„Schmutzige Bombe“ UN-Sicherheitsrat bespricht Russlands Vorwürfe
26. Oktober 2022Der UN-Sicherheitsrat hat über die wiederholten russischen Anschuldigungen beraten, die Ukraine plane den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“. Russland fordert eine Untersuchung zu angeblichen Biowaffen-Laboren.
Russland hat den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu einer Untersuchung zu angeblichen Aktivitäten im Zusammenhang mit biologischen Waffen in Laboren in der Ukraine aufgefordert. Schon seit Monaten bezichtigt Moskau die USA und die Ukraine, dass sie zusammen Waffen entwickeln – in Laboren, die das Pentagon anleite.
In einem Resolutionsentwurf wird angegeben, dass Russland offizielle Beschwerde eingereicht habe. Demnach gebe es in der Ukraine verbotene Aktivitäten. Die Russen fordern die Einrichtung einer Kommission, die ihre Vorwürfe untersuchen soll, wonach die USA und die Ukraine gegen ein Verbot von biologischen Waffen verstießen. Der Beschlussvorlage wird allerdings in dem 15-köpfigen Gremium keine Chance auf Verabschiedung eingeräumt.
Hinter verschlossenen Türen brachte Russland auch seine Vorwürfe vor den Sicherheitsrat, die ukrainische Regierung wolle eine atomar verseuchte „schmutzige Bombe“ zünden. Dazu habe es eine Aussprache gegeben, teilte Moskaus Vize-US-Botschafter Dmitri Poljanski mit. Details wurden zunächst nicht bekannt. Westliche Diplomaten werten allerdings beide Vorwürfe Russlands als Manöver, um etwa von eigenen Kriegsverbrechen abzulenken.
Russland hält an Behauptung fest
Trotz westlicher Zurückweisungen hält Russland an der Behauptung fest, Kiew wolle Moskau mit einer „schmutzigen“ – also atomar verseuchten – Bombe diskreditieren. Russland sagte, es „bezweifle“, dass Inspektionen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) beweisen könnten, dass dies nicht der Fall sei. Russland hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht, die Ukraine sowie die USA, Frankreich und Großbritannien wiesen diese zurück.
Kiew und seine westlichen Verbündeten wiesen die Anschuldigungen erneut nachdrücklich zurück. „Wir haben bei diesem privaten Treffen weder neue Beweise gesehen noch gehört“, sagte der stellvertretende britische UN-Botschafter James Kariuki nach der Sitzung und verurteilte die „Desinformation“ Russlands. Die Ukraine habe „nichts zu verbergen“, Inspektoren der IAEA seien auf dem Weg, fügte er hinzu.
Poljanskij: „Eine ernsthafte Bedrohung“
Poljanskij bekräftigte nach der Sitzung den russischen Vorwurf, dass die Verwendung einer „schmutzigen Bombe“ eine „sehr ernste Gefahr“ sei, „eine ernsthafte Bedrohung“. Die Ukraine habe „die Fähigkeiten“ und „die Gründe dafür, weil das Regime von (Wolodymyr) Selenskyj eine Niederlage vermeiden und die NATO in eine direkte Konfrontation mit Russland verwickeln“ wolle, sagte er.
Poljanskij verwies auf zwei Einrichtungen in der Ukraine, die „nicht hoch entwickelte“ Bomben herstellen könnten. Es sei es „sehr schwierig, die Aktivitäten zur Herstellung dieser schmutzigen Bomben zu erkennen“.
Biden: „Atomwaffeneinsatz wäre schwerer Fehler“
US-Präsident Joe Biden warnte Moskau erneut mit deutlichen Worten vor dem Einsatz von Nuklearwaffen. „Russland würde einen unglaublich schweren Fehler begehen, wenn es taktische Atomwaffen einsetzen würde“, sagte Biden am Dienstag auf die Frage, ob Russland den Einsatz einer nuklear verseuchten Bombe oder von Atomwaffen vorbereite. „Ich kann nicht garantieren, dass es eine Operation unter falscher Flagge ist“, so Biden weiter mit Blick auf Russlands Behauptung, die Ukraine plane die Zündung einer schmutzigen Bombe und wolle diese dann Russland anlasten. „Ich weiß es nicht, aber es wäre ein schwerer, schwerer Fehler.“