Krisentreffen zu „Puma“-Mängeln „Der Streit geht jetzt erst richtig los“

Krisentreffen zu „Puma“-Mängeln „Der Streit geht jetzt erst richtig los“

19. Dezember 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 19.12.2022 06:42 Uhr

Die Probleme beim Schützenpanzer „Puma“ sorgen im Verteidigungsministerium für großen Stress. Ein Krisentreffen soll die Verantwortung für den neuen Imageschaden klären. Auch Zusagen an die NATO stehen auf dem Spiel.

Von Christopher Jähnert, ARD-Hauptstadtstudio

„Modernster Schützenpanzer der Welt“ wurde der „Puma“ 2015 bei seiner Vorstellung genannt. Heute hört man eher Worte wie „Totalausfall“ – auch innerhalb der Bundeswehr: Probleme mit der Elektronik und Kabelbrand. Es wird gewarnt: Ein Einsatz der Panzer sei praktisch ein Lotteriespiel. „Ein Alptraum“ ist das, sagt CDU-Fraktionsvize Johann Wadephul. „Der ‚Puma‘ soll ein Hauptwaffensystem des deutschen Heeres sein. Und wenn der ‚Puma‘ nicht einsatzbereit ist, dann ist das Heer nicht einsatzbereit.“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, ärgert sich außerdem, dass sie von solchen neuen Problemen über die Presse erfahren muss. „Dass es grundsätzlich Probleme geben könnte oder gibt, das ist jetzt nichts Unbekanntes“, sagt die FDP-Politikerin. Nun stelle sich aber die Frage: „Was wusste der Generalinspekteur, was der Inspekteur des Heeres? Und da erwarte ich natürlich, dass wir als Ausschuss auch umgehend eine Erklärung erhalten.“

Massive Probleme mit Schützenpanzer "Puma" bei der Bundeswehr

Massive Probleme mit Schützenpanzer „Puma“ bei der Bundeswehr

Geballte Probleme ungewöhnlich

Allerdings ist noch vieles unklar: Ist das jetzt aufgetretene Problem mit dem „Puma“-Schützenpanzer ein grundsätzliches – oder nicht? Und wer ist verantwortlich? Der Militärexperte Thomas Wiegold meint, für Schuldzuweisungen fehlten aktuell noch zu viele Details: „Ob jetzt an dieser Stelle der Hersteller Fehler gemacht hat, oder ob die Bundeswehr bei der Wartung Fehler gemacht hat, das ist die Frage, um die sich Verteidigungsministerium, Bundeswehr und die Firmen in den nächsten Tagen streiten werden.“

Genau das soll gleich heute passieren – bei einer Lagebesprechung, bei der auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) dabei sein wird. Dabei ist es weniger überraschend, dass der „Puma“ Probleme hat – dass sie aber so geballt auftreten, ist ungewöhnlich.

Das könne aber auch am speziellen Umgang bei der betroffenen Übung liegen, sagt Militärexperte Wiegold. „Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Truppe für diese Übung nicht genügend Ersatzteile mitgenommen hat, nicht genügend Spezialwerkzeug. Es ist absehbar, der Streit geht jetzt erst richtig los.“

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Imageschaden für die Bundeswehr

Aus der Politik wird der Druck jedenfalls schon jetzt erhöht. Die Aufklärung müsse schnell vorangetrieben werden – und das Problem mit den Schützenpanzern ebenso schnell beseitigt, fordert Strack-Zimmermann. „Wir haben für die NATO Verpflichtungen, die müssen wir erfüllen. Und wenn es jetzt Probleme gibt, gilt es, Feiertag hin oder her, das Problem zu lösen.“

Die Panzer sind nämlich eingeplant für die schnelle NATO-Eingreiftruppe – und zwar zum Beginn des neuen Jahres, also schon in rund zwei Wochen. Das heißt: Es besteht Handlungsbedarf. Eine Alternative zum „Puma“ wäre der „Marder“ – ein Schützenpanzer, der allerdings schon Jahrzehnte alt ist.

Militärexperte Wiegold sagt aber, funktionieren würde auch der. Die Verpflichtungen der NATO gegenüber könnten also trotz des „Puma“-Debakels eingehalten werden. Technisch kein Problem, für das Image der Bundeswehr allerdings schon – einmal mehr.