Krieg Tag 184 – Sa 27.08.2022 ++ Briten liefern Ukraine Unterwasserdrohnen ++
27. August 2022++ Briten liefern Ukraine Unterwasserdrohnen ++
14:48 Uhr
Auch Russland meldet erneuten AKW-Beschuss
Das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja ist nach Angaben beider Seiten abermals beschossen worden. Russland und die Ukraine weisen sich erneut gegenseitig die Verantwortung dafür zu.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte laut Nachrichtenagentur Reuters, auf dem Gelände seien 17 ukrainische Geschosse eingeschlagen. Sie hätten unter anderem ein Lagergebäude für nukleare Brennstoffe und ein Trockenlager für verbrauchte Brennelemente getroffen. Die Strahlung auf der Werksanlage sei jedoch normal.
Nach Angaben des Betreibers lief das AKW gegen Samstagmittag „mit dem Risiko, Radioaktivitäts- und Feuerschutz-Standards zu verletzen“.
Ukraine: Schiffsleute dürfen Land verlassen
Schiffsleute dürfen die Ukraine verlassen, wenn sie die Genehmigung ihrer örtlichen Militärverwaltung erhalten – das meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf den ukrainischen Premierminister. Der Schritt könnte demnach den Ausfuhrprozess von Getreide aus den Häfen des Landes erleichtern. Premierminister Denys Schmyhal zufolge wurde die Entscheidung bereits vom Kabinett gebilligt.
Die Änderung betreffe männliche Besatzungsmitglieder von See- und Flussschiffen sowie Studenten, die eine praktische Ausbildung an Bord von Schiffen absolvieren müssen, so Schmyhal den Angaben zufolge.
Die Entscheidung dürfte laut Nachrichtenagentur Reuters dem Mangel an Seeleuten entgegenwirken, die in der Lage und bereit sind, an Bord von Getreideschiffe in die und aus der Ukraine mitzufahren. Ukrainischen Männern im Alter von 18 bis 60 Jahren ist es infolge des Kriegsrechts weitgehend untersagt, die Ukraine zu verlassen, das verhängt wurde, während das Land gegen die russische Invasion kämpft.
Betreiber: An AKW Saporischschja könnte Radioaktivität austreten
In dem von russischen Truppen besetzten ukrainischem Atomkraftwerk Saporischschja besteht nach Angaben des Betreibers das Risiko des Austritts von Radioaktivität. Die Anlage sei erneut „mehrmals“ beschossen worden, teilte der staatliche ukrainische Energiekonzern Enerhoatom mit. Dadurch sei die Infrastruktur des größten Atomkraftwerks Europas beschädigt worden. Nach Angaben des Betreibers lief das AKW gegen Samstagmittag „mit dem Risiko, Radioaktivitäts- und Feuerschutz-Standards zu verletzen“.
Seit einigen Wochen werden die Gegend des AKW Saporischschja und auch Teile des Werksgeländes immer wieder beschossen, die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Erst am Freitag war das Kraftwerk nach eintägiger Unterbrechung wieder ans ukrainische Stromnetz angeschlossen worden. Zuvor war das Atomkraftwerk nach ukrainischen Angaben infolge russischer Angriffe erstmals in seiner Geschichte vollständig vom Stromnetz getrennt worden.
09:27 Uhr
Britischer Geheimdienst: Russische Angriffe verstärkt
Die russische Armee hat nach britischen Erkenntnissen ihre Angriffe in der Ostukraine zuletzt wieder verstärkt. In den vergangenen fünf Tagen habe die Intensität russischer Attacken nahe der Großstadt Donezk wieder zugenommen, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.
Mit den Angriffen wollten die russischen Truppen vermutlich zusätzliche ukrainische Truppen im Osten binden, um eine erwartete ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes zu erschweren, hieß es. Es habe heftige Kämpfe nahe der Städte Siwersk und Bachmut nördlich von Donezk gegeben. Truppen der moskautreuen Separatisten seien vermutlich weiter ins Zentrum des Dorfes Pisky nahe des zerstörten Flughafens Donezk vorgedrungen, hieß es weiter. Insgesamt hätten die russischen Einheiten aber nur wenige Geländegewinne verzeichnet.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich in beispielloser Form Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
Selenskyj warnt erneut vor AKW-Gefahr
Nach dem Zwischenfall am von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor weiteren Notlagen gewarnt. „Ich möchte betonen, dass die Situation sehr riskant und gefährlich bleibt“, sagte er in einer Videoansprache.Jede Wiederholung werde das Kraftwerk erneut an den Rand einer Katastrophe bringen.
Erneut forderte Selenskyj einen baldigen Besuch internationaler Experten sowie den Rückzug der russischen Truppen von dem AKW-Gelände, das diese seit März besetzt halten. Am Donnerstag war es in Europas größtem Atomkraftwerk im Süden der Ukraine zu einer Notabschaltung gekommen. Grund war nach Angaben beider Seiten eine beschädigte Hochspannungsleitung.
Heil: Immer mehr Geflüchtete Ukrainer finden Arbeitsplatz
Immer mehr geflüchtete Menschen aus der Ukraine kommen nach Angaben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in Deutschland in reguläre Arbeit oder nehmen an Integrationskursen teil.
Die Herausforderungen seien groß, aber man sei bei der Integration der geflüchteten Menschen auf einem guten Weg, sagte Heil der „Welt am Sonntag“. Es sei ein wichtiges Zeichen der Solidarität, Grenzen und Herzen zu öffnen für die Menschen, die vor Putins schrecklichem Krieg fliehen mussten, so der Minister.
Medwedew: NATO-Verzicht der Ukraine reicht nicht
Nach Angaben des Vize-Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, würde auch ein offizieller Verzicht der Ukraine auf einen NATO-Beitritt den Krieg in der Ukraine nicht beenden.
„Der Verzicht auf einen Beitritt zur nordatlantischen Allianz ist jetzt von absolut entscheidender Bedeutung, reicht aber nicht aus, um Frieden zu schaffen“, sagte Medwedew laut Angaben russischer Nachrichtenagenturen im französischen Fernsehsender LCI. Russland werde seine militärische Kampagne fortsetzen, bis es seine Ziele erreicht habe.
Die russische Regierung sei jedoch unter bestimmten Bedingungen zu Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereit. Medwedew gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.