Ikke Hüftgold scheitert – Lord Of The Lost singen für Deutschland beim ESC

Ikke Hüftgold scheitert – Lord Of The Lost singen für Deutschland beim ESC

4. März 2023 Aus Von mvp-web

Diesmal wird es laut und ein bisschen düster: Deutschland schickt die Rockband Lord Of The Lost zum Eurovision Song Contest (ESC) 2023. Die Hamburger Gruppe, die mit blutroten Outfits, viel Schminke und noch mehr Dezibel auftrat, gewann in der Nacht zum Samstag den deutschen ESC-Vorentscheid in Köln.

Sänger Chris Harms ließ sich von Moderatorin Barbara Schöneberger kneifen, um den Triumph verarbeiten zu können. «Ich bin wirklich sprachlos», sagte der Musiker. «Ich bin sonst relativ eloquent.»

Souveräner Sieg von Lord Of The Lost

Die Band verdankte ihr Ticket zum ESC-Finale, das am 13. Mai in Großbritannien ausgetragen wird, vor allem dem Publikum. Es katapultierte die Rocker am Ende der ARD-Show «Unser Lied für Liverpool» an allen anderen Bewerbern vorbei auf den ersten Platz.

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Nach dem zunächst eingeholten Jury-Votum, das Fachleute aus acht Ländern abgegeben hatten, hatte es ganz und gar nicht nach einem Sieg der Combo ausgesehen. Da waren Lord Of The Lost nur auf dem fünften Platz gelandet. Publikums- und Jurystimmen machten je 50 Prozent aus.

Show mit «Blood & Glitter»

Die Band tritt mit dem Lied «Blood & Glitter» an – übersetzt «Blut und Glitzer». Entsprechend sah der ganze Auftritt aus. Knalliges Rot dominierte, dazu funkelte und glitzerte es. Sänger Chris Harms holte brachial alles aus seiner Stimme raus.

Die Band, die Anfang des Jahres ein Nummer-eins-Album hatte, lässt sich dem Dark Rock zurechnen, vielleicht auch dem Heavy Metal. Unter anderem begleitete sie schon die Metal-Koryphäen Iron Maiden durch Europa. Bands aus einem ähnlichen Spektrum haben beim ESC bisweilen gut abgeschnitten – so gewannen etwa Lordi aus Finnland (2006) oder Måneskin aus Italien (2021).

Ungewöhnliche Wahl für Deutschland

Für Deutschland – das Land, das einst Mary Roos oder Katja Ebstein und oft eine Idee von Ralph Siegel entsandte – ist es eine ungewöhnliche Wahl. In den vergangenen Jahren schickte die Bundesrepublik meist geschmeidige Pop-Nummern zum ESC.

Allerdings mit verheerenden Folgen: Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Einzige Ausnahme war 2018 der Musiker Michael Schulte, der einen vierten Platz holte. Erstmals seit 2008 (damals No Angels) schickt Deutschland nun auch wieder eine Band und keinen Solo-Künstler.

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Der Sänger von Lord Of The Lost, Chris Harms, kündigte an, dass man bei der Bühnen-Show nun «natürlich noch mal einen drauflegen» werde. «Unsere Designerin ist gerade hochschwanger. Ich weiß nicht, ob sie es jetzt noch schafft, uns etwas zu nähen. Aber ich würde gerne das alles noch größer, noch glamouröser machen», sagte er.

Großbritannien springt für Ukraine ein

Bis zum ESC-Finale hat die Band noch etwas Zeit. Austragungsort ist in diesem Jahr Liverpool. Großbritannien springt 2023 als ESC-Gastgeberland für die von Russland angegriffene Ukraine ein, die den Wettbewerb 2022 in Turin gewonnen hatte.

Als knapp gescheitert konnten beim deutschen Vorentscheid der Singer-Songwriter Will Church und der Party-Sänger Ikke Hüftgold gelten. Church hatte bei dem Jury-Votum noch weit vorne gelegen, konnte dann aber nicht genügend Stimmen des Publikums einfahren.

Ikke Hüftgold wird Letzter

Komplett umgekehrt war es bei Hüftgold, dessen Versuch, den deutschen Ballermann-Sound nach Europa zu singen, mit einer Mischung aus Spannung und Verwunderung beobachtet worden war.

Der Sänger heißt im wahren Leben Matthias Distel. Er ist auch als Produzent für den Sommerhit «Layla» («Sie ist schöner, jünger, geiler») verantwortlich. Bei seinem ESC-Versuch wurde er jedoch von den Jurys für seinen Song «Lied mit gutem Text» gnadenlos mit dem letzten Platz abgestraft. Das Publikum dagegen beförderte ihn am Ende noch auf die zweite Position, nur geschlagen von Lord Of The Lost.

«Ich schreibe nächste Woche schon wieder den nächsten Song. Ihr glaubt doch nicht, dass ihr mich hier loswerdet.

Hüftgold zeigte sich danach kämpferisch, auch wenn er die schlechten Jury-Wertungen etwa aus Österreich («Österreich? Ich mache da Après-Ski-Auftritte, 100 Stück im Jahr!») nicht ganz nachvollziehen konnte. «Ich schreibe nächste Woche schon wieder den nächsten Song. Ihr glaubt doch nicht, dass ihr mich hier loswerdet», sagte er. dpa/hev