Spieltag 16 – Später Ausgleich, Rot für den Arzt: Kurioses Glöckner-Debüt für Hansa
10. November 2022Fußball-Zweitligist FC Hansa Rostock hat beim Debüt seines neuen Trainers Patrick Glöckner ein verdientes 1:1 (0:1) im Kellerduell mit dem 1. FC Nürnberg geschafft und die Franken damit vorerst auf Distanz gehalten.
Ein Treffer von Nils Fröling in der Nachspielzeit (90.+1) verhinderte am Mittwochabend die vierte Rostocker Heimniederlage in Folge. Die Gäste waren durch Fabian Nürnberger (5.) früh in Führung gegangen. Drei Tage nach der Freistellung von Härtel und 48 Stunden nach dem Amtsantritt von Glöckner zeigten die Hanseaten eine sehr couragierte Leistung, agierten im Angriff aber häufig zu umständlich.
„Ich habe mich für die Mannschaft unheimlich gefreut. Sie hat sich für einen aufopferungsvollen Kampf belohnt. Dass wir noch Dinge besser machen müssen, wissen wir auch. Und das werden wir auch. Von daher war das doch ein guter Start“, sagte Glöckner dem NDR.
Rostock verhindert Abrutschen in der Tabelle
Hansa bleibt zumindest bis Donnerstagabend, wenn der 1. FC Magdeburg Tabellenführer Darmstadt 98 empfängt, Zwölfter des Tableaus. So glücklich die Mecklenburger über den späten Punktgewinn waren, so sehr schmerzte sie der Ausfall von Topscorer Kai Pröger. Er schied in Hälfte zwei verletzt aus und könnte den Hanseaten am Sonnabend im letzten Spiel vor der WM-Pause bei Eintracht Braunschweig fehlen (20.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de).
Vereinsarzt Frank Bartel wird dann den Innenraum des Stadions an der Hamburger Straße aller Voraussicht nach nicht betreten dürfen. Unglaublich, aber wahr: Der Mediziner sah kurz vor der Halbzeit nach einem Gerangel die Rote Karte!
Ingelsson vergibt Hansa-Führung
Glöckner, gekleidet in blauer Trainingshose und gleichfarbigem Hoodie, stand zunächst mit den Händen in den Taschen und auf einem Kaugummi kauend an der Seitenlinie und wartete auf den Anpfiff. Der verzögerte sich ein wenig, da Hansa-Fans ihre beeindruckende Choreographie mit dem für sie offenbar unverzichtbaren Einsatz von Pyrotechnik garnierten.
Als sich der Rauch im Ostseestadion einigermaßen verzogen und Schiedsrichter Robin Braun (Wuppertal) das Spiel freigegeben hatte, besaß Rostock durch Svante Ingelsson nach 120 Sekunden die erste große Chance. Der Schwede scheiterte mit seinem Schuss am glänzend parierenden FCN-Schlussmann Christian Mathenia.
Kolke sieht bei Nürnberger-Treffer schlecht aus
Statt eines Startes nach Maß gab es für Glöckner einen Albtraum-Start. Denn drei Minuten später nahm sich Nürnberger aus 25 Metern ein Herz und traf zum 1:0 für die Franken. Hansa-Keeper Markus Kolke wurde seinem Spitznamen „Krake“ in dieser Szene nicht gerecht. Der Schuss ins lange Eck wirkte jedenfalls nicht unhaltbar. Möglicherweise sah Rostocks Kapitän den strammen Abschluss aber etwas zu spät.
Anschließend lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch, in dem die Hausherren durch Dennis Dressel eine prächtige Möglichkeit zum Ausgleich besaßen. Der Mittelfeldmann verfehlte aber aus wenigen Metern das Ziel (30.). Auf der Gegenseite verhinderte Kolke in der Schlussphase des ersten Abschnitts zweimal den zweiten Gäste-Treffer.
Rote Karte für Hansa-Vereinsarzt Bartel
Kurz vor der Halbzeit kam es dann nach einem Foul an John Verhoek zu einem kleinen „Kaffeeklatsch“ beider Teams direkt vor der Hansa-Bank. Man unterhielt sich über dies und das – und war dabei offenbar nicht immer einer Meinung. Mittendrin statt nur dabei in der Gesprächsrunde war plötzlich auch Frank Bartel. Der Rostocker Mannschaftsarzt – im normalen Leben Facharzt für Allgemeine Chirurgie – baute sich vor Nürnberger auf und gab dem Torschützen einen kleinen Schubser. Daraufhin wurde der Mediziner zurückgeschubst und begab sich schließlich wieder neben die Hansa-Bank.
Sollte Bartel jedoch die Hoffnung gehabt haben, dort nicht von Schiedsrichter Braun entdeckt zu werden, so irrte er. Der Unparteiische schritt voller Entschlossenheit zu dem Mann, der nun bereits seit über 30 Jahren für Hansa tätig ist, und zeigte ihm die Rote Karte (45.+2).
Roßbach und Verhoek scheitern – Pröger verletzt raus
Ohne Bartel auf der Bank, aber mit derselben Leidenschaft und Laufbereitschaft wie in Hälfte eins, begannen die Mecklenburger den zweiten Abschnitt. Die Rostocker waren bis in die Haarspitzen motiviert und überdrehten dabei in einigen Szenen, was zu vermeidbaren Fouls oder Ballverlusten führte. Insgesamt war im Vergleich zu den vorigen Heimpartien jedoch eine deutliche Leistungssteigerung auszumachen.
Aber die Glöckner-Schützlinge belohnten sich nicht für ihren nimmermüden Einsatz. Damian Roßbach (60.) und Verhoek (61.) vergaben gute Chancen zum 1:1. Zu diesem Zeitpunkt stand Pröger schon nicht mehr auf dem Platz. Rostocks erfolgreichster Torschütze war verletzt ausgeschieden (57.) und fehlte seinem Team in der Schlussphase merklich.
Fröling trifft kurz vor dem Schlusspfiff
Denn viel Konstruktives brachten die Gastgeber in der Vorwärtsbewegung nicht mehr zustande. Aber sie gaben nicht auf und kamen durch einen satten Linksschuss von Fröling noch zum verdienten Ausgleich. Vorausgegangen waren ein weiter Einwurf von Ryan Malone und eine zu kurze Kopfballabwehr von Enrico Valentini vor die Füße des Rostocker „Jokers“, der für Pröger ins Spiel gekommen war.
Hansa Rostock |
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1.FC Nürnberg |
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