproben nun Quecksilber festgestellt.

Bei der Analyse von mutmaßlich verunreinigtem Oderwasser gibt es ein erstes Ergebnis. Nach rbb-Informationen haben Mitarbeiter des Landeslabors hohe Werte von Quecksilber in den Wasserproben gefunden. Die Werte sollen so hoch sein, dass das Testergebnis nicht darstellbar sei und die Testung wiederholt werden müsste.

In Höhe der Insel Ziegenwerder in Frankfurt (Oder) liegt ein toter Fisch am Ufer der Oder. Die Oder ist Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland. In dem Fluss ist es zu einem massiven Fischsterben gekommen. Behörden in Brandenburg warnen davor, das Flusswasser zu nutzen oder in Kontakt damit zu kommen. (Foto: Frank Hammerschmidt/dpa)

Laut Bundesumweltamt ist Quecksilber für Mensch und Tiere giftig. Da es vom Organismus nicht ausgeschieden werden kann, reichert es sich im Körper an. Ob das in den Proben aus der Oder nachgewiesene Quecksilber ursächlich für das massenhafte Fischsterben ist, ist nach wie vor nicht geklärt.

Umweltministerium: hoch toxischer Stoff durchläuft Oder

Das brandenburgische Umweltministerium hatte am späten Donnerstagnachmittag mitgeteilt, dass ein noch unbekannter, hoch toxischer Stoff die Oder durchlaufe. Erste Analyse-Ergebnisse zeigten übereinstimmend, dass vor einigen Tagen eine starke Welle organischer Substanzen durch Frankfurt an der Oder gegangen sei und sich seitdem flussabwärts fortsetze, aktuell bis Schwedt. Die Auswirkungen auf das Ökosystem ließen auf synthetische chemische Stoffe, sehr wahrscheinlich auch mit toxischer Wirkung für Wirbeltiere schließen.Tote Fische treiben auf dem Wasser und liegen am Ufer der Oder. (Foto: Michael Lietz/rbb)

Die stellvertretende Leiterin der polnischen Umweltschutzbehörde, Magda Gosk, sagte: „Alles deutet darauf hin, dass die Verschmutzung der Oder, die zum Sterben zahlreicher Fische geführt hat, industriellen Ursprungs sein könnte.“ Die Behörde versuche, mit Drohnenüberflügen potenzielle Verschmutzungsquellen aufzuspüren und festzustellen, wie der Zustand des Flusses sei. Man untersuche, um welche Substanz es sich handele und „vor allem, wer diese Substanz wo in die Oder eingeleitet hat“, sagte Gosk weiter.

Polnische Wasserbehörde spricht von zehn Tonnen verendeter Fische

Einen Gesamtüberblick über die Zahl der verendeten Fische in Polen und Deutschland gibt es laut brandenburgischen Behörden bisher nicht. Der Chef der polnischen Wasserbehörde, Przemyslaw Daca, sagte am Donnerstag, Mitarbeiter seiner Behörde, Angler und freiwillige Helfer hätten insgesamt zehn Tonnen verendeter Fische geborgen. „Das zeigt, dass wir es mit einer gigantischen und entsetzlichen Umweltkatastrophe zu tun haben.“

Das Fischsterben in der Oder, die derzeit Niedrigwasser führt, beunruhigt seit Tagen die Menschen in Brandenburg an der Grenze zu Polen. Fischermeister Henry Schneider aus dem Kreis Oder-Spree sagte: „Sowas haben wir noch nicht erlebt. Tote Fische sind überall zu sehen. Es sind viele.“ Die Geschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Antje von Brook, kritisierte: „Diese ökologische Katastrophe hätte kein solches Ausmaß, wenn deutsche und polnische Behörden intensiver zusammengearbeitet hätten.“ Eine umfassende politische Aufarbeitung sei nötig.