Russische Elite-Einheit mit Problemen – Popdiva nach Putin-Kritik in Moskau verrissen

Russische Elite-Einheit mit Problemen – Popdiva nach Putin-Kritik in Moskau verrissen

20. September 2022 Aus Von mvp-web

Das Ukraine-Update: Was in der Nacht passiert ist

  • Belarussisches Medium: Moralprobleme bei einstiger russische Elite-Einheit

Die jüngste ukrainische Gegenoffensive lässt die ohnehin schon schlechte Moral der russischen Einheiten, die vor dem Kriegsbeginn am 24. Februar als Elitetruppen angesehen wurden, weiter sinken. Das unabhängige belarussische Medium „Vot Tak“ veröffentlichte Bilder von abgefangenen Dokumenten, die russische Soldaten der Einheit 31135 des 1. motorisierten Schützenregiments der 2. Garde-Motorschützendivision bei der Flucht aus Isjum zurückgelassen hatten. In den unterzeichneten Dokumenten, datiert auf den 30. August, bitten die Verfasser der Briefe die Befehlshaber der Einheit, sie Grund von andauernder „physischer und moralischer Erschöpfung“ zu entlassen. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes hatten 90 Prozent des Regiments bereits im Mai derartige Berichte verfasst.

Die betreffende Division ist eine der drei Divisionen der 1. Garde-Panzerarmee, die vor dem Krieg in der Ukraine als Russlands beste mechanisierte Streitkraft galt und in einem groß angelegten Krieg Russlands mit der Nato eine Schlüsselrolle für Moskau spielen sollte.

Military personnel, believed to be Russian servicemen, walk outside the territory of a Ukrainian military unit in the village of Perevalnoye outside Simferopol
  • Russischer Popstar Pugatschowa nach Kriegskritik in Moskau verrissen

Nach ihrer Kritik an Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ist die bekannte russische Popsängerin Alla Pugatschowa in ihrer Heimat unter Druck geraten. Sie hatte beklagt, dass die russischen Soldaten für „illusorische Ziele“ stürben, während gleichzeitig Russland durch den Krieg international geächtet werde.

“Diese Dichterlinge, Harlekine und Gaukler brauchen bloß eine Möglichkeit zu singen und zu tanzen, zu feixen und vulgär klugzuscheißen“, schrieb der Leiter der Menschenrechtskommission des russischen Präsidenten, Waleri Fadejew. Auch der kremltreue russische Rapsänger Timati, in Deutschland bekannt für den Song „Welcome to St. Tropez“, zog über den angeblich fehlenden Patriotismus der Sängerin her. Doch es gab auch Lob für die Aussagen von Pugatschowa: Julia Nawalnaja, Ehefrau des Kremlkritikers Alexej Nawalny, teilte die kritischen Worte bei Instagram. Auch andere Showgrößen bescheinigten der Sängerin bewundernswerte Courage und Ehrlichkeit. Der deutsche Rockstar Udo Lindenberg solidarisierte sich mit seiner “langjährigen Freundin und Kollegin“.

  • Kiew: Russischer Lastkahn in Cherson versenkt

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen russischen Lastkahn im Oblast Cherson versenkt. Der Kahn sollte Truppen und Ausrüstung über einen Fluss bei Nowa Kachowka bringen. „Versuche, eine Pontonbrücke zu bauen, hielten dem Beschuss der ukrainischen Streitkräfte nicht stand und wurden abgebrochen“, schrieb das ukrainische Militär auf Facebook und ergänzte zynisch: „Der Kahn (…) wurde zu einer Ergänzung der U-Boot-Flotte der Besatzer.“

  • Ukraine bringt ihre Klage vor die UN

Die Ukraine trägt ihre Klage über den russischen Angriffskrieg auf die höchste Bühne der Weltöffentlichkeit, vor die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Der ukrainische Staatschef soll am Mittwoch sprechen – und zwar ausnahmsweise per Videoschalte statt am Pult der Generalversammlung. Russland hatte versucht, eine Rede Selenskyjs nur für den absehbar unwahrscheinlichen Fall zuzulassen, dass er persönlich nach New York gekommen wäre. Diese Bedingung verwarfen die Mitgliedsstaaten mit Mehrheit, so dass der ukrainische Staatschef nun zugeschaltet wird.

  • Wagnergruppe will 1500 Gefängnisinsassen rekrutieren

Laut Informationen des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums hat es das russische Militär schwer, Streitkräfte für seinen Krieg gegen die Ukraine zu rekrutieren. Die ukrainischen Truppen haben unter den russischen Soldaten erhebliche Verluste verursacht, und „wir sehen, dass der Kreml sich zunehmend bemüht, neue Rekruten zu finden, um seine dünnen Reihen zu füllen. Aber die Russen schlagen sich so schlecht, dass es viele Russen ablehnen, in den Krieg zu ziehen“, sagte ein hochrangiger Beamter. Er bezog sich dabei auf in den sozialen Medien verbreitetes Video, in dem ein Vertreter des privaten russischen Militärunternehmens Wagner versucht, russische Gefängnisinsassen davon zu überzeugen, sich dem Kampf in der Ukraine anzuschließen.

„Wir glauben, dass dies Teil von Wagners Kampagne zur Rekrutierung von über 1.500 verurteilten Schwerverbrechern ist. Unsere Informationen deuten darauf hin, dass Wagner in der Ukraine hohe Verluste erlitten hat, insbesondere – und wenig überraschend – vor allem unter jungen und unerfahrenen Kämpfern.“

  • Selenskyj mit seinen Militärs: Schnelles Handeln notwendig

Nach der Beratung mit seinen Militärs sagte Selenskyj, die ukrainischen Kräfte hätten die Lage in den befreiten Gebieten bei Charkiw im Osten fest im Griff. Er dankte einzelnen Brigaden der Armee, aber auch dem Geheimdienst SBU, dessen Führung er im Juli ausgetauscht hatte. Mittlerweile trage der SBU Sorge dafür, „dass die Besatzer sich nirgends auf ukrainischem Boden halten können“.

Soldaten der ukrainischen Nationalgarde tragen die Leiche eines ukrainischen Soldaten in einem Gebiet nahe der Grenze zu Russland in der Region Charkiw.

AP Soldaten der ukrainischen Nationalgarde tragen die Leiche eines ukrainischen Soldaten in einem Gebiet nahe der Grenze zu Russland in der Region Charkiw.

Zugleich mahnte der Staatschef schnelles Handeln an: Tempo sei wichtig bei der Stabilisierung der befreiten Regionen, bei der Normalisierung des Lebens dort und beim Vorrücken der Truppen. Die Unterstützung aus dem Ausland müsse ebenfalls mit diesem Tempo mithalten, forderte er. Der ukrainische Generalstab teilte mit, russische Truppen hätten am Montag zivile Objekte in 24 Orten beschossen. Genannt wurden unter anderem die Städte Kramatorsk, Awijiwka, Saporischschja und Mykolajiw. Die Führung der von Russland gelenkten Separatisten in Donezk berichtete von einem Angriff ukrainischer Artillerie, durch den 13 Menschen getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Russlands Präsident Wladimir Putin fliegt in diesem Jahr nicht nach New York zur UN-Generaldebatte, wo sein ukrainischer Gegenpart Selenskyj per Videoschalte zur Vollversammlung sprechen wird. Stattdessen wird Putin am Dienstag neue ausländische Botschafter in Moskau begrüßen. Üblicherweise nutzt er solche Termine im Kreml für Kommentare zur internationalen Lage.