Bericht: Bundeswehr ist schuld an Puma-Pannen
24. Januar 2023Ein Bericht des Verteidigungsministeriums an den Verteidigungsausschuss zeigt, dass die Ausfälle an 18 Puma-Panzern nicht auf die Industrie, sondern auf die Truppe selbst zurückzuführen sind. Das berichtet das Nachrichtenmagazin «DER SPIEGEL», auch die Deutsche Presseagentur hatte das Papier vorliegen.
Das Verteidigungsministerium, damals noch unter Christine Lambrecht (SPD), hatte Mitte Dezember das Problem flugs der Industrie zugeschoben. Man sei bei der Übung für die Nato-«Speerspitze» auf schwere technische Probleme gestoßen.
Lambrecht setzte Kauf von Pumas aus
Die 18 hochmodernen Schützenpanzer waren bei einem Manöver am Schießübungszentrum der Panzertruppe im niedersächsischen Munster ausgefallen. Daraufhin wurden die Panzer für die Nato-Truppe durch das ältere Modell Marder ersetzt. Lambrecht setzte den Kauf weiterer Pumas zeitweilig aus.
Der von zahlreichen technischen Problemen geplagte Puma war erst 2021 für gefechtstauglich erklärt worden. Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug hatte auch zuvor schon als «Pannenpanzer» Schlagzeilen gemacht.
Soldaten fehlte die Erfahrung am Puma
Ein Blick in einen Bericht, an dem Truppe, Heeresinstandsetzung, die Industrie und das Ministerium beteiligt waren, lässt nun neue Schlüsse zu. Nicht die Schwere der Störungen, sondern die Anzahl habe das vor Ort verfügbare logistische System überlastet, heißt es darin.
Im Ergebnis hatten fehlende Erfahrung der Bediener im Umgang mit dem Gerät, Defizite in der logistischen Unterstützung durch die militärischen Instandsetzungskräfte und das Unterbleiben einer verstärkten Einbindung von Industrieteams dazu beigetragen, dass am Ende der Übung alle Puma nicht mehr einsatzbereit gewesen seien, berichtet «DER SPIEGEL» unter Berufung auf den Bericht.
Kleine Schäden führten zu Totalausfall
13 kleinere, 21 mittlere und einen schwerwiegenden Schaden listet der Bericht demnach auf. Angeführt werden mehrere gebrochene Elektrokabel und zahlreiche Verschmutzungen, die zum Ausfall geführt hätten.
«Das Übungsgeschehen hat gezeigt, dass auch technisch vermeintlich kleine und einfach zu behebende Schäden die operative Einsetzbarkeit des Systems negativ beeinflussen können», heißt es in dem als Verschlusssache eingestuften Bericht. Als schwerer Schaden wird der Schwelbrand an einem Kabelbaum eingestuft, der offenbar unsachgemäß mit einem Pulverlöscher bekämpft wurde.
Verteidigungsministerium setzt trotzdem auf den Puma
Das Ministerium betont aber, der Schützenpanzer sei ein «hochkomplexes, hochmodernes Waffensystem». Er stelle «einen Quantensprung in der taktischen Überlegenheit hinsichtlich Feuerkraft, Mobilität und Vernetzung dar». Alle Beteiligten seien sich einig, dass der Puma «die Zukunft für das Heer ist».
In wenigen Tagen werde die erste Puma-Kompanie, die für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato vorgesehen sei, «technisch wieder einsatzbereit» sein und nach «Abschluss eines ergänzenden Ausbildungsabschnitts» noch im ersten Quartal wieder in die Nato-Truppe eingegliedert. Eine zweite Kompanie werde «zugeführt», sobald alle notwendigen Voraussetzungen wie die «Verfügbarkeit von Ersatzteilen» erfüllt seien. chi/dpa