1000 Tote pro Tag: Corona bei uns tödlicher als in Schweden – und bald als in den USA
23. Dezember 2020
Die Zahl der gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus hat einen neuen Höchststand erreicht. Binnen eines Tages übermittelten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 962 neue Todesfälle, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht.
Zur besseren Vergleichbarkeit, weil aktuell noch nicht aus allen Ländern aktualisierte Zahlen vorliegen, wird im Folgenden der 21. Dezember verwendet. An diesem Tag lag der 7-Tage-Schnitt der verstorbenen Corona-Patienten in Deutschland bei 7,63 pro einer Million Einwohner.
Deutsche Todeszahlen höher als in Schweden – und fast so hoch wie in den USA
Damit reiht Deutschland sich ein in die Länder mit den meisten Sterbefällen weltweit. Lediglich Italien, das momentan die meisten Sterbefälle Europas meldet, liegt mit 9,93 Toten pro einer Million Einwohner deutlich darüber. Sogar an die Vereinigten Staaten pirschen wir uns langsam heran: Mit 8,02 Covid-Toten pro einer Million Einwohner verzeichnen sie nur wenige Fälle mehr als die Bundesrepublik.
Überholt hat Deutschland somit inzwischen Frankreich (5,75) und Großbritannien (6,77), sogar das für seine umstrittene Corona-Politik und viele Toten berüchtigte Schweden hat die Bundesrepublik inzwischen hinter sich gelassen (6,78). Und noch einen Unterschied gibt es: Während in den zu Beginn der zweiten Welle stark erschütternden Ländern Italien und Frankreich die Infektionskurve wieder steil nach unten zegt, geht sie für Deutschland weiterhin nach oben. Auch in Schweden und den USA ist die zweite Welle offenbar noch im vollen Gange. In Großbritannien stagnieren die Sterbefälle auf einem hohen Niveau.
Infektionsweltmeister USA: Nirgendwo sonst infizieren sich so viele Menschen mit Sars-CoV-2
Innerhalb von 24 Stunden verstorben sind am 22. Dezember laut CDC 1725 Menschen im Zusammnhang mit Covid-19. Erst vergangene Woche überschritten die USA in der Zählung der Johns-Hopkins-Universität außerdem als erstes Land weltweit die Marke von 300.000 bestätigten Toten seit Beginn der Pandemie. Für die vorangegangenen sieben Tage wiesen die Statistiker täglich im Mittel rund 2.400 Tote aus – alle 40 Sekunden stirbt damit ein Mensch mit Covid-19.
Die Vereinigten Staaten erleben aktuell erneut eine verheerende Welle der Corona-Pandemie mit Rekordzahlen bei Infizierten, Erkrankten in Krankenhäusern und Todesopfern. Viele Krankenhäuser berichten von überlasteten Notaufnahmen und fehlenden Pflegekräften für die ständig mehr werdenden Infizierten. Diese Zahlen sind erschreckend. Umso erstaunlicher ist also, dass Deutschland nur minimal von ihnen entfernt ist: Auf die Bevölkerung heruntergebrochen sterben in den USA im Schnitt täglich etwa acht Covid-Patienten pro einer Million Einwohner. In Deutschland sind es am 23. Dezember 7,8.
Schwedens Sonderweg steht in der Kritik– und forderte bislang viele Todesopfer
Besonders viele Tote zählte sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Welle außerdem Schweden. Unter anderem deshalb stand das Land, das noch bis vor kurzem auf „Empfehlungen“ anstatt auf Regeln setzte, immer wieder in der internationalen Kritik.
Derzeit kommen in Schweden auf 10 Millionen Einwohner laut dem Dashboard der schwedischen Gesundheitsbehörde insgesamt 389.439 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 und 8167 Tote im Zusammenhang mit der dadurch ausgelösten Krankheit Covid-19.
Laut den Berechnungen von „Our World in Data“ starben in den vergangenen sieben Tagen vor dem 21. Dezember durchschnittlich 68,4 Covid-Patienten. Das entspricht 6,78 Menschen von einer Million Einwohnern. Deutschland hat den 7-Tage-Schnitt in Schweden demnach am 18. Dezember überholt.
Aufgrund der steigenden Infektionszahlen wich Schweden nun erstmals leicht von seinem Sonderweg ab: So wird dort nun in öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen, einen Mundschutz zu tragen. Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven kündigte am Freitag zudem eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie an. Dazu zählt unter anderem, dass pro Tisch in Restaurants maximal vier Gäste erlaubt sind.
Weitere Einschränkungen, die ab dem 24. Dezember in Kraft treten, sind ein Verbot des Verkaufs von Alkohol nach 20 Uhr sowie eine Verlängerung des Fernunterrichts für weiterführende Schulen bis zum 24. Januar. Das Verhängen eines Lockdowns wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern lehnte Löfven als „zu große Belastung“ für die Bevölkerung ab.
Mittwoch, 23. Dezember: Die Corona-Trends für Deutschland
- Neuinfektionen: 24.740; Gesamt: 1.554.920
- Neue Todesfälle: 962; Gesamt: 27.968
Die 7-Tage-Inzidenz liegt laut RKI-Dashboard am Mittwochmorgen bundesweit bei 195,1. Am höchsten ist sie weiterhin in Sachsen mit 414,1. Im Vergleich zum Vortag (426,8) ist sie leicht gesunken. Am zweitstärksten betroffen ist Thüringen mit einer Inzidenz von 319,6 (Vortag: 299,4). Auf Platz 3 folgt Hessen mit einer Inzidenz von 207,7, kurz vor Bayern mit einer Inzidenz von 215,9.
Der R-Wert liegt in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Dienstag aktuell um 1, im längerfristigen Verlauf leicht über 1 – er ist damit im Vergleich zum Vortag (1,05) erneut leicht gesunken. Das bedeutet, dass im Durchschnitt jede Person, die mit SARS-CoV-2 infiziert ist, etwas mehr als eine weitere Person ansteckt. Da die Zahl der infizierten Personen derzeit in Deutschland sehr hoch ist, bedeutet dies weiterhin eine hohe Zahl von täglichen Neuerkrankungen. Ab einem Wert von 0,7 oder niedriger geht man davon aus, dass das Infektionsgeschehen kontrollierbarer wird.
Das 7-Tage-R, das weniger Schwankungen ausgesetzt ist, lag am Montagabend bei 0,95. Das ist ein etwas niedrigerer Wert als am Vortag (0,98).
Das Divi-Intensivregister meldet 5216 Covid-19-Patienten in Intensivbetten (Stand Dienstag). Von den 5216 Patienten sind 2726 an Beatmungsgeräte angeschlossen, das sind rund 52 Prozent der Covid-Intensivpatienten.
Insgesamt sind laut Intensivregister aktuell 22.038 von 26.806 vorhandenen Intensivbetten belegt – das entspricht einer Auslastung von 82 Prozent.
Hinweis: Zahlen können aufgrund von Meldeverzug von den tatsächlichen Zahlen abweichen.
Dienstag, 22. Dezember 2020: Über 7000 Fälle in einer Woche: Immer mehr Pflegeheime werden Corona-Hotspots
In einem Seniorenheim im Landkreis Trier-Saarburg waren am Montagabend 89 der 178 Heimbewohner mit Sars-CoV 2 infiziert. Das berichtet die Zeitung „Trierischer Volksfreund“. Am Wochenende hatte die Einrichtung zwei Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 zu beklagen. Außerdem seien 40 Mitarbeiter des Heims positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Ein Sprecher der Orpea-Gruppe, zu der das betroffene Seniorenheim gehört, zeigte sich bezüglich der Gründe ratlos. „Wir halten uns strikt an die geltenden Hygienevorschriften und sind in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. Wie es zu diesem Anstieg kommen konnte, wissen wir nicht.“
RKI meldet mehr als 7000 Covid-19-Fälle in Pflegeheimen binnen einer Woche
Das Seniorenheim bei Trier ist mit seinem Ausbruchsgeschehen offenbar kein Einzelfall: Laut dem aktuellen Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montagabend haben sich bislang 55.931 Menschen in Alten- oder Pflegeheimen mit Sars-CoV-2 infiziert – 41.803 davon sind älter als 60 Jahre. Vergangenen Montag meldete das RKI 7447 Fälle weniger, da waren es 48.484 Infizierte insgesamt, wovon 35.512 älter als 60 Jahre waren. Ein Zuwachs von 15 Prozent.
Allerdings: Nicht alle Infektionen sind einem konkreten Ausbruchgeschehen zuordenbar, die tatsächliche Zahl der Fälle in Alten- und Pflegeheimen kann also höher liegen.
Auch Anzahl der infizierten Mitarbeiter steigt
Auch die Mitarbeiter von Pflege- und Altenheimen infizieren sich immer häufiger mit Sars-CoV-2. Waren es vergangene Woche noch 25.118, meldet das RKI am gestrigen Montag bereits 28.511. Ein Zuwachs von 13,5 Prozent. Je mehr Mitarbeiter in Alten- oder Pflegeheimen krankheitsbedingt ausfallen, desto prekärer wird die Situation vor Ort. Im Extremfall kann die adäquate Pflege der Heimbewohner dann nicht mehr gewährleistet werden.
Immerhin: Nur zwölf Prozent der infizierten Mitarbeiter sind älter als 60 Jahre. Der Großteil ist somit weniger gefährdet, einen schweren Verlauf der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 zu erleiden.
Alter ist ein Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf
Denn: Je älter ein Mensch ist, der sich mit Sars-CoV-2 infiziert und in dessen Folge die Erkrankung Covid-19 entwickelt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person schwer daran erkrankt. Schwere Lungenentzündungen bis hin zu Organversagen können die Folge sein, ein mehrwöchiger Aufenthalt auf der Intensivstation ist beinahe unumgänglich. Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf erhöht gleichzeitig auch das Risiko für einen Sterbefall.
Deutschlandweit infizieren sich immer mehr Ältere
Insgesamt nimmt die Anzahl der betagten Betroffenen in Deutschland weiterhin auf einem besorgniserregenden Niveau zu: Die bundesweite, einrichtungsunabhängige 7-Tage-Inzidenz unter den Über-60-Jährigen ist von vergangenen Montag auf diesen Montag ebenfalls sehr stark angestiegen: von 165 auf 194 Fälle pro 100.000 Personen aus der Altersgruppe. Das RKI mahnt daher weiterhin eindringlich, die ältere Bevölkerung besonders zu schützen und sich an Hygiene- und Abstandsregeln zu halten.
Seniorenheim verhängt Besuchssperre über Weihnachten
In dem betroffenen Altenheim bei Trier wurden die Maßnahmen zur Corona-Prävention laut einem Sprecher nun rigoros verschärft. So gelte ab sofort eine Besuchssperre, die auch über die Weihnachtsfeiertage fortbestehen soll.
Dienstag, 22. Dezember: Corona-Trends für Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet am Dienstagmorgen 19.528 neue Corona-Fälle. Damit sind in Deutschland laut RKI seit Beginn der Pandemie bislang 1.530.180 Covid-19-Fälle bekannt. Zum Vergleich: Am vergangenen Dienstag meldete das RKI 14.432 Neuinfektionen und damit mehr als 5000 Fälle weniger. Die Zahl der Neuinfektionen liegt also deutlich über dem Vorwochenniveau.
Am Dienstagmorgen meldet das RKI zudem 731 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt sind hierzulande bislang 27.006 Menschen im Zusammenhang mit der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheit verstorben. Die Zahl der Genesenen stieg auf 1.136.700, insgesamt rund 366.500 aktive Fälle gibt es in Deutschland aktuell. Das sind rund 2.500 weniger als am Vortag.
Das 7-Tage-R, das weniger Schwankungen ausgesetzt ist, lag am Montagabend bei 0,98. Das ist ein etwas niedrigerer Wert als am Vortag (1,04).
Das Divi-Intensivregister meldet am Dienstagmorgen 5166 Covid-19-Patienten in Intensivbetten. Von den 5166 Patienten sind 2705 an Beatmungsgeräte angeschlossen, das sind knapp 52 Prozent der Covid-Intensivpatienten.
Insgesamt sind aktuell laut Intensivregister 20.167 von 24.081 betreibbaren Intensivbetten belegt – das entspricht einer Auslastung von 84 Prozent.
Hinweis: Zahlen können aufgrund von Meldeverzug von den tatsächlichen Zahlen abweichen.