Krieg Tag 185 – So 28.08.2022 ++ Gasspeicher füllen sich schneller ++
28. August 2022++ Gasspeicher füllen sich schneller ++
++ Ukraine: Mehr Getreide-Exporte über Donau ++
++ Ukraine veröffentlicht Zahlen zu getöteten Kindern ++
Ukraine zieht Bilanz zu Kindern als Opfer
Etwas mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn haben ukrainische Behörden erneut Zahlen zu Kindern veröffentlicht, die in dem Land seit dem russischen Angriff verletzt und ums Leben gekommen sind. Wie auf der Website „Children Of War“ zu lesen ist, wurden seit dem russischen Einmarsch am 24 Februar bis zum 28. August 733 Kinder in dem Kriegsland verletzt. 379 weitere Kinder sind den Angaben zufolge gestorben, 226 würden aktuell vermisst.
Johnson stellt neue Finanzhilfen in Aussicht
Angesichts explodierender Energiekosten hat der scheidende britische Premierminister Boris Johnson umfangreiche Hilfen für Verbraucher in Aussicht gestellt. „Im kommenden Monat wird – ganz gleich, wer von mir übernimmt – die Regierung ein weiteres gewaltiges finanzielles Hilfspaket ankündigen“, schrieb Johnson in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Mail on Sunday“. Details nannte er nicht.
Johnson hatte nach massiver Kritik Anfang Juli seinen Rückzug angekündigt. Am 5. September wollen die Tories bekanntgeben, wer ihm an der Spitze von Partei und Regierung nachfolgt. Zur Wahl stehen Außenministerin Liz Truss und Ex-Finanzminister Rishi Sunak.
Die Energiekosten in Großbritannien sind zuletzt rapide angestiegen.
Großbritannien: Russland will mehr Soldaten einsetzen
Wie das britische Verteidigungsministerium unter Bezug auf den Geheimdienst des Landes mitteilte, will Russland seine Streitkräfte verstärken. Großbritannien bezieht sich dabei auf ein Präsidialdekret vom 25. August, laut dem die Truppenstärke auf 1.150.628 erhöht wurde – was einem Anstieg von fast 140.000 Menschen entspreche. Die Regierung sei angewiesen worden, dafür Mittel bereitzustellen.
Es bleibt laut Einschätzung der Briten unklar, wie genau Russland die mutmaßlich geplante Rekrutierung umsetzen will. Dass diese „Fortschritte in Richtung einer Stärkung der Kampfkraft“ Russlands in der Ukraine bringen werde, zweifelt der Geheimdienst an. Russland habe Zehntausende Soldaten verloren, hieß es. Es würden nur sehr wenige neue „Vertragsbedienstete“ eingestellt. Zudem müssten Wehrpflichtige nicht außerhalb des russischen Territoriums dienen.
USA und NATO wollen Präsenz am Nordpol stärken
Angesichts zunehmender militärischer Aktivitäten Russlands in der Region um den Nordpol wollen die USA und die NATO dort stärker aktiv werden. „Die NATO muss ihre Präsenz in der Arktis erhöhen“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg der „Welt am Sonntag“. Moskau sei dabei, Stützpunkte aus Sowjetzeiten wieder zu öffnen und dort neue hochmoderne Waffen wie Hyperschallraketen zu stationieren. Auch China interessiere sich zunehmend für die Arktis.
Zur Arktis gehören Gebiete verschiedener Staaten: die USA, Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen, Schweden und Russland. Washington hatte am Freitag angekündigt, erstmals einen Arktis-Sondergesandten zu ernennen, um „die amerikanischen Interessen und die Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern in der Arktis“ zu fördern. Der US-Senat muss dem Vorhaben noch zustimmen.
Melnyk lädt Sachsens Regierungschef Kretschmer aus
Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat wegen Äußerungen von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer über den Ukraine-Krieg eine Einladung des CDU-Politikers in seine Heimat zurückgezogen. „Mit Ihrer absurden Rhetorik über das Einfrieren des Krieges spielen Sie in Putins Hände und befeuern Russlands Aggression“, schrieb Melnyk auf Twitter. Daher sei seine Einladung an Kretschmer, die Ukraine zu besuchen, „annulliert“. „Sie sind unerwünscht. Punkt“, fügte der Botschafter hinzu.
Melnyk reagierte damit auf Äußerungen des sächsischen Regierungschefs in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ vom vergangenen Mittwoch. Darin hatte Kretschmer gesagt, es sei wichtig, dafür „einzutreten, dass dieser Krieg eingefroren werden muss, dass wir einen Waffenstillstand brauchen, dass wir Verhandlungen brauchen, um diesen Krieg zu beenden“. Das erlebe er allerdings „in der öffentlichen Debatte sehr wenig“.
Kretschmer verurteilte in der Sendung mit Blick auf den von Kreml-Chef Wladimir Putin befohlenen Einmarsch in die Ukraine „dieses furchtbare Verbrechen“. „Russland darf den Krieg nicht gewinnen, das ist absolut richtig“, betonte der CDU-Politiker. Es dürfe aber bei diesem Krieg nicht versucht werden, diesen auf dem Schlachtfeld zu entschieden, da dies Schlimme Folgen für uns alle haben könnte, so Kretschmer weiter. Er hob hervor, die Diplomatie biete die Möglichkeit, miteinander zu reden, auch „wenn man komplett unterschiedliche Meinungen hat, wenn man verfeindet ist“.
Baerbock sagt Ukraine notfalls jahrelange Unterstützung zu
Außenministerin Annalena Baerbock hat der Ukraine notfalls jahrelange Unterstützung im Krieg gegen Russland zugesichert. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Ukraine auch im nächsten Sommer noch neue schwere Waffen von ihren Freunden braucht“, sagte Baerbock der „Bild am Sonntag“. „Die Ukraine verteidigt auch unsere Freiheit, unsere Friedensordnung. Und wir unterstützen sie finanziell und militärisch – und zwar so lange es nötig ist. Punkt.“ Baerbock äußerte die Erwartung, dass der Krieg „noch Jahre dauern könnte“.
Baerbock warnte davor, angesichts der monatelangen Kämpfe eine Kriegsmüdigkeit in Deutschland herbeizureden. „Klar spüren inzwischen alle die Folgen von Putins Energiekrieg am eigenen Geldbeutel. Die soziale Spaltung Europas gehört zur Kriegsführung Putins. Dies müssen wir verhindern. Das wird ein steiniger Weg, aber es gehört zur politischen Verantwortung, die sozialen Schieflagen in Folge hoher Energiepreise abzufedern.“ Forderungen wie von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki von der FDP, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 für Gaslieferungen zu nutzen, wies sie zurück.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Selenskyj würdigt ukrainische Luftstreitkräfte
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Rolle der Luftwaffe seines Landes im Krieg gegen Russland hervorgehoben. „Russland hatte gehofft, unsere Luftwaffe in den ersten Stunden der großen Invasion zu zerstören. Und natürlich war das für den Feind ein völlig verrücktes Ziel – wie viele andere Ziele auch“, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Die Piloten seien erstklassig und würden auch von anderen Staaten für ihr Können gelobt. Der Staatschef hatte zuvor schon zum „Tag der Luftstreitkräfte“ gratuliert. Selenskyj kündigte an, dass auch Unterstützer der Ukraine im Ausland geehrt werden sollten.
Russland war am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert. Am vergangenen Mittwoch dauerte der Krieg genau ein halbes Jahr. Am selben Tag feierte das Land auch 31 Jahre Unabhängigkeit.