Energiestandort Lubmin: Hilfe aus Bayern bei Genehmigungen
30. August 2022Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wollen künftig eng zusammenarbeiten, damit Projekte zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) im vorpommerschen Lubmin schnell realisiert werden können. So sollen Juristen aus Bayern die Behörden im Nordosten bei den komplexen Genehmigungsverfahren helfen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) unterzeichneten am Dienstag am Rande eines Besuchs des Energiestandorts Lubmin bei Greifswald ein entsprechendes Papier. Grund des Besuchs an dem Ort, wo zwei LNG-Terminals in kurzer Zeit entstehen sollen und die Ostseepipeline Nord Stream 1 anlandet, waren Gespräche zur Verbesserung der Energieversorgung in Deutschland.
Perspektivisch soll Wasserstoff große Rolle spielen
„MV hilft. Hier von Lubmin aus können wir viele Bundesländer bis nach Bayern und Baden-Württemberg versorgen mit Gas – aber vor allem ist unsere Perspektive mit Wasserstoff.“ In Lubmin siedelten sich perspektivisch Unternehmen an, die Wasserstoff produzieren und weiterleiten wollen, so Schwesig. „Unser Ziel ist es, dass wir dauerhaft den Energiebedarf von Mecklenburg-Vorpommern, von Deutschland, mit erneuerbaren Energien stillen.“ Deren Ausbau sei die „einzige Chance, unabhängig zu werden“, so die MV-Ministerpräsidentin.
Söder: Brauchen Ersatzenergie
„Wir brauchen Ersatzenergie“, sagte Söder mit Blick auf die drohende, möglicherweise „größte Wirtschaftskrise, die unser Land je erlebt hat“. Es gehe um die Bezahlbarkeit von Energie. Großen Teilen der Bevölkerung drohe der wirtschaftliche Abstieg. Es reiche daher nicht nur Energie zu sparen, stattdessen müsse alles genutzt werden, was möglich sei, so Söder. „Dazu gehört neben der Verlängerung der Kernkraft ganz besonders, auch zu versuchen, Ersatz-Gas zu bekommen“, so Söder. Auch die Erneuerbaren spielten dabei eine wichtige Rolle.
Lubmin als Verbindungspunkt mehrerer Pipelines
Die geplanten LNG-Terminal in Lubmin sei dabei sehr wichtig – auch für den Süden Deutschlands, so der bayerische Ministerpräsident. „Wir sind energiehungrig, weil wir mehr als 13 Millionen Einwohner in Bayern haben. Wir brauchen die Kapazitäten, die im Norden entstehen.“ Bisher kam in Lubmin vor allem russisches Erdgas über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland, das im Anschluss auch in andere europäische Länder weitergeleitet wurde. Söder sagte, er habe sich überzeugen können, dass die Landesregierung in Schwerin „ihr absolut Bestes tue“, um diese Energieversorgung so schnell wie möglich zu gewährleisten.
Erstes LNG-Terminal in Lubmin soll schon im Winter Betrieb aufnehmen
Infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind die Gaslieferungen über die Leitung Nord Stream 1 inzwischen stark gedrosselt. Auch die nicht in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream 2 endet in Lubmin. Um die Abhängigkeit von dem bisherigen Großlieferanten Russland zu verringern, soll dort künftig Flüssigerdgas (LNG) angelandet werden. Dazu sollen vor der Küste zwei Terminals entstehen, an denen das Flüssiggas von Tankschiffen in das bestehende Leitungsnetz eingespeist werden kann. Es waren zuletzt immer wieder Zweifel laut geworden, ob diese Pläne in der Kürze der Zeit überhaupt realisierbar seien.
Energieverband: Konstruktiver Dialog zwischen Bund, Ländern und EU-Staaten nötig
Detlef Fischer, Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW), sagte bei NDR MV Live, dass
Erdgas in Bayern rund ein Viertel des Energiebedarfs decke – vor allem die starke Industrie im Süden brauche viel Energie. „Erdgas ist kurzfristig meist nur sehr schwierig durch andere Brennstoffe zu ersetzen.“ Fischer mahnte einen konstruktiven Dialog zwischen Bund, Ländern und EU-Staaten an. Jeder solle seine Stärken einbringen“Wenn da heute unser Ministerpräsident ein positives Zeichen setzt, dann wären wir mit diesem Treffen sehr zufrieden.“ Söder stellte in Lubmin heraus, dass Bayern bei der Photovoltaik sehr gut dastehe. „Da hat er recht“, sagte Fischer. „Aber Photovoltaik nützt uns im Winter kaum was. Gerade dann ist der Energieverbrauch natürlich hoch.“ Deshalb sei es so wichtig, Speicher zu errichten und eine Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. „Wenn alles zusammenkommt, können wir unseren Energiebedarf decken, wenn wir Bausteine vernachlässigen, dann wird es eben schwierig.“